Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: daß Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 1,5
Das ist die Botschaft,
die wir von Jesus Christus* gehört haben
und die wir euch verkünden:
Gott ist Licht (- Das Licht ist das erste Werk in Gottes Schöpfung. Im übertragenen Sinn bedeutet das Licht Leben, während Dunkelheit für den Tod steht. Im Neuen Testament wird Jesus als Licht der Welt bezeichnet, weil die Menschen durch ihn das ewige Leben erhalten. -):
in ihm gibt es keine Spur von Dunkelheit.
BasisBibel – 1.Johannes 1,5
Dies ist die Botschaft, die wir von ihm* gehört und euch verkünden: «Gott ist Licht -sein Wesen ist Licht (vollkommne Heiligkeit und Wahrheit).- , und in ihm ist keine Finsternis.»
Ludwig Albrecht – 1.Johannes 1:5
Aber die Formulierung „Vater der Lichter“ vermittelt mehr als Gottes Rolle als Schöpfer. Sein Charakter und seine Natur unterscheiden sich grundlegend von denen aller anderen göttlichen Wesen. Wie in anderen antiken Kulturen ist auch in jüdischen Schriften der Glaube weit verbreitet, dass die Sterne himmlische Wesen sind. Diese Vorstellung findet sich im Alten Testament, wo die Söhne Gottes metaphorisch als „die Sterne Gottes“ bezeichnet werden (Hiob 38,7). Jakobus‘ Beschreibung von Gott als „Vater der Lichter“ spricht dann von Gott als dem Schöpfer aller himmlischen Wesen – und betont damit, dass sie erschaffen sind und daher minderwertig sind. Gott allein ist ungeschaffen.
Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen
Diese Idee wirft auch Licht (Wortspiel beabsichtigt) auf 1 Johannes 1:5, wo Johannes schrieb, dass „Gott Licht ist“. Sein Punkt war nicht, dass Gott Energieteilchen ist – was bedeuten würde, dass Gott Teil der Schöpfung ist, was Johannes an anderer Stelle ausdrücklich verneint (Johannes 1,1-3). Vielmehr verwendet Johannes den Satz metaphorisch und relativiert ihn, indem er sagt, dass in Gott „überhaupt keine Finsternis ist.“ Nur Gott ist ganz und gar wahr und gut.
Unser Vater der Lichter steht allein als derjenige, der die Zeit und ihre Markierungen geschaffen hat. Die Himmelskörper bewegen sich so, wie er es bei der Schöpfung bestimmt hat, während sein Wesen konstant bleibt. Der Urheber der Veränderung ändert sich selbst nicht. Sein Wesen schwankt nie. Der Vater der Lichter schuf die geistigen Wesen, die seine himmlische Heerschar sind (1. Könige 22,19), aber nur er ist beständig wahr und gut. Ihr Wesen mag schwanken. Sein Wille nicht.
Auch in anderen jüdischen Schriften (vor allem in den Schriftrollen vom Toten Meer) wird das Bild von Licht und Finsternis eingesetzt, um den Gegensatz zwischen den Anhängern der Gerechtigkeit und den Anhängern der Sünde deutlich zu machen, wobei Gott als vollkommen gerecht verstanden wird (vgl. im A.T. z.B. Ps 92,16 ).
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Aufbauend auf Johannes 8-9, wo der Messias sich selbst als das Licht der Welt erklärte, betont auch dieser Abschnitt den Begriff des Lichts. Infolge seines Kommens als das Licht haben diejenigen, die in der Finsternis wandeln, die nicht in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes wandeln, keine Gemeinschaft mit Gott. Diejenigen, die im Licht wandeln, haben Gemeinschaft mit Gott, und sie haben Gemeinschaft mit anderen, die auch in diesem Licht wandeln.
Arnold Fruchtenbaum – Channukah (Das Fest der Einweihung)
Sobald jemand gläubig wird, wird er ein Kind des Lichts. Gläubige werden immer Kinder des Lichts sein, auch wenn sie vielleicht nicht immer im Licht wandeln. Die Verpflichtung des Gläubigen ist es, im Licht zu wandeln. Das bezieht sich besonders auf das Licht des Wortes Gottes, denn es ist das Wort, das dem Gläubigen die notwendige Erleuchtung gibt, damit er weiß, wie er wandeln muss. Wenn der Gläubige im Licht wandelt, dann hat er Gemeinschaft mit Gott. Der Gläubige hat nicht nur Gemeinschaft mit Gott, indem er im Licht wandelt, er hat auch Gemeinschaft mit anderen, die im Licht wandeln. Man kann immer erkennen, dass ein Gläubiger in Sünde lebt, wenn es einen plötzlichen Bruch der Gemeinschaft zwischen ihm und anderen Gläubigen gibt.
Ohne jede weitere Einleitung stellt Johannes nun einen Hauptsatz an den Anfang seines Schreibens: »Gott ist Licht.«
Gerhardt Maier – Edition C
Das ist eine Seinsaussage und eine Handlungsbeschreibung Gottes. Johannes beruft sich dabei auf das, was er bei und von Jesus gehört hat. Er fasst die Verkündigung des Herrn mit diesem Satz zusammen (denn uns ist kein direktes Jesuswort überliefert); »Gott ist Licht.«
Der Sache nach aber trifft er damit die Gottesverkündigung des Sohnes genau. Der Sohn verkündet die Herrlichkeit des Vaters (vgl. Mt 6,13; 16,27; 19,28; 25,31; vgl. auch Joh 1,14; 11,40; Apg 7,2; 7,55; Röm 1,23; 6,4; Eph 1,17; Tit 2,13; Offb 15,8; 21,23).
