denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden.
Elberfelder 1871 – Hebr 2,18
Denn eben deshalb, weil er selbst Versuchungen erlitten hat -oder: denn worin er selbst Versuchung erlitten hat – , vermag er denen zu helfen, die versucht werden. Hermann Menge Übersetzung – 1926 – Hebräer 2,18
Denn was er selber an üblen Sachen durchgemacht hat, dadrin kann er uns dann auch helfen, wenn wir mal wieder von Satan unter Beschuss genommen werden.
VolxBibel – Hebräer 2:18
ἐν ᾧ wohl kaus. (A193): ἐν ᾧ πέπονθεν deswegen, weil er gelitten hat (B ἐν IV6d; viell. aber worin er gelitten hat). πέ-πονθεν Pf. πάσχω. αὐτός (betont, A124) er selbst. πειρασθείς Aor. Ptz. Pass. πειράζω (vgl. A3391ff) versuchen, in Versuchung bringen (Unrechtes zu tun); prüfen, auf die Probe stellen; mod. od. temp. πειραζομένοις Ptz. Pass.; subst. βοηθῆσαι Aor. Inf. βοηθέω (< βοή Ruf, θέω eilen) zu Hilfe kommen, helfen.
Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament
Noch im letzten Vers dieses Abschnittes wird die Bedeutsamkeit der Solidarisierung Christi mit seinen Brüdern (V. 11.14.17) klar herausgestellt: Als leidender Herr kann er die Leidenden verstehen.
Edition C
Christus kennt uns, weil er wirklicher Mensch war. Dabei hat er auch »gelitten«. Qual und Leiden waren ihm nichts Fremdes (vgl. seine Passionsgeschichte). Auch ist er »versucht worden«. In der Wüste hat Satan seine Gottessohnschaft auf die Probe gestellt (Mt 4,1-11; Mk 1,12-13; Lk 4,1-11). Christus ist aber seiner messianischen Sendung treu geblieben. Auch während seiner Passion hat er den Weg, den der Vater ihm gezeigt hatte, nicht verfehlt (vgl. Mt 26,42). In allem hat er sich als der gehorsame Sohn (Heb 5,8) bewährt.
Deswegen, weil er Mensch war und weil er dennoch den Versuchungen siegreich standgehalten hat, »kann er denen helfen, die versucht werden«. Der Sohn Gottes hatte nicht nötig, selbst zu sündigen, um die Sünder zu verstehen. Sein Verständnis gründet sich auf die Stärke der Versuchung zu sündigen. Dadurch, dass er nie nachgab, hat er die Versuchung noch stärker als seine schwachen Brüder erlebt.
Dadurch ist er aber auch im Stande, uns zu Hilfe zu kommen; denn nur einer, der durch Leiden (vgl. Heb 5,8-9) gelernt hat, ist fähig, Mitgefühl mit anderen in ihren Leiden zu haben.
Am Schluß unseres Kapitels weist der Apostel noch einmal auf die Folgen der Menschwerdung Jesu (vgl. V. 14) hin. Zum vollen Menschsein Jesu gehört auch seine Versuchlichkeit. Was uns die Evangelisten über die Versuchung Jesu in der Wüste (Mt 4, 1–11) berichten, ist kein religiöses Schauspiel, sondern ein Geschehen, in dem bereits alles auf dem Spiel steht. Die Schwere der Versuchung liegt gerade darin, daß der Teufel etwas von Jesus erwartet, was ihm als dem Sohn Gottes zusteht. Er hätte ein Recht dazu gehabt, aus Steinen Brot zu machen, er hätte sich auch von der Zinne des Tempels herabstürzen können, und die Engel wären ihm zu Hilfe gekommen. Aber gerade darin überwindet er die Versuchung, daß er im Gehorsam gegen seinen himmlischen Vater freiwillig auf seine göttliche Macht und Herrlichkeit verzichtet. Lukas schließt seinen Bericht von der Versuchung Jesu in der Wüste mit den Worten: „Nachdem der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, stand er von ihm ab bis zu gelegener Zeit“ (Lk 4, 13). Der Versucher hat also Jesus nicht in Ruhe gelassen (vgl. Mt 16, 22f). In Jesu Leiden hat die Versuchung ihren Gipfelpunkt erreicht. Als die Schriftgelehrten und Ältesten in den letzten Lebensstunden Jesu zu ihm sagen: „Er steige jetzt vom Kreuz herab, und wir werden an ihn glauben!“, da stand noch einmal alles auf dem Spiel. Jesus hätte das Recht und die Macht gehabt, vom Kreuz herabzusteigen, aber er wußte, daß damit nicht der ganze Wille Gottes erfüllt würde, und darum ist er am Kreuz geblieben und hat dieser Versuchung widerstanden (Mt 26, 53f). Er ist im Leiden und Sterben durch eine Tiefe der Versuchung geschritten, wie sie nie ein Mensch vor oder nach ihm durchlitten hat. Die heilsgeschichtliche Folge dieser Wirklichkeit aber — für die Gemeinde Jesu von entscheidender Bedeutung — ist, daß Jesus den bedrängten und versuchten Gotteskindern in jeder Lage helfen kann. Das „Mitleiden“ mit den angefochtenen Gotteskindern (Hbr 4, 15) führt ihn zum Helfen. Der Endsieg Jesu in dieser Welt (2, 5) schließt auch den Sieg Jesu über die Versuchung im Leben der Gläubigen ein.
Wuppertaler Studienbibel
Schließlich wendet der Autor in Vers 18 das Werk Jesu auf das konfliktreiche Leben der einzelnen Menschen an. Dieser Vers zeigt, was alles dazugehörte, um so zu werden wie seine Brüder. Es bedeutete Leiden und Versuchungen. Es gibt zwei Gründe, warum er uns helfen kann: Er wurde versucht, und er litt auch. Da er versucht wurde und litt, ist er jetzt auch in der Lage, denen beizustehen, die versucht werden. Das Wort, das mit succor übersetzt wird, ist ein zusammengesetztes griechisches Wort und bedeutet „beim Hilfeschrei hinzueilen“. Wenn Gläubige in Not sind und weinen, dann rennt er um zu helfen. Er rennt, um sie zu unterstützen, wenn sie in Versuchungen und Leiden geraten. Jesus ist nicht nur der Urheber des Heils, er ist nicht nur der Heiligende, er ist nicht nur der Satansbezwinger, sondern er ist auch der Mitfühlende. Er ist fähig, jene zu verstehen, die im Moment gerade versucht werden.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
Bin ich ein Nachahmer Christi – indem ich Prüfungen und Leiden erdulde, oder mecker ich ständig rum und meine Unrecht mit Unrecht beantworten zu müssen`????