„hat er uns beschenkt“

denn aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, und zwar Gnade um Gnade
Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.
Elberfelder 1871 – Joh 1,16–17

Aus seinem Reichtum
hat er uns beschenkt,
uns alle mit grenzenloser Güte überschüttet.
Durch Mose gab Gott uns das Gesetz, in Jesus Christus aber ist uns seine Güte und Treue begegnet. Kein Mensch hat Gott jemals gesehen. Nur der Eine, der selbst Gott ista und mit dem Vater in engster Gemeinschaft steht, hat uns gesagt und gezeigt, wer Gott ist.
Gute Nachricht Bibel – Johannes 1,16–18

Er hat uns immer wieder fett beschenkt, und zwar mit allem, was geht, mit seiner grenzenlosen Liebe.
Die alten Gesetze kamen von Mose. Dass Gott uns ohne Ende liebt und immer die Wahrheit sagt, kann man aber daran erkennen, dass Jesus Christus zu uns gekommen ist.
VolxBibel – Joh 1,16–17

Wir alle, sagt Johannes, die wir als die Apostel Jesu vor die Welt traten und die Kirche sammelten, die ganze Schar derer, die den Beruf erhalten hatten, die Zeugen Jesu zu sein, wir alle arbeiteten nicht mit dem, was wir uns selbst erwarben, sondern schöpften aus der Fülle Jesu. Sein Eigentum war es, was wir der Menschheit brachten. Darum entstand durch die Apostel Christentum, nicht petrinische oder paulinische oder johanneische Frömmigkeit, sondern die Erkenntnis Jesu und seiner Sendung und der Empfang seiner Gaben. Wir alle, sagt Johannes; es war eine große Schar und jeder wieder anders als die anderen, jeder ein Freier, weil jeder an das gebunden war, was er selbst an Erkenntnis und Kraft besaß. Dennoch waren sie eine geeinte Schar und das, was sie schufen, war die einzige und einige Kirche. Denn was sie besaßen, kam alles von dem Einen her und woraus der Fülle Jesu genommen. Keiner erhielt die ganze Fülle. Jesus bleibt größer als alle seine Boten und alle seine Glaubenden. Aber jeder erhielt aus seiner Fülle seinen Teil, nämlich Gnade. War es eine von ihnen verdiente und errungene Gnade? Nein, es war „Gnade für Gnade“. Er war der Gebende im Verkehr mit allen in einer Güte, die nicht im Jünger ihren Grund hatte, sondern in ihm. Weil Er ihnen seine Gnade gegeben hatte, gab er sie ihnen immer neu. Es gab für sein Geben kein Ende, kein: nun ist es genug. Vorwärts führte sie der Herr, zu neuer Erkenntnis, zu neuem Dienst, zu neuer Erfahrung seiner Regierung. Immer höher stieg ihr Weg und doch führte er sie nicht von ihrem Anfang weg. Denn in der Gnade, die sie einst empfangen hatten, lag der Grund für die, die ihnen jetzt gegeben ward.
Ich habe nichts, was mir Deine Gnade erwürbe, lieber Herr, als Deine Gnade. Sie gibt auch meinem Leben die Bewegung, die nicht ermüdet, den Aufstieg, der nicht ermattet, den Reichtum, der sich nicht erschöpft. Indem Du aus Gnade Gnade werden lässt, machst Du Deine Fülle offenbar und heiligst Deine Schar dir zum Dienst und Dir zum Preis. Amen.

Adolf Schlatter.2018 – Andachten

So werden die Apostel und weiterhin die ganze Gemeinde die Bestätigung für das prophetische Wort des Täufers und ein neues Zeugnis für die Herrlichkeit des Christus. Denn was sie haben, stammt nicht aus ihnen. Was Jesu Eigentum war, das hat die Apostel erleuchtet, geheiligt, zu ihrem Werk in der Welt ausgerüstet und zu Boten Gottes an die Gemeinde gemacht. Wir alle nahmen es von ihm. Jeder aber hatte seine besondere Art, seinen eigentümlichen Beruf und diente dem Christus anders als die anderen, Petrus anders als Johannes, Paulus anders als Petrus. Das aber war ihnen allen gemeinsam, dass sie, was sie waren und hatten, Jesus verdankten; durch ihn sind sie zu dem geworden, was die Gemeinde an ihnen hat.

