Schlagwort: Bibel

Heil dem, der den Ewigen fürchtet, der in Seinen Wegen wandelt.

(Ein Stufenlied.) Glückselig ein jeder, der Jehova fürchtet, der da wandelt in seinen Wegen!
Elberfelder 1871 – Psalm 128,1

Ein Aufstiegsgesang.
O Glück alljedes, der IHN fürchtet,
der in seinen Wegen geht!
Buber & Rosenzweig – Psalm 128:1

Selig alle, die Jehova fürchten, die wandeln auf seinen Wegen!
van Ess 1858 – Psalm 128,1

Da die Familien gemeinsam zu den jährlichen Festen nach Jerusalem reisten, ist es nur recht und billig, dass ein weiterer Psalm den Eltern und ihrem Nachwuchs gewidmet wird. Im vorangegangenen Psalm wurden Kinder als ein reiches Erbe und als Pfeile zum Besiegen des Feindes dargestellt (127,3-5). In diesem Psalm werden landwirtschaftliche Bilder sowohl für die Frau als auch für die Kinder verwendet. In der einen oder anderen Form wird das Wort „segnen“ viermal verwendet, aber es ist die Übersetzung von zwei verschiedenen hebräischen Wörtern. In den Versen 1-2 ist es das Wort asher, das oft mit „glücklich“ übersetzt wird (1. Mose 30,12-13), und in den Versen 4-5 ist es barak, was „gesegnet vom Herrn“ bedeutet. Das letztere Wort wird vom Herrn verwendet, wenn er Menschen segnet; das erstere Wort wird verwendet, um das Gute zu beschreiben, das entsteht, wenn Menschen das tun, was dem Herrn gefällt. Wie 127 und Jeremia 29,4-7, geht es in diesem Psalm um Schutz (V. 1), Arbeit (V. 2), die Familie (V. 3-4, 6), und Gottes Segen für Jerusalem (V. 5). Der Schreiber schließt zwar alle ein, die den Herrn fürchten (V. 1), doch richtet sich der Psalm besonders an den Mann des Hauses (V. 3). Wir sehen einen glücklichen Mann und eine glückliche Frau, die verschiedene Lebensabschnitte durchlaufen.

Gottesfürchtige Gläubige (v. 1)
Im alten Nahen Osten wurden Ehen in erster Linie von den Eltern arrangiert, aber die Geschichten von Jakob (Gen. 28-30) und Rut zeigen, dass es in diesen Ehen nicht völlig an Liebe fehlte. Hier haben wir es mit einem jüdischen Paar zu tun, das den Herrn wirklich fürchtete und ein Haus errichten wollte, das Jehova segnen konnte. Den Herrn zu fürchten bedeutet, ihn zu verehren und zu versuchen, ihm zu gefallen, indem man seinem Wort gehorcht. Im Hintergrund steht der Bund, den Gott mit Israel geschlossen hat (Lev. 26; Deut. 28-30). Wenn sie gehorchten, würde Gott ihre Bedürfnisse befriedigen; wenn sie ungehorsam waren, würde er sie züchtigen. Dies ist die alttestamentliche Version von Matthäus 6:33. Für eine glückliche Ehe braucht es drei: einen Mann und eine Frau, die den Herrn und einander lieben, und den Herrn, der die erste Hochzeit im Garten Eden vollzog.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Glücklich wird aufgrund der großen Taten Gottes der gepriesen, der Jahwe fürchtet. In der Furcht vor Gott wird dessen Tun so ernst nommen, daß es das Leben bestimmt. Gottesfurcht ist Ausdruck einer wertschätzenden Liebe und hat mit der Angst vor Gott nichts zu tun. Daß die Angst gewichen ist, erkennt der Betende daran, daß er spürt, wie er an (Gottes) Geboten großen Gefallen hat. Wer vor Gott angstvoll flieht, wird seine Gebote nur mit Murren halten und dann immer den Eindruck haben, ihm nicht völlig Genüge getan zu haben. Gott hat darum sein Volk erlöst, damit er keine Sklaven mehr antreiben muß, sondern damit er sich an mündigen Menschen erfreuen kann, die aufgrund ihrer Gottesfurcht zu der Einsicht gekommen sind, daß das Halten der Gebote ihrem Lebenswillen zugute kommt (vgl. Ps 111, 10).

Wuppertaler Studienbibel

Wir hatten in Ps 127 gelernt, dass wir in all unserem Tun auf Gottes gnädigen Beistand angewiesen sind. Nun sollen wir lernen, dass die Gnade uns drängt, Gott zu gehorchen. Wir werden nur dann glückselig sein, wenn wir auf Gottes Wegen wandeln.

»Glückselig«: Luther hat das hebräische ašrêj mit »wohl dem« übersetzt. So beginnt bei ihm der 1. Psalm: »Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen.« Das wird dem hebräischen Ausdruck insofern gerecht, als er nicht ein momentanes Glücksgefühl ausdrückt, sondern sagen will, dass der Mensch gut beraten ist, der den HERRN fürchtet. Er befindet sich damit auf einem glücklichen Weg, der auch ein glückliches Ende hat. Es werden uns hier drei Dinge genannt: die Substanz und die Reichweite des Glücks eines Gerechten sowie die Bedingungen dazu:
a. »Glückselig«: Damit ist höchstes Glück, wahres Glück, unvermischtes Glück, bleibendes Glück, sicheres Glück verheißen.
b. »ein jeder«: Die Verheißung gilt ohne Ausnahme jedem, der sich Gott naht, um ihm zu gehorchen.
c. »der den HERRN fürchtet«: Wir müssen uns Gott nahen in heiliger Scheu. Wer ihn nicht fürchtet, wird Menschen fürchten und wird damit in einer Schlinge gefangen (Spr 29,25). Wer den HERRN fürchtet, wird finden, dass er Urheber und Geber allen Glücks und das Maß wahren Glücks ist. Ihn haben, darin besteht das wahre Glück (siehe 1Mo 15,1).

»der auf seinen Wegen geht!«: Das ist die Probe der Echtheit eines jeden Bekenntnisses zur Gottesfurcht: Wer Gott fürchtet, wandelt auf seinen Wegen; wer aber seine eigenen Wege geht, zeigt damit, dass er ihn verachtet: »Wer in seiner Geradheit wandelt, fürchtet den HERRN; wer aber in seinen Wegen verkehrt ist, verachtet ihn« (Spr 14,2). Der Gottesfürchtige wandelt beharrlich auf diesem Weg, bis er die Verheißung der Gottesfurcht davonträgt (Hebr 6,12). Das Ziel des Weges ist ewige Herrlichkeit – ewige Gemeinschaft mit Gott und seinen Erlösten. Weil die Gottesfurcht uns auf diesen Weg bringt und auf diesem Weg erhält, bis wir am Ziel sind, ist der Mann, der den HERRN fürchtet, wahrhaftig glücklich zu nennen.



»Hier sieh zuerst, dass der Prophet nicht sofort mit den Verheißungen der Ehe daherfährt, als ob sie schlechthin wegen der Ehe gegeben worden wären, sondern er hebt von der ersten Tafel an und preist den selig, der den HERRN fürchtet« (Luther, Auslegung über die 15 Lieder im höhern Chor).

»In allen unseren Geschäften und in unserem ganzen Lebenslauf hängt der Erfolg einzig und allein von der Gnade Gottes ab; so hörten wir im letzten Psalm. Daran schließt sich jetzt die Erinnerung des Propheten: Wer gern an dem Segen Gottes teilhaben möchte, soll sich ihm aufrichtig ganz hingeben; denn die ihm dienen, werden in ihrer Hoffnung nie enttäuscht werden. Der erste Vers enthält das Thema des Psalms, die übrigen dienen nur der Auslegung« (Calvin).

»Glückseliger als alle Menschenkinder und Urheber aller Glückseligkeit ist der Mensch Christus Jesus, denn mehr als sie alle und für sie alle fürchtete, liebte und gehorchte er Gott« (Horne).

Benedikt Peters – Die Psalmen

NICHT in ein Verein sondern ein persönliches Verhältnis

Gesegnet ist der Mann, der auf Jehova vertraut und dessen Vertrauen Jehova ist!
Elberfelder 1871 – Jeremia 17,7

Gesegnet ist der Mann, der vertraut auf Jehovah und dessen Vertrauen Jehovah ist.
Tafelbibel – Jeremia 17:7

Gesegnet der Mann, der vertraut auf den Ewigen und dessen Vertrauen der Ewige ist.
Die Philippson-Bibel – Jeremia 17,7

In der von Satan beherrschten Welt wissen die Menschen oft nicht mehr, wem sie vertrauen sollen. Von führenden Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Religion werden sie ständig enttäuscht. Viele haben das Gefühl, nicht einmal Freunden, Nachbarn oder ihrer Familie vertrauen zu können. Das braucht uns nicht zu überraschen.

Wachtturm 09-2022

Leider machen dann viele Menchen den Fehler, und fallen auf Menschen herein, die vorgeben, Gott zu vertreten. Aber Gott läßt sich nicht vertreten! Er ist nicht so klein, Er ist nicht so klein, Er ist nicht so machtlos, dass Er einen Vertreter oder eine Vertreterorganisation auf der Erde benötigt! Er will eine persönliche Beziehung! Lies die Worte an Jeremia in Kapitel 17! In den Versen davor verurteilt Jehovah JEDEN der auf Menschen oder eine Organisation vertraut!


Das ist die Sprache des Glaubens, wie sie uns in Psalm 1 und 92 am Schluss und öfter begegnet. Vertrauen auf den Herrn ist nicht etwa irgendein Vertrauen, sondern es hat den Herrn in seiner Verheißung und in seinem Können zum Inhalt. Solch ein Mann hat sein Wurzelgebiet an den Quellen der Ewigkeit, daher bewähren sich sein Leben und Dienen auch im Kampf mit der Vergänglichkeit alles Fleisches und bringen jene positiven Früchte, durch welche sich andere erquickt und gestärkt sehen.

Jakob Kroeker – Jeremia: Der Prophet tiefster Innerlichkeit und schwerster Seelenkonflikte

Jeremia fügte nun ein kurzes Gedicht ein, in dem er den Weg des Gottlosen (V. 5 – 6 ) mit dem Weg des Gerechten (V. 7 – 8 ) verglich. Juda hatte sich falschen Göttern zugewandt und bei ausländischen Mächten Schutz gesucht. Gott aber machte deutlich, daß jeder, der sich auf Menschen verläßt und bei ihnen Schutz sucht, verflucht ist, denn sein Herz ist vom Herrn abgewichen. Statt zu blühen, wird er wie ein Dornstrauch in der Wüste verdorren. Gott wird ihn so fruchtlos werden lassen wie das unfruchtbare Land der Salzwüste am Toten Meer, wo kein Leben möglich ist.
Ein Gerechter dagegen ist gesegnet, denn seine Zuversicht (sein Vertrauen) ist auf Gott gegründet. Anders als der Mensch in Vers 5 – 6 wird er wie ein Baum, am Wasser gepflanzt , sein (vgl. Ps 1,3 ). Wenn Schwierigkeiten (hier durch Hitze und Dürre dargestellt) kommen, dann fürchtet er sich nicht . Statt dessen wird er weiter wachsen wie ein Baum, der Früchte bringt und dessen Blätter grün bleiben.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In den Versen 5-8 wird ein Kontrast zwischen dem Vertrauen auf Menschen und dem Vertrauen auf Gott hergestellt. Der Abschnitt zeigt, dass Jerusalem das Letztere nicht getan hat.
In den Versen 5-6 geht es um denjenigen, der auf den Menschen vertraut. Vers 5 zeigt, dass mit dieser Haltung ein Fluch verbunden ist: So spricht Jehova: Verflucht ist der Mensch, der sich auf Menschen verlässt und Fleisch zu seinem Arm macht und dessen Herz sich von Jehova abwendet. In diesem Vers werden zwei hebräische Wörter für den englischen Begriff „man“ verwendet: gever und adam. Gever bezieht sich auf einen Mann, d.h. einen Mann in seiner Stärke im Gegensatz zu den Frauen als den schwächeren Gefäßen. Adam wird im Sinne von „Mensch“ verwendet. Das ist der Mensch in seiner Schwäche, der Mensch, der aus Staub gemacht wurde und zum Staub zurückkehren wird. Wörtlich heißt es in dem Vers also: „Verflucht ist der Mensch in seiner Kraft, der sich auf die Menschheit verlässt, die schwach ist und zum Staub zurückkehren wird.“ Der Grund für den Fluch ist, dass der Mensch, der auf den Menschen vertraut, das Fleisch zu seiner Stärke macht, und das kommt einer Abkehr von Gott gleich.
Vers 6 zeigt die Folgen des Vertrauens auf den Menschen: Denn er wird sein wie die Heide in der Wüste und wird nicht sehen, wenn das Gute kommt, sondern wird wohnen an den ausgedörrten Orten in der Wüste, ein Salzland und unbewohnt. Das Wachstum eines jeden, der auf die Menschheit und nicht auf Gott vertraut, wird verkümmert sein. Anstatt ein ausgewachsener Baum zu werden, wird ein solcher Mensch wie ein Strauch oder ein Zwergwacholder in der Wüste sein. Wenn das Gute zu ihm kommt, wird er es nicht sehen können, weil er zu klein ist. Stattdessen wird er in felsigen und ausgedörrten Ödlandschaften in der Wüste leben, wo niemand leben kann. Dieser Vers beschreibt anschaulich Jeremias eigene Erfahrung, die in 15,18-19 aufgezeichnet wurde.
Die Verse 7-8 zeichnen das gegenteilige Bild und zeigen, was mit denen geschieht, die auf Gott und nicht auf Menschen vertrauen. Im Gegensatz zu dem Fluch aus Vers 5 ist eine solche Person gesegnet: Gesegnet ist der Mann, der auf Jehova vertraut, und dessen Vertrauen Jehova ist. Der hebräische Begriff für das Substantiv „Vertrauen“, mibtach, bedeutet „Zuversicht“. Gesegnet ist derjenige, dessen Vertrauen auf JHWH gerichtet ist.
Vers 8 stellt dem Mangel an Wachstum in Vers 6 ein Leben in Fülle gegenüber: Denn er wird sein wie ein Baum, der an den Wassern gepflanzt ist und seine Wurzeln am Strom ausstreckt und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt, sondern sein Blatt grünt; und er wird sich nicht hüten im Jahr der Dürre und wird nicht aufhören, Frucht zu bringen. Die Person, die auf Gott vertraut, wird wie ein Baum sein, der fest verwurzelt ist und die Gewässer unter sich erreichen kann, was ein Strauch nicht kann. Der hebräische Begriff für „sich ausbreiten“, schalach, bedeutet „senden“. Manchmal hat das Wort auch die Bedeutung von „ausstrecken“ oder, noch stärker, von „hinausstoßen“. Laut Thompson ist die Verbform Piel und bezeichnet eine intensive und kraftvolle Handlung. Mit anderen Worten: Dieser Baum streckt seine Wurzeln aktiv in Richtung des Flusses aus. Wenn die Hitze kommt, muss sich ein solcher Baum keine Sorgen über Wassermangel machen. Er wird grün bleiben und weiterhin Früchte tragen. Dieser Vers ist eine Beschreibung von Jeremias Zustand, wie er in 16:19 beschrieben wird.