Auch das AT bezeugt die Lichtsgestalt und Herrlichkeit Gottes (vgl. Ps 36,10; 43,3; 44,4; 89,16; 104,2; Dan 2,22; vgl. auch Mt 17,2; Joh 1,7f.; Kol 1,12; 1Tim 6,16; Jak 1,17; Offb 22,5).
Jesus redet von sich selbst als dem Licht und zeigt sich damit in seiner Einheit mit dem Vater (vgl. Joh 8,12; 9,5; 12,35f.; Joh 12,46; vgl. auch Lk 2,32; Jes 9,1; 42,6; 60,1.19). So sagt Johannes, was er von Jesus gehört hat.
Die »Botschaft«. die er im Hören auf Jesus weitersagt, ist nicht nur wortgetreues Nachsprechen, sondern geistgewirktes Zusammenfassen und eben darin Gotteswort. Der griechisch Begriff für »Botschaft« (angelia) steht nur hier und in 1Joh 3,11 und unterstreicht damit in seiner Grundbedeutung, dass es »Gotteskunde, Gottesnachricht« ist.
»Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen«, damit ist noch einmal der geschichtliche Weg des Gotteswortes eindeutig festgehalten: Vom Herrn über die Apostel an die Gemeinde. »Erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist«, fasst Paulus zusammen (Eph 2,20), und Jesus selbst sagt im Missionsbefehl: »… und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe« (Mt 28,20).
Martin Luther drückt es in seiner Erklärung zum dritten Glaubensartikel aus: »… sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen…« So geht die Kette des Glaubens. Den Aposteln fällt hier die Grundlegung, die erste Nachricht zu. Das ist auch eine deutliche Absage an alle gnostische Selbstanmaßung damaliger und heutiger »Lehrer«, die sich auf unmittelbare Gottesoffenbarungen, geheimstes unmittelbares Wissen berufen. Alle Gottesverkündigung muss sich am »Wort des Herrn« und damit am biblischen Wort messen lassen. Widerspricht es dem biblischen Wort, ist es ein anderer Geist. Die Bibel, das Zeugnis, die Gottesnachricht der berufenen Urzeugen ist alleiniger Maßstab des Glaubens. Von dorther wird deutlich, dass auch der Verfasserfrage der biblischen Schriften ein wichtiger Rang zukommt. Allzu oft führt die Bestreitung der bezeugten Verfasserschaft zu einer Bestreitung des göttlichen, geistdurchhauchten Wesens der Schrift selbst.
Die Bekenntnisaussage »Gott ist Licht« wird von Johannes ergänzt durch »in ihm ist keine Finsternis« (griechisch mit stärkster doppelter Verneinung, etwa: »Finsternis ist in ihm nicht keine«, also etwa: »Es gibt überhaupt keine Finsternis in ihm«).
Auch hier steht eine klarste Absage an gnostische Irrlehrer im Hintergrund, die Gott zum Prinzip machen, das »Eine« etwa, und die alles, Licht und Dunkel, Gutes und Böses, von ihm ableiten und so ihre Welterklärung stimmig machen. Sehr schnell wird dann die eigene Finsternis, das Dunkle und Böse, entschuldbar, denn es kommt ja auch aus Gott.
Nein, sagt Johannes: »Gott ist Licht.« Sein Wesen und Sein ist klarste, ungetrübte Heiligkeit, Glanz und Lauterkeit. Nicht er ist der Wirker des Bösen.
Woher kommt das Böse? Die Bibel gibt darauf keine letzte Antwort, sondern behaftet uns Menschen dabei: »Du Mensch bist böse« (vgl. 1Mose 8,21). Alle anderen Antworten würden nur von uns ablenken und zu Entschuldigungsargumenten missbraucht werden, die letztlich dann alles doch Gott zuschieben. Auch die biblische Andeutungslinie von Satan, dem gefallenen Engel (vgl. 2Petr 2,4; Jud 1,6; auch Jes 14,12ff.; Hes 28,12-19), lässt vieles offen und ist zur Selbstentschuldigung unbrauchbar. Die Lichtklarheit Gottes und die Finsternis des Bösen haben nichts miteinander zu tun. So ist das »Gott ist Licht« auch ein Trostsatz für den Glaubenden: Er braucht sich nicht vor einem Drohenden, bis jetzt noch nicht Bekannten in Gott zu fürchten. »Gott ist Licht« – das preist ihn in seiner Herrlichkeit und gründet unser Vertrauen zu seiner Klarheit für uns. Denn »Gott ist Licht« ist auch Tunbeschreibung: Das Licht scheint, wärmt, heilt. Gott bleibt nicht ein Lichtglanz der Dreieinigkeit, sondern er macht unsere Finsternis heil, denn »das Licht scheint in der Finsternis« (Joh 1,5). »Gott ist Licht« und macht es so bei uns Menschen hell. Darin ist seine Gnade und sein Heilswille verdeutlicht.
Gott ist Licht; das sagt uns nicht bloß, wie er für sich selbst ist, sondern zugleich, wie er sich uns gegenüber verhält und was er uns tut. Das Licht strahlt in die Welt hinaus, und sein Werk ist, zu scheinen. Es ist nicht nur selbst hell, sondern macht alles hell; denn es geht in unser Auge ein und versetzt uns selbst in die Helligkeit. Gott gleicht dem Licht seiner herrlichen Gnade und vollkommenen Güte wegen. Wie ein heller Strahl kommt seine Wirkung und Gabe zu uns, pflanzt die Wahrheit in unsere Erkenntnis und die Gerechtigkeit in unseren Willen und macht uns dadurch licht.
Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament