Diese Worte sind glaubwürdig und wahr

Und der auf dem Throne saß sprach: Siehe, ich mache alles neu. Und er spricht zu mir : Schreibe, denn diese Worte sind gewiß (O. zuverlässig, treu) und wahrhaftig.
Elberfelder 1871 – Offenbrung 21,5

Und der auf dem Thron sitzt, sprach: „Siehe!, ich mache alles neu.“ Und er sagt zu mir: „Schreibe, weil diese Worte wahrhaftigen und zuverlässig sind.“
byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – 2020 – Leonberger Bibel – Offenbarung 21:5

Und es sprach der auf dem Throne – Offb 4,2.9; 5,1; 20,11 – Sitzende: «Siehe, Ich mache alles neu – Jes 43,19; 2 Kor 5,17 -!» Und Er sagt zu mir: «Schreibe, denn diese Worte sind treu und wahrhaftig – Offb 19,9 -!»
Abraham Meister – Offb 21,5

Und der auf dem Thron Sitzende sagte: Siehe, alles mache ich neu! Und er sagt zu mir: Schreibe, da diese Worte wahrhaftig und zuverlässig sind!
Das Neue Testament Deutsch – Robinson Pierpont 2024 – Offb 21:5

Den Vers 4 hatten wir ja schon… und auch den Vers 6

Die Wahrhaftigkeit und Gewissheit dieses glückseligen Standes werden durch das Wort und die Verheißung Gottes bekräftigt und es wird befohlen sie niederzuschreiben, als andauernden Bericht (Vers 5–6). Der Hauptbestandteil dieser Vision ist so großartig und von solch großer Bedeutung für die Gemeinde und das Volk Gottes, dass diese darüber die vollste Versicherung brauchen; Gott wiederholt und bestätigt deshalb diese Wahrheit vom Himmel herab. Außerdem müssen viele Zeitalter zwischen der Zeit, in der die Vision empfangen worden ist, und ihrer Erfüllung vergehen; viele Trübsale müssen noch dazwischentreten. Deshalb wollte Gott, dass dieses Wort und diese Verheißung aufgeschrieben werden, damit die Seinen immer daran denken und es fortwährend nutzen würden. Beachten Sie:
5.1 Die Sicherheit dieser Verheißung wird mit Nachdruck betont: „Diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!“ Und es folgt: „Es ist geschehen!“ Es ist so sicher, als wäre es bereits geschehen. Wir können und sollen Gottes Verheißung als jetzige Einlösung verstehen; wenn er gesagt hat, dass er alles neu macht, dann ist es geschehen.
5.2 Er gibt uns seine Ehrentitel als ein sicheres Versprechen der Ausführung seines Werkes, er nennt sich sogar „Alpha“ und „Omega“; er ist der Anfang und das Ende. Seine Herrlichkeit war der Grund für die Erschaffung und den Beginn der Welt und seiner Gemeinde. So wird es auch seine Herrlichkeit sein, dieses Werk zu vollenden und es nicht unvollkommen zu lassen. Wie seine Macht und sein Wille die erste Ursache von allem waren, so sind sein Wohlgefallen und seine Herrlichkeit das letzte Ziel und er wird es nicht versäumen, seine Pläne zu erfüllen. Denn dann wäre er nicht länger das Alpha und das Omega. Menschen können Vorhaben beginnen, die sie nie vollenden, doch Gottes Ratschluss „soll zustandekommen“ (Jes 44,28; 46,10) und „er tut alles, was ihm wohlgefällt“ (Ps 115,3).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Während der prophetische Vorgang, den Johannes in sich erlebte, bisher noch nie so beschrieben war, daß Gott selbst zu ihm gesprochen hätte, sondern von ihm als Wort des Engels oder als himmlische Stimme oder als Wort Jesu vernommen wird, hört er jetzt, als ihn die Gewißheit erfüllte, daß am Ziel, wenn Gottes ewiges Werk vorhanden ist, alles überwunden sei, was die Gemeinschaft Gottes mit der Menschheit stört, Gottes eigenes Wort. Gott bereitet allem eine Erneuerung. Nichts, was jetzt besteht, kann und soll so bleiben, wie es ist; denn die vollkommene Gabe Gottes ist größer als alles, was wir jetzt empfangen. Er macht seine ewige Gnade dadurch an uns offenbar, daß er alles mit neuer Kraft und Herrlichkeit verklärt. Dadurch bewährt er sich auch als der Letzte, als der Vollender in derselben Hoheit der unergründlichen Schöpfermacht und der vollkommenen Güte, wie er sich im Anfang bei der Schöpfung als der Erste kundgetan hat. Zu ihm hin ist das Verlangen aller gewendet, und er erfüllt es und tränkt sie mit Leben nach der Regel der reinen Güte, umsonst, deshalb, weil wir das Leben nur dadurch erlangen, daß er es uns schenkt, und weil er es uns gerne schenkt.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

(1) »Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!« (V. 5):
a) Es ist das erste Wort in der Offenbarung, von dem ausdrücklich gesagt wird, dass Gott es selbst spricht. Es ist nicht etwa nur eine Ankündigung, es ist das Schöpferwort, das zugleich Tat ist. So wie wir’s bereits im Schöpfungsbericht lesen: »Gott sprach.« »Und es geschah« (1 Mose 1). »So er spricht, so geschieht’s, so er gebeut, so steht’s da« (Ps 33,9).
b) »Alles neu«:
Es wird ausdrücklich gesagt, dass das Schaffen in Offb 21,1.4 kein Schaffen in Teilbereichen ist; alles schafft Gott neu.
c) »Siehe, ich mache alles neu«:
Nicht der Mensch schafft das große Neue, weder der gottlose, noch der fromme. Wir können nur wirken: einerseits für die Erhaltung der in Sünde geratenen Welt. Andrerseits können wir als Christen schon anfangsweise Zeichen setzen für das große Neue. Wir sollen das auch tun in der Erwartung der Vollendung durch den wiederkommenden Christus.
aa) Die Menschen nehmen unablässig für sich in Anspruch, selbst das große Neue zu schaffen. Zuletzt wird das, wie noch keiner vor ihm, der Antichrist tun und will dafür angebetet werden (Offb 13,8). Aber es bleibt doch alles beim Alten, bzw. er erlebt ein Fiasko wie keiner zuvor (Offb 16,10; 19,20).
bb) Unser Herr dagegen schafft allein das große Neue. Schon jetzt unscheinbar und verhüllt an seiner Gemeinde, an seinen Erstlingen, an seiner Vorhut des großen Neuen: »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur« (2 Kor 5,17; vgl. Kol 3,3.4). Und dann macht er« alles neu«.
(2) »Er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!«:
a) Das ist der Augenblick eines so gewaltigen Durchbruchs in der ganzen Heilsgeschichte, dass Johannes ganz und gar davon hingenommen ist. So bedarf er einer besonderen Aufforderung, das zu tun, womit er im Ganzen beauftragt war (Offb 1,11.19), nämlich das Geschaute schriftlich festzuhalten: »Schreibe!«
b) »Diese Worte sind wahrhaftig und gewiss«:
Dem Menschen, der sich das alles heute noch gar nicht denken kann und den auch als Glaubenden immer wieder die Zweifel und Ängste beschleichen mögen, wird die Zuverlässigkeit dieser Worte von Gott selbst ausdrücklich gewiss gemacht. Vgl. die vielen Stellen in der Schrift, in denen Gott bzw. Jesus Christus ausdrücklich die Erfüllung seiner Verheißung zusichert (Jes 45,23.24; Mt 24,47; Joh 5,24.25; 16,23; Heb 6,16 u. a. m.).