Arnold G. Fruchtenbaum – Jeremia und die Klagelieder

Und wir wollen aufeinander Acht haben, um uns anzuspornen

… und laßt uns aufeinander achthaben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, …
Elberfelder 1871 – Hebräer 10,24

 Und weil wir auch füreinander verantwortlich sind, wollen wir uns gegenseitig dazu anspornen (wörtlich: Und wir wollen aufeinander Acht haben, um uns anzuspornen), einander Liebe zu erweisen und Gutes zu tun.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 10:24

Lasst uns aufeinander achten und uns zu einem Leben voller Liebe und guter Taten anreizen!
Roland Werner – Das Buch – Hebräer 10,24

Zu diesem freimütigen Umgang mit Gott gehört notwendigerweise das Festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung in vollem Vertrauen auf die Erfüllung der göttlichen Verheißung. Der Briefschreiber macht an dieser Stelle deutlich, daß seine Sorge um die Treue zum Glauben keine Abstraktion ist, sondern aus der Auseinandersetzung mit einer realen Bedrohung erwächst. Die Gemeinden, an die er schreibt, bedürfen dringend der wechselseitigen Fürsorge und Ermahnung (zur Liebe und zu guten Werken). Die Leser sollen ihre Versammlungen nicht verlassen, wie einige offenbar zu tun pflegten. Es scheinen also auch bei ihnen schon einige vom christlichen Glauben abgefallen zu sein, auch wenn seine Worte sich möglicherweise auf andere Gemeinden beziehen, in denen es zum Abfall gekommen war. In jedem Fall sollen ihre wechselseitigen Bemühungen, sich gegenseitig anzuspornen, wachsen, wenn sie sehen, daß sich der Tag naht (vgl. Hebräer 10,37). In diesen Versen erscheint eine wichtige neutestamentliche Begriffstrilogie: Glaube (V. 22), Hoffnung (V. 23) und Liebe (V. 24).
Dieser erneute Hinweis auf den zweiten Advent Christi erweckt den Eindruck, als ob der Verfasser des Hebräerbriefes sich Sorgen machte, daß wirklich Gläubige in Gefahr waren, die Hoffnung auf das Kommen des Herrn aufzugeben und ihr Bekenntnis zum Glauben an Christus zu widerrufen (vgl. den Kommentar zu Hebräer 1,13-2,4;6,9 ). Sie sollen stattdessen ihre Erwartungen an die Zukunft als Gewißheiten ansehen (denn er ist treu, der sie verheißen hat). Wenn sie nur ihre Augen heben, muß ihnen klar werden, daß „der Tag naht“.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Hinwendung zum Herrn (V. 22), d.h. das intensive Gebetsleben, und die Beharrlichkeit im Glauben (V. 23) sind Äußerungen einer geistlichen Lebenshaltung, die auf das persönliche Leben des einzelnen Christen in besonderer Weise zielen. Die dritte apostolische Mahnung hebt die Gemeinschaftsbezogenheit der Christen hervor: Laßt uns aufeinander achten, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen. Auch hier hat die Sünde das göttliche Urbild des Menschen zerstört. Zur Sünde Kains gehörte sein Leben in der Verantwortungslosigkeit seinem Bruder gegenüber. „Der Herr sprach zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?“ (1 Mo 4, 9). In der Gemeinde Jesu stellt der Heilige Geist das verlorene Urbild des Menschen, die verlorene Gottesebenbildlichkeit, wieder her. Ein wesentlicher Grundzug besteht darin, daß jedes einzelne Glied freiwillig die menschliche und geistliche Verantwortung und Fürsorge für den Bruder übernehmen kann. Gott hat die Glieder der Gemeinde so zueinander gestellt, „damit die Glieder die gleiche Sorge füreinander tragen sollten“ (1 Ko 12, 25). Während es die natürliche Lebenshaltung des unerlösten Menschen ist, sich der Verantwortung für den Nächsten zu entziehen, ihn vielmehr zu beobachten, um sich ihm gegenüber durchzusetzen und selbst zu behaupten, sollen die Gläubigen aufeinander achten, um sich zu lieben und gegenseitig zu helfen. Wie in 1 Ko 13, 13 und Hbr 6, 10–12 begegnet uns auch in diesen Worten wieder die geistliche Einheit von Glaube (V. 22), Hoffnung (V. 23) und Liebe (V. 24), den Grundpfeilern des persönlichen und gemeinsamen Glaubenslebens. Die Gläubigen sollen sich zur Liebe und zu guten Werken anspornen. Hat Christus unser Gewissen von den „toten Werken“ (Hbr 9, 14) gereinigt, so befähigt uns jetzt die Liebe zu „guten Werken“, zu Taten der Barmherzigkeit und praktischer Nächstenliebe (vgl. Jes 58, 6ff; Hos 6, 6; Mi 6, 8). Es muß uns doch nachdenklich machen, daß der Apostel, der die Gläubigen auf die Höhen verborgener Christuserkenntnis geführt hat, so stark auf die Bewährung des Glaubens im Alltag drängt. Die Liebe zum Herrn und die Liebe zum Nächsten muß sich immer in der helfenden Tat auswirken, die nicht nur materielle oder körperlich-seelische Not lindert, sondern gleichzeitig dem anderen auch im Glaubensleben weiterhilft. Das lääßt sich aber nur im gemeinsamen geistlichen Leben verwirklichen.

