Tag: 8. August 2021

„wir nehmen auch kleine Spenden“

Da bekommt man doch tatsächlich in Vortragsform den netten Aufruf, doch zu spenden, damit „das Werk weiter läuft“. Dann gibt es noch die netten Briefe, in denen die Zahlkarte für die Spende gleich beiliegt. Nein, nicht für die 3. oder 4. Welt, sondern für Menschen, die in der 1.Welt leben!
Ich dachte immer, dass mich das nur ärgert – aber heute Nacht hörte ich einen weiteren Koning …und war echt erstaunt, dass dieser Bibellehrer Klartext redet!

Es kann auch sein, dass sie mit der Bruderliebe ein bisschen über das Ziel hinausgeschossen waren und dass die Bruderliebe mehr der Sucht glich, sich in alles einzumischen. Das könnte erklären, warum er in Vers 11 von der Bruderliebe zum Leben in der Gesellschaft übergeht. Die Sorge füreinander birgt die Gefahr, dass wir anfangen, übereinander zu herrschen und uns gegenseitig vorschreiben, wie der andere zu sein hat. Dafür sollten wir keine Zeit haben. Jeder Christ sollte ein volles Tagesprogramm haben, ohne unruhig zu werden, wie die Dinge bei den Mitgläubigen laufen. (Das trifft natürlich nicht zu, wenn man eindeutig sündige Praktiken bei einem Mitgläubigen feststellt.)
Paulus hatte ihnen dazu klare Befehle gegeben. Es erwies sich als notwendig, sie daran zu erinnern. Es ist auch für dich gut zu wissen, dass du das Werk tust, das der Herr dir aufgetragen hat (Mk 13,34). Manchmal kommt es vor, dass junge Gläubige in ihrer ersten Begeisterung nur noch Bibelstudium machen und das Evangelium weitersagen wollen. Das kenne ich aus eigener Erfahrung. Doch das ist nicht Gottes Wille. Er will, dass du mit deinen eigenen Händen arbeitest.
Es ist ein Missverständnis zu unterstellen, dass Menschen, die sich vollzeitig dem Werk des Herrn widmen können, heiliger sind oder sich auf einem höheren geistlichen Niveau befinden. Dieser Gedanke ist rein heidnisch. In Indien findet man zum Beispiel solche Menschen. Es müssen sehr klare und durch andere geistlich zu beurteilende Gründe vorliegen, wenn du deine Arbeit in der Gesellschaft aufgibst, um dich geistlicher Arbeit zu widmen. Paulus zeigt hier, dass heilige Menschen gewöhnlich mit ihren Händen arbeiten. Darin war er ihnen auch selbst ein Vorbild (2,9).
Einige in Thessalonich arbeiteten nicht mehr. Möglicherweise hatten sie dafür fromme Gründe, dass sie beispielsweise auf die Wiederkunft des Herrn warteten. Konnte Er nicht jeden Augenblick kommen? Warum sollte man sich dann noch mit irdischen Dingen beschäftigen? Die Folge war jedoch, dass sie sich mit den Dingen anderer beschäftigten. Es ist geistlich nicht gesund, passiv auf das Wiederkommen des Herrn zu warten. Das Wiederkommen des Herrn zu erwarten ist prima, zugleich müssen wir allerdings unsere Arbeit tun, da wir sonst Dinge tun, durch die wir anderen Schaden zufügen.
Du musst bedenken, dass die, „die draußen sind“, also die Ungläubigen um dich her, dich beobachten. Sie sehen, wie du dein Leben ausfüllst. Es wäre eine regelrechte Schande für den Namen des Herrn, wenn sie sähen, dass du mit verschränkten Armen dasitzt, ohne etwas zu tun, und inzwischen erwartest, dass andere dafür sorgen, dass es dir nicht an Essen und Trinken fehlt. Das geht natürlich nicht.
Gerade in einer Arbeitsumgebung hast du Gelegenheit zu zeigen, für wen du lebst und wen du erwartest. Der Herr Jesus preist dich dann glücklich: „Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, damit beschäftigt finden wird“ (Lk 12,43). Du kannst in deiner täglichen Beschäftigung ein schönes Mittel sehen, die Lehre Gottes, deines Heilandes, in allem zu zieren (Tit 2,10).
Bruderliebe ist nur innerhalb der Familie Gottes zu finden. Alle Ungläubigen befinden sich außerhalb. Du brauchst nichts von ihnen. Das meine ich nicht hochmütig, doch du würdest ihnen ein falsches Bild von einem Christen vermitteln, wenn du auf Kosten anderer, der Gesellschaft, leben würdest. Gott hat bestimmt, dass du für dein Essen arbeiten sollst. Diesen Auftrag gab Er bereits Adam. Der musste an die Arbeit, um den Segen, den Gott für ihn hatte, genießen zu können (1Mo 2,15). Nach dem Sündenfall hat Gott es als ein Gebot gegeben (1Mo 3,17).