Gerhardt Maier – Edition C

Die Stimme der Bestätigung geht von dem aus, der auf dem Thron sitzt und scheint eine andere Stimme zu sein, als jene, die vorher aus dem Himmel kam. Der große weiße Thron, welches der zuletzt noch erwähnte Thron gewesen war, war ein besonders zum Gericht der Toten aufgerichteter Thron. Es ist unwahrscheinlich, dass die Stimme von jenem Thron ausgeht. Es ist möglich, dass die Stimme vom „Thron Gottes und des Lammes“ (22,1) in der heiligen Stadt kommt. Da aber jener Thron noch nicht erwähnt worden ist und die Stadt noch immer von Außen betrachtet wird, ist es besser hier jenen Thron zu sehen, der seit 4,2 alles Geschehen gelenkt hat. Der Inhalt der Botschaft unterstützt diese Annahme.
Das erste „siehe“ verwies auf die Gegenwart Gottes unter Seinem Volk; dieses zweite „siehe“ lenkt die Aufmerksamkeit auf die Macht Gottes, die sich im Neuen entfaltet. Das Wort „neu“ steht daher am Anfang des Satzes. kainos spricht wie in V. 1 von Dingen, die nicht allein der zeitlichen Abfolge, sondern auch dem Wesen nach neu sind, also neuartig. Weil hier „machen“, poieô , statt des zu erwartenden „erschaffen“, ktizô , steht, haben verschiedene Ausleger gesagt, der Baustoff der Erde sei lediglich im Feuer geläutert und nun neu geformt worden. J. F. Walvoord schreibt zu diesem Argument: „Hier wird auf einem zu schmalen Fundament zu Gewichtiges aufgebaut. Das gleiche Wort poieô wird auch in Mt 19,4 neben ktizô verwendet, wo es um die Erschaffung von Adam und Eva geht.“ Jedes Wörterbuch wird bestätigen, dass die beiden Verben weitgehend synonym sind, wobei poieô einfach allgemeiner ist. Hier steht poieô , weil Gott nicht allein eine neue materielle Welt erschaffen hat, sondern in diese Welt auch Menschen aus der alten Welt einführt, die er neu gemacht hat.
Das abrupt angefügte „Und er spricht“ macht den Eindruck, als ob hier eine andere Stimme Johannes aus seinen Gedanken wieder aufschreckt, um ihn daran zu erinnern, das Gesehene und Gehörte aufzuschreiben. Dies ist das dritte Mal, dass Johannes in dieser Weise durch den Engel an seinen anfänglich gegebenen Auftrag „schreibe in ein Buch“ (1,11) erinnert wird. Diese Worte dürfen auf keinen Fall verloren gehen, denn sie sind „gewiss und wahrhaftig“. Das bezieht sich auf die Stimme „aus dem Himmel“ (V. 3) und auf die Botschaft von dem, der auf dem Thron sitzt (V. 5). Sie sind ein getreues Abbild des Charakters Christi (19,11) und zeigen, dass die dem Johannes gegebene Offenbarung absolut gewiß und wahr ist (eine Tatsache, die in 22,6 zum letzten Mal wieder betont werden wird).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Logos Februar

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Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben

Da sprach Martha zu Jesu: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben; aber auch jetzt weiß ich, daß, was irgend du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird.
Elberfelder 1871 – Johannes 11,21–22

Martha sagte nun zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. V. 3 32
Und jetzt weiss ich (trotzdem): Alles, um was du Gott bitten wirst, wird Gott dir geben. Joh 9:31.33
Zürcher 1931 – Johannes 11:21–22

Traurig sagte Martha zu Jesus: «Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben. Aber auch jetzt weiß ich, daß Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest.»
Hoffnung für alle – 1996 – Joh 11,21–22

Beim Anblick ihres Herrn sprach Martha den Gedanken aus, der sie und Maria tagelang gequält hatte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Dennoch waren Marthas Glaube und ihre Hoffnung noch lebendig. Sie sagte: „Und doch weiß ich jetzt, dass, so vieles du von Gott erbittest, Gott dir geben wird.“ Jesus sagte sofort etwas, um sie im Glauben zu stärken: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Joh 11:21-23).

jW – Ahmt ihren Glauben nach

Jesus hätte Lazarus natürlich heilen können, wie Martha im heutigen Tagestext sagte. Aber er hat etwas anderes vor, etwas Großartiges.

Der Wachtturm 04-2023

Jeschua näherte sich Bethanien, und als Martha hörte, dass Er kam, ging sie hinaus, um Ihm entgegenzugehen, bevor Er am Grab ankam (Johannes 11:17-20). Sie schimpfte mit Jeschua, weil er nicht gehandelt hatte, als sie ihn zuerst riefen: Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben (Joh 11,21). Wenn Jeschua gekommen wäre, als sie Ihn zuerst gerufen hatten, hätte Er Lazarus heilen können. Wäre Er früher gekommen, wäre ihr Bruder noch am Leben. Sie bekräftigte jedoch ihren Glauben an Ihn (Johannes 11:22).

Jeschua antwortete auf ihre Zurechtweisung mit den Worten: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Johannes 11:23). Martha nahm an, dass Er von der prophetischen Zukunft und der endgültigen Auferstehung am letzten Tag sprach (Johannes 11:24), ein grundlegender Glaube des Judentums. Sie bekräftigte klar ihren Glauben an seine Messiasschaft, und sie erkannte klar seine Macht vor dem Tod, aber sie erkannte nicht seine Macht über den Tod. Das gab Jeschua die Gelegenheit, seine fünfte „Ich bin“-Aussage zu machen, die von Jochanan aufgezeichnet wurde: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Johannes 11:25-26). Diejenigen, die an die Messiasschaft Jeschuas glauben, mögen zwar physisch sterben, aber sie werden nie wieder geistlich sterben; und obwohl sie physisch sterben, wird ihr Körper eines Tages auferweckt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Was den Zeitlauf betrifft, irren sowohl der Wachtturm als auch Arnold Fruchtenbaum! Denn wenn wir uns die Verse anschauen, so wartet Jesus nur 2 Tage, um sich dann auf den Weg zu machen – und nicht 4 Tage 😉

Marta, die Tatkräftige, ging Jesus entgegen, während Maria, die kontemplative Schwester, wartete. (Vgl. Lk 10,39-42 ,wo die beiden Schwestern ähnlich charakterisiert werden.) Martas Gruß war so etwas wie ein Glaubensbekenntnis. Sie war überzeugt, daß Jesus ihren Bruder hätte heilen können, wenn er da gewesen wäre. Darin scheint keine Kritik an Jesus zu stecken, denn sie wußte ja, daß ihr Bruder bereits tot war, als die Boten bei Jesus anlangten. Ihre Worte „aber auch jetzt weiß ich: was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben“ könnten zwar als Hinweis auf die Aufweckung ihres Bruders verstanden werden, doch ihr Protest vor dem Grab (Joh 11,39) und ihre Worte in Vers 24 widersprechen dieser Interpretation. Was sie hier sagte, war also wohl nur ganz allgemein ein Ausdruck ihrer Überzeugung, daß Jesus den Segen des Vaters besaß.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wiederum ist es charakteristisch, dass »Marta« zuerst das Wort ergreift. Zwar redet auch Maria in Vers 32 als Erste, aber ihrem Reden geht das Niederknien voraus; außerdem wird ihr Weinen berichtet (V. 33), während von Martas Tränen nicht gesprochen wird. Mit wenigen Strichen zeichnet der Evangelist ein außerordentlich einprägsames Bild der verschiedenartigen und doch im Glauben verbundenen Schwestern.
Offenbar hat sich damals im Jüngerkreis schon die Anrede »Herr« für »Jesus« durchgesetzt (vgl. V. 12 und Joh 6,68; 9,38; 11,3). Das aramäische Wort für »Herr«, Mar, hat sich dann noch lange Zeit in der Gebetssprache der griechischsprechenden Gemeinden erhalten (1Kor 16,22).
Was Marta sagt, ist Ausdruck eines ganz großen Vertrauens, das unseren Kleinglauben zutiefst beschämt:
»Wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben.« Sie traut also Jesus die Macht zu, jede Krankheit zu stoppen und zu heilen; und offensichtlich geht sie von dem engen Verhältnis aus, das die Betanien -Jünger zu Jesus hatten. Nicht umsonst lautete ja die Botschaft in Vers 3:
»Siehe, den du lieb hast, der liegt krank.« Der heutige Leser darf allerdings den Text nicht missverstehen, als wolle er sagen, dass kein Jünger krank werde oder dass jeder kranke Christ von Jesus geheilt werde.
Der nächste Satz (V. 22) vertieft dieses Vertrauen noch:
»Aber auch jetzt noch weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Das heißt doch:
»Auch jetzt noch« sind deiner Hilfe keine menschlichen Grenzen gezogen! Dabei überlässt sie es ganz und gar Jesus, »was« er tun will – und gerade das ist das Großartige! Vielleicht hat Marta so gesprochen, weil sie sich an das Vaterunser hielt:
»Dein Wille geschehe.« Hochinteressant ist die genauere Formulierung. Marta hat begriffen, dass Jesus nicht aus eigener Vollmacht handeln will, sondern ganz aus der Vollmacht des Vaters. Deshalb sieht sie Jesu Wunder als die Erhörung seiner Gebete an – ein Gedanke, der entsprechend der Verse 41ff. sein Recht hat. Dennoch liegt in dieser Ansicht noch etwas Unausgereiftes. Gebetsheilungen vollbrachten ja auch die Rabbinen. Im Talmud heißt es nicht nur:
»Größer noch ist das Gebet als gute Taten« (b Berachot 32 b), sondern es gab Rabbinen, die Regen »erbitten« konnten, wann immer es nötig war (z. B. Choni der Kreiszieher und dessen Enkel; b Taanit 23 b). Und es gab Beter, wie Rabbi Chanina ben Dosa, die Schwerkranke durch ihr Gebet vom Tode erretteten (b Berachot 34 b). Der Unterschied zu diesen bevollmächtigten Rabbinen wird noch nicht sichtbar, wenn Marta sagt:
»Ich weiß, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Deshalb führt sie Jesus im folgenden Gespräch weiter, damit sie die Einzigartigkeit des Gottessohnes erkennen und bekennen kann.

Gerhard Maier – Edition C

Sie redete Ihn mit „Herr“ ( kyrie) an, das hier als göttlicher Titel zu verstehen ist, da Sie Ihn tiefer erkannte, als daß sie in bloß höflich mit „Herr“ angeredet hätte. Als sie sagte: „Wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“, dachte sie an die vergangenen Tage, an dessen Krankheit und wie der Herr ihn hätte heilen können. Sie dachte nicht mehr an ein gegenwärtiges Wunder. Vielleicht wußte sie nicht um andere Totenauferweckungen durch den Herrn (Mt 11,5). Man beachte, daß sie die gleiche Aussage macht, wie nachher Maria in
V.32. Offensichtlich hatten sie miteinander zu Hause darüber geredet und festgestellt, daß ihr Vertrauen und ihre Erkenntnis gleich waren. Übereinstimmung zu Hause führte auch zu Übereinstimmung außer Hause in der Gegenwart des Herrn. Das muß mit dem Geschehen in Apg 5,1-11 verglichen werden, wo Übereinstimmung zu Hause zu Übereinstimmung auch vor den Aposteln führte, freilich diesmal im Belügen des Heiligen Geistes.
 Sie war dennoch bereit, ihre Gedanken von den eben verstrichenen Tagen zu lösen und in V.22 eine schwache Hoffnung auszudrücken, die sich auf die Gegenwart oder auf die Zukunft bezogen haben mag. Sie erreichte nicht die Höhe eines Bekenntnisses, das die Gottheit Christi anerkannte. Sie dachte, daß Seine Bitte an Gott gerichtet und von Gott beantwortet werden würde, übersah also Seine göttliche Macht und Person. Ihr Glaube machte aber Fortschritte, wie beim Blindgeborenen in Kap. 9.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Geh fort von mir, Herr!

Als aber Simon Petrus es sah, fiel er zu den Knieen Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr
Elberfelder 1871 – Lukas 5,8

Als Simon Petrus das sah, warf er sich vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 5:8

Als Simon Petrus begriff, was da geschehen war, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, kümmere dich nicht weiter um mich — ich bin ein zu großer Sünder, um bei dir zu sein.«
Neues Leben – Bibel 2006 – Lk 5,8

Als Simon Petrus das sah, warf er sich nieder, umfasste die Knie von Jesus und sagte: »Geh fort von mir, Herr! Ich bin ganz und gar in meinen Sünden gefangen!«
Roland Werner – Das Buch – 2009} – Lk 5:8