Wuppertaler Studienbibel

Doch laßt uns in alledem aufeinander achthaben. Damit wird eine dreifache Ermahnung in diesem Abschnitt beendet: „Laßt uns hinzutreten“ „Laßt uns … festhalten“ „Laßt uns aufeinander achthaben“
 Wenn wir aufeinander achthaben, gelangen wir zu harmonischen Beziehungen in der Versammlung. Es ist schließlich nicht mehr als recht und billig, daß die miteinander verbundenen Glieder eines Leibes Mitgefühl füreinander haben. Solches Aufeinander-Achthaben wird eine begehrenswerte Einheit unter den Heiligen fördern und bewahren, wobei ein solches Zusammenleben sowohl Gott als auch uns erfreut und beiden kostbar ist. Darüber hinaus ist es wohltuend (Ps 133).
  Doch beim Achthaben, wozu wir hier ermahnt werden, ist an etwas Spezielleres gedacht. Dadurch sollen wir uns einander zur Liebe und zu guten Werken anreizen. Das Wort „Anreizung“ (paroxysmos) wird von uns normalerweise im negativen Sinn gebraucht. Ja, Paulus benutzt den Begriff in 1Kor 13,5 auf diese Weise, wo er sagt, daß die Liebe sich nicht „aufstacheln“ läßt (Konkordante; im Urtext das gleiche Wort wie „anreizen“). Hier wird das Wort mit etwas Gutem verbunden. Wir sollen uns einander zur Liebe anreizen und anspornen. Menschen lassen sich zur Eifersucht, zum Zorn oder zum Unmut hinreißen. Wie glückselig ist es, wenn Brüder danach streben, einander zur Liebe anzureizen! Wenn ich so lebe und mich meinen Glaubensgeschwistern gegenüber so verhalte, daß sie angespornt werden, mich zu lieben, dann ist diese Ermahnung erfüllt.
  Wir sollen uns nicht nur zur Liebe, sondern auch zu guten Werken anreizen. Bereits zuvor haben wir von „toten Werken“ (9,14) gelesen. Diese kennzeichneten uns in unserer Vergangenheit als nicht erneuerte Menschen. Nun sollten wir ein Volk von guten Werken sein. Laßt uns „das Böse (meiden) und … das Gute“ tun (1 Petrus 3,11; Zürcher). „Wer ist (derjenige), der euch Böses tun wird, wenn ihr Nachahmer des Guten geworden seid?“ (1 Petrus 3,13). Wir sollten uns daher einander zu guten Werken anreizen. Wir müssen bestrebt sein, so zu leben wie derjenige, der „umherzog, indem er wohltat“ (Apg 10,38 Schlachter). Wenn wir uns einander zu verstärkter Liebe und zu guten Werken anreizen können, wird dies die gewünschte Harmonie fördern und unserem Zeugnis der Welt gegenüber gedeihlich sein.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die dritte Ermahnung in Vers 24 befasst sich mit der Liebe: Lasst uns aufeinander Acht haben. Das griechische Wort für Acht haben ist identisch mit dem Wort, das der Autor in 3,1 benutzt hat. Es bedeutet sehr sorgfältig erkunden oder gründlich studieren. In 3,1 bezieht es sich auf den Messias, doch hier sind die anderen Gläubigen das Objekt. Und zu welchem Zweck sollen die Gläubigen diesmal Acht haben? Nicht etwa, um Fehler zu finden und zu kritisieren, sondern um zur Liebe und zu guten Werken anzureizen. Liebe ist die innere Haltung, doch gute Werke sind die äußere Handlung. Die Methode, Liebe äußerlich zu zeigen, besteht in guten Werken. Jesus Christus sagte: Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten. Die Leser kommen nicht erst dadurch dazu, Jesus zu lieben, wenn sie seine Gebote halten, sondern sie zeigen ihre Liebe zu ihm, indem sie seine Gebote halten. Die Methode, um die Liebe zu den Brüdern zu zeigen, besteht darin, gute Werke für sie zu tun.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Denn die Augen Jehovas sind Gerechten zugewandt

denn die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist wider die, welche Böses tun.“ (Ps 34,12-16)
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 3,12

Denn der Herr wendet sich denen zu, die seinen Willen befolgen
(- Denn die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet. -),
und hat ein offenes Ohr für ihre Bitten;
doch wo jemand Böses tut, wendet er sich gegen ihn.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 3:12

Denn der Herr sieht mit Freude auf solche Menschen, die nach seinem Willen leben, und hat immer ein offenes Ohr für ihre Bitten. Allen jedoch, die Böses tun, stellt sich der Herr entgegen.«
Hoffnung für Alle – 1.Petrus 3,12

Denn die Augen Jehovas sind Gerechten zugewandt Seine Ohren in ihre Notbitte hinein, das Antlitz Jehovas aber schaut über Bösestuer hin“ (Ps. 34,13-17).
Pfleiderer Übersetzung – 1.Petrus 3:12

Egal was „interne Gerichtbarkeiten“ entscheiden – es geht darum wie Jehovah eine Sache sieht! Es ist auch egal, was andere über eine Sache denken – denn nur Jehovah sieht das Herz der Menschen und kennt die Tatsachen – IHM kann man nichts vormachen.

Petrus sagt mit dem Psalm, was uns zum Glück und zum Leben bringt. Wer das begehrt, der muß seine Zunge regieren, muß das böse Wort, das die anderen schändet und verletzt, beseitigen, muß den Zank verscheuchen und den Frieden pflanzen. Das muß so sein, weil nur so sich Gottes freundliches Auge zu uns wendet und nur dann unser Gebet den Zugang zu ihm hat, während er uns widersteht, sowie wir Bosheit üben. Daran aber, daß Gott nach uns sieht und auf uns hört, ist unser Glück gebunden.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Ein längeres Psalmzitat begründet die Forderung, auf Vergeltung zu verzichten (Ps 34,13-17). „Wer das Leben lieben und gute Tage sehen will“ – Petrus denkt hier sicher an das ewige Leben – soll nichts Böses reden oder tun, sondern „Gutes“ tun und den „Frieden“ suchen. Gott achtet auf „die Gerechten“ und „ihr Flehen“ angesichts des Unrechts, das ihnen von ihren Mitmenschen zugefügt wird. Und er richtet umgekehrt sein „Angesicht … gegen die, welche Böses tun“ (vgl. Röm 12,19: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn! Denn es steht geschrieben: ‚Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.‘“).