Nun, nachdem der Evangelist zuerst kräftig ausgesprochen hat, dass sie die Empfangenden, Begabten gewesen sind, nun sagt er, was sie von ihm erhalten haben. Gnade in herrlicher Vollkommenheit ist das gewesen, was die Jünger zu Jesus gebracht und bei ihm festgehalten hat. Lauter Güte und Hilfe, lauter tragendes Verzeihen und zu ihm sie emporhebende Liebe hat ihnen Jesus erwiesen in einer Kette, die nie endete. Von einer Gnade ging es zur anderen. Um der Gabe willen, die sie empfangen hatten, schenkte Jesus ihnen die neue Güte; weil er sie zu den Seinen gemacht hatte, zog er sie immer näher an sich. Sie hatten ihm nichts zu bringen, als was sie von ihm selbst empfangen hatten. Aber eben dies war für ihn der Grund, sie immer neu seine Gnade erleben zu lassen. So tauschten sie Gnade gegen Gnade ein.

Der Täufer und die Apostel waren die Mitarbeiter Jesu, die mit ihm der Welt das Evangelium brachten. Unter denen, die vor Jesus von Gott gesandt waren, ragt Mose über alle empor; durch ihn war die Gemeinde Gottes entstanden, in der Jesus geboren wurde und seine Arbeit tat; auf Moses Wort war ihr ganzer Gottesdienst gestellt. Darum beschreibt Johannes noch mit einem mächtigen Spruch, wie sich das Werk Moses zu dem Werk Jesu verhält, und bestimmt damit den Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Bund, zwischen Israel und der Christenheit.

Joh 1,17:
Die Gabe, die Israel einst durch Mose von Gott empfing, war das Gesetz; darauf ist Israel gegründet, und sein ganzer Gottesdienst ist dadurch umschrieben; es dient dem Gesetz und steht unter dem Regiment des Gesetzes. Jetzt sind die Gnade und die Wahrheit entstanden. Das ergibt den Unterschied zwischen der alten und der neuen Zeit. Jetzt regiert die Gnade, die verzeiht, hilft, gibt, was alles das Gesetz nicht kann; es befiehlt, was der Mensch tun soll, und macht ihn verantwortlich für das, was er tut. Und jetzt ist die Wahrheit da, die das Gesetz noch nicht hat mit seinem figürlichen Gottesdienst und seinen bildlichen Heiligtümern, mit seiner Botschaft von dem fernen und verborgenen Gott und seiner Verheißung eines Künftigen, das noch nicht ist. Sind auch die Gnade und die Wahrheit ewiglich das Eigentum Gottes, bei dem sein Wort immer war, immer der Gnade und Wahrheit voll, so sind sie beide doch im Weltlauf unter uns Menschen erst offenbar, gegenwärtig und wirksam geworden in Jesus, dem Johannes hier mit Bedacht seinen vollen Namen „Jesus Christus“ gibt. Auf den Menschen Jesus zeigt er hin und auf seine Sendung, die ihn zum Christus macht. Jesus vermittelt in seinem Sohnesleben die Geltung der Gnade für uns und das Regiment der Wahrheit in uns, so dass sie mit ihm bei uns einkehren und als seine Gaben bei uns sind.

Gnade und Wahrheit machen aber Gottes eigenstes Wesen aus, und durch sie ist Gott wirklich von uns erkannt. Der letzte Satz gibt darum noch ein abschließendes Wort, das den Unterschied Jesu von allen Menschen ausspricht und damit zeigt, weshalb wir alle ihn nötig haben.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Mit den Worten: „denn aus seiner Fülle nahmen wir alle, und zwar Gnade um Gnade“, begründet der Apostel den v. 14 ausgesprochenen Gedanken, daß in dem fleischgewordenen Logos eine Herrlichkeit voller Gnade zu schauen war, mit dem Hinweise auf die Erfahrungsthatsache, daß alle Gläubigen aus der Fülle Christi Gnade über Gnade schöpfen. Dabei ist jedoch v. 15 nicht als parenthetisch eingeschoben zu betrachten, sondern die Begründung ist in der Form einer Bestätigung des Johanneszeugnisses (v. 15) gegeben (Lücke, Bg.- Cr., Lthdt., Weiß); und zwar des Inhalts dieses Zeugnisses, nicht blos des μαρτυρεῖ καὶ κέκραγε, wie Weiß Form und Inhalt wunderlicherweise scheiden will. Der Gedankengang ist folgender: Johannes bezeugt, daß in Jesu Christo der ewige Logos erschienen und seine Herrlichkeit zu schauen war; dieses Zeugnis wird uns durch die Erfahrung bestätigt, denn aus der Fülle seiner δόξα nahmen wir alle Gnade. πλήρωμα weist auf πλήρης χάριτος v. 14 zurück, ist also die Fülle der Gnade, die in Christo zu schauen war. ἡμεῖς πάντες im Unterschiede von ἡμῖν v. 14 sind alle Gläubigen, nicht blos die unmittelbaren Jünger Jesu, die ihn während seines Erdenlebens gesehen haben, auf welche ἡμῖν sich bezieht, sondern auch die, welche durch die Predigt der Apostel nach Christi Himmelfahrt zum Glauben gekommen waren. Eine Andeutung der Unerschöpflichkeit des πλήρωμα (Mey., Lthdt.) ist in πάντες nicht zu suchen; noch weniger ist in πάντες der Täufer mit einzuschließen, ‚der nur dann aus eigener Erfahrung zeugen konte‘ (Weiß); denn der Täufer hat nicht aus eigener Erfahrung gezeugt, sondern vermöge göttlicher Erleuchtung, wie er v. 31 ausdrücklich erklärt. καὶ χάριν und zwar Gnade. καί epexegetisch, um das Object stärker hervorzuheben. χάριν ἀντὶ χαρ. Gnade um Gnade d.h. eine Gnadenerweisung mit der andern abwechselnd — proximam quamque gratiam satis quidem magnam gratia subsequens cumulo et plenitudine sua quasi obruit (Beng.) — nicht: alt- und neutestamentliche Gnade (Chrys., Beza u.A.), da in v. 17 der χάρις der νόμος Μωυς. entgegengesezt ist, sondern die Fülle der Gnadenerfahrungen, Rechtfertigung, Friede mit Gott, Hoffnung u. s. w., vgl. Röm. 5,1ff. (Mey.), selbst die Fülle der besonderen Charismen eingeschlossen (Ew.); nicht blos die Gnadengabe der ἀλήθεια v. 14–17, ‚die nach johanneischer Anschauung in stufenweisem Fortschritte immer reicher gegeben und immer voller angeeignet werde‘ (Weiß).
V. 17. Diese Warheit wird mit dem Satze begründet, daß nicht durch das mosaische Gesetz, sondern durch Jesum Christum die Gnade und die Warheit geoffenbaret worden. Der Nachdruck liegt nicht auf der Gegenüberstellung von Mose und Christus (Lücke), sondern auf ὁ νόμος und ἡ χάρις κ. ἀλήθ. Moses ist nur der Mittler, durch welchen das Gesetz gegeben wurde, Jesus Christus der, durch welchen die Gnade …. geworden (ἐγένετο d.h. erschienen, kundgeworden); nicht: den Gläubigen zuteil geworden (Weiß), da zu dieser Beschränkung des ἐγένετο kein Grund vorliegt. Das Gesetz gebietet und fordert, kann das Heil nicht geben, weil die Menschen als Sünder seine Gebote nicht zu erfüllen vermögen. Damit wird die Gesetzesreligion des A. T. nicht als nicht göttlichen Ursprungs dargestelt, sondern nur als das Heilsbedürfnis nicht befriedigend bezeichnet. Die Befriedigung dieses Bedürfnisses war auch nicht der Zweck, zu welchem Gott das Gesetz durch Mosen gab, sondern zur rechten Erkentnis der Sünde solte es führen und dadurch das Verlangen nach Erlösung wecken und so das Erscheinen der Gnade in Christo vorbereiten. Davon daß Gott auch unter der Oekonomie des Gesetzes sich denen, die ihre Sünde Gott bekanten und Vergebung derselben suchten, Gnade erzeigte, ist hier, wo es galt den Unterschied von Gesetz und Gnade zu zeigen, abgesehen.

Keil – Commentar über das Evangelium des Johannes

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