Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knieen Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr
Elberfelder 1871 – Lukas 5,8
Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 5:8
Als Simon Petrus begriff, was da geschehen war, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, kümmere dich nicht weiter um mich — ich bin ein zu großer Sünder, um bei dir zu sein.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Lk 5,8
Als Simon Petrus das sah, warf er sich nieder, umfasste die Knie von Jesus und sagte: »Geh fort von mir, Herr! Ich bin ganz und gar in meinen Sünden gefangen!«
Roland Werner – Das Buch – 2009} – Lk 5:8

Das Fischwunder rief bei Petrus und den anderen zweierlei Reaktionen hervor. Sie waren zunächst erschrocken (wörtlich: Schrecken, thambos, erfaßte ihn und alle, die bei ihm waren, V. 9; vgl. Lk 4,36) über diesen Fang, und Petrus wurde sich vor Jesus seiner Sündhaftigkeit zutiefst bewußt (Lk 5,8). Schließlich machte Jesus diese einfachen Fischer zu Menschenfischern. Seine Lehre verbunden mit den Wundern zeigte, daß er die Vollmacht besaß, Menschen zu berufen und aufzufordern, um seinetwillen alles zu verlassen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Nach der Ansprache will Jesus Simon helfen, den «Zeitverlust» aufzuholen, nicht nur den dieser Stunde, sondern auch den der vergangenen Nacht. Ach, ist nicht das ganze Leben, solange es ohne Christus geführt wird, ein «Zeitverlust»? Immer wieder geht man «fischen», aber alles zerrinnt. Nichts bleibt im Netz zurück als nur Schlamm. So sagt auch der Prediger: «Was hat der Mensch von all seiner Mühe und vom Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Denn alle seine Tage sind Kummer, und seine Geschäftigkeit ist Verdruss; sogar bei Nacht ruht sein Herz nicht. Auch das ist Eitelkeit» (Pred 2,22.23).
Halte fest 1965
Was Simon jetzt tut, ist sehr bedeutsam, und es wird ihm von heute an immer wichtiger. Er gehorcht dem Herrn. Er stützt sich in Glauben und Vertrauen auf sein Wort, auch wenn der Verstand anderer Meinung ist. Er sagt: «Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen.» – Der Mensch muss lernen, seinen Verstand im Glauben dem Wort Gottes unterzuordnen.
Nur dem Glauben kann sich der Herr offenbaren, und Er tut es in einer Weise, die ganz der Seele angepasst ist, der Er sich kundtun will. Wie hätte Er diesem Fischer, der sich die ganze Nacht umsonst abgemüht hatte, seine göttliche Schöpferherrlichkeit besser zeigen können, als dadurch, dass Er gerade in seine besonderen Umstände eintrat und da, wo dieser versagt hatte, in einem wunderbaren Fischfang zur ungünstigsten Tageszeit seine unbegrenzte Macht bewies!
Der Segen, der dem Glauben geschenkt wird, ist so gross, dass der Mensch ihn nicht fassen kann; die Netze reissen. «Sie», wohl Simon und Andreas, müssen ihre Genossen Jakobus und Johannes zu Hilfe rufen, um die Beute zu bergen, die dann beide Schiffe füllte.
Simon wird, wie auch die anderen, von Entsetzen erfasst. Er sieht sich in die Gegenwart Gottes gestellt! Dass sich sogleich sein Gewissen meldet, ist der untrügliche Beweis dafür. Er fällt zu den Knien Jesu nieder und spricht: «Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!» Er hat das tiefe Empfinden dafür, dass er in seinem Zustand nicht in die Gegenwart Gottes passt.
Wenn ein Mensch bei diesem Punkt anlangt, wenn er mit keinem Fetzen eigener Gerechtigkeit mehr seine sündige Blösse zudecken will, sondern seine Schuldhaftigkeit schonungslos bekennt – dann kann ihm der Herr helfen. Er ist ja gekommen, «Sünder zu rufen» und um «zu erretten, was verloren ist».
Noch während Simon vor Ihm auf den Knien liegt, sagt der Herr zu ihm: «Fürchte dich nicht!» Mit anderen Worten: Sei getrost, Ich will hingehen, um für dich zu sterben und deine Sünden vor Gott zu sühnen!
Dieser Zuruf aus dem Mund dessen, der einst der Richter aller sein wird, hat dem Gewissen dieses Mannes völlige Ruhe gegeben und sein Herz für immer mit der Person seines Herrn verbunden: Als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verliessen er und die anderen alles, und sie folgten Ihm nach. Die Verheissung Jesu: «Von nun an wirst du Menschen fangen», wird sich in seinem späteren Leben in reichem Mass erfüllen. Er wird nicht Fischer bleiben, sondern im Werk des Herrn unter den Menschen ein gesegneter Diener werden.