Mainka – 1. Petrus

Drittens sollen die Christen statt, wenn sie beleidigt werden, Böses mit Bösem heimzuzahlen, Frieden (eirenEn; vgl. 1 Petrus 1,2;5,14 ) suchen und ihm nachjagen (1 Petrus 3,11). „Segnet“ (eulogountes) bedeutet in diesem Fall, Gutes von jemand zu sagen. Es unterscheidet sich von dem Begriff „selig“ (makarioi, „glücklich oder bevorzugt“, in V. 14; vgl. 1 Petrus 4,14; Mt 5,3-11 ). Jesus sagte: „Bittet für die, die euch verfolgen“ (Mt 5,44), und Paulus schrieb: „Man schmäht uns, so segnen wir“ (1Kor 4,12). Durch ein solches barmherziges Verhalten „jagen“ die Christen „dem Frieden nach“. Dafür erben sie den Segen ( 1 Petrus 3,9; vgl. 1 Petrus 1,4;3,7 ), … denn die Augen des Herrn (V. 12) sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet. Die „Augen“ und „Ohren“ Gottes sind Redefiguren, Anthropomorphismen, die Gott mit einer menschlichen Physiognomie ausstatten. Sie stehen für die wachsame Aufsicht und Fürsorge Gottes für die Bedürfnisse seines Volkes (vgl. 1 Petrus 2,25).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Vers 12 begründet die vorigen Aussagen mit letzter Realität: Denn die Augen des Herrn (sind) auf die Gerechten (gerichtet) und seine Ohren auf ihre Bitte, das Angesicht des Herrn aber (ist) gegen die, die Böses tun. Um der Verständlichkeit willen mußte der Text ergänzt werden. Daß sachlich richtig ergänzt wurde, geht aus Ps 34, 17 hervor. In unserem Vers geht es um den Weg zum Leben. Das Leben hängt von Gott ab und von unserem Verhältnis zu ihm. Gottes Wesen aber ist absolute Heiligkeit und Gerechtigkeit. Nie wird er Gemeinschaft haben können mit dem Bösen. Daher ist die alte Wahrheit von V. 12 nicht nur atst, sondern ebenso auch ntst, weil sie im Wesen Gottes begründet ist. Die Augen des Herrn (sind) auf die Gerechten (gerichtet) und seine Ohren auf ihre Bitte. Hier wird deutlich, wie fundamental wichtig es für den Menschen ist, vor Gott ein Gerechter zu sein. Ebenso aber macht unser Abschnitt klar, daß gerecht sein und gerecht handeln nicht voneinander zu trennen sind. Die Ausdrücke die Augen des Herrn … und seine Ohren wollen die liebevolle Achtsamkeit Gottes ausdrücken zugunsten der Gerechten. Gottes Ohren sind gerichtet auf ihre Bitte (oder: ihr Bitten). Das Gottesverhältnis äußert sich im Beten, und hier ist die Verheißung, daß Gott achtsam hört. Wer Bedrängnis und Schmähung erduldet, hat viel zu bitten. Wer betet, bekommt die Kraft, auf Böses nicht mit Bösem zu reagieren. Und wer im Glauben damit rechnet, daß Gottes Augen und Ohren auf ihn achtgeben, wird meiden, was Gott haßt, und suchen, was er will. Das Angesicht des Herrn aber (ist) gegen die, die Böses tun. Diese Worte zeigen die aktive Gegnerschaft Gottes. Die, die Böses tun, haben Gott frontal gegen sich.

Wuppertaler Studienbibel – Die Briefe des Petrus und der Brief des Judas

V. 12 bringt eine abschließende Begründung, in welcher der schon V. 9 angedeutete Gedanke noch einmal deutlicher ausgesprochen wird, daß nämlich Gott nach den Taten richtet: Seine Augen sind auf die Gerechten gerichtet, natürlich in Liebe und Aufmerksamkeit, seine Ohren hören auf ihr Gebet, weil er es gewähren will. Aber auch die Übeltäter entgehen seiner Aufmerksamkeit nicht: mit entgegensetzendem δέ wird das dritte Glied angefügt: sein Antlitz aber ist auf die Missetäter gerichtet. Gott sieht also alle, Gute und Böse, und gibt einem jeden nach Verdienst.

Rud. Knopf 1912 – Die Briefe Petri und Judä

Es gibt nun ein starkes Antriebsmoment für die vorangehende Handlung, das jetzt dargestellt wird. „Denn“ (oder „weil“) der Gläubige ist nicht allein. Wenn es so ist, dann könnte er in den vorhergehenden Einzelheiten nur versagen, weil aber der Herr seine Sache übernommen hat, kann das Leben „ganz und gar“ genossen werden. Der Herr ist sich der Bedürfnisse der Seinen ganz im klaren. Seine Augen sind auf „die Gerechten gerichtet“. Der Herr steht ebenfalls für Sein Volk bereit: „seine Ohren (sind geöffnet) für ihre Gebete“. Das Bild vermittelt eine innigere Beziehung als nur die eines zuhörenden Gottes. Es ist vielmehr ein liebender Gott, der Seine Ohren zu unseren Lippen neigt, so daß Er selbst das schwächste Gebet hört. Einige übersetzen den Ausdruck „in ihre Gebete hinein“. Genau wie ein Vater sich niederbeugt, um sein Kind zu umarmen und sein Ohr seinem Munde ganz nahe zu bringen, um seine lispelnden Töne zu hören und dem Kinde seine Liebe mitzuteilen, genauso tut es der Herr mit Seinem eigenen Kind. Das bedeutet eben nicht, daß der Herr nicht genau hören kann, sondern daß Sein Interesse so ausgesprochen persönlich ist.
Darüberhinaus ist der Herr gegen den Feind Seines Volkes, den Bösen. Sein Antlitz ist auf die gerichtet, die Böses tun. Welch schlaflose Nächte, welch kalte Angst, welche Panik würde die Ungöttlichen ergreifen, wenn sie bloß wüßten, wie genau ihr ganzes Leben von einem heiligen Gott erforscht wird und mit welch feierlichen Ernst Sein Angesicht auf sie gerichtet ist! Mancher Kriminelle hat sich über das Gesetz lustig gemacht und seine Vergeltung durch legale Tricks oder Mangel an Beweisen umgangen. Doch ist der höchste Gerichtshof noch nicht angetreten, und der Richter der ganzen Erde muß Seinen Thron noch einnehmen. Dann werden es die Gottlosen vorziehen, daß die Berge und die Hügel auf sie fallen, anstatt jenes Gesicht zu erblicken (Off 7,15-17).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wo keine Führungskunst, kommt ein Volk zu Fall …

Wo keine Führung (Eig Steuerungen, d. h. Verhaltensregeln, weise Lenkung) ist, verfällt ein Volk; aber Heil ist bei der Menge der Ratgeber.
Elberfelder 1871 – Sprüche 11,14

Ohne Lenkung verfällt ein Volk,
Befreiungssieg wird, wo viel Ratgebung ist.
Buber & Rosenzweig – Sprüche 11:14

Wo keine Führungskunst, kommt ein Volk zu Fall, wo aber viele Ratgeber sind, gibt es Rettung.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 11,14

Wo keine Regierung ist, geht das Volk zu Grunde; aber Wohlfahrt kommt nach vieler Berathung.
van Ess 1858 – Sprüche 11:14

Im Gegensatz zu Jehova Gott brauchen menschliche Regierungen viele Berater. In den letzten Jahrzehnten gibt es aber immer mehr Menschen, die sich „von niemandem etwas sagen lassen wollen“. Das zeigt sich am besten in den Familien, wo man sich nur noch akzeptieren, aber nicht mehr biblischen Maßstäben unterwerfen will.

V. 14 traut einem einzelnen nicht die Lenkungskunst zu, die die Leitung eines ganzen Volkes erfordert (vgl. V. 11)i. Wenn viele Berater uneigennützig das Beste des Ganzen wollen, wird dieser Spruch gelten trotz unseres Sprichwortes »Viele Köche verderben einen Brei«.

Wuppertaler Studienbibel

Führung … Ratgeber (15,22; 20,18; 24,6). Ratschläge oder Empfehlungen waren während der Regierungszeit Davids (2.Sam 15,30–17,23) ein Mittel zum Wachsen in der Weisheit im politischen Leben.

Reformations-Studien-Bibel

Die Aufgabe von Ratgebern ist es, einer Person dabei zu helfen, weise Entscheidungen zu treffen (vgl. 15:22; 24:6). Das ist besonders wichtig für diejenigen, die ein Volk leiten, aber Sprüche betonen auch die allgemeine Anwendung auf die Entscheidungsfindung von Menschen in allen möglichen Situationen – vgl. 11,5 und die kontrastierende Beschreibung, wie der Gottlose „durch seine eigene Bosheit“ fällt.