Das Fischwunder rief bei Petrus und den anderen zweierlei Reaktionen hervor. Sie waren zunächst erschrocken (wörtlich: Schrecken, thambos, erfaßte ihn und alle, die bei ihm waren, V. 9; vgl. Lk 4,36) über diesen Fang, und Petrus wurde sich vor Jesus seiner Sündhaftigkeit zutiefst bewußt (Lk 5,8). Schließlich machte Jesus diese einfachen Fischer zu Menschenfischern. Seine Lehre verbunden mit den Wundern zeigte, daß er die Vollmacht besaß, Menschen zu berufen und aufzufordern, um seinetwillen alles zu verlassen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Nach der Ansprache will Jesus Simon helfen, den «Zeitverlust» aufzuholen, nicht nur den dieser Stunde, sondern auch den der vergangenen Nacht. Ach, ist nicht das ganze Leben, solange es ohne Christus geführt wird, ein «Zeitverlust»? Immer wieder geht man «fischen», aber alles zerrinnt. Nichts bleibt im Netz zurück als nur Schlamm. So sagt auch der Prediger: «Was hat der Mensch von all seiner Mühe und vom Trachten seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne? Denn alle seine Tage sind Kummer, und seine Geschäftigkeit ist Verdruss; sogar bei Nacht ruht sein Herz nicht. Auch das ist Eitelkeit» (Pred 2,22.23).
Was Simon jetzt tut, ist sehr bedeutsam, und es wird ihm von heute an immer wichtiger. Er gehorcht dem Herrn. Er stützt sich in Glauben und Vertrauen auf sein Wort, auch wenn der Verstand anderer Meinung ist. Er sagt: «Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen.» – Der Mensch muss lernen, seinen Verstand im Glauben dem Wort Gottes unterzuordnen.
Nur dem Glauben kann sich der Herr offenbaren, und Er tut es in einer Weise, die ganz der Seele angepasst ist, der Er sich kundtun will. Wie hätte Er diesem Fischer, der sich die ganze Nacht umsonst abgemüht hatte, seine göttliche Schöpferherrlichkeit besser zeigen können, als dadurch, dass Er gerade in seine besonderen Umstände eintrat und da, wo dieser versagt hatte, in einem wunderbaren Fischfang zur ungünstigsten Tageszeit seine unbegrenzte Macht bewies!
Der Segen, der dem Glauben geschenkt wird, ist so gross, dass der Mensch ihn nicht fassen kann; die Netze reissen. «Sie», wohl Simon und Andreas, müssen ihre Genossen Jakobus und Johannes zu Hilfe rufen, um die Beute zu bergen, die dann beide Schiffe füllte.
Simon wird, wie auch die anderen, von Entsetzen erfasst. Er sieht sich in die Gegenwart Gottes gestellt! Dass sich sogleich sein Gewissen meldet, ist der untrügliche Beweis dafür. Er fällt zu den Knien Jesu nieder und spricht: «Geh von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!» Er hat das tiefe Empfinden dafür, dass er in seinem Zustand nicht in die Gegenwart Gottes passt.
Wenn ein Mensch bei diesem Punkt anlangt, wenn er mit keinem Fetzen eigener Gerechtigkeit mehr seine sündige Blösse zudecken will, sondern seine Schuldhaftigkeit schonungslos bekennt – dann kann ihm der Herr helfen. Er ist ja gekommen, «Sünder zu rufen» und um «zu erretten, was verloren ist».
Noch während Simon vor Ihm auf den Knien liegt, sagt der Herr zu ihm: «Fürchte dich nicht!» Mit anderen Worten: Sei getrost, Ich will hingehen, um für dich zu sterben und deine Sünden vor Gott zu sühnen!
Dieser Zuruf aus dem Mund dessen, der einst der Richter aller sein wird, hat dem Gewissen dieses Mannes völlige Ruhe gegeben und sein Herz für immer mit der Person seines Herrn verbunden: Als sie die Schiffe ans Land gebracht hatten, verliessen er und die anderen alles, und sie folgten Ihm nach. Die Verheissung Jesu: «Von nun an wirst du Menschen fangen», wird sich in seinem späteren Leben in reichem Mass erfüllen. Er wird nicht Fischer bleiben, sondern im Werk des Herrn unter den Menschen ein gesegneter Diener werden.

Halte fest 1965

Mit V. 8 kommen wir an den entscheidenden Wendepunkt des Geschehens. »Petrus« erkennt, dass Jesus mehr ist als ein Rabbi, mehr als ein Prophet. Es ist nicht einmal das Wunder selbst, das ihn in die Knie zwingt. Es ist die Erkenntnis, dass er »ein Sünder« ist, während Jesus sündlos und heilig (vgl. V. 34) ist. Zwar wird es noch nicht ausgesprochen, aber es ist doch schon die stille Voraussetzung: Jesus hat göttliche Würde. Die Anrede »Herr« wird ja in Israels Heiligen Schriften sehr oft auf Gott bezogen. Gott und ein Sünder aber passen nicht zusammen. So »fiel Petrus«, hier feierlich mit beiden Namen »Simon Petrus« genannt, im Angesicht all dieser Ereignisse (»als er sah«: Jesu Verkündigung, Jesu Befehl, den wunderbaren Fischzug) »Jesus zu Füßen«. Es ist der erste Fußfall, von dem wir im Lukasevangelium erfahren. Und er gilt nicht dem Kaiser in Rom, nicht irgendeinem der Weltherrscher (vgl. Lk 4,5ff.). Er gilt dem »Meister«, dem »Herrn« aller Herren: Jesus. Aber Petrus will keine Huldigung anbringen, keine seine Karriere fördernde Bitte aussprechen.

Stattdessen »sagte er: Geh weg von mir, Herr!« Sie sind beide noch im Boot. Jesus soll ihn also verlassen. Nicht mehr ins schwiegerelterliche Haus nach Kapernaum kommen. Nicht mehr seine Freundschaft in Anspruch nehmen. »Geh weg« (oder: »Geh hinaus« = aus dem Boot): so hart spricht Petrus. Und er begründet seine Worte selbst: »Denn ich bin ein Sünder.« Denkt Petrus an 2Mose 33,20, wo Gott sagt: »Kein Mensch wird leben, der mich sieht«? Denkt er an die vielen Aussagen der Bibel, wonach Menschen Gott nicht schauen dürfen (vgl. 1Mose 32,31; Ri 6,22ff.; Ri 13,22ff.; Jes 6,5; 33,14)? Dann könnten wir seine Worte am ehesten begreifen. Dann wäre aber auch klar, dass er Jesus als Gott betrachtet hat. »Ich bin ein Sünder«: Das bedeutet eine tiefe Demütigung. Denn dies sagt der fromme Petrus, der sich am Jordan von Johannes taufen ließ (Joh 1,35ff.); der fromme Petrus, dessen Haus sich Jesus als Zentrale erwählt hatte. Und gerade der fromme Jude Petrus macht hier reinen Tisch, indem er sagt: »Ich bin ein Sünder.« Nach seiner eigenen Einschätzung ist er nicht besser als Zachäus (Lk 19,7) oder der Zöllner im Tempel (Lk 18,13). Mag die Bootsbesatzung doch zuhören!

Und wieder muss sich der heutige Leser fragen: Wo habe ich meine Sünde eingestanden? Wo sie vor Gott bekannt? Wo ist mir klargeworden, dass ich bei Gott keinerlei Ansprüche habe, weil ich ein Sünder bin?

Petrus erlebte den »Fischfang« nicht als Gnade oder Segen, sondern als »Schrecken« (V. 9). Das heißt, er erlebte ihn als Gegenwart Gottes, die den sündigen Menschen im Gericht verzehrt. »Allen« anderen, die »mit ihm« waren, ging es ebenso (vgl. Lk 1,12; 4,36).

Gerhard Maier – Edition C

Als die Boote zu sinken begannen (Lukas 5,7), erkannte Petrus die Autorität des Messias über die Natur selbst, und er antwortete: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, o Herr (Lukas 5,8). Die anderen waren ebenso erstaunt (Lukas 5,9-10). Obwohl sie erfahrene Fischer waren, hatten sie so etwas noch nie gesehen:
Tagsüber konnten die Fische die Netze sehen und ihnen ausweichen. Das Wunder war, dass die Fische blind ins Netz schwammen. Außerdem mussten die Fische bei der Trammelnetzfischerei in die Netze gescheucht werden, nachdem die Netze ausgelegt worden waren. Obwohl es möglich ist, geht aus dem Bericht des Lukas nicht hervor, dass die Fischer einen Aufruhr machten, um die Fische zu erschrecken.

Als sie die Einzigartigkeit der messianischen Person erkannten, konnten sie sich dann als das sehen, was sie waren: Sünder. Wenn wir uns mit anderen vergleichen, könnten wir ziemlich gut dastehen, denn es gibt immer jemanden, der schlechter ist als wir. Der richtige Vergleich ist jedoch mit dem einen absoluten Standard, dem Gott-Menschen, dem Messias Jeschua. Wenn wir uns mit Ihm vergleichen, muss unsere Schlussfolgerung die gleiche sein wie die von Petrus: Wir sind in der Tat sündig! Als Antwort auf Petrus‘ Aussage wich Jeschua nicht von ihnen ab, sondern er rief sie auf, das, was sie taten, zu verlassen und ihm zu folgen. Dies war ein Aufruf zur Vollzeitnachfolge: Fürchtet euch nicht; von nun an werdet ihr Menschen fangen (Lukas 5,10). In den Worten von Matthäus 4,19 und Markus 1,17 heißt es: „Folgt mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen. Und in der Tat verließen sie alles und folgten ihm nach (Lukas 5:11).[417] Die Folge dieses Aufrufs war, dass Petrus und die anderen ihr Fischereigewerbe aufgaben (Matthäus 4:20, 22; Markus 1:18, 20). Jeschua nachzufolgen bedeutete eine totale Verpflichtung zur Vollzeitnachfolge. Es bedeutete auch, ihm zu vertrauen, dass er für ihre Bedürfnisse sorgen würde, denn sie hatten ihre Haupteinnahmequelle verlassen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Eine große Menge Fische wurde gefangen, so groß, daß das Netz sie nicht halten konnte, und daß nicht einmal beide Boote weit genug waren, um den Fang aufzunehmen. Sogleich begriff Simon, daß dieses Geschehen nicht mit natürlichen Ursachen zu erklären sei. Es war dies eine Tat des Schöpfers. „Er fiel zu den Knieen Jesu nieder und sprach: gehe von mir hinaus, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr!“ Jetzt sah er in Ihm nicht mehr allein den Lehrer, sondern den Herrn. Anders als Elberf, Zürcher, Schlachter verstehen Rev.Elberf, Luther, Menge wie die AV „Jesus“ nicht als einen Genitiv, sondern als einen Dativ und übersetzen entsprechend: „Petrus warf sich vor Jesus auf die Kniee.“
 Dies ist die einzige Stelle, wo Lukas den Doppelnamen Simon Petrus gebraucht. Vor diesem Vers nennt ihn Lukas stets Simon, nach der Wahl der Zwölf (6,14) verwendet er den vom Herrn gegebenen Namen Petrus.
 Die Reaktion des Petrus drückt weder Freude noch Lobpreis aus, sondern ein Erschrecken vor der Heiligkeit, welche Selbsterkenntnis bewirkt hatte. Man kann seine Handlung und Worte nur auf eine Weise verstehen. Petrus begriff, daß er vor den Augen dessen, der die Fische im See wahrnahm, in all seiner Sündighaftigkeit wie ein offenes Buch war. Er war in der Gegenwart göttlicher Heiligkeit und wußte, daß er dieser keineswegs genügen konnte. Ja, er war voller Sünde. „Gehe von mir“ drückte nicht seinen Wunsch aus, daß der Herr ihn verlassen möchte, sondern war die spontane Reaktion seines Innersten, als er vom Eindruck seiner Sünde überwältigt wurde. Der einzige Ort, an dem die Sünde in ihrem wahren Charakter gesehen wird, ist vor den Augen eines heiligen Gottes. Obwohl man das gut verwenden kann, um die Errettung zu veranschaulichen, war das doch nicht die Errettung des Petrus; vielmehr wurde er hier für den Dienst passend gemacht. Wie Jesaja empfing er zuerst einen wahren Begriff von seiner Sündhaftigkeit. Rechte Selbsteinschätzung ist stets das Vorspiel zu einer angemessenen Einschätzung des Herrn. Aus allem bereits Geschriebenen läßt sich ablesen, daß dies nicht die erste Begegnung des Petrus mit dem Herrn war. Es war sein Ruf in den Dienst. Alle Knechte Gottes müssen in der Gegenwart Gottes ihre eigene Sündhaftigkeit kennenlernen, müssen dem Herrn gehorchen, selbst wenn es gegen menschliche Vernunft geht, und müssen alles, woran sie hängen, verlassen und Ihm nachfolgen. Petrus verließ seine Boote, als sie voll waren. Er vergaß wohl nie, was es ihn gekostet hatte, dem Herrn nachzufolgen, aber er bereute es auch nie.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Ich könnte euch Muth einsprechen mit meinem Munde; und meine aufgeregten Lippen zurückhalten.

Auch ich könnte reden wie ihr. Wenn eure Seele an der Stelle meiner Seele wäre, könnte ich Worte wider euch zusammenreihen, und mein Haupt über euch schütteln; ich wollte euch stärken mit meinem Munde, und das Beileid meiner Lippen würde euch Linderung bringen.
Elberfelder 1871 – Ijob 16,4–5

Auch ich könnte wie ihr sprechen, wenn euer Leben an meiner Stelle wäre; ich könnte mit Worten gegen euch glänzen und meinen Kopf über euch schütteln. Ich könnte euch mit meinem Mund stärken und mit meiner Lippen Trost euren Schmerz mindern.
Die Philippson-Bibel – Ijob 16:4–5

Auch ich würde reden wie ihr,
wenn ihr jedenfalls an meiner (Stelle) wäret.
Dann würde ich auf euch mit Worten losspringen
und würde den Kopf gegen euch bewegen.
Es möge aber Stärke in meinem Mund sein,
und die Bewegung der Lippen werde ich nicht zurückhalten.
Septuaginta Deutsch – Hiob 16:4–5

Der Hiob kann einem beim Lesen des Bicelbuches richtig leid tun! Wenn ich nicht ähnlich „sensible Freude“ kennen gelernt hätte, die außer „Selbstliebe“ völlig lieblos auf alles einschlagen, dann würde ich denken, „so etwas gibt es doch gar nicht“! Aber doch! Und wie zur Zeit von Hiob rennen diese Menschen mit einem „religiösen Kleid“ daher!