Mit V. 8 kommen wir an den entscheidenden Wendepunkt des Geschehens. »Petrus« erkennt, dass Jesus mehr ist als ein Rabbi, mehr als ein Prophet. Es ist nicht einmal das Wunder selbst, das ihn in die Knie zwingt. Es ist die Erkenntnis, dass er »ein Sünder« ist, während Jesus sündlos und heilig (vgl. V. 34) ist. Zwar wird es noch nicht ausgesprochen, aber es ist doch schon die stille Voraussetzung: Jesus hat göttliche Würde. Die Anrede »Herr« wird ja in Israels Heiligen Schriften sehr oft auf Gott bezogen. Gott und ein Sünder aber passen nicht zusammen. So »fiel Petrus«, hier feierlich mit beiden Namen »Simon Petrus« genannt, im Angesicht all dieser Ereignisse (»als er sah«: Jesu Verkündigung, Jesu Befehl, den wunderbaren Fischzug) »Jesus zu Füßen«. Es ist der erste Fußfall, von dem wir im Lukasevangelium erfahren. Und er gilt nicht dem Kaiser in Rom, nicht irgendeinem der Weltherrscher (vgl. Lk 4,5ff.). Er gilt dem »Meister«, dem »Herrn« aller Herren: Jesus. Aber Petrus will keine Huldigung anbringen, keine seine Karriere fördernde Bitte aussprechen.
Gerhard Maier – Edition C
Stattdessen »sagte er: Geh weg von mir, Herr!« Sie sind beide noch im Boot. Jesus soll ihn also verlassen. Nicht mehr ins schwiegerelterliche Haus nach Kapernaum kommen. Nicht mehr seine Freundschaft in Anspruch nehmen. »Geh weg« (oder: »Geh hinaus« = aus dem Boot): so hart spricht Petrus. Und er begründet seine Worte selbst: »Denn ich bin ein Sünder.« Denkt Petrus an 2Mose 33,20, wo Gott sagt: »Kein Mensch wird leben, der mich sieht«? Denkt er an die vielen Aussagen der Bibel, wonach Menschen Gott nicht schauen dürfen (vgl. 1Mose 32,31; Ri 6,22ff.; Ri 13,22ff.; Jes 6,5; 33,14)? Dann könnten wir seine Worte am ehesten begreifen. Dann wäre aber auch klar, dass er Jesus als Gott betrachtet hat. »Ich bin ein Sünder«: Das bedeutet eine tiefe Demütigung. Denn dies sagt der fromme Petrus, der sich am Jordan von Johannes taufen ließ (Joh 1,35ff.); der fromme Petrus, dessen Haus sich Jesus als Zentrale erwählt hatte. Und gerade der fromme Jude Petrus macht hier reinen Tisch, indem er sagt: »Ich bin ein Sünder.« Nach seiner eigenen Einschätzung ist er nicht besser als Zachäus (Lk 19,7) oder der Zöllner im Tempel (Lk 18,13). Mag die Bootsbesatzung doch zuhören!
Und wieder muss sich der heutige Leser fragen: Wo habe ich meine Sünde eingestanden? Wo sie vor Gott bekannt? Wo ist mir klargeworden, dass ich bei Gott keinerlei Ansprüche habe, weil ich ein Sünder bin?
Petrus erlebte den »Fischfang« nicht als Gnade oder Segen, sondern als »Schrecken« (V. 9). Das heißt, er erlebte ihn als Gegenwart Gottes, die den sündigen Menschen im Gericht verzehrt. »Allen« anderen, die »mit ihm« waren, ging es ebenso (vgl. Lk 1,12; 4,36).
Als die Boote zu sinken begannen (Lukas 5,7), erkannte Petrus die Autorität des Messias über die Natur selbst, und er antwortete: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, o Herr (Lukas 5,8). Die anderen waren ebenso erstaunt (Lukas 5,9-10). Obwohl sie erfahrene Fischer waren, hatten sie so etwas noch nie gesehen:
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Tagsüber konnten die Fische die Netze sehen und ihnen ausweichen. Das Wunder war, dass die Fische blind ins Netz schwammen. Außerdem mussten die Fische bei der Trammelnetzfischerei in die Netze gescheucht werden, nachdem die Netze ausgelegt worden waren. Obwohl es möglich ist, geht aus dem Bericht des Lukas nicht hervor, dass die Fischer einen Aufruhr machten, um die Fische zu erschrecken.
Als sie die Einzigartigkeit der messianischen Person erkannten, konnten sie sich dann als das sehen, was sie waren: Sünder. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, könnten wir ziemlich gut dastehen, denn es gibt immer jemanden, der schlechter ist als wir. Der richtige Vergleich ist jedoch mit dem einen absoluten Standard, dem Gott-Menschen, dem Messias Jeschua. Wenn wir uns mit Ihm vergleichen, muss unsere Schlussfolgerung die gleiche sein wie die von Petrus: Wir sind in der Tat sündig! Als Antwort auf Petrus‘ Aussage wich Jeschua nicht von ihnen ab, sondern er rief sie auf, das, was sie taten, zu verlassen und ihm zu folgen. Dies war ein Aufruf zur Vollzeitnachfolge: Fürchtet euch nicht; von nun an werdet ihr Menschen fangen (Lukas 5,10). In den Worten von Matthäus 4,19 und Markus 1,17 heißt es: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und in der Tat verließen sie alles und folgten ihm nach (Lukas 5:11).[417] Die Folge dieses Aufrufs war, dass Petrus und die anderen ihr Fischereigewerbe aufgaben (Matthäus 4:20, 22; Markus 1:18, 20). Jeschua nachzufolgen bedeutete eine totale Verpflichtung zur Vollzeitnachfolge. Es bedeutete auch, ihm zu vertrauen, dass er für ihre Bedürfnisse sorgen würde, denn sie hatten ihre Haupteinnahmequelle verlassen.
Eine große Menge Fische wurde gefangen, so groß, daß das Netz sie nicht halten konnte, und daß nicht einmal beide Boote weit genug waren, um den Fang aufzunehmen. Sogleich begriff Simon, daß dieses Geschehen nicht mit natürlichen Ursachen zu erklären sei. Es war dies eine Tat des Schöpfers. „Er fiel zu den Knieen Jesu nieder und sprach: gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Jetzt sah er in Ihm nicht mehr allein den Lehrer, sondern den Herrn. Anders als Elberf, Zürcher, Schlachter verstehen Rev.Elberf, Luther, Menge wie die AV „Jesus“ nicht als einen Genitiv, sondern als einen Dativ und übersetzen entsprechend: „Petrus warf sich vor Jesus auf die Kniee.“
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Dies ist die einzige Stelle, wo Lukas den Doppelnamen Simon Petrus gebraucht. Vor diesem Vers nennt ihn Lukas stets Simon, nach der Wahl der Zwölf (6,14) verwendet er den vom Herrn gegebenen Namen Petrus.
Die Reaktion des Petrus drückt weder Freude noch Lobpreis aus, sondern ein Erschrecken vor der Heiligkeit, welche Selbsterkenntnis bewirkt hatte. Man kann seine Handlung und Worte nur auf eine Weise verstehen. Petrus begriff, daß er vor den Augen dessen, der die Fische im See wahrnahm, in all seiner Sündighaftigkeit wie ein offenes Buch war. Er war in der Gegenwart göttlicher Heiligkeit und wußte, daß er dieser keineswegs genügen konnte. Ja, er war voller Sünde. „Gehe von mir“ drückte nicht seinen Wunsch aus, daß der Herr ihn verlassen möchte, sondern war die spontane Reaktion seines Innersten, als er vom Eindruck seiner Sünde überwältigt wurde. Der einzige Ort, an dem die Sünde in ihrem wahren Charakter gesehen wird, ist vor den Augen eines heiligen Gottes. Obwohl man das gut verwenden kann, um die Errettung zu veranschaulichen, war das doch nicht die Errettung des Petrus; vielmehr wurde er hier für den Dienst passend gemacht. Wie Jesaja empfing er zuerst einen wahren Begriff von seiner Sündhaftigkeit. Rechte Selbsteinschätzung ist stets das Vorspiel zu einer angemessenen Einschätzung des Herrn. Aus allem bereits Geschriebenen läßt sich ablesen, daß dies nicht die erste Begegnung des Petrus mit dem Herrn war. Es war sein Ruf in den Dienst. Alle Knechte Gottes müssen in der Gegenwart Gottes ihre eigene Sündhaftigkeit kennenlernen, müssen dem Herrn gehorchen, selbst wenn es gegen menschliche Vernunft geht, und müssen alles, woran sie hängen, verlassen und Ihm nachfolgen. Petrus verließ seine Boote, als sie voll waren. Er vergaß wohl nie, was es ihn gekostet hatte, dem Herrn nachzufolgen, aber er bereute es auch nie.
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