Die ESV Studienbibel

Das Wort Führung ( taHbVlNT ; der Begriff wird auch in Sprüche 1,5 gebraucht) ist ein Begriff aus der Seefahrt, der für das Steuern eines Schiffes verwendet wird. Das „Steuern“ oder der Rat der Ratgeber kann hilfreich sein (vgl. Sprüche 15,22;20,18;24,6 ). Ein Weiser ist für die Meinungen und den Rat anderer stets offen. Ohne diesen Rat hätte er unter Umständen schlimme Fehler gemacht.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ohne »Überlegung« oder Planung, taḥbûlôt – eigentlich »Verknüpfungen« (von Gedanken; siehe Erklärung zu 1,5) –, können Führer kein Volk führen. Zum rechten Überlegen und Planen verhelfen viele »Ratgeber«, die aber von Gott gelehrt und von Gottes Wort geführt sein müssen. In 15,22; 20,18 und 24,6 wird diese Wahrheit mit etwas anderen Worten bestätigt.

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wegen meines Namens werden euch alle Völker hassen

Dann werden sie euch in Drangsal überliefern und euch töten; und ihr werdet von allen Nationen gehaßt werden um meines Namens willen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,9

Ihr werdet verhaftet, verfolgt und umgebracht werden. Auf der ganzen Welt wird man euch hassen, weil ihr euch zu meinem Namen bekennt.
Neues Leben – Bibel 2006 – Matthäus 24:9

Alsdann werden sie euch in Trübsal überantworten, und euch töten; und ihr werdet von allen Völkerschaften gehaßt werden um Meines Namens willen. Mt 10,17.23.24; Mk 13,9; Lk 21,12; Joh 15,20; 16,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 24,9

Zu dieser Zeit werden sie euch in große Not bringen und euch umbringen. Ihr werdet die Ablehnung und den Hass der Menschen in allen Völkern auf euch ziehen, weil ihr euch zu mir stellt.
Roland Werner – Das Buch – 2014 – Matthäus 24:9

Was würdest du sagen, wenn an deiner Tür jemand klingeln würde, und sich als neuer Drogendealer an der Schule deiner Kinder/Enkel vorstellen würde? Wärest du seiner Meinung, wenn dieser auf deine Wut und deinen Haß auf seine „Arbeit“ sagen würde: „sie hassen mich ja nur, weil meine Eltern mir den Namen Jesus gegeben haben!“ ?? Würde dir die obrige Bibelstelle als „Beweis“ dafür einfallen?
Also schauen wir uns an, was Bibelkommentare zu dieser Aussage Jesu schreiben:

24,9–14 V. 9–14 entspricht → Mk 13,9–13, doch hat Matthäus Mk 13,9.11–13 bereits in 10,17–22 verarbeitet. Dafür tritt V. 10–12 hinzu. Verfolgung und Bedrängnis der Jünger gehen jetzt nicht mehr nur von jüd. Behörden (10,17), sondern von allen Völkern aus (V. 9). Das bringt innergemeindliche Verwerfungen mit sich (zum Abfall vgl. 13,21; 18,6–9; zu inneren Zerwürfnissen vgl. 10,21.34–36; zu den falschen Propheten vgl. 7,15–23; zur Missachtung des Gesetzes vgl. 7,23; 13,41; 23,28). Denen, die bis zum Ende standhalten, wird jedoch Rettung zuteil. V. 14 kündigt die Verkündigung des Evangeliums in der gesamten bewohnten Welt an (griech. oikoumenē; vgl. 26,13; 28,18–20). Erst wenn alle Völker das Evangelium vom Reich erfahren haben (vgl. 4,23; 9,35; zu Zeugnis vgl. 10,18), wird das Ende kommen (vgl. V. 6).

Stuttgarter Erklärungsbibel

Der Abschnitt entspricht Mk 13:9–13; doch hat Matthäus die Ankündigungen, die besonders die Verkündiger und Missionare betreffen, schon in die Aussendungsrede von Kap. 10 vorgezogen (10:17–21). Hier ist dafür umso stärker betont, was der Gemeinde als ganzer zu schaffen machen wird: Unter dem Druck der Verfolgungen, die sie von allen Völkern (V. 9; vgl. V. 14) zu leiden haben wird, droht nicht nur Massenabfall, sondern auch innere Selbstauflösung (V. 10). Falsche Propheten werden in der Gemeinde Hochkonjunktur haben (V. 11; vgl. 7:15–20) und das Ihre dazu beitragen, dass nahezu alles verschwindet, was die Gemeinde als Gemeinde auszeichnen müsste (V. 12; zu Ungerechtigkeit – wörtlich »Gesetzlosigkeit« – vgl. 7:23; 13:41; 23:28 und Erklärungen; zu Liebe vgl. 7:12; 19:19b; 22:34–40; Offb 2:4). Dennoch wird sich die Kraft des Auferstandenen in seiner Gemeinde mächtiger erweisen als die Kräfte des Verfalls und des Todes (vgl. 16:18) und wird der große Auftrag von 28:18–19 voll ausgeführt werden (V. 14).

Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel

(Mk 13,9-13; Lk 21,12-19) Jesus begann seine Rede (Mt 24,9) mit einem Zeitwort: „dann“. In der Mitte der sieben Jahre, die Christi zweitem Kommen vorausgehen, wird Israel in große Bedrängnis geraten. Der Antichrist, der zu dieser Zeit die Welt beherrscht und mit Israel ein Schutzbündnis abgeschlossen hat, wird seinen Vertrag brechen (Dan 9,27). Er wird die Juden schweren Verfolgungen aussetzen (Dan 7,25) und sich selbst im Tempel in Jerusalem einen Altar errichten (2Thes 2,3-4). Viele Juden werden dabei getötet werden (V.9), und viele werden vom Glauben abfallen. Die Gläubigen werden von den Ungläubigen verraten werden (V.10), und viele werden sich von falschen Propheten (vgl. V.5; Offb 13,11-15) täuschen lassen. Die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, und die Liebe (zum Herrn) wird in vielen erkalten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Wort »dann« kann sowohl denselben Zeitabschnitt anzeigen als auch einen neuen Zeitabschnitt eröffnen. Weil vorher ein »Anfang« markiert wurde, jetzt aber die Bemerkung »dann wird das Ende kommen« erfolgt (V. 14) , liegt es näher, die Ereignisse von V. 9-14 auf einen neuen Zeitabschnitt zu beziehen.
Dieser Bezug darf aber nicht sklavisch eng sein. Man trifft die prophetische Perspektive am besten, wenn vieles von dem in V. 9-14 Gesagten schon in der Zeit von V. 4-8 spielt, jedoch der Gipfel der Ereignisse erst kurz vor dem Ende der Geschichte erreicht wird. Daraus ergibt sich, dass auf die Völkerkatastrophe die Kirchenkatastrophe folgt.

Für die Auslegung ist eine zweite Beobachtung wichtig.

In V. 6-8 ging es um gesellschaftliche Ereignisse: Krieg, Machtkampf, Hunger, Erdbeben. Jetzt geht es um Ereignisse, die die Gemeinde betreffen: Verfolgung, Abfall, falsche Prophetie, Gesetzlosigkeit, Mission. Einer »Außenseite« folgt also eine »Innenseite« der Zukunftsschau. Demselben Aufbau begegnen wir in der Offenbarung des Johannes: Off 6-9 behandelt die weltliche Geschichte, Off 12-13 die Geschichte der Gemeinde. Zwischen Mt 24 und der Offenbarung besteht also ein außerordentlich enger Zusammenhang. Aber auch an Mt 10,17-22 werden wir öfter erinnert.

Zunächst weist Jesus auf die kommende »Bedrängnis« hin. Das entsprechende griechische Wort meint zugleich den »Druck«, die »Angst« und die »Verfolgung«. Sehr häufig spricht das NT von der Verfolgung, der die Christen unausweichlich unterliegen. Geradezu klassisch formuliert es Paulus: »Wir müssen durch viele Bedrängnisse ins Reich Gottes eingehen« (Apg 14,22; vgl. Joh 16,33; Apg 11,19; Röm 5,3; 12,12; 2 Kor 1,4ff.; 2 Kor 4,17; 6,4; 8,2; Eph 3,13; Phil 4,14; Kol 1,24; 1 Thess 1,6; 3,3; 2 Thess 1,4ff.; Hebr 10,33; Off 1,9; 2,9; 7,14). Die Wendung »der Bedrängnis ausliefernd bezeichnet sowohl die Anzeige bei den Behörden als auch Verfolgung und Verhaftung seitens der Behörden selbst. Bei der Prophezeiung »sie werden euch töten« denken wir an Stephanus, Jakobus, Petrus, Paulus, Antipas (Apg 7,56ff.; Apg 12,2; Joh 21,19; 2 Tim 4,6ff.; Off 2,13) und die vielen bekannten und unbekannten Märtyrer der Kirchengeschichte. Kein Jahrhundert, in dem nicht Christen ihres Glaubens wegen getötet wurden! Das 20. Jh. soll die größte Zahl solcher Märtyrer gebracht haben. Lenin, Stalin, Hitter, Mao, Idi Amin waren blutige Christenverfolger. In der Türkei, im Libanon und in anderen Staaten wurden massenweise Christen getötet.
Weiter trifft die Gemeinde der Hass der Welt: »Ihr werdet von allen Völkern gehasst werden um meines Namens willen« (vgl. Joh 15,18-16,4). Bis heute lebt in vielen Christen die Illusion, man könne ein ganzes Volk »christianisieren«. Daneben findet sich die Illusion, die Christen könnten großen Einfluss gewinnen und die Menschheitsgeschichte zum Guten wenden. Beide Illusionen werden von Jesus beseitigt. Die wahren Christen werden überall eine Minderheit sein. Ja, sie werden in jedem Volk »gehasst«. Auch in Deutschland lebt der Christenhass, nicht zuletzt in der Gegenwart. Zwar hat die äußere Christianisierung den Völkern viele Wohltaten gebracht. So entspringen die »Menschenrechte« letzten Endes der Bibel. Aber eine innere Christlanisierung, d. h. eine allgemeine wirkliche Verbindung mit Jesus, ist nirgends gelungen. Auch hier redet Jesus in absoluter Nüchternheit und Wahrhaftigkeit. Unterstreichen wir noch eines: Auch die »Völker« laden durch die Ablehnung Jesu Schuld auf sich, nicht nur Israel!

Gerhard Maier – Edition C

Das dritte, worauf Jesus die Jünger rüstet, ist die Verfolgung. 24,9: Dann werden sie euch überantworten, damit ihr geplagt werdet, und euch töten, und ihr werdet von allen Völkern wegen meines Namens gehaßt sein. Jesus sagt ihnen, daß sein Name kein Geheimnis bleiben wird. Was damals in Jerusalem geschah, wird in aller Welt erzählt werden und der Gekreuzigte überall als der Herr im Namen Gottes gepriesen, aber auch überall gehaßt werden. Sie dürfen nicht hoffen, daß die Heiden sie aufnehmen, wenn Israel sie ausstößt. Sein Wort erregt sie nicht weniger zum Widerstand als die Juden; sein Reich gefällt auch ihnen nicht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Die Verfolgung seiner Diener (V. 9) wird zunehmen. Während der Trübsal wird Gott 144.000 Juden versiegeln (Offb. 7), die wahrscheinlich als Missionare in der verlorenen Welt tätig sein werden (V. 14), und durch ihre Bemühungen werden viele Menschen gerettet werden. Viele werden jedoch ihr Leben für ihren Glauben geben. Wenden Sie V. 13-14 nicht auf den Dienst der Kirche heute an. Vers 13 hat nichts mit der Errettung aus Gnade zu tun, und Vers 14 bedeutet nicht, dass die Gemeinde das Evangelium in alle Welt bringen muss, bevor Christus wiederkommen kann. Beide Verse beziehen sich auf die Trübsalszeit.

Warren W. Wiersbe – Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

Hiob fing an zu reden und den Tag seiner Geburt zu verfluchen

Danach tat Hiob seinen Mund auf und verfluchte seinen Tag. Und Hiob hob an und sprach: Es verschwinde (Eig gehe zu Grunde) der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, welche sprach: Ein Knäblein ist empfangen!
Elberfelder 1871 – Hiob 3:1–3

 Danach öffnete Ijjow seinen Mund und verfluchte seinen Tag; 2 und Ijjow hob an und sprach: 3 Wäre doch der Tag getilgt, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, die sprach: Empfangen ist ein Mann.
Die Philippson-Bibel – Ijob 3,1–3

Hiob verfluchte seinen Tag (d. h. den Tag seiner Geburt), aber interessanterweise verfluchte er nicht Gott. Er hätte den Tag seiner Geburt gerne aus dem Kalender gestrichen (vgl. V. 6 ). Dann gedachte Hiob der Nacht, da man sprach: E in Knabe kam zur Welt (wörtl.: „wurde empfangen“).
Hiob fuhr fort, über den Tag seiner Geburt (V. 4-5 ) und die Nacht, in der er empfangen worden war (V. 6-7 a), zu sprechen. Dann schloß er diese poetische Rede (V. 3-10 ) ab und erklärte, weshalb er sich danach sehnte, daß er nie geboren worden wäre (V. 10 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Stimme des Leidenden (Hiob 3,1-26). Nach sieben Tagen stillen Leidens sprach Hiob, nicht um Gott zu verfluchen, sondern um den Tag seiner Geburt zu verfluchen. „Warum bin ich je geboren worden?“ hat mehr als ein verletztes Kind Gottes geschluchzt, darunter auch der Prophet Jeremia (Jer. 20:14-18). Das ist nicht ganz dasselbe wie zu sagen: „Ich wünschte, ich wäre tot“, obwohl Hiob diesen Wunsch mehr als einmal äußerte (Hiob 6,9; 7,15-16; 14,13). Zu keinem Zeitpunkt sprach Hiob davon, sein eigenes Leben zu beenden. Hiobs „Geburtstagsklage“ ist keine Verteidigung des Selbstmords oder des so genannten „Gnadentods“. Es ist die Erklärung eines Mannes, dessen Leiden so groß war, dass er sich wünschte, er wäre nie geboren worden.

Wenn man leidet, sagt und tut man vielleicht viele Dinge, die man später bereut. Hiobs Leid war so groß, dass er die Segnungen vergaß, die er und seine Familie so viele Jahre lang genossen hatten. Wäre er nie geboren worden, wäre er nie der größte Mann im Morgenland geworden! Aber der Schmerz lässt uns die Freuden der Vergangenheit vergessen und wir konzentrieren uns auf die Hoffnungslosigkeit der Zukunft. Hiobs Freunde hörten seine Worte, aber sie spürten nicht die Qualen seines Herzens, und sie wählten den falschen Ansatz, um ihm bei der Bewältigung seiner Prüfungen zu helfen. Sie argumentierten mit seinen Worten, anstatt sich um seine Gefühle zu kümmern.
Hiob verfluchte zwei Nächte: die Nacht seiner Empfängnis und die Nacht seiner Geburt (3,1-13). Empfängnis ist ein Segen, der von Gott kommt (1. Mose 30,1-2; Ps. 139,13-16); wenn wir also einen Segen verfluchen, stellen wir die Güte Gottes in Frage. (Beachten Sie, dass Hiob sagte, ein Kind sei gezeugt worden, nicht „eine Masse von Protoplasma“ oder „ein Ding“. Er war von der Empfängnis an ein Mensch.)
Das Schlüsselwort hier ist Dunkelheit. Wenn ein Baby geboren wird, kommt es aus der Dunkelheit ins Licht; aber Hiob wollte in der Dunkelheit bleiben. Er dachte sogar, es wäre besser gewesen, wenn er tot geboren worden wäre! Dann wäre er in die Welt der Toten (Scheol) gegangen und hätte all dieses Elend nicht ertragen müssen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Die Formulierung »er öffnete seinen Mund« ist das Gegenwort zu »stumm sein«. Es ist die Bekundung des Entschlusses, »aus Verschlossenheit und Schweigen herauszugehen«. Wer lange mit einer Not alleine war, muß sich nicht nur einen Ruck geben, sondern es bedarf eines starken Willensentschlusses, das Schweigen zu brechen.
Hiobs Mund öffnete sich nicht zum Fluch, sondern zur Verwünschung seines Daseins. Hiob verflucht oder verwünscht auch nicht Gott, sondern »die Welt in ihrer Ordnung, die ihm in der Situation seines Leidens absurd erscheint«. Hiob verwünscht seinen Tag, das heißt sein Dasein, »wobei an seine schweren Tage (vgl. Hi 30,25) und sein bitteres Schicksal zu denken ist«.
Das Zeitwort »verwünschen« (hebräisch: qll) heißt in seiner Grundbedeutung »leicht, klein, verächtlich sein«. Damit wird zum Ausdruck gebracht, daß Hiob den Tag seiner Geburt »als leicht und leer, als innerlich ausgehöhlt und darum aller Unehre und allem Verfall anheimgegeben anspricht«.
Nach dieser knappen Eröffnungsformel beginnt in Vers 3 ein Neuansatz. »Eine lyrische Tonart wird angeschlagen.« Die nun folgenden Reden sind in der Regel in sogenannten Tetrastichen geschrieben, das heißt in je vier zusammengehörenden Verseinheiten. Es ist das »einfachste Versmaß …, das für lange Reihen von Weisheitsreden am besten geeignet ist«.

Wuppertaler Studienbibel

Vers 1. »Danach«, d. h., nachdem die sieben Tage, die Hiobs Freunde schon bei ihm gesessen hatten, samt den Tagen davor um waren. Als die Schläge Hiob trafen, reagierte er mit Glauben. Nachdem er mehrere Tage dagesessen und über sich und seine Lage nachgedacht und unter seinem Schmerz geseufzt hat, kann er nicht mehr: »Ich verstummte in Stille, ich schwieg … Mein Herz brannte in meinem Innern, bei meinem Nachsinnen entzündete sich Feuer« (Ps 39,3–4). Nun wird es ihm zu viel. Man sagt, dass es bei Schicksalsschlägen meist so sei. Zunächst trägt man den Schlag standhaft, weil es eine gewisse Zeit dauert, bis das volle Gewicht der Not sich auf die Seele gelegt hat. Hiobs Reaktion ist also ganz natürlich; sie ist menschlich völlig normal. (- »Jetzt begannen für Hiob die dunkelsten Tage. Im Hereinbrechen der Katastrophen selbst steckt immer etwas Stimulierendes. Es ist gerade der Schock, der eine Kraft erzeugt, die den Menschen zum (momentanen) Sieg verhilft. Erst in der brütenden Stille, die nachher den Geist umhüllt, beginnt der wirkliche Kampf. Der Erzvater ist nun in diese Stille und den darauffolgenden Kampf eingetreten« (G. Campbell Morgan, The Book of Job). -)Und doch:

»Schließlich ›sprach Hiob mit [s] einer Zunge‹, aber nicht ein so gutes Wort wie David sprach, nachdem er lange geschwiegen hatte: ›Tue mir kund, HERR, mein Ende‹ (Ps 39,4–5). Sieben Tage saß der Prophet Hesekiel betäubt unter den Weggeführten, und dann ›geschah das Wort des HERRN‹ zu ihm (Hes 3,15–16)« (Matthew Henry).

»Danach«: Das heißt auch, nachdem er so viel Bitteres durchgemacht hatte. Rechtfertigt sein Leiden seinen Protest? Es ist der ganzen Menschheitsfamilie ergangen wie Hiob, der aus einer Stellung einmaligen Glücks in die tiefsten Tiefen stürzte: Der Mensch wurde geschaffen und in einen Garten der Wonne gestellt. Danach trat der Satan auf den Plan – ebenfalls nicht ohne Gottes Willen –, und der Mensch fiel. Seither ist Leben Leiden. Es wird sinnlos und in seiner Sinnlosigkeit unerträglich, wenn wir den Gott nicht kennen, der uns erschaffen hat, und ihm nicht mehr vertrauensvoll ergeben sind.
Es war Hiobs Vertrauen gewesen, das ihn befähigt hatte, unter den wütenden Schlägen des Widersachers stillzuhalten und hinter allem Gottes Hand zu sehen und sich unter diese zu demütigen. Hatte er nicht bezeugt, Gott habe ihm seinen Besitz genommen, wo es vordergründig doch Menschen gewesen waren, die ihn beraubt hatten? Und hatte er nicht bezeugt, er sei willens, auch das Böse aus Gottes Hand zu nehmen, wo es doch Satan gewesen war, der seine Hand gegen ihn ausgestreckt hatte? Wie glücklich war er, wie glücklich ist der Mensch, der sich in allem unter Gottes Regierung beugt, der in allem Gottes Hand sehen kann! Dieses Vertrauen hat Hiob nun weggeworfen (Hebr 10,35), und daher wird ihm Gottes züchtigende Hand unerträglich (vgl. Hebr 12,5).
Aber beachten wir: Er »verfluchte seinen Tag«, er verfluchte nicht Gott. Satans Absicht schlägt fehl; Hiob sagte sich nie von Gott los (1,11; 2,5).

Benedikt Peters – Das Buch Hiob