Neben dem Hinweis auf das Vorbild, das er gegeben hatte, als er bei ihnen war, erinnert er sie auch an einen Befehl, den er erteilt hatte, als er bei ihnen war. Er zitiert das für die Vergesslichen: „Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.“ Es geht also um jemanden, der nicht arbeiten will. Jeder, der unfreiwillig arbeitslos ist, muss sich weiterhin einsetzen, dass er Arbeit findet. Der Antrieb dazu kann nach vielen enttäuschenden Versuchen stark schwinden. Es kann auch geschehen, dass jemandem eine Arbeit angeboten wird, die eine Einkommensminderung mit sich bringt. Die Gefahr ist dann groß, dass jemand sich weigert, diese Arbeit anzunehmen.
Wenn feststeht, dass jemand nicht arbeiten will, darf man ihm nichts zu essen geben. Solche Personen missbrauchen leichtfertig die Gutmütigkeit anderer. Sie gehen häufig sogar so weit, dass sie meinen, dass andere verpflichtet seien, ihnen zu essen zu geben. Wer moralisch so abgewichen ist, hat wirklich den Weg verlassen. Seiner eigenen Verantwortung will er nicht nachkommen, doch er weiß genau, was die Verantwortung der anderen ist, und das nur, um selbst einen Vorteil dadurch zu haben.
Das Zitat ist deutlich: Willst du nicht arbeiten? – Dann gilt auch: nicht essen. Das ist kein Befehl für die Unordentlichen. Die stören sich nicht daran und werden alles essen, was man ihnen vorsetzt. Es ist ein Befehl an die Gläubigen, nicht ihr freigiebiges Herz sprechen zu lassen, wenn so jemand zu ihnen kommt und mitessen will. Der möge dann Hunger bekommen und sich an die Arbeit begeben, um seinen Hunger zu stillen (Spr 16,26).

Lies noch einmal 2 Thessalonicher 3,6–11. – Was meinst du, wie deine Umgebung dich kennt: als eifrig oder als jemanden, der eine ruhige Kugel schiebt?

Ger de Koning – Die Briefe an die Thessalonicher – Eine Erklärung der Briefe von Paulus speziell für dich


Ist es also doch nicht unbiblisch, wenn ich alle Spendenaufrufe in den Papierkorb werfe? Ich denke, dass jeder, der aktiv für Jehovah arbeitet, auch seinen Lohn erhalten sollte – aber eben nur derjenige, und nicht der ganze „Wasserkopf“ der sich darum bildet. Denn es scheint immer mehr Menschen zu geben, die sich als „Vollzeitdiener“ bezeichnen, aber eigentlich gar nichts für Jehovah tun, sondern nur ihre eigenen Ideen umsetzen wollen….

Glauben & was?

Und nachdem er sie nach draußen geführt hatte, sagte er: „Ihr Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ 31 Sie aber sagten: „Vertraue auf den Herrn Jesus Christus, dann wirst du gerettet werden, du und dein Haus!“
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Apg 16,30–31

Und nachdem er sie nach draußen geführt hatte, sagte er: „Ihr Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ 31 Sie aber sagten: „Vertraue auf den Herrn Jesus, dann wirst du gerettet werden, du und dein Haus!“
Leonberger Bibel – Nestle-Aland 28 – Apg 16,30–31

Glaube an Jesus Christus & eine Kirche? Das hatten wir im August 2020

Aber reicht der Glaube denn aus? Und Glaube an was? Einfach nur, dass es einen Jesus gegeben hat? Oder einfach dass Jesus ein guter Mensch war?

Die Frage nach der Rettung ist ein wichtiges Motiv im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte ( Lk 3,10; 10,25; 18,18; Apg 2,37 ); der Aufseher hielt Paulus und Silas eventuell für Inkarnationen der Götter, die »retten/ befreien/heilen« können (im entsprechenden griechischen Begriff sind alle drei Bedeutungen mitgedacht); plausibler ist allerdings, dass er mit der Lehre von dem einen, wahren Gott des Judentums vertraut war.
Apg 16:31-32 : Bei den Römern wurde erwartet, dass die Mitglieder eines Haushalts die Religion des Familienoberhauptes annahmen, und selbstverständlich auch, dass der Haushaltsvorstand der Verehrung der römischen Götter in vorbildlicher Weise oblag. Die hier beschriebene Bekehrung eines ganzen Haushaltes geht jedoch nicht auf diese automatische Weise vonstatten – die Knechte und Mägde müssen zunächst selbst das Wort Gottes hören.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Der Kerkermeister in Philippi fragte: »Was muss ich tun, dass ich errettet werde?« Der Apostel Paulus antwortete: »Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden« (Apg 16,30.31). Aber was bedeutet es nun, an den Herrn Jesus Christus zu glauben? Viele Menschen haben eigenartige Vorstellungen über diese entscheidende Frage. Hier einige typische, unbiblische Beispiele dafür, was Menschen mit dem Begriff »ich glaube« verbinden: Menschen meinen, an den Herrn Jesus zu glauben,
weil sie anerkennen, dass der Herr Jesus hier auf Erden lebte und starb.
weil sie Seine hochstehende Moral bewundern.
weil sie sich einer religiösen Gruppe angeschlossen haben.
weil sie zu Gott beten.
weil sie ein Gebet, ein Glaubensbekenntnis oder eine sonstige religiöse Formel nachgesprochen haben.

Ist das der Glaube an Christus, wie ihn die Bibel lehrt? Verändert diese Art von Glauben das Leben der Menschen? Gibt dieser Glaube die feste Gewissheit, in den Himmel zu kommen?

Jean Gibson – Training im Christentum

Glaube, der rettet
Der persönliche Glaube eines Menschen ist die Grundlage für seine Beziehung zu Gott. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu nahen (s. Heb 11,6) und durch Glauben werden wir gerechtfertigt, nicht aus Werken (s. Gal 2,16).
Das entspricht auch der Antwort von Paulus auf die Frage des Gefängnisaufsehers in Philippi. Dieser Mann hatte erkannt, dass er verloren war. Er wusste genau, dass er Hilfe brauchte. Und er fragt, was er tun muss, um errettet zu werden. Die Antwort von Paulus ist so einfach und so klar: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Das ist das einzige, was ein Mensch „tun“ kann und letztlich ist selbst dieser Glaube ein Geschenk Gottes (s. Eph 2,8).
Das nimmt jedoch nichts weg von der Verantwortung, die jeder Mensch hat, dem Aufruf Gottes zur Buße und zum Glauben an den Herrn Jesus zu folgen. Diese ernste Verantwortung müssen wir unseren Kindern unbedingt vorstellen und ihnen einerseits die Liebe Gottes und andererseits die schrecklichen Konsequenzen des Ungehorsams gegenüber dieser Aufforderung Gottes vorstellen. Dabei spornt uns an, was Paulus in Apostelgeschichte 16,31 weiter sagt: „… du und dein Haus.“
Gott will ganze Häuser retten! Das macht schon die Geschichte Noahs deutlich. Und auch in der heutigen Zeit ist es für Gott ein großes Anliegen, ganze Häuser zu retten. Dazu ist natürlich der persönliche Glaube jedes Einzelnen nötig. Im Haus des Gefängnisaufsehers in Philippi wurde auf diesem Weg das ganze Haus gerettet!

Bleib in mir 2019

Wirkliche Rettung bringt allein Jesus Christus, und sie wird angeeignet durch den »Glauben«, durch das gehorsame Vertrauen auf ihn. Unsere Stelle macht einmal mehr die zwei Brennpunkte des Glaubens deutlich: a) Es handelt sich tatsächlich um ein »Wenn -dann -Geschehen«. Glaube ist keine einseitige Handlung Gottes am Menschen, die mit oder ohne dessen Zustimmung oder Beteiligung vor sich gehen würde. Das »und« (griech. kai) ist hier unbedingt konsekutiv zu verstehen, das heißt: es drückt eine Konsequenz, eine Folge der ersten Handlung aus. Darum haben wir es richtig mit »dann« übersetzt. »Schaffet, dass ihr gerettet werdet, mit Furcht und Zittern«, schreibt Paulus gerade der Gemeinde in Philippi in einem späteren Brief (Phil 2,12). Ohne den Entschluss des Menschen zum Glauben geht es nicht. Obwohl wir dies festhalten, sehen wir aber auch den zweiten Brennpunkt: b) dass unser Glauben – Können ein Geschenk und Werk Gottes in uns und an uns ist.

Ganz entsprechend fährt nämlich Paulus an der genannten Stelle fort: »… denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen« (Phil 2,13). Also ist doch der Glaube Gottes Sache? Wie kann man beides in einen Brennpunkt vereinbaren? Ich meine so: Tatsächlich könnten wir Menschen uns nicht frei für oder gegen Gott entscheiden. Wir sind ja – Martin Luther drückt es mit dem Bild von Pferd und Reiter aus – »Gerittene«, »Besessene«, nämlich vom Teufel Besessene, der freiwillig seinen Platz nie und nimmer räumen würde. Aber unter dem Hören des Wortes Gottes kann es geschehen, dass wir für vielleicht nur kurze Zeit durch Gottes Macht von dieser Besessenheit befreit werden, dass ein Machtvakuum entsteht, in dem wir nun tatsächlich Entscheidungsfreiheit gewinnen, von Gott geschenkte Entscheidungsfreiheit, auf die wir uns nichts einbilden dürfen. Dann können wir sagen, wer uns fernerhin besitzen soll, Gott oder der Böse. Haben wir damit uns selbst errettet? Gewiss nicht! Denn ohne Gottes Eingreifen wäre diese Möglichkeit nie entstanden. Zudem ist es ja sein Geist, der uns durch das Evangelium zum Glauben ruft und im Glauben erhält.

Es muss für uns schwer verständlich bleiben, dass sich der Glaube des Gefängnisdirektors nicht nur auf ihn selbst rettend auswirkt, sondern dass sein ganzes »Haus« in die Rettung einbezogen wird. Uns hindert am Verständnis der erst neuzeitliche Individualismus, bei dem nur etwas gilt, was ich entschieden, gesagt, getan habe. Menschen früherer Zeiten sahen sich aber viel mehr in die Gemeinschaft eingebunden, in der sie lebten, sei es die Familie im engeren und weiteren Sinne, sei es die Stadtgemeinschaft der polis, sei es die Volks – und Staatsgemeinschaft. Wir dürfen es nicht zu einfach abtun, wenn im Mittelalter der germanische Stammeshäuptling auch die Religion seiner Untertanen mitbestimmte. Andererseits leben wir nicht mehr im Altertum. Die Emanzipation des einzelnen ist so weit fortgeschritten, dass gewiss die individuelle Entscheidung für den Glauben unumgänglich ist. Schließlich könnte man erwägen, ob im vorliegenden Fall die Zusage nicht Verheißungscharakter gehabt haben könnte in dem Sinne, dass Paulus dem Beamten die Errettung seiner Familie in Aussicht gestellt hat, falls er selbst als Erster den Schritt zu Jesus tun würde.

Gerhard Maier – Edition C

Auch hier ist eine Geschichte Gottes vorhergegangen, die wir nicht kennen. Wieviel dieser Mann von der Wirksamkeit des Paulus in den Wochen vorher gehört hatte, wissen wir nicht; Lukas ist sehr schweigsam. Aber die Frage nach dem Heil wird nicht in wenigen Minuten äußerer Erschütterung in einem toten Herzen geboren; wohl aber kommt sie in solchen Minuten zu sich selbst und bricht endlich heraus, wenn sie ein aufgewachtes Herz schon lange im Verborgenen beunruhigt hat. Das aber ist das Kostbare am Evangelium, dass es auf diese Frage die einfache, eindeutige Antwort hat: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, und gerettet werden wirst du und dein Haus.“ Das unterscheidet das Evangelium von allen andern Religionen und Weltanschauungen, dass es nicht irgendwelche Leistungen vom Menschen fordert, nicht neue religiöse Methoden empfiehlt, nicht geheimnisvolle Erkenntnisse vermittelt, sondern zu dem einen, kindlich leichten Schritt aufruft: Hier ist Jesus – vertrau dich ihm an! Darin liegt die ganze Errettung. Wie aber haben wir den Zusatz zu verstehen: „Du und dein Haus“? Liegt hier eine spezielle Zusage für diesen einen Fall, weil Paulus und Silas hier die Gewissheit hatten, dass alle Hausgenossen ebenfalls zu dem rettenden Glauben durchdringen würden? Oder darf jedermann, der zu Jesus kommt, sich die Zusage aneignen: auch meine Frau, auch meine Kinder werden gläubig werden? Wir werden die Eigenart eines Hauses der alten Welt mit berücksichtigen müssen. Es umfasste nicht nur Frau und Kinder, sondern vor allem auch die Schar der dem „Hause“ zugehörigen Sklaven. Es ist in unserem Text offensichtlich an eine Gruppe erwachsener Menschen gedacht, denen „das Wort Gottes gesagt“ wird. Diese Menschen haben die Ereignisse der Nacht miterlebt, sie standen nun mit unter der Verkündigung und jetzt wird auch ihnen wie dem Hausherrn zugesichert: die Rettung ist für euch da, wenn ihr den Schritt zu Jesus wagt. Das Wort der Boten Jesu will nicht behaupten, dass das Gläubigwerden des Hausherrn mechanisch die Rettung aller Hausbewohner in sich schließt. An Onesimus, der dem „Hause“ des Philemon zugehörte, wird sehr deutlich, dass es ohne die persönliche Entscheidung für Jesus nicht ging. Gerettet war Onesimus nicht schon, als Philemon Christ wurde, sondern erst als er selber bei Paulus in Rom zum Glauben kommt. Aber das dürfen wir allerdings tröstlich wissen, dass Gott uns als diesen, mit unserem Hause fest verbundenen Menschen sieht und darum seine rettende Gnade herzlich für die Unsern bereithält und unser Gebet für sie erhört. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, was der Herr selbst über den Riss gesagt hat, der um seines Namens willen gerade auch durch Häuser und Familien gehen wird.

Wuppertaler Studienbibel

In den Versen 29-30 wird die Reaktion des Kerkermeisters beschrieben. Er rief nach Licht und sprang hinein, und fiel zitternd vor Angst vor Paulus und Silas nieder (V. 29). Er brauchte Fackeln, um in den fensterlosen Innenraum sehen zu können. Die Tatsache, dass er in den Raum sprang, zeigt, dass er eifrig war, aber er hatte Angst, weil er etwas Göttliches in den Ereignissen sah, die gerade geschehen waren. Er hatte buchstäblich eine Heidenangst und wollte wissen, was er tun musste, um gerettet zu werden. Also fiel er zitternd vor Paulus und Silas nieder, um sie anzubeten. Dann holte er sie aus dem inneren Gefängnis heraus (V. 30) und ließ die anderen Häftlinge dort zurück, weil er offensichtlich erkannte, dass dieses übernatürliche Ereignis irgendwie mit Paulus und Silas zusammenhing. Dann stellte er die entscheidende Frage: Meine Herren, was muss ich tun, um gerettet zu werden? Diese Frage bezog sich ausschließlich auf die geistliche Errettung, denn da alle Gefangenen anwesend waren, wusste der Kerkermeister, dass er nicht von Rom hingerichtet werden würde. Auch er hatte das Gebet und den Gesang von Paulus und Silas gehört und wusste, dass sie tatsächlich die Botschaft der geistlichen Errettung hatten.

Die Antwort der Jünger findet sich in Vers 31: Sie sagten: Glaube an den Herrn Jeschua, und du wirst gerettet werden, du und dein Haus. Der Kerkermeister musste an das Evangelium glauben, und das Ergebnis würde die geistliche Errettung sein. Manchmal wird dieser Vers dahingehend fehlinterpretiert, dass, wenn eine Person in einer Familie gerettet wird, die anderen früher oder später auch gerettet werden, aber zu viele Gläubige haben gesehen, wie Mitglieder ihrer Familien ohne den Herrn gestorben sind. Paulus hat nicht versprochen, dass die Familie des Kerkermeisters gerettet werden würde. Die Formulierung „glaubt an den Herrn Jeschua, den Messias“ galt sowohl für den Kerkermeister als auch für sein Haus. Beide mussten glauben, um gerettet zu werden. In den strengen römischen Familien jener Zeit war der Vater jedoch der paterfamilias, das Oberhaupt des Hauses, und er hatte eine so große Autorität, dass seine Entscheidung zu glauben die anderen dazu bringen würde, ebenfalls zu glauben, und das taten sie auch.

Nachdem Paulus und Silas dem Kerkermeister das Wesentliche des Evangeliums erklärt hatten, setzten sie ihren evangelistischen Dienst fort: Und sie redeten das Wort des Herrn zu ihm und zu allen, die in seinem Haus waren (V. 32). Es ist offensichtlich, dass der Kerkermeister Paulus und Silas zu sich nach Hause geholt hatte. Sie erklärten ihm das Heil genauer, was den Kerkermeister zum Messias führte. Dies führte auch zur Errettung seines Hauses, zu dem seine Familie und seine Bediensteten gehörten.

In den Versen 33-34 werden die vier Ergebnisse der Rettung durch den Kerkermeister beschrieben. Erstens behandelte er die Wunden, die Paulus und Silas durch die Schläge am Tag zuvor erlitten hatten (V. 33): Er nahm sie noch in der Nacht zu sich und wusch ihnen die Striemen ab. Das ist das erste Mal, dass diese Wunden behandelt wurden, seit sie zugefügt worden waren, das erste Mal, dass irgendeine Form von medizinischer Hilfe geleistet wurde. Zweitens wurde er getauft, er und alle die Seinen, sofort. Die Tatsache, dass „alle seine“ erwähnt werden, zeigt, dass auch sie glaubten. Sie wurden ohne Verzögerung getauft. Dies ist ein natürlicher Akt nach der Errettung. Die Bibel lehrt nicht, dass man als Kind gerettet wird oder vor dem Glauben getauft wird. Wenn ein Mensch geglaubt hat, ist er für die Taufe qualifiziert. Der Kerkermeister und seine Familie hatten geglaubt; deshalb wurden sie getauft. Die dritte Folge war Gastfreundschaft (V. 34a): Er nahm sie in sein Haus auf. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein Gefängniswärter in der Nähe des Gefängnisses wohnte. Das Haus könnte sogar über dem Gefängnis gelegen haben. Die Taufen könnten in einem römischen Bad durchgeführt worden sein, wie es in allen Städten üblich war. Die Wohlhabenden hatten ihr eigenes Bad im Hof, und dieser Kerkermeister könnte eines gehabt haben. Er setzte ihnen Essen vor. Dies war das erste Essen, das Paulus und Silas seit ihrer Prügelstrafe zu sich nahmen. Eines der Kennzeichen eines wahren Gläubigen ist die Gastfreundschaft (Hebr. 13,2). Das vierte Ergebnis war die Gemeinschaft (V. 34b): Der Kerkermeister freute sich sehr mit seinem ganzen Haus, weil er an Gott glaubte. Der letzte Teil des Verses zeigt, dass sie alle einzeln glaubten und deshalb an der Gemeinschaft der Heiligen teilhaben konnten.

Arnold Fruchtenbaum – Apostelgeschichte