Hiob antwortet mit drei Bitten: zunächst bittet er seine Freunde um Mitgefühl (Hiob 16,1-14); dann bittet er Gott um Gerechtigkeit (V. 15-22); und schließlich bittet er Gott, sein Leben zu beenden und ihn von seinem Leiden zu befreien (17,1-16).

Eine Bitte um Mitgefühl (Hiob 16:1-14). Hiobs Freunde hatten sich immer noch nicht mit seiner Situation identifiziert; sie fühlten seine Qualen nicht und verstanden seine Verzweiflung nicht. Hiob hatte sie bereits als trügerische Bäche (siehe 6,15) und „wertlose Ärzte“ (13,4, NIV) bezeichnet, aber jetzt nennt er sie „elende Tröster“ (16,2). All ihre Versuche, ihn zu trösten, machten ihn nur noch unglücklicher! Wie das Sprichwort sagt: „Wer braucht schon Feinde, wenn er Freunde hat wie dich?

Hiob versicherte ihnen, dass er sie, wenn sie an seiner Stelle wären, mit mehr Verständnis behandeln würde, als sie ihm entgegenbrachten. Anstatt lange Reden zu halten, würde er ihnen Worte der Ermutigung geben. Er würde ihnen mit dem Herzen zuhören und versuchen, ihnen zu helfen, ihre Last zu tragen. Manchmal müssen wir Unverständnis von unsympathischen Freunden erfahren, um zu lernen, wie wir anderen dienen können. Für Hiob war dies eine neue Erfahrung, und er versuchte, das Beste daraus zu machen. Doch ob Hiob nun redete oder schwieg, er war immer noch ein leidender Mann (V. 6).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Wegen schlecht begründeter Hartnäckigkeit. „Oder was reizte dich, zu antworten?“ (Vers 3). Es ist große und unerklärliche Anmaßung, jemanden eines Vergehens zu beschuldigen, das man ihm nicht nachweisen kann, nur mit einem Blick auf seine äußerliche Lage über jemandes geistlichen Zustand zu urteilen, und immer wieder und wieder die Einwände vorzubringen, auf die geantwortet worden war, wie Eliphas es tat.
Dass sie das heilige Gesetz der Freundschaft gebrochen hatten. Das ist eine scharfe Zurechtweisung (Vers 4–5). Er wollte, dass seine Freunde sich einmal vorstellen, sie würden durch das Leid gehen müssen, durch welches er ging, und dass es ihm so gut gehen würde wie ihnen. Er beschrieb ihre Unfreundlichkeit ihm gegenüber, indem er zeigte, was er für sie würde tun können, wenn sie an seiner Stelle wären: „Auch ich könnte reden wie ihr!“ (Vers 4). Dann zeigte er ihnen, was sie tun sollten, indem er ihnen sagte, was er in dieser Situation tun wollte (Vers 5): „ ‚Ich wollte euch … stärken.‘ Ich wollte alles sagen, was ich könnte, um euren Kummer zu lindern, und würde nichts tun, um ihn zu verschlimmern.“ Was sind wir unseren Geschwistern in ihrer Heimsuchung schuldig? Wir sollten alles in unserer Macht Stehende sagen und tun, um sie zu stärken, sie zum Vertrauen auf Gott zu ermutigen, ihren sinkenden Geist zu stützen und ihren Kummer zu lindern – die Ursachen ihres Kummers, wenn das möglich ist, oder zumindest ihren Groll auf diese Ursachen. Gute Worte kosten nichts, doch sie können denen nutzen, die traurig sind, nicht nur, weil es sie etwas tröstet, wenn sie sehen, dass ihre Freunde sich um sie kümmern, sondern auch, indem sie an das erinnert werden können, was sie vielleicht durch überwältigenden Kummer vergessen haben. Harte Worte zerschlagen zwar keine Gebeine, aber freundliche Worte können helfen, dass zerschlagene Gebeine wieder frohlocken (Ps 51,10).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

    Hiob fragt sich, ob er, wären die Rollen vertauscht, genauso hätte reden können wie die Freunde. Er hält dies für undenkbar und sagt, daß er imstande gewesen wäre, »beides, Wort und Gebärde, in den rechten Zusammenhang zu bringen«. Er kann es sich nicht vorstellen, daß er nur schöne Worte gemacht hätte. Er ist vielmehr überzeugt, daß es ihm gelungen wäre, den in Not Geratenen Mut zuzusprechen. Die Wendung »Mut zusprechen« kann entweder zurückgeführt werden auf ein Zeitwort mit der Bedeutung eine Verbindung herstellen oder aber den Worten Farbe geben, das heißt etwas Fröhliches in die Worte legen.24 Die Gebärde des Kopfschütteins ist nicht nur die Geste des Hohnes und der Verachtung, sondern sie spricht auch Erschrecken und Erschauern ausb, und zwar in dem Sinne von »Erschrockensein, das zum Mitleid wird«.
    [5] Hiob hätte anders, er hätte freundschaftlicher gehandelt als seine drei Freunde. Er hätte sie mit dem Munde gestärkt, das heißt, er hätte den Müden, Mutlosen und Wankenden Worte der Hilfe zugesprochen. Außerdem hätte er sie mit dem Beileid seiner Lippen ermutigt. Beileid heißt eigentlich »Bewegung« und ist ursprünglich »das Kopfschütteln, der Gestus des Mitleides«.27 Im übertragenen Sinn bedeutet es soviel wie »trösten«. Es ist denkbar, daß die zum Trost bewegten Lippen ein Hinweis sind auf die Fürbitte für Menschen in Not. Von solchen Gebeten für Linderung weiß der Psalmbeter: »Ich aber – als sie krank lagen, war ein Sack mein Gewand; ich kasteite mich mit Fasten, ich betete mit tief gesenktem Haupt« (Ps 35,13).

    Wuppertaler Studienbibel

    Das allerbeste Beispiel ist natürlich Jesus Christus, der alle die Stärkung benötigten, nicht abwies, sondern aktiv stärkte. Aber Jesus sah ja auch das Herz, und konnte deshalb „böse Menschen“ auf ihr falsches Herz aufmerksam machen, und die, die aufrichtigen Herzens zu ihm kamen, trotz Krankheit oder/und Sünde wirklich stärken und heilen.

    Ver-sprechen

    Ich will Jehova meine Gelübde bezahlen, ja, in der Gegenwart seines ganzen Volkes.
    Elberfelder 1871 – Psalm 116,14

    Meine Gelübde will ich dem Ewigen erfüllen vor all seinem Volk.
    Die Philippson-Bibel – Psalm 116:14

    Ich will die Versprechen, die ich vor dem Herrn ablegte, vor den Augen des ganzen Volkes erfüllen.
    Neues Leben – Bibel 2006 – Ps 116,14

    Nach dieser kurzen Unterbrechung fragt der dankende Beter in ganzer Ergriffenheit: Wie soll ich Jahwe vergelten für alle Wohltaten an mir? Das Wort »vergelten« meint in der Tat einen Gleichklang zwischen dem, was Gott als Retter tat und dem, was der Mensch als Dankender antwortet. Gleichklang meint aber nicht Gleichwertigkeit, denn zwischen dem, was Gott tut und dem, was der Mensch daraufhin tut, ist immer ein großer Unterschied. Das »Vergelten« als Danken meint: Sich freuen am Heil Gottes. Den Becher des Heils will ich erheben und nicht aufhören mit der Hinwendung zu Gott in der Not: und den Namen Jahwes rufe ich an. In V. 14.15.17–19 gibt der Beter die Zusicherung, auch fernerhin den Dank abzustatten, wenn die Rettung durch Gott Wirklichkeit geworden ist. Dank ist Verpflichtung und ist auf menschlicher Seite Ausdruck der Treue zu Gott. Das sind die Gelübde, die der Beter jetzt schon Gott abzustatten verspricht. Der Dank gilt Gott allein, aber er geschieht vor allem seinem Volk, dort, wo es sich zum Gottesdienst versammelt: in den Vorhöfen des Hauses Jahwes. In diese Zusage, sich in kommender Zeit vor Gott dankbar zu erweisen, gehört auch V. 15. Was meint das Bekenntnis, daß der Tod seiner Getreuen in den Augen Jahwes kostbar ist? Wenn auch der Tod vor Gott kostbar ist und nicht nur das Leben, will dieser Satz sagen: Der Tod, wenn er denn kommt, hat sich bei Gott gleichsam »angemeldet« und von ihm die Erlaubnis erhalten, einen Menschen abzurufen. Der Satz meint nicht, daß die Gottestreuen ganz bestimmt lange leben werden. Wenn das erkannt ist, kann man auch die andere Seite unterstreichen: der Tod wird nicht eigenmächtig handeln und wird auch von Gott »zurückgerufen«, wenn Gott beschließt, dem Gehorsamen noch eine Lebensspanne hinzuzugeben. Der Beter wirft sich nach diesem Durchblick Gott liebend und vertrauend in die Arme: Ach, Jahwe, ich bin dein Knecht … du hast meine Fesseln gelöst. Ich bin bereit, will er sagen, mit dem Lob so lange fortzufahren wie du den Tod zurückhältst; denn die entscheidende Rettungstat hast du an mir schon vollbracht – eine Auferstehungshoffnung kann man noch nicht erkennen, aber schon eine beginnende »Entmächtigung des Todes«.

    Wuppertaler Studienbibel

    Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen „Kelch“) pries ( erhob ), also für seine „Errettung“. In jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Als Drittes will er »dem HERRN [seine] Gelübde bezahlen«: Er will alles, was er in seiner Not vor dem HERRN aussprach, auch halten: »Ich will mit Brandopfern in dein Haus hineingehen, will dir meine Gelübde bezahlen, wozu sich meine Lippen weit aufgetan haben und die mein Mund in meiner Bedrängnis ausgesprochen hat« (Ps 66,13.14; siehe 4Mo 30,3; Ps 50,14; Pred 5,3).
    Und das will er tun »in der Gegenwart seines ganzen Volkes«: Das ganze Volk soll von der Hilfe und vom Segen hören und damit an ihm teilhaben und einstimmen in den Dank Davids.
    Wenden wir Davids Erfahrung auf uns an: Müssen wir beim »Kelch der Rettungen« nicht an den »Kelch der Danksagung« denken? Den Kelch, der vom Blut des Neuen Bundes spricht, von Blut, in dem wir Vergebung unserer Sünden haben (1Kor 10,16)? Wir nehmen ihn in die Hand, trinken von ihm, nachdem wir vom Brot gegessen haben, und verkündigen »in der Gegenwart seines ganzen Volkes« vor der Gemeinde, vor allen Engeln und vor Gott den Tod Jesu, unseres Herrn. Und wir binden uns damit neu an unseren Herrscher und König. Wir wollen »dem HERRN [unsere] Gelübde bezahlen«. Wir wollen für ihn und für seine Sache leben (2Kor 5,15). Wir wollen dieses Leben an den Herrn verlieren, bis er kommt (1Kor 11,26) oder bis wir unseren letzten Atemzug getan haben und unser Geist zum Herrn geht.

    Benedikt Peters – Die Psalmen

    vor seinem ganzen Volk Der gelobt die öffentliche Verkündigung der großen Taten Gottes

    Liederdichter

    Jehovah zu danken, für das was ER für uns getan hat – und dies vor allen zu tun – das war eigetnlich der Zweck des Menschen. Deshalb sollte niemand und nichts uns davon abhalten, unsere Dankbarkeit IHM zu zeigen. Dieses Versprechen haben wir ja eigenlich durch die Taufe auf uns genommen 😉

    Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes

    Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.
    Elberfelder 1871 – Römer 15,7

    Lasst einander also gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus euch angenommen hat. Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 15:7

    So nehmt einander freundlich an, wie Christus sich euer zur Ehre Gottes angenommen hat!
    Bruns 2013 – Römer 15,7

    DARUM nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an- o: auf. -, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung-  o: Ehre. – (in Liebe) angenommen- o: aufgenommen – hat!
    Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Röm 15,7

    Deshalb: Nehmt einander an, genauso wie der Messias auch euch angenommen hat und so Gottes wunderbaren Lichtglanz hat aufleuchten lassen.
    Roland Werner – Das Buch –2014 – Röm 15:7

    Darum nehmt euch untereinander auf. Nunmehr lenkt die Rede zur Ermahnung zurück, wobei sie uns noch immer Christi Beispiel vor Augen stellt. Glieder Christi sind ja nicht bloß diese und jene, sondern alle Christen. In ihm sind sie zur Einheit verbunden. Also müssen sie einander tragen und helfen, sonst können sie nicht in ihm bleiben. Wir werden also unsere Berufung festmachen, wenn wir uns von denen nicht loslösen, an welche der Herr uns gebunden hat. Die Worte zu Gottes Lobe können auf das bezogen werden, was Christus getan hat, oder auf das, was wir tun sollen. Die letztere Auffassung finde ich richtiger: wie Christus, da wir des Erbarmens bedurften, uns zum Lobe der Gnade Gottes mit seiner Liebe umfasst hat, so sollen wir zum Lobe desselben Gottes jene Gemeinschaft, die wir in Christus haben, durch unser Verhalten bekräftigen und stärken.

    Calvins Auslegung der Heiligen Schrift

    Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus uns zu Gottes Preis aufgenommen hat. Denn ich sage, daß Christus ein Diener der Beschnittenen geworden sei um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter festzumachen, und daß die Heiden Gott wegen des Erbarmens preisen. Die Gemeinde bekommt für ihr Verhalten die Regel an der Gnade Jesu, der alle aufgenommen, die Schwachen nicht abgestolßen und weder die Juden noch die Heiden versäumt hat, sondern alle zu sich gezogen hat. Er wurde der Diener Israels und der Diener der Heiden. An Israel diente er der Wahrheit Gottes, damit die den Vätern gegebene Verheißung geschehe; an den Heiden dient er der Erbarmung Gottes; denn er ruft sie nach dem Reichtum seiner freien Gnade zu sich, weil er sich ihrer erbarmen will. So gehen in der Gemeinde die Verheißungen der Schrift in Erfüllung, die auch die Heiden zum Lob Gottes berufen und mit Israel zusammenfassen zu einträchtiger Anbetung und auch ihnen den Christus zeigen als den, aus dem ihre Hoffnung entsteht.

    Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

    „Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit” (V. 7). Nicht unsere Würdigkeit, noch weniger ein übereinstimmendes Urteil in zweifelhaften Fragen bildet die Grundlage unserer Annahme durch Ihn. Als Er für uns starb, waren wir Gottlose und Feinde, und wenn Er als der Auferstandene und Verherrlichte uns jetzt aufgenommen hat, so ist es wahrlich nicht um deswillen geschehen, was wir waren oder was Er an und in uns haben würde, sondern in bedingungsloser Gnade, „zu Gottes Herrlichkeit”. Laßt uns diesem Beispiel folgen und einander aufnehmen, ob stark oder schwach, ob menschlich liebenswürdig oder nicht liebenswürdig, als Erlöste des Herrn, als Kinder Gottes, zu Gottes Verherrlichung! Behalten wir dieses Ziel: „Gottes Herrlichkeit” im Auge, so werden wir vor jeder kleinlichen Rechthaberei, vor Sektiererei und dergleichen bewahrt bleiben; es wird uns allerdings zugleich auch anleiten, die Tür vor solchen zu schließen, welche die Lehre Christi nicht bringen (2. Joh.), oder andere ernstlich zurechtzuweisen, die „nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandeln” (Gal. 2,11ff.). Die Liebe ist tragsam, aber auch treu.

    Brockhaus 2013 – Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief

    Die Aufforderung, dass wir einander aufnehmen, „wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“, schließt sich direkt der vorhergehenden an. Dabei geht es nicht zuerst darum, jemand in die Gemeinschaft am Tisch des Herrn aufzunehmen, sondern darum, dass wir einander einzeln aufnehmen. Wenn wir verstanden haben, dass wir Glieder voneinander sind, und unser Augenmerk nicht in erster Linie auf das Natürliche richten, fällt es uns leichter, einander zu begegnen und willkommen zu heißen. Sollte es uns einmal schwerfallen, dann wollen wir daran denken, dass auch Christus uns aufgenommen hat – ohne Rücksicht auf unsere Eigenarten. Wir sind gewiss nicht die liebenswürdigsten aller Menschen gewesen!
    Wenn wir die Verherrlichung Gottes allem anderen voranstellen, so wie unser Herr es getan hat, wird es uns gelingen, „einander aufzunehmen“, und wir werden gesegnet sein.

    Im Glauben leben – 9-2021

    Paulus fährt fort, dies auf Beziehungen anzuwenden, indem er in Vers 7 sagt: Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Meine Annahme meiner Geschwister in dem Herrn ist eine Sache des Gottesdienstes. Ich tue das nicht einfach nur zu meinem eigenen Vorteil, damit ich bei den anderen in der Gemeinde beliebt bin. Wir sind aufgerufen, einander anzunehmen, einander zu achten und einander zu akzeptieren, zur Ehre Gottes. Wenn ich einen Bruder oder eine Schwester annehme, ohne ihn oder sie zu verurteilen, dann tue ich meinen Geschwistern gegenüber etwas, was Gott von mir verlangt. Und damit mache ich auf die Quelle des Ausharrens und des Trostes aufmerksam, die Gott Selbst ist. Und so wird Gott in unserer freundlichen Haltung zueinander verherrlicht.
    Umgekehrt wird Gott verunehrt, wenn wir uns falsch verhalten, wenn wir rachsüchtig oder ungeduldig sind und wenn wir versuchen, uns gegenseitig in einem Geist des zerstörerischen Wettbewerbs zu entmutigen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir in Machtkämpfe, Eifersüchteleien und Begehrlichkeiten verwickelt sind und in Dinge, die menschliche Beziehungen zerstören. Dies offenbart einen Mangel an Gnade, und es ist eine Schande für den Leib Christi.
    Paulus macht auf die Bedeutung Jesu in diesem Zusammenhang aufmerksam: Gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Jede Unwilligkeit meinerseits, andere Gläubige anzunehmen, zeugt von grober Undankbarkeit meinerseits gegenüber der Annahme, die ich bereits in Christus empfangen habe. Menschen, denen vergeben ist, sind Menschen, die vergeben. Wenn es euch in eurem Leben an einem Geist der Vergebung gegenüber anderen mangelt, so deutet das darauf hin, dass ihr nicht versteht, dass eure eigene Vergebung in den Händen Christi liegt.

    Sproul 2022 – Römerbrief-Kommentar: Das Evangelium Gottes

    Nun wird die Schlußfolgerung genannt. Wir können annehmen, daß die Gemeinschaft in Rom nicht nur aus Schwachen und Starken bestand, sondern daß es dort auch noch andere gab. Alle sind zusammen in Paulus‘ Aufforderung eingeschlossen: »Deshalb nehmt einander auf (bzw. an).« Das Wort »aufnehmen« ( proslambano ) erfordert eine Annahme von ganzem Herzen und ein herzliches Empfangen. Das gegenseitige Annehmen wird hier nicht als eine einfache Sache hingestellt, aber die Erinnerung daran, daß Christus die Gläubigen mit all ihren Eigentümlichkeiten aufgenommen hat, läßt keine Möglichkeit zur Ausrede bestehen. Man darf nicht vergessen, was Christus in jedem einzelnen erreicht hat.
        Durch das »euch« (im Gegensatz zur selteneren Lesart »uns«) nimmt Paulus sich aus dieser Aussage heraus, um seiner Aufforderung an die Römer mehr Nachdruck zu verleihen. Hier verdeutlicht er, daß Christus Gott verherrlichte, als Er Sünder annahm. Daher sind alle verpflichtet, zu bedenken, woher und warum sie berufen worden sind. Anstatt von persönlichen Dingen eingenommen zu sein, sollte das Vorbild Christi alles ins rechte Verhältnis rücken. Das Wohl aller Heiligen muß berücksichtigt werden.

    Paulus verwendet »Starke« ( dynatos , »fähig«, entweder vom inneren Wesen her oder absolut für spezielle Zwecke), um sich selbst zu den Starken zu rechnen, damit er selbst unter derselben Verpflichtung steht.
        In diesem Fall sind »Schwachheiten« ( asthenêmata , »Schwachheit«, »Defizit an Stärke«) die Vorbehalte.
        »Schwache« ( adynatos , »schwach«, »unfähig«, »nicht imstande«) steht hier im Gegensatz zu dynatos.
    »Ausharren« ( hypomonê ) kann auch mit »Geduld« übersetzt werden, bedeutet aber nicht Geduld im Sinne von stillem Warten und Vorüberziehenlassen der Flut der Ereignisse, sondern die Fähigkeit, Dinge zu ertragen und sie dabei in Triumph umzuwandeln. Es ist eine erobernde Geduld.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt