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Versprechen nicht eingelöst??

Und dein Haus und dein Königtum sollen vor dir beständig sein auf ewig, dein Thron soll fest sein auf ewig.
Elberfelder 1871 – 2 Sam 7,16

Aber dein Haus und dein Königtum soll bewährt sein vor dir in Ewigkeit. Dein Thron soll befestigt sein in Ewigkeit. 2Sam 7,11; 23,3; Ps 72,7.17; Lk 1,72.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Samuel 7,16

Dein Haus mit deinem Königtum wird ewiglich vor mir bestehen. Dein Thron steht fest für alle Zeit.'“
Grünewald – übersetzt von Paul Riessler – 2.Samuel 7:16

Was denn nun? Sollte Davids Haus und Königtum EWIG bestehen? Und wo ist dieses Königtum seit der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier? Und wurde das Reich nicht schon gleich nach Salomo geteilt? Konnte Jehovah sein Versprechen nicht einhalten????

„Wenn eines Mannes Wege Jehova wohlgefallen, so lässt er selbst seine Feinde mit ihm in Frieden sein“ (Sprüche 16,7). Dieses Wort wird für David jetzt Wirklichkeit. Und weil er selbst in einem schönen Haus aus Zedern wohnt, hat er Bedenken, die Lade Gottes nur unter einem einfachen Teppichzelt wohnen zu lassen. Ein schöner Zug von David! Jene unter uns, die ein gesichertes und bequemes Leben haben, sollten nie vergessen, dass ihr Meister diese Welt als ein göttlicher Fremdling durchschritt, der keinen Ort hatte, um sein Haupt hinzulegen.
David nimmt sich vor, ein für Jehova würdiges Haus zu bauen. Doch hören wir, was Gott ihm durch den Mund Nathans (dem Sinn nach) sagen lässt: Diesen Charakter eines Wanderers in der Wüste habe ich freiwillig angenommen, um in Gnade das Los meines Volkes zu teilen. Und der Augenblick meiner Ruhe ist noch nicht gekommen. Doch das, was du noch nicht tun kannst, wird einer deiner Nachkommen ausführen.
Es geht zuerst um Salomo, den Sohn Davids, der den Tempel bauen wird. Aber der 14. Vers, der in Hebräer 1,5 angeführt wird, beweist, dass dieser König, der Sohn Davids, prophetisch der Herr Jesus, der Sohn Gottes, ist. Von Ihm allein kann gesagt werden, dass sein Reich „auf ewig“ sein wird. Ob es persönliche (V. 8,9) oder gemeinsame Segnungen, sind (V. 10), sie haben alle ihren Ursprung in dieser unvergleichlichen Person.

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament

Nachdem er mit dem Propheten Nathan gesprochen hatte, dessen erste Reaktion positiv war, erfuhr David bald, daß seine Absichten verfrüht waren. Seit dem Auszug aus Ägypten wohnte der Herr in einer nicht befestigten Wohnung unter seinem Volk. Zu etwas anderem bestand jetzt noch keine Notwendigkeit. Tatsächlich war es nicht Gottes Wille, daß David ihm in Haus baute ; statt dessen wollte Gott David ein Haus bauen (V. 11 )! Gott hatte ihn von ungünstigen Anfängen zum Hirten des Gottesvolkes berufen (V. 8 ). Ebenso hatte Gott Israel um sich selbst gesammelt und wollte es sicher in seinem eigenen Land anpflanzen. Das Haus, das David gebaut werden sollte, sollte ein Königshaus sein, eine Dynastie von Königen. Es sollte mit ihm beginnen und niemals enden (V. 16 ). Das Königtum und sein Thron sollten für immer währen, ein Reich, über das der Sohn Davids ewig herrschen sollte (vgl. 2Sam 23,5 ).
Die Verheißung, daß David und seine Nachkommen Könige sein sollten, erfüllte die viel ältere Segensverheißung an Abraham, daß die Patriarchen die Väter von Königen sein sollten ( 1Mo 17,6.16; 35,11 ). Juda, dem Urgroßenkel Abrahams, war ausdrücklich das Versprechen gegeben worden, daß ein verheißener Führer von ihm kommen würde ( 1Mo 49,10 ). Samuel salbte diesen Führer aus Juda, David selbst, von dem der Herr gesagt hatte: „Auf, salbe ihn, denn er ist’s“ ( 1Sam 16,12 ). David war sich seiner Erwählung durch Gott und der theologischen Bedeutung dieser Erwählung als Teil einer messianischen Linie, die in einem göttlichen Nachkommen und König enden würde, bewußt ( Ps 2,6-7; Ps 110; vgl. Etans Worte in Ps 89,4-5 ). Auch die Propheten zeugten von dem davidischen Messias, dem Einen, der über alle und für immer auf seinem Thron herrschen sollte ( Jes 8,23-9,6; 11,1-5; Jer 30,4-11; Hes 34,23-24; 37,24-25; Am 9,11 – 15 ).
Das Versprechen, daß das Volk des Herrn, Davids Königreich Israel, auf Dauer ein eigenes Land haben sollte, basierte auch auf einer früheren Verpflichtung des Herrn. Den Nachkommen Abrahams, sagte Gott, sollte Kanaan für immer als Heimat gegeben werden ( 1Mo 13,15; 15,18; 17,8; 5Mo 34,4 )
Was den Tempel betraf, wurde David nicht gestattet, ihn zu bauen, aber sein Sohn würde nach ihm die Ehre haben, dies zu tun ( 2Sam 7,12-13 ). Daß sich dies auf ein wirkliches Haus und nicht auf eine Dynastie bezog, wird aus dem Kontext deutlich, der von den Folgen spricht, die eintreten würden, falls der Sohn dem Herrn ungehorsam sein würde (V. 14 – 15 ). Dies würde nicht von einem König gesagt werden, von dem als von dem Höhepunkt der davidischen Dynastie gesprochen wird. So sind diese Verse ein gutes Beispiel für einen alttestamentlichen Abschnitt, in dem zum einen Teile enthalten sind, die sich in unmittelbarer Zukunft erfüllen (Salomo und andere direkte leibliche Nachkommen Davids), während sich andere Teile erst in einer ferneren Zukunft erfüllen (Jesus Christus, der Sohn Davids; vgl. Lk 1,31-33 ).

Walvoord Bibelkommentar

Von Beginn an wird David klar gemacht, dass er, der politisch und militärisch so viel erreicht hat, den Wunsch eines Tempelbaus als krönendes Zeichen seines Aufstiegs nicht erleben wird. Das, was Jahwe nun ankündigt, wird erst in Erfüllung gehen, wenn Davids Tage voll sein werden und er sich zu seinen Vätern gelegt haben wird, also gestorben sein wird. Einen Samen schaffen bedeutet, eine gesicherte Nachkommenschaft zu haben, wie dies auch an anderer Stelle mit der gleichen Formulierung zum Ausdruck gebracht wird (vgl. 1Mo 38,8). Deswegen ist an dieser Stelle noch nicht von dem Individuum Salomo die Rede, der dann den Tempel bauen sollte. Diese persönliche Zuspitzung erfolgt erst mit dem nächsten Satz, wo von demjenigen die Rede ist, der Jahwe ein Haus bauen soll. Hier wird nun die Hausmetapher nach der Seite hin ausgeweitet, die für das Kapitel wesentlicher ist als der Tempelbau: das Aufrichten einer Dynastie. Salomo wird nur in der Lage sein, ein – wenn auch prächtiges – äußeres Haus zu bauen, das im Übrigen seiner Vergänglichkeit entgegensehen sollte. Jahwe dagegen verheißt eine Königsdynastie auf ewig. Dies bedeutet ein festes Bestehen des Königtums, nicht aber ein Bestehen ohne Ende, wie etwa der Vergleich zu 1Sam 2,30 erweist. Der hier verwendete hebräische Begriff ad-olam bedeutet keine Unwandelbarkeit oder Unvergänglichkeit. Wie wichtig er aber für dieses ganze Kapitel ist, zeigt sich daran, dass er siebenmal (V. 13.16.24.26.29) verwendet wird. Freilich ist die Verheißung der Beständigkeit für altorientalische Texte im Zusammenhang mit Königen zunächst nichts Außergewöhnliches. Könige galten im alten Orient schlechthin als Statthalter des oder eines Gottes. Entsprechend kann in verschiedener Art und Weise die Gottessohnschaft des Königs proklamiert werden: Adoption, Bund und königliche Größe. Dieser Gedanke wird hier aufgenommen. Das muss zunächst festgehalten werden, auch wenn der christliche Leser des Alten Testaments geneigt ist, sehr schnell die messianische Aufnahme der Verheißung im Neuen Testament (vgl. Apg 2,30f) in den Vordergrund der Auslegung zu stellen. Dass in neutestamentlichem Zusammenhang die Rede von der Sohnschaft über die Vorstellung der hier gegebenen dynastischen Verheißung hinausgeht, ist klar. Hier aber sind wir im Bereich der irdischen Königsdynastie. Anders wären die Strafandrohungen mit einer Rute durch Menschen und mit dem Schlagen durch Menschenkinder für den Fall, dass der Davidsnachkomme Übles tut, nicht zu verstehen. Züchtigungen gehören mit zu der väterlichen Aufgabe (vgl. Spr 13,24). Aber vor allem ist hier die Verheißung der Güte, die nicht von ihm weichen soll, wie sie gewichen ist von Saul, betont. Die Güte ist die gnädige Zuwendung, die den Erhalt der Dynastie ermöglicht. Der Hinweis auf Saul kann einerseits als Warnung dienen, andererseits wird dadurch die Verheißung der durchtragenden Gegenwart Jahwes noch verstärkt, denn es soll der davidischen Dynastie eben nicht so gehen wie den Sauliden.
[16] Am Ende wird die Verheißung noch einmal bekräftigend zusammengefasst. Der Satz nimmt eine dichterische Form an. Die für die hebräische Poesie typische Parallelität zweier Sätze an sich gleichen Inhalts ist greifbar. Dabei hat der erste Satz jeweils zwei Begriffe, die sich auf nur einen entsprechenden im zweiten Satz beziehen. Haus und Königsherrschaft werden im zweiten Teil durch Thron aufgenommen. »Bestand« und »für ewig« im ersten Satz beziehen sich auf das »für ewig« im zweiten. Inhaltlich werden die entscheidenden Worte von V. 13 wieder aufgenommen.

Wuppertaler Studienbibel

„Das sage ich meinem Knecht David.“ Der davidische Bund enthält mehrere wichtige Verheißungen Gottes: einen großen Namen für David (V. 9); die Beseitigung äußerer Bedrohungen für die Nation (V. 10-11); eine ewige Linie (Haus) von Davids Nachkommen (V. 16); der Tempel (Haus), der von Davids Sohn gebaut werden soll (V. 11, 13); ein ewiges Königreich, das von Davids Linie regiert wird (V. 12-13, 16); und ein ewiger Thron für Davids Familie (V. 12-13, 16).

BÜNDNISSE
Der davidische Bund
2 Samuel 7:8-17 Der davidische Bund ist mit den Bündnissen mit Noach, Avraham und Mosche verwandt. Er bezieht sich speziell auf das messianische Königtum durch die Linie Davids. David wird ein Haus oder eine Dynastie als König von Isra’el versprochen und sein Sohn Shlomo (Salomo) soll das Haus des Herrn, den Tempel (Mischkan), bauen. Dieser Thron Davids wird für immer stehen und das Volk Isra’el wird ungestört in seinem Land wohnen (2 Sam. 7:8-17).
Der Bund hat unmittelbare und zukünftige messianische Verbindungen. Shlomo, als Sohn Davids, würde den Tempel bauen. Aber der Messias würde als Sohn Davids über Isra’el in Frieden und Sicherheit herrschen. Der davidische Bund begründete die Fortführung der Tora, des Tempelkults und des Priestertums sowie des Bundes vom Sinai und führte in das kommende messianische Reich. Da dies jedoch in der Geschichte unterbrochen wurde, bedarf es der Wiederherstellung (tikkun) und Erneuerung. Diese Wiederherstellung wird vom Propheten ‚Amos beschrieben, der erklärt, dass Gott nach der Diaspora von Isra’el das Zelt Davids aufrichten und seine Ruinen wieder aufbauen wird. Dadurch wird das Königreich Isra’el wiederhergestellt und die Völker (Heiden), die mit Gottes Namen gerufen werden, mit einbezogen (Amos 9,11-15). Isra’el wird wieder im Gelobten Land in Segen und Frieden leben und nie wieder aus dem Land entwurzelt werden.
Die Evangelien behaupten, dass der Beginn dieser Wiederherstellung mit Jeschua als Messias und König von Isra’el verbunden ist. Mirjam (Maria) wird gesagt, dass ihr Sohn Jeschua groß sein wird und dass Gott, der Herr, ihm den Thron seines Vaters David geben wird und dass er in seinem Reich für immer über das Haus Isra’el (Ya’akov) herrschen wird (Lukas 1:26-33). In der Apostelgeschichte erklärt Lukas, wie die Reaktion der frühen jüdischen Jüngerinnen und Jünger (talmidim) darauf, dass sich die Heiden durch die gute Nachricht von Jeschua dem Gott Israels zuwandten, mit der Vorhersage des Amos übereinstimmt. Jeschua würde bald auf dem Thron Davids über das Haus Isra’el herrschen, und dieses Reich würde die vom Herrn berufenen Heiden einschließen. Deshalb gaben sie den heidnischen Gläubigen bestimmte Befehle, die sie mit Isra’el verbanden, aber ihre heidnische Identität bewahrten (Apostelgeschichte 15:13-21).
Die offensichtliche Schlussfolgerung ist, dass die Zukunft eine Zeit bereithält, in der dies alles vollendet sein wird. Jeschua wird nach Jeruschalajim (Jerusalem) zurückkehren und alle Isra’el (Lebende und Tote) werden im Land der Verheißung versammelt sein. Auch die vom Herrn berufenen Heiden werden in diese Sammlung einbezogen, und das Reich Gottes wird in Isra’el wiederhergestellt (Apostelgeschichte 1,6). Zu dieser Zeit wird der Messias von Jeruschalajim aus auf dem Thron Davids regieren und die Tora wird von Zion aus verkündet werden und das Wort des Herrn von Jeruschalajim aus. Die Völker werden zum Haus des Gottes von Isra’el strömen, es wird ewiges Shalom herrschen und die Völker werden nie wieder Krieg lernen (Jes. 2:2-4).
Die Anhänger der Ersatztheologie vermissen diesen Bund, weil sie glauben, dass der Thron Davids im Himmel steht, die Isra’el Gottes die Kirche ist und das Königreich keine Wiederherstellung der Isra’el im Land beinhalten wird. Sie glauben, dass Gott mit Isra’el fertig ist und dass Isra’el kein Volk vor Gott ist, weil sie Jeschua abgelehnt haben. Jirmejahu (Jeremia) macht jedoch deutlich, dass sich dies erfüllen wird. Der gerechte Zweig Davids wird auf der Erde (nicht im Himmel) Recht und Gerechtigkeit üben, und der Thron Davids wird fortbestehen (Jer. 33:14-18). Yirmeyahu sagt, dass, solange der Noachidische Bund ungebrochen bleibt (die festen Muster von Himmel und Erde), auch der davidische Bund ungebrochen bleiben wird und dass diejenigen, die die Vorstellung ablehnen, dass Gott Isra’el und Judäa treu bleibt, im Irrtum sind (Jer. 33:23-26).

MESSIANISCHE PROPHEZEIUNG
Das ewige Haus David
2 Samuel 7:12-17 Gott versprach David, dass seine Nachkommen in der Zukunft auf seinem Thron sitzen würden, was durch Jeschua erfüllt wird. Michael Rydelnik identifiziert einen wichtigen Teil der Prophezeiung in 2. Samuel 7:12-17:
Gottes Bund beginnt mit dem Versprechen an David, dass Gott einen sicheren Ort für das Volk Isra’el bereitstellen wird. Gott wird sie im Land Isra’el ansiedeln und sie werden Ruhe vor all ihren Feinden haben (V. 11). Dies bezieht sich nicht auf den Frieden zur Zeit Davids oder Salomos, sondern auf den Frieden unter dem zukünftigen Sohn Davids, dem Messias. (Rydelnik und Vanlaningham)
Verbunden mit der Hoffnung Isra’els ist die Zusicherung der nationalen Wiederherstellung des jüdischen Volkes in seinem Land. Nathan verspricht David, dass nach ihm einer aus seinem eigenen Geschlecht kommen wird und dass Gott seinen Thron für immer aufrichten wird (V. 12-16). Interessanterweise heißt es in 2. Samuel 7,13, dass nicht David ein „Haus“ für Gott bauen wird, sondern Gott ein „Haus“ aus David durch seine Nachkommenschaft machen wird. Walter C. Kaiser merkt an:
Psalm 89, der das Ereignis in 2 Samuel kommentiert, bezeichnet die von Nathan gegebene Verheißung als eine, die der Herr geschworen hat (Ps. 89:3-4 [4-5]; 132:11-12), denn Gott hatte einen „Bund“ mit David geschlossen, der sein „Auserwählter“, sein „Knecht“ (89:3-4 [4-5]; 35; 132:10), sein „Erstgeborener“ und „der erhabenste der Könige der Erde“ (89:27 [28]) sein sollte, für den Gott sein „Vater“ sein würde (89:26 [27]). (Messias im Alten Testament 17)
Dies unterstreicht den Gedanken, dass Gott durch den größeren Sohn Davids sein Reich, sein Volk und sein Land errichten würde. In Lukas 1:32-33 wird berichtet, wie sich die Worte Natans (Nathans) durch den Engel Gavri’el (Gabriel) erfüllen: „Er [Jeschua] wird groß sein, man wird ihn Sohn Ha’Elyons nennen. ADONAI, Gott, wird ihm den Thron seines Vorvaters David geben, und er wird das Haus Ya’akovs für immer regieren – sein Reich wird kein Ende haben.“ Zusammen mit Psalm 89 sprechen sowohl 2 Samuel als auch Lukas von der Größe des kommenden Messias (V. 9), der Natur des Throns Davids (V. 13), der göttlichen Sohnschaft des davidischen Königs (V. 14) und der ewigen Natur seines irdischen und ewigen Reiches (Beale und Carson 260).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

WER ist dieser Jesus für mich?

Ich sage euch aber: Jeder, der irgend mich vor den Menschen bekennen wird, den wird auch der Sohn des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; wer aber mich vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den Engeln Gottes verleugnet werden.
Elberfelder 1871 – Lukas 12,8–9

Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn am Gerichtstag bekennen vor den Engeln Gottes.  Wer mich aber vor den Menschen nicht kennen will, den wird auch der Menschensohn nicht kennen am Gerichtstag vor den Engeln Gottes.
Gute Nachricht Bibel – Lk 12,8–9

Ich versichere euch aber: Auch der Sohn des Menschen wird vor den Boten Gottes ein Bekenntnis ablegen in Hinsicht auf jeden, der einmal vor den Menschen ein durch mich gewirktes Bekenntnis ablegen mag. Der jedoch, der mich angesichts der Menschen ableugnet, wird angesichts der Boten Gottes verleugnet werden.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Lukas 12:8,9

Wenn ihr unter Menschen seid, die mich nicht kennen: Haltet zu mir! So wird auch der Menschensohn seinerseits vor den Engeln des Himmels zu euch halten. Aber wenn ihr vorgebt, mich nicht zu kennen, glaubt ihr dann, dass ich euch vor den Engeln Gottes verteidigen werde?
Willkommen daheim – Lukas 12:8–9

Jesus wird sowohl als Fürsprecher (Verteidigungsanwalt) als auch als Ankläger vor dem himmlischen Gerichtshof – ein vertrautes jüdisches Bild – dargestellt/Dieser Gerichtshof setzt sich aus Engeln zusammen, die am Tag des Gerichts zusammengerufen werden. Das endgültige Urteil wird zwar Gott sprechen, doch der Text lässt keinen Zweifel daran, dass Jesus niemals einen Fall vor ihm verliert.

Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die Verse 8 – 10 machen deutlich, worum es geht: Die Jünger müssen eine Entscheidung für oder gegen Jesus treffen. Bekennen heißt in diesem Zusammenhang, Jesus als den Messias anzuerkennen, wie es die Jünger taten, und dadurch Zugang zu Heil und Rettung zu gewinnen. Wer ihn aber nicht annimmt, verbaut sich selbst den Weg zur Rettung, noch schlimmer: „Wer den heiligen Geist lästert, dem soll es nicht vergeben werden.“ In Mt 12,32 brachte Jesus die Lästerung gegen den Geist mit der Ablehnung, die ihm und seinem Wirken von seiten der Pharisäer entgegenschlug, in Verbindung. Der Heilige Geist mußte ihnen offenbart haben, daß Jesus wirklich der Messias war, dennoch wiesen sie diese Erkenntnis beharrlich von sich. Damit stießen sie Gottes einziges Mittel zur Rettung zurück, deshalb konnte ihnen nicht vergeben werden. (Im Gegensatz zu der hartnäckigen Verstocktheit der Pharisäer fanden einige der Brüder Jesu, nachdem sie zuerst auch gegen den Menschensohn geredet hatten [Joh 7,5], später zum Glauben [Apg 1,14], und es wurde ihnen vergeben.)

Nach der Stärkung ihres Vertrauens (V. 6-7) fordert Jesus seine Jünger noch einmal eindrücklich zum Bekenntnis auf. Dieses Bekenntnis kann nur ein Christus -Bekenntnis sein: »Ich sage euch aber: Wer sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich auch der Menschensohn bekennen vor den Engeln Gottes« (V. 9). Jesus (»mir«) und »der Menschensohn« sind derselbe. Es kann sich also nicht nur um ein Bekenntnis zu dem »Menschen Jesus von Nazareth« handeln. Vielmehr ist das Bekenntnis zu Jesus als dem Messias (dem Christus) und dem göttlichen »Menschensohn« von Dan 7,13 verlangt. Dieses Bekenntnis soll »vor den Menschen« ausgesprochen werden (Röm 10,10; Apg 4,12; 1 Petrus 3,15). Von wem sollen es die »Menschen« denn sonst hören, wenn nicht wir Christen reden? Vielleicht bringt ein solches Bekenntnis Nachteile, evtl. sogar den Tod. In anderen Fällen geschieht uns nichts. Ganz gleich, was die Konsequenzen sind, ob Tod oder Annahme durch andere – auf jeden Fall wird sich Jesus im Endgericht dann »auch« zu uns »bekennen«. Die »Engel Gottes«, die er hier erwähnt, sind die Gerichtsengel, d. h. die Helfer Gottes und Jesu beim Endgericht (vgl. Mt 13,41-49ff.; Mt 24,31; 25,31; Offb 3,5). Weil er dann nicht mehr der arme und angespuckte Jesus ist, sondern der mächtige endzeitliche Richter, nennt er sich hier bewusst »der Menschensohn« (vgl. Dan 7,13ff.). Aber was heißt: Jesus wird sich zu uns bekennen? Es bedeutet, dass er uns als die Seinen anerkennt und deshalb ins Gottesreich aufnimmt (vgl. Mt 7,22ff.; Mt 25,11ff.; 2 Tim 2,19). Übrigens benutzt Jesus ein Gotteswort aus 1 Sam 2,30 als Grundlage für Lk 12,8, und daran sieht man, dass er sich selbst als Gott betrachtete.

Für den umgekehrten Fall gilt Folgendes: »Wer aber mich verleugnet vor den Menschen, der wird auch (von mir) vor den Engeln Gottes verleugnet werden« (V. 9). Wie schwer ist dieses Wort! Es ist fast zum Staunen, dass ihm die Apostel niemals die Spitze abgebrochen haben (vgl. 2 Tim 2,12; 1 Petrus 3,15; 4,12ff.; 1 Joh 2,22ff.; 1 Joh 4,1ff.). Vielleicht hängt es mit der Gewichtigkeit dieses Wortes zusammen, dass Jesus es mehrfach wiederholt hat (Lk 9,36 und Mt 12,32ff.; Mk 8,38). So viel steht jedenfalls fest: Ohne das Bekenntnis zu Jesus können wir nicht gerettet werden (Röm 10,10). Und auch dies steht fest: Nach Jesu eigener Lehre ist Jesus der Einzige, der uns das Heil vermitteln kann. Daran scheitert jeder religiöse Pluralismus, wonach »auch andere Wege« oder »andere Religionen« zum Himmel führen.

Edition C

Durch Verheißung und Drohung ermutigt der Herr zu einem furchtlosen, treuen und freimütigen Bekenntnis. Es heißt eigentlich, genau übersetzt: „Jeder, welcher in Mir bekennt vor den Menschen, den wird auch der Sohn des Menschen in Ihm bekennen vor den Engeln Gottes.“ Das hat den Sinn, daß er sein Bekenntnis in Ihm tut, d. h. daß er Ihm ganz und gar zugehört und mit Ihm ganz und gar verbunden ist, ohne Ihn nicht eine einzige Sekunde zu leben vermag. Einem solchen tut der Herr auch Sein Bekenntnis in Ihm, d. h. daß Er ganz und gar mit Seinem Knecht eins ist, daß der Knecht des Herrn Lebenselement ist. Einen solchen wird Er dann als Seinen Angehörigen, Seinen Freund vor den Engeln bezeugen. Wenn Er vor dem Throne Gottes von den Heerscharen Seiner Engel umgeben ist, bekennt Christus das Eins-Sein mit den Seinen.
So herrlich das Bekenntnis in Ihm sich lohnt, eine so schwere Strafe zieht die Verleugnung Christi nach sich. Wer sich Christi vor den Menschen schämt und mit seinem Bekenntnis „in Ihm“ zurückhält, oder mit denen hält, die Ihm die Ehre nehmen, von dem heißt es: „der wird verleugnet werden!“ Diese passive Ausdrucksweise ist bedeutungsvoll.
In Vers 9 steht das Verbum „verleugnen“ also im Passiv. Es heißt nicht wie in Vers 8: „Ich werde den Bekennenden bekennen“ und darum: „Ich will diesen Jünger verleugnen“, sondern es heißt: „er wird verleugnet werden.“ Da ist aus der Verwerfung ein Akt geworden, der sich von selbst vollzieht als die notwendige Folge des Verhaltens auf Erden.
Da Jesus Vers 11 ausdrücklich auf die Jünger wieder zurückkommt (hymas = euch), so sind die Worte in Vers 10 auch an die Ihn umgebenden Gegner gerichtet und sollen in der Hauotsache eine ernste Warnung an diese sein. Doch sollen diese Worte gewiß auch als Trost und Aufmunterung für die Jünger dienen. Die Jünger sind vielleicht durch den feindselig drohenden Widerstand der geistlichen Führer ihres Volkes gegen ihren Meister in eine innere Not gekommen. Der Trost ihres Herrn besteht darin, daß Er ihnen nun sagt: Es gibt etwas noch Schlimmeres als die Verwerfung Meiner Person, das ist die Lästerung des Heiligen Geistes. Es ist für den Juden nicht leicht und selbstverständlich gewesen, Jesus in Seiner Niedrigkeit als den lange erwarteten Messias zu erkennen. Ihre geistliche Belehrung lag leider seitens der Pharisäer auf einer ganz anderen Linie. Ihren Erwartungen entsprach Jesus von Nazareth durchaus nicht. Jesus sagt damit: Diese mangelnde Erkenntnis betreff Meiner Person schließt die Vergebung nicht für immer aus. Nur das hartnäckige innere Widerstreben gegen den Heiligen Geist, der nach Meiner Auferstehung durch die Predigt an ihnen arbeiten wird, bringt diese Gefahr der Lästerung des Heiligen Geistes bedenklich nahe. Dies ist eine Lästerung ganz besonderer Art; cs geht um eine Schmähung Gottes trotz besserer Einsicht und trotz besseren Wissens. Es ist ein bewußtes Hinübertreten auf die Seite Satans und ein Verharren in der Verstockung gegen Gott.
Wir wollen beachten, daß Jesus hier an dieser Stelle, wo der Haß und die Auflehnung der führenden Juden ganz scharf in Erscheinung treten, nicht sagt: Ihr Schriftgelehrten, ihr begeht die Lästerung des Heiligen Geistes, die euch nie vergeben werden wird. Jesus spricht dieses Urteil nicht aus, Er verwarnt sie nur auf das allerernsteste, ob sie nicht sich doch noch zurückreißen und retten lassen möchten.
Zu allen Zeiten hat diese scharfe Warnung des Herrn die Christen stark beschäftigt. Immer wieder taucht die Frage auf: Was ist das für eine Sünde, die nie vergeben werden wird? Ängstliche Gemüter, die sich über diese Frage zergrübeln, ob sie wohl diese Sünde begangen hätten, beweisen damit, daß sie dies nicht getan haben. Denn all ihr Forschen und Fragen nach dem Sinn des Wortes Gottes bedeutet ja, daß sie Gottes Gemeinschaft wieder suchen, daß sie Gott fürchten.
Die Heilige Schrift spricht von einem „Widerstreben“ (Apg 7, 51), „Erbittern“, „Entrüsten“ (Jes 63, 10) und „Betrüben“ des Heiligen Geistes (Eph 4, 30). Das ist etwas anderes als „die Lästerung des Heiligen Geistes“. Dieser bedeutungsvolle Ausspruch wird von allen drei Synoptikern in verschiedener Form berichtet (vgl. Mt 12, 31; Mk 3, 28). Jede Sünde kann durch Reue oder Buße vergeben werden, die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben. Wer sich dem Eindruck nicht verschließen kann, daß Gottes Geist an ihm und in ihm wirkt, aber ihn bewußt ablehnt und bewußt für widergöttlich erklärt, kann nicht den Weg zur Buße finden. Wer das Göttliche, ja, die höchste Offenbarung durch den Heiligen Geist satanisch nennt, verfällt dieser Lästerungssünde, die weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben wird. Diese ernste Warnung Jesu steht auch hier wieder einmal im Gegensatz zur Wiederbringungs- und Allversöhnungslehre. (Über die Lästerung wider den Heiligen Geist vgl. W. Stb. Matth. S. 164 u. 165 u. Markus 3, 28–30 S. 92–94).2)

Wuppertaler Studienbibel

Viertens ist es wichtig, Jeschua als den Messias zu bekennen und Ihn nicht aufgrund von Einschüchterung durch die Gesellschaft zu verleugnen (Lk. 12:8-9).[117] Der Inhalt des Glaubens der Jünger war Jeschua, der messianische König, und das ist es, was sie gerettet hat. Nun durften sie ihn nicht vor dieser Generation verleugnen. Wenn sie Jeschua öffentlich vor den Menschen bekennen würden, würde Jeschua sie auch vor den Engeln Gottes bekennen (Lk. 12:8). Wenn sie ihn aber vor den Menschen verleugneten, würde Jeschua sie vor den Engeln Gottes verleugnen (Lk. 12:9). Dies spricht von einem Bekenntnis oder einer Verleugnung in einem öffentlichen Forum, das am Richterstuhl des Messias stattfinden wird (1. Korinther 3,10-15). Zu dieser Zeit wird die Bejahung zu einer Belohnung führen, und die Verleugnung wird zu einem Verlust der Belohnung führen. Während der Glaube allein rettet, wird es Konsequenzen haben, wenn wir vor anderen leugnen, was wir wirklich glauben.
Fünftens warnte Jeschua, dass niemand aus dieser Generation sich der Mehrheit anschließen sollte, um die unverzeihliche Sünde zu begehen, denn wer den Heiligen Geist lästert, dem wird es nicht vergeben (Lk. 12:10). Die Lästerung gegen den Heiligen Geist war die Ablehnung Jeschuas als Messias, indem behauptet wurde, dass die mächtigen Werke, die er tat, und die wunderbaren Zeichen, die er vollbrachte, nicht durch den Geist Gottes, sondern durch dämonische Macht geschahen. Dies ist die unverzeihliche Sünde, die Sünde, die nicht vergeben werden kann.

McKnight merkt an:
Was Jesus an den Heuchlern so abstoßend fand, war (1) ihr Wunsch nach persönlicher Anerkennung, (2) ihr Fokus auf die Fehler anderer und (3) ihre Beschäftigung mit Äußerlichkeiten. Die verschiedenen Überlieferungen, die nun Matthäus 23 und Parallelen bilden, bringen jede dieser Sünden zum Vorschein: Heuchler (1) lieben es, öffentlich gesehen zu werden, weil sie eine angesehene Position innehaben (Markus 12,37-40), (2) finden kleine Fehler im Leben anderer, vernachlässigen aber ihre eigenen offensichtlichen Schwächen (Lukas 6,42//Matt. 7,4-5), und (3) verstricken sich in Äußerlichkeiten und vernachlässigen ihre eigenen Herzen – wie Tassen, die äußerlich makellos, aber innerlich schmutzig sind (Mt 23,25-26//Luke 11,39-41), und wie Gräber, die übertüncht wurden (Mt 23,27-28//Luke 11,44). Sie sind so sehr mit „Mikroethik“ beschäftigt, wie z.B. dem Zehnten für kleine Mengen von Kräutern, dass sie die „Makroethik“ vergessen – Dinge wie Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue (Mt 23,23-24//Luke 11,42). Für Jesus wird das Gesetz des Mose, die Aussage von Gottes Willen für das Volk, dadurch verzerrt und zu einer unmöglichen Last gemacht

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Jesus Christus NUR eine historische Gestalt? Oder mehr? Unwichtig – oder wichtig, diese Frage zu beantworten? Höre gerade eine Reihe von eva-leipzig.de – und bin erschrocken, dass diese evangelischen Menschen eigentlich gar keinen Glauben mehr zu haben scheinen, sondern nur noch mit einer wissenschaftlichen Brille auf das Wort Gottes schauen – dass nennt man dann den „historischen Jesus“. Aber jeder darf wohl für sich selbst entscheiden, wer und was Jesus für ihn ist.

welche Gemeinde ist besser?

Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, gleichwie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versuchet ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?
Elberfelder 1871 – Apg 15,8–10

Und Gott, der jedem Menschen ins Herz sieht, hat sich zu ihnen bekannt, als er den Nichtjuden genauso wie uns den Heiligen Geist gab. Ja, Gott machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen: Er befreite sie von aller Schuld, als sie an ihn glaubten. Warum wollt ihr jetzt Gott herausfordern und diesen Brüdern und Schwestern eine Last aufbürden, die weder wir noch unsere Vorfahren tragen konnten?
Hoffnung für Alle – Apostelgeschichte 15,8–10

Gott, der jeden Menschen ganz genau kennt, hatte da anscheinend Bock drauf. Er hat ja die Nichtjuden genauso wie uns mit seiner besonderen Kraft, dem heiligen Geist, abgefüllt. Gott ist es anscheinend total egal, ob du ein Jude bist oder nicht, er befreit jeden von seinem Dreck, der ihn von Gott trennt. Und zwar, sobald man anfängt, das Vertrauen auf ihn zu setzen. Wollt ihr Gott jetzt herausfordern, oder warum ist es euch so wichtig, den Leuten von Jesus noch ein paar Regeln aufzudrücken, die noch nicht einmal wir oder unsere Vorfahren wirklich gepackt haben?
VolxBibel – Apostelgeschichte 15:8–10

Worin unterscheiden sich den die verschiedenen Gemeinden? Doch nur durch andere Regeln! Bei der einen mußt du den Sabbath halten, bei der anderen geht es um Zeremonien, oder um viel Gesang, oder du mußt von Haus zu Haus gehen….
Na dann gehen wir zurück zu den Wurzeln und besuchen eine Synagoge? Aber geht es da um den Messias oder um Brauchtum?

Die Entscheidung, die hier zu treffen war, war sehr wichtig; man stritt sich (zEtEseOs, „Nachforschungen, Debatten, Fragen“; das Wort ist in V. 2 mit „Streit“ übersetzt, in 1Tim 6,4 mit „Fragen“, in 2Tim 2,23 und Tit 3,9 wieder mit „Streit“) deshalb lange und heftig. Petrus hörte sich die Debatte klugerweise eine Zeitlang an, um den Eindruck zu vermeiden, daß es sich bei den Beschlüssen um eine bereits vorher abgemachte Sache handelte. Was den Zeitpunkt des Apostelkonzils angeht, so wird es im allgemeinen auf das Jahr 49 n. Chr. angesetzt. Wenn Petrus also sagte, daß die Erwählung des Kornelius bereits lange Zeit zurückliege, sprach er von einem Zeitraum von zehn Jahren (Apg 10,1-11,18). Die Frage, ob Heiden überhaupt in die Kirche aufgenommen werden sollten, war schon damals geklärt worden. Gott hatte diesen Entschluß nach den Worten des Petrus bestätigt, indem er den Heiden, wie den Juden auch (Apg 2,4; 11,15), den Heiligen Geist gegeben hatte (10,44-46). Gott machte also keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, entscheidend ist der Glaube.
Wenn man von den Heiden gefordert hätte, sich beschneiden zu lassen und dem mosaischen Gesetz zu gehorchen, so hätte das zweierlei bedeutet: (a) Die Juden hätten Gott versucht (peirazete; vgl. 5Mo 6,16), und (b) sie hätten ein Joch auf den Nacken der Jünger gelegt, das weder ihre Väter noch sie selbst hatten tragen können (vgl. Mt 23,4). Das war ein sehr passender Vergleich, denn das „Aufnehmen des Joches“ war eine Metapher für den endgültigen Übertritt heidnischer Proselyten zum Judentum. Sie bedeutete eine unabänderliche Verpflichtung.
Bei der Erörterung der Frage bezog Petrus sich jedoch nicht nur auf die Heiden, sondern auf alle Gläubigen. Der Terminus „Jünger“ bezeichnete sowohl Juden als auch Heiden.
Apostelgeschichte

Walvoord Bibelkommentar

Durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden. Petrus stellt zwei Dinge als einander ausschließend gegenüber: im Blick auf Christi Gnade das Heil erhoffen dürfen – und unter dem Joch des Gesetzes stehen. Diese Gegenüberstellung setzt die Rechtfertigung durch Christus in helles Licht, indem wir nun den Schluss ziehen, dass durch Glauben gerechtfertigt wird, wer, befreit und gelöst von dem Joch des Gesetzes, das Heil in Christi Gnade sucht. Könnte jemand durch Gnade selig werden, der noch in das Joch des Gesetzes verstrickt ist, so wäre die Schlussfolgerung des Petrus ungereimt. Denn er folgert eben aus dem Gegensatz: Wir erhoffen die Seligkeit von Christi Gnade; also sind wir dem Joch des Gesetzes nicht unterworfen. Und alles hat nur einen Sinn, wenn ein Zwiespalt zwischen Christi Gnade und dem Joch des Gesetzes besteht. Wer also in Christus Leben finden will, muss unweigerlich die Gerechtigkeit des Gesetzes fahren lassen. Denn dieser Widerstreit betrifft nicht die Lehre, sondern die Ursache der Rechtfertigung. Damit fällt auch der Irrtum, als würden wir durch Christi Gnade gerechtfertigt, weil er uns durch seinen Geist erneuert und Kräfte zur Erfüllung des Gesetzes gibt. Wer sich dies einbildet, scheint zwar das Joch des Gesetzes ein wenig zu lockern, hält aber die Seelen mit seinen Stricken auf beiden Seiten gebunden. Denn es wird immer nur die bedingte Verheißung gelten: Wer dies tut, wird darin das Leben haben. Auf der andern Seite wird der Fluch auf jedem Menschen lasten, der das Gesetz nicht ganz peinlich erfüllt hat. Darum müssen wir die Gnade Christi, auf welcher der Heilsglaube ausruht, ganz anders beschreiben als jene Träumer; sie ist die unverdiente Wiederaussöhnung mit Gott, welche durch das Opfer des Todes Christi gewonnen ward. Anders ausgedrückt: die unverdiente Vergebung der Sünden, welche Gott zufrieden stellt und aus einem Feinde oder strengen und unversöhnlichen Richter zu unserem freundlichen Vater macht. Gewiss gebe ich zu, dass Christi Gnade uns zu einem neuen Leben umschafft; wo es sich aber um die Heilszuversicht handelt, dürfen wir allein an die unverdiente Annahme zur Kindschaft denken, die mit Sühnung und Vergebung der Sünden verbunden ist. Müssten die Werke wenigstens teilweise als Untergrund der Gerechtigkeit verrechnet werden, so wäre das Joch des Gesetzes durchaus nicht zerbrochen; es müsste auch der Gegensatz, den Petrus hier aufstellt, dahinfallen.
Gleicherweise wie auch sie. Hier bezeugt Petrus, dass zwar nach dem äußeren Schein den Vätern die Dienstbarkeit des Gesetzes auferlegt war, dass aber ihre Gewissen frei und ungebunden waren. Dadurch wird eine Ungereimtheit beseitigt, welche sonst fromme Seelen nicht wenig verwirren konnte. Da der Bund des Lebens, den Gott vom Anfang bis zum Ende der Welt mit seinen Knechten geschlossen hat, ewig und unveränderlich bleibt, wäre es ungereimt und unerträglich, dass wir heute einen andern Heilsweg lehren sollten, als er einst den Vätern eröffnet war. Petrus behauptet also, dass wir in bester Einigkeit mit den Vätern ständen, weil sie nicht weniger als wir ihre Heilshoffnung auf Christi Gnade gründeten. Er vereinigt bezüglich des letzten Zwecks ihrer Lehre Gesetz und Evangelium und hebt damit einen Anstoß, der sich für die Juden aus einem eingebildeten Zwiespalt ergab. So wird deutlich, dass das Gesetz den Vätern nicht gegeben ward, damit sie aus demselben das Heil gewönnen; noch wurden die Gebräuche beigefügt, damit sie durch ihre Beobachtung Gerechtigkeit erwürben. Vielmehr war der einzige Zweck des ganzen Gesetzes, dass sie das Vertrauen auf Werke fahren lassen und alle ihre Hoffnungen auf Christi Gnade setzen sollten. Petrus lehrt also, dass der Glaube der Väter immer auf Christus gegründet war, da sich ja nirgends sonst jemals ein Weg und eine Weise finden ließen, zu Gott zu gelangen. So stimmt diese Stelle mit dem apostolischen Wort (Ebr. 13, 8): „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“

Jean Calvin – Apostelgeschichte

Es sind drei solcher Tatsachen, die Petrus hervorhebt. Gott selbst hat ausgerechnet Petrus dazu ersehen, daß „durch seinen Mund hören sollten die Heiden das Wort des Evangeliums und zum Glauben kamen“. Und dieser Entschluß Gottes stand „von alten (oder: von ersten) Tagen her“ fest; er ist kein spätes Anhängsel. Gott selbst hat solchen unbeschnittenen Heiden im Hause des Kornelius den Heiligen Geist geschenkt, die höchste messianische Gabe; dadurch hat Gott selbst „für sie Zeugnis gegeben“. Gott aber ist „Herzenskündiger“, darum gilt sein „Zeugnis“ wie kein anderes. Und Gott selbst hat sie „gereinigt“. Die Männer, die die Beschneidung der Heiden fordern, haben darin recht: Heiden sind „unrein“ vor Gott, sie müssen darum „gereinigt“ werden. Aber bei diesen Heiden in Caesarea hat Gott selbst diese Reinigung vollbracht, und dies nun wirklich so, wie es Beschneidung und Speisegebote nie tun konnten, als eine „Reinigung des Herzens“. Petrus hat von dem Unterricht Jesu nach Mk 7, 14–23 über die eigentliche „Unreinheit“ doch einiges verstanden!
So hat Gott selber bereits die Frage entschieden, um die es geht. Die Vertreter der Beschneidung sagten mit innerem Schaudern: Ihr könnt doch nicht wider das Gesetz „unterschiedslos“ unbeschnittene, unreine Heiden und beschnittene, gesetzestreue Israeliten in einer Gemeinde zusammenfassen wollen! Petrus entgegnet: Gott selbst „machte keinen Unterschied“! Dieses „unterschiedslose Aufnehmen“ hat Gott selbst vollzogen. Nun wird es überwältigend klar: Wer jetzt doch wieder „Unterschiede“ macht und die Beschneidung der Heiden fordert, der kämpft nicht gegen Paulus und Barnabas und die Antiochener, der „versucht Gott“, der führt den Kampf gegen Gott selbst! Wie kraftvoll und tief hat Petrus alles zum entscheidenden Punkt geführt.
[10/11] Darum schließt er nun mit einem Wort, daß dieses „keinen Unterschied“ auch noch nach der andern Seite, nach der jüdischen hin, deutlich macht. Sie wollen das Gesetz wie ein „Joch auf den Nacken der Jünger legen“. Aber – haben sie denn als Israeliten dieses Joch tragen können? Petrus mag hier an den mächtigen Ruf seines Herrn denken, den er mit eigenen Ohren gehört hatte: „Nehmt auf euch mein Joch … so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11, 29). Das Joch des Gesetzes hatte ihnen keine „Ruhe“ gebracht, sondern sie zu jenen „Sich-Abarbeitenden und Lasten-Tragenden“ (wörtlich für: „Mühselige und Beladene“) gemacht, die Jesus zu sich ruft. Darum gilt für sie als Juden der eine, einfache, gleiche Grundsatz des Heils genauso wie für Heiden: „Vielmehr durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir errettet zu werden, ganz ebenso wie auch jene“338. Es liegt darin zugleich etwas wie eine Frage an jene zum Glauben gekommenen Pharisäer: Warum kamt ihr denn überhaupt zu Jesus? Was suchtet ihr bei ihm? Der Anschluß an Jesus wird nur dann tief und unverbrüchlich sein, wenn wir bei Jesus allein die Rettung aus unserer totalen Verlorenheit finden!

Wuppertaler Studienbibel

Der Abschnitt über die Erklärungen des Jerusalemer Konzils beginnt mit dem Zeugnis des Petrus. In Vers 6 wird die Gemeindeversammlung auf Befehl der Apostel und Ältesten einberufen. Die Leiter übernahmen die Verantwortung für die Angelegenheit, die zwei Aspekte umfasste: erstens die Frage der Beschneidung der Heiden und zweitens die Frage der Heiden und der Einhaltung des mosaischen Gesetzes. Das Treffen erwies sich als ein entscheidender Wendepunkt in der Kirchengeschichte.
In den Versen 7-11 wird die Ansprache des Petrus aufgezeichnet. Nachdem viele Fragen gestellt worden waren, erhob sich Petrus (V. 7a). Mit anderen Worten: Die Judaisten bekamen reichlich Gelegenheit, ihre Argumente vorzubringen. Es wurde nicht versucht, die Debatte abzubrechen. Schließlich erhob sich Petrus und begann zu sprechen. Dies ist das letzte Mal, dass der Apostel in der Apostelgeschichte auftritt. In seiner letzten Ansprache ging er auf die Heiden ein und wies darauf hin, dass Gott sie erwählt hat: Brüder, ihr wisst, dass Gott vor langer Zeit eine Auswahl unter euch getroffen hat, damit die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben (V. 7b). Petrus spricht seine Zuhörer als „Brüder“ an, d. h. als Mitgläubige. Die Formulierung „vor langer Zeit“ bezieht sich auf Apostelgeschichte 10. Zwischen den Kapiteln 10 und 15 waren etwa zehn bis zwölf Jahre vergangen. In diesen frühen Tagen wählte Gott Petrus aus den jüdischen Gläubigen aus, um ihn zu den Heiden zu senden, damit sie die gute Nachricht hören und glauben sollten. Da Petrus die Schlüssel des Königreichs hatte, war er derjenige, der die Heiden hereinließ, wie er es mit Kornelius in Kapitel 10 getan hatte. Daher war Petrus, der Hauptapostel, für den Beginn der Evangelisation unter den Heiden verantwortlich. Aber es war Gottes Entscheidung, nicht die von Petrus, dass die Heiden das Evangelium hören sollten.
In den Versen 8-9 wird erklärt, dass der Heilige Geist das, was Petrus tat, bestätigte. Nach Vers 8 wurde er den Heiden gegeben, die glaubten: Gott, der das Herz kennt[ 385 ], hat ihnen Zeugnis gegeben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie er auch uns gegeben hat. Gott kannte das Herz der Heiden, und er bezeugte ihren Glauben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab. Dies war der wichtigste Beweis für die Annahme durch die Heiden. Petrus hatte diesen Beweis bereits zweimal angeführt: in Apostelgeschichte 10,44-48 und in 11,15-17. Die Tatsache, dass der Heilige Geist diesen Heiden gegeben worden war, zeigte, dass Gott sie aus Gnade durch den Glauben angenommen hatte, unabhängig von der Beschneidung und unabhängig von den Werken des Gesetzes, genauso wie er es mit den Juden getan hatte. Daher gab Gott den Heiligen Geist aus Gnade durch den Glauben, ohne Unterschied. Petrus erklärte, er mache keinen Unterschied zwischen uns und ihnen (V. 9). Beide, Juden und Heiden, sind Sünder, und beide, Juden und Heiden, werden auf dieselbe Weise gerettet: aus Gnade durch den Glauben. Beide empfangen den Geist auf der gleichen Grundlage. Sie empfangen die Reinigung ihrer Herzen nicht durch Werke, nicht durch Zeremonien, nicht durch Rituale, sondern durch den Glauben.

Die Schlussfolgerung des Petrus ist in den Versen 10-11 festgehalten. Nachdem er dies gesagt hatte, stellte Petrus eine Herausforderung dar, die in Vers 10 beschrieben wird: Warum stellt ihr nun Gott auf die Probe, indem ihr den Jüngern ein Joch auf den Hals legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? In Anbetracht dessen, was in den vorangegangenen Versen gesagt wurde, erklärte Petrus, dass die Anfechtung des heidnischen Heils bedeutet, Gott auf die Probe zu stellen, indem man den heidnischen Gläubigen ein Joch auf den Hals legt. Galater 5,1 bestätigt, dass das Gesetz tatsächlich ein Joch war. Die Tatsache, dass Petrus das Wort „Jünger“ verwendet, wenn er sich auf diese Heiden bezieht, zeigt, dass er sie als Glaubensgenossen akzeptiert. Warum sollten sie ein Joch tragen müssen, das selbst die Juden nicht tragen konnten, weder ihre Vorfahren noch die jetzige Generation? Der Punkt, den Petrus ansprach, war: „Warum diese Heiden zwingen, das zu tun, was wir selbst nicht tun können?“ Genau das hätten sie getan, wenn sie von den nichtjüdischen Gläubigen verlangt hätten, sich beschneiden zu lassen. Dies zu verlangen, hätte zwei Folgen gehabt: Erstens hätte es Gott auf die Probe gestellt, und zweitens hätte es die Jünger unter ein unerträgliches Joch gestellt. The Jewish Annotated New Testament bietet eine jüdische Sicht des Jochs:
Joch, GK „zygos“ in LCC oft für Heb „ol“, wörtlich „Joch“ als Halsstück am Zugtier; metaphorisch verwenden viele Texte im Tanach das Bild eines Jochs, um Härte auszudrücken, besonders fremde Unterdrückung (Dtn 28,48; Jes 14,25; Jer 27,12; Sir 40,1; 1 Macc 13,41). In den rabbinischen Schriften steht es für die Akzeptanz der Souveränität Gottes (m. Ber. 2.2; b. Seb. 13a; b. Ker. 7a; Ex. Rab. 30.5), der diejenigen, die es tragen, mit Segen beschenkt (m. Avot 3.5).

Schließlich stellte Petrus in Vers 11 fest, dass die Rettung tatsächlich durch die Gnade unseres Herrn Jeschua erfolgt. Indem er ihn „Herr“ nannte, erklärte Petrus, dass Jeschua der Vermittler der Gnade ist, der das Heil schenkt. Die Juden brauchten nur zu glauben, um in gleicher Weise wie sie gerettet zu werden. Die Errettung erfolgte für beide Gruppen aus Gnade durch Glauben.
Die Argumentation des Petrus lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: Erstens war es Gottes Wille, dass die Heiden das Evangelium hören sollten; zweitens gab er ihnen den Heiligen Geist ohne Unterschied und ohne Diskriminierung, was der Beweis für ihre Annahme war; und drittens war das mosaische Gesetz für die Juden ein unerträgliches Joch, warum sollte es also den Heiden auferlegt werden?

Arnold G. Fruchtenbaum – Apostelgeschichte

Alle Christen sind frei – sie alle müssen nur die noahistischen Gebote halten – und sind frei auch die mosaischen Gesetze zu halten – egal aus welcher Familie sie stammen! Doch die Freiheit, sich Geboten/Gesetzen unterzuordnen kann auch zu einem Joch werden…
Aber alle Christen sollten unbedingt die gesamte Bibel kennen!

hören und umsetzen

Er aber sprach: Ja, vielmehr glückselig, die das Wort Gottes hören und bewahren!
Elberfelder 1871 – Lk 11,28

Aber Jesus erwiderte: »Mehr noch dürfen die sich freuen, die Gottes Wort hören und danach leben!«
Gute Nachricht Bibel – Lukas 11,28

Aber Jesus sagte: „Wirklich freuen können sich alle Leute, die Worte von Gott hören und sie in ihrem Leben umsetzen!“
VolxBibel – Lukas 11:28

„Nein!“ – entgegnete er – „sondern nur die sind glücklich zu preisen, die das Wort Gottes hören und es treu beobachten.
Johannes Greber 1936 – Lk 11:28

Schließlich kann man die Frage stellen, ob der Ausdruck »sie erhob ihre Stimme« eine Art prophetischer Begeisterung meint. Die Parallelen in Lk 1,41ff und Apg 2,14 sprechen dafür. Dafür spricht ferner die Tatsache, dass gerade Frauen als Prophetinnen in der jüdischen und frühchristlichen Geschichte eine wichtige Rolle spielten (vgl. 2 Mo 15,20; Ri 5,1ff.; 2Kön 22,14ff.; 2 Chr 34,22ff.; Neh 6,14; Lk 1,39ff.; Lk 2,36ff.; Apg 21,9). Dan aber in Lk 11,27 ein deutlicher Hinweis fehlt, lassen wir diese Frage vorsichtshalber offen.

Hatte die Frau nun Recht?
Viele lesen den 28. Vers so, als ob Jesus ein scharfes Nein gesagt hätte. Überlegt man aber seine Antwort genauer, dann merkt man, dass die Dinge nicht so einfach liegen. Versuchen wir, seine Antwort gleich vorweg in einem kurzen Satz zusammenzufassen: »Ganz recht, aber die wahre Seligkeit liegt doch darin, Gottes Wort zu hören und zu praktizieren!«

Wie heißt es nun genau in V. 28 ? »Er aber sagte: Ja doch, glücklich zu preisen sind, die das Wort Gottes hören und bewahren!« Die deutsche Übersetzung »Ja doch« geht auf ein griechisches Wort zurück, das im NT nur von sehr gut griechisch schreibenden Verfassern benutzt wird und sowohl eine Steigerung als auch eine Berichtigung ausdrückt. Das also ist die Absicht Jesu: Er will die Seligpreisung a) steigern und b) berichtigen. Voraussetzung für beides aber ist, dass die Frau zunächst einmal recht hat: »Ja«, seine Mutter ist selig zu nennen. Damit bestätigt Jesus, was bereits der Engel in Lk 1,28 gesagt hatte. Aber weit mehr sind nach der Lehre Jesu diejenigen »glücklich zu preisen, die das Wort Gottes hören und bewahren«. Sagen wir es noch kürzer: Viel seliger als seine Mutter sind seine Jünger! Das ist dieselbe Botschaft, die Jesus bereits in Lk 8,19ff parr verkündigt hatte. Beachten wir: Ein bloßes Hören des Wortes Gottes genügt nicht. Zum Hören muss vielmehr das Bewahren hinzukommen. »Bewahren« heißt: gedächtnismäßig aufbewahren, nicht verändern, befolgen, praktizieren. Die Übersetzung »befolgen« (so z. B. Revidierte Elberfelder Bibel, Neue Jerusalemer Bibel) gibt also nur einen Teilaspekt wieder. Und wo findet man das »Wort Gottes«? a) Im AT, b) im Munde Jesu, c) im Munde der Apostel (vgl. Lk 10,16 und 1 Thess 2,13).

Edition C

Hören ist ja einfach – und gerade in unserer Zeit „hören“ wir ja so viel – von Sozialen Medien, Fernsehen usw usf. Aber hören wir wirklich Jehovahs Stimme, wenn wir nur einen oder zwei Verse am Tag aus Seinem Buch lesen? Oder sollten wir unseren Tagesplan umstellen, um mehr zu lesen? Und dann? Handeln wir nach dem, was wir gelesen haben?
Hier wieder die Einladung: Versuche es doch einmal: EINMAL IM JAHR die gesamte Bibel zu lesen – und wenn du willst, dann blogst du unter jehovah-shammah.de jeden Tag was du gelernt hast, welche Fragen auftauchen usw.

von Gott verlassen??

und zur neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme und sagte : Eloi, Eloi, lama sabachthani? was verdolmetscht ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Elberfelder 1871 – Mk 15,34

Um drei Uhr nachmittags schrie Jesus mit aller Kraft: „Mein Gott, mein Gott, wo bist du jetzt, warum bist du nicht mehr da?“ In seiner Sprache hieß das: „Eli, Eli, lamá asabtáni?“
VolxBibel – Markus 15,34

Um drei Uhr rief Jesus laut: „Eli, Eli, lama asabtani?“ Das ist verdolmetscht: „Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“
Bruns 2013 – Markus 15:34

τῇ ἐνάτῃ ὥρᾳ temp. Dat. (A182) in der neunten Stunde = um drei Uhr (nachmittags). ἐ-βόησεν Aor. βοάω (laut) rufen, schreien, hier m. φωνῇ μεγάλῃ (dat. modi, A180) etwa laut schreien; es wird Ps 22,1 zitiert (vgl. V. 24), zunächst aram., dann griech. (nur z. T. nach LXX); umstritten ist, in welchem Sinn das Zitat aus dem Mund Jesu genau zu verstehen ist; am besten deutet man es im eig. Sinn: Jesus ist sich bewusst, dass der Vater ihn verlassen hat (s. a. zu Mt 27,46). ἐλωΐ (aram. אֱלָהִי ’ĕlāhî [vorausgesetzt ist offenbar der Vokalwandel ā > ō]; s. Brown, Death 2, S. 1051f; Beyer, Die aramäischen Texte, S. 137) mein Gott; nachdrückl. Verdoppelung (BDR § 4932; vgl. H-S § 294l). λεμα (aram. לְמָא ləmāh) warum? σαβαχθανι (aram. שְׁבַקְתַּ֫נִי šəbaqtánî) du hast mich verlassen. μεθ-ερμηνευόμενον V. 22. ὁ θεός Nom. m. Art. statt Vok. (A142). εἰς τί wozu? warum? (B εἰς 4f; vgl. BDR § 2993). ἐγ-κατ-έ-λιπες Aor. -κατα-λείπω44 übrig lassen; hier im Stich lassen, verlassen (B 2).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Markus (und auch Matthäus) berichten nur dieses eine der insgesamt sieben „Worte Jesu am Kreuz“. Zu der neunten Stunde (drei Uhr nachmittags) rief Jesus laut: Eli, Eli (aramäisch; ?ElI, ?ElI), lama asabtani? (aramäisch, vgl. Ps 22,1). Markus übersetzte diese Äußerung für seine Leser ins Griechische, zu deutsch lautet sie: „Mein Gott, mein Gott, warum (wörtlich: „aus welchem Grund“) hast du mich verlassen (wörtlich: mich aufgegeben“)?“
Das war mehr als der Schrei eines leidenden Gerechten, der seinem Glauben Ausdruck gab, daß Gott ihn am Ende siegen lassen würde (vgl. dazu Ps 22,2 im Gegensatz zu Ps 22,28). Jesus fühlte sich nicht nur verlassen. In diesem Schrei verbanden sich (a) das Verstoßensein von Gott Vater in einem rechtlichen, nicht in einem ihre Verbundenheit auflösenden Sinn, und (b) eine Bestätigung der Beziehung Jesu zu Gott. Weil er den Fluch der Sünde und Gottes Gericht über die Sünde auf sich genommen hatte (vgl. 5Mo 21,22-23; 2Kor 5,21; Gal 3,13), erlitt er nun auch die grenzenlose Angst der Trennung von Gott, der die Sünde nicht ansehen kann (vgl. Hab 1,13). Das war die Antwort auf Jesu Frage warum?. Der Tod, den er für die Sünder starb (Mk 10,45; Röm 5,8; 1 Petrus 2,24; 1 Petrus 3,18), trennte ihn von Gott.
Doch in den Worten „mein Gott, mein Gott“ spiegelte sich auch ein unerschütterliches Vertrauen. Dies ist das einzige Mal in allen Gebeten Jesu, von denen Markus berichtet, daß er Gott nicht mit „Abba“ anredete (vgl. Mk 14,36). Weit entfernt, ihn zu verleugnen, schrie Jesus nach Gott, seinem Vater. Er starb von Gott verlassen, damit sein Volk weiterhin nach diesem Gott rufen durfte und nie von ihm verlassen würde (vgl. Hebräer 13,5).
Einige Juden, die dabeistanden, schienen ihn jedoch mißzuverstehen, oder deuteten seinen Ausruf mit Absicht falsch und behaupteten, er rufe nach Elia. Nach dem jüdischen Volksglauben kam der Prophet Elia den leidenden Gerechten in ihrer Not zu Hilfe.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ab Mk 15, 34 konzentriert sich Markus auf diejenigen Ereignisse, die sich unmittelbar mit dem Sterben Jesu verbinden. Er habe »in der neunten Stunde mit lauter Stimme« gerufen: »Eloi, Eloi, lama (eigentlich: lema) sabachtani.«
Wir befinden uns also in der Zeit um ca. 15 Uhr nachmittags. Es ist die Zeit, in der drüben im Tempel die Passalämmer geschlachtet werden. Zugleich opfert man das abendliche Tamid, d. h. das tägliche Abendopfer, das aus einem einjährigen Lamm als Brandopfer (Ganzopfer) bestand (vgl. 2 Mo 29,38ff.; 4 Mo 28,3ff.).
Es ist außerdem die Zeit des abendlichen Räucheropfers, zu der einst dem Zacharias der Engel Gabriel erschienen war (vgl. Lk 1,8ff. mit Dan 9,21 und 2 Mo 30,8). All dies verkörpert Jesus jetzt in seiner Person: das »Lamm, das der Welt Sünde trägt« (Jes 53,7ff.; Joh 1,29.36); das Passalamm, dessen Blut aus dem Gericht Gottes rettet (vgl. Joh 19,36; 1 Kor 5,7; 1 Petrus 1,19 mit 2 Mo 12,3ff.); und das Ganzopfer, das ganz für Gott bestimmt ist (vgl. Mt 20,28). Halten wir ferner fest, dass die »neunte Stunde« die übliche nachmittägliche Gebetszeit darstellt (Apg 3,1; 10,3.30).
Was Jesus genau rief, ist nach den alten Handschriften unsicher. Diese Unsicherheit rührt davon her, dass Jesus auf hebr. oder aramäisch rief, die Übertragung dieser Laute ins Griech. jedoch schwierig ist. »Eloi«, aramäisch »Elahi«, ist jedenfalls die aramäische Form für »mein Gott«. »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen« bildet den Anfang des 22. Psalms (Ps 22,2). So »übersetzt« es Markus selbst in Mk 15, 34. Jesus begann also in der Todesstunde »mit lauter Stimme« den 22. Psalm zu beten. Dass er gerade diesen Psalm betete, ist von großer Bedeutung. Denn Ps 22 beschreibt das Leiden des Gerechten, der sich unschuldig weiß. Ebenso unschuldig weiß sich Jesus.
Ps 22 ist außerdem durchdrungen von der Gewissheit, dass Gott helfen wird. Ebenso rechnet Jesus mit der Hilfe des himmlischen Vaters (vgl. Hebr 5,7). Jesus muss auch beobachtet haben, dass sich Mk 15, 19 dieses Psalmes beim Loswurf über seine Kleider erfüllte. Schließlich spricht Ps 22 davon, dass der gerettete Gerechte in ein neues Leben eintritt und seinen Brüdern die Herrlichkeit des göttlichen Namens offenbart – was sich durch die Auferstehung Jesu erfüllte (vgl. Mt 28,10; Hebr 2,12). Jesus hält also auch in der schlimmsten Not des Sterbens daran fest, dass der Vater im Himmel sein Gott ist (»mein Gott«!) und dass er auferstehen wird. Doch was besagen die Worte: »Warum hast du mich verlassen?« Sie zeigen, dass Gott unsere ganze Sündenstrafe, die sich in der Gottverlassenheit zusammenfassen lässt, auf Jesus gelegt hat. Und weil Jesus diese Strafe stellvertretend für uns erlitten hat, wird jeder freigesprochen, der an Jesus glaubt.
»Einige von den Dabeistehenden« haben Jesu Gebetsruf entweder verdreht oder missverstanden. »Sie sagten: Sieh, er ruft den Elia« (Mk 15, 35). Dasselbe berichtet Matthäus (Mt 27,47). »Eli« (Mt 27,46) oder »Eloi« (Mk 15,34) konnte jedenfalls leicht an »Elia« erinnern. Aber wie kann man bloß davon sprechen, »er rufe den Elia«? Die Juden erwarteten ja die Rückkehr »Elias« (Mal 3,23; Sir 48,10; Mk 6,15; 8,28; 9,11ff.). Meinten die »Dabeistehenden« also, Jesus rufe den Elia, damit dieser wiederkomme, ihn vom Kreuz nehme und die messianische Zeit einleite? Dem Zusammenhang nach sind übrigens die Betreffenden Juden gewesen, keine Soldaten.

Edition C – NT

Mk 15:34 : Der Aufschrei Jesu ist ein aramäisches Zitat aus Ps 22,2 , ein Vers, der zu dieser Tageszeit gelegentlich gebetet wurde, hier jedoch eine besondere Bedeutung gewinnt. Jesus schreit hier: die erste Zeile des Psalms. Die vertrauten Worte mussten den Gläubigen sogleich den gesamten Psalm ins Gedächtnis rufen, in dem es um den leidenden Gerechten – und seine Hoffnung auf Gottes Rechtfertigung – geht. (Jesus zitierte den Psalm wahrscheinlich wie bei Matthäus in hebräischer Sprache; Markus gebraucht die aramäische Form, weil das Sprichwort in ein aramäisches Umfeld übertragen wurde. »Eli« konnte als »Elia« missverstanden werden; das war nahe liegender als »Eloi«; vgl. 15,35-36 .)
Mk 15:35-36 : In bestimmten jüdischen Kreisen glaubte man fest daran, dass Elia, abgesehen von seiner Aufgabe am Ende der Zeiten, wie die Engel bei besonderen Gelegenheiten ausgesandt wurde, um besonders begnadeten, berühmten Lehrern beizustehen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Und in der neunten Stunde. Der Bericht hat sich über den Zeitraum von 12 bis 15 Uhr fast ausgeschwiegen. Vielleicht sind die Priester und mit ihnen die frommen Juden abgerückt, denn sie hatten ja drüben im Tempel Dienst. Ab 13.30 Uhr begann dort die tägliche Abendliturgie, Gott zu loben und zu preisen (Stauffer, Jesus, S. 104; Kroll, S. 389). Die neunte Stunde war dann die Stunde des Nachmittagsgebets (Bill. II, 698). Allein unter Heiden und Ausgestoßenen und mit der Finsternis schrie Jesus mit großer Stimme. Der körperlich Erschöpfte wird plötzlich ganz Gebet. »Mit großer Stimme« schrien auch die Märtyrer in Offb 6,10, »schreien« ist Stichwort im Märtyrergebet von Ps 22, zu dem Jesus jetzt seine Zuflucht nahm (V. 2.6.25).
Elohi, Elohi, lema sabachthani! Was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die Zweisprachigkeit verrät, daß Markus für Leser außerhalb Palästinas schrieb, denn dort wäre die Übersetzung eines aram. Wortlauts überflüssig gewesen. Wiederum mußte der aram. Wortlaut mitgeteilt werden, um die Verdrehung in V.35 verstehbar zu machen.
Der zeitliche Abstand des Gebetsrufes zur höhnischen Herausforderung in V. 32 ist so groß, daß man in dieser Hinsicht keine Beziehung herstellen sollte (gegen Pesch II, S. 495). Wohl aber ist die Auslegung gut beraten, auf die unmittelbare Fortsetzung zu achten. Die Ohrenzeugen in V. 35 vernahmen einen Hilferuf. Das wird der Grundton gewesen sein, nicht etwa Triumph und Seligkeit. Somit ist der Schrei nach seinem direkten Sinn zu nehmen.
Zunächst legt der Beginn: Mein Gott, mein Gott, was immer der Nachsatz bringen mag, das Schreien Jesu als Gebetsruf fest. Damit ist allen atheistischen oder nihilistischen Deutungen der Boden entzogen. Strobel (S. 156.160) kommt in seiner sonst lesenswerten Analyse in die Nähe solcher Töne (»nihilistisches Widerfahrnis des Todes«). Doch stand für Jesus sein Tod nie im Zeichen der Sinnlosigkeit, sondern der Sendung, freilich nun einer Sendung von furchtbarer Last. Nur entsetzte er sich nicht vor der Nichtexistenz Gottes, sondern vor einer solchen Existenz Gottes, die in solcher Verborgenheit anwesend war. Was zu dieser paradoxen Redeweise berechtigt, ja nötigt, ist der Umstand, daß der von Gott verlassene Jesus diesen Gott dennoch anruft, und zwar in gesteigerter Innigkeit. Man ermesse das zweimalige mein in Jesu Mund. Wer von allen, die Gott jemals ihre schweren Warum-Fragen klagten, einschließlich des Psalmisten von Ps 22, konnte Gott so sein nennen wie Jesus! Jesus lebte aus Gott, mit Gott und für Gott, nahm einzigartig die Abba-Anrede in Anspruch und verkörperte die Nähe Gottes. Und Gott hatte sich mit ihm identifiziert (1,13 und 9,7) und ihn immer wieder beglaubigt durch Zeichen und Wunder. Jesus konnte nicht ohne Gott sein und Gott nicht ohne ihn. Um so unfaßlicher dieses: Gott hat ihn verlassen! Dieser Schrei zerriß die Welt.
Verlassen enthält hier weit mehr als räumliches Sichentfernen. Man beobachte den Begriff schon in zwischenmenschlichen Beziehungen wie 2Tim 4,10.16, aber auch in göttlichen Treuezusagen wie 1Mo 28,15; Jos 1,5; 5Mo 31,6.8; 1Chr 28,20; Hebr 13,5. Verlassen ist dann im Stich lassen, umkommen lassen, an Mächte des Verderbens preisgeben. Die nicht seltene Zusammenstellung »verlassen – seine Hand abtun« führen in die Nähe von »übergeben« (paradidonai; s. zu 1,14). Beide Begriffe fügen sich zusammen. Beim »verlassen« liegt der Ton darauf, daß Gott losläßt und seine Hand abzieht, bei »übergeben« darauf, daß er in fremde Hände ausliefert. Sowenig sich Jesus also über die Nichtexistenz Gottes beklagte, sowenig über sein Nichtstun. Indem Gott ihn verließ, tat er nämlich etwas. Er übergab ihn aktiv ans Gericht, und Jesus erschrak über einen zornigen Gott, nicht über eine gottleere Welt.
Diese Auslegung bestreitet nicht das Recht, auf Golgatha auch Jesu tiefes Eintauchen in körperlichen Zerbruch, in kreatürliche Todesangst und in den Urschmerz menschlicher Einsamkeit zu erkennen. Die späteren Evangelien und die christlichen Auslegungen schöpfen diese Möglichkeiten aus. Das Zeugnis des Markus zielt allerdings auf ein innertrinitarisches Geschehen: Mein Gott, warum hast du mich, deinen Sohn, verlassen? Man erwäge den Schrei auf dem Hintergrund solcher Bekenntnisse wie Joh 8,29; 10,30: »Der Vater läßt mich nicht allein« und »Ich und der Vater sind eins«. Erst so ahnt man das unsägliche Leid für den Sohn, aber auch für den Vater. Indem der Vater nämlich den Sohn nicht schont (Röm 8,32), schonte er sich selbst nicht, wurde er selbst betroffen. Es ging gewissermaßen ein Riß durch ihn, nicht durch seine Substanz, aber doch durch sein Wirken. Die Selbstoffenbarung Gottes trat auseinander und in Spannung zu sich selbst. In unglaublicher Weise stand Gott gegen Gott, rang Gott mit Gott, überwand Gott sich selbst.
Gott trägt die Sündennot der Welt in sich selber aus. Der Wortlaut aus Hos 11,8, wo nach dem Zusammenhang nur noch ein Vernichtungsgericht für Israel fällig ist, legt sich nahe: »Mein Herz steht gegen mich auf (wörtlich: wird gegen mich umgestürzt), meine Reue brennt mich völlig aus.« Karfreitag ist solch ein Umsturz, solch eine Revolution im Herzen Gottes. Reue verbrennt den Zorn, läßt statt Gericht Liebe hervorbrechen und rettet die nicht mehr umkehrbereiten und umkehrfähigen Sünder. Ohne Zutun von Menschen, völlig einseitig versöhnt Gott sich mit einer ganzen Welt und macht jeden Menschen noch einmal zu einem Kandidaten für wunderbar Neues und Großes. Auf diesem Karfreitagsboden ergeht dann durch das Evangelium die Aufforderung: Nehmt eure Kandidatur an, laßt euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,19–21).
[35/36] Die Zuschauer im allgemeinen Sinn wurden bereits V. 29 erwähnt. Die Gruppe der Dabeistehenden hier werden nach einer militärischen Bezeichnung die Diensttuenden sein, nicht beliebige Zaungäste (Bertram, ThWNT V,836f; vgl. 14,17.69f; 15,39; Joh 18,22; Apg 23,2). Nach V.36 ist ja auch ein militärisches Gerät zur Hand. Diese Soldaten stammten aus Palästina (Anm. zu 15,16). Das Aramäische, in dem Jesus schrie, war auch ihre Muttersprache, und sie verstanden vor allem das hervorstechende, langgezogene Elohi, Elohi! Da sie es hörten, sagten sie: Siehe, (den) Elia ruft er. Einer aber lief hinzu und füllte einen Schwamm mit saurem Wein, legte ihn um einen Rohrstab und wollte ihn tränken und sagte: Laßt, wir wollen sehen, ob Elia kommt, ihn herunterzunehmen! Einige Ausleger vermuten, sie hätten Elohi als Elija mißverstanden. Im Bann der Elia-Spekulation (Vorb. 2 zu 6,14–16) wollten sie Jesus nun durch eine Erfrischung möglichst lange am Leben erhalten, um dem Wunder, nämlich dem Eingreifen Elias als Nothelfer, eine Chance zu geben. Doch »am Ausbleiben des Elia scheiterte nach jüdischem Urteil der messianische Anspruch« (Schlatter, Matthäus; Bornhäuser, Leiden, S. 128; Grundmann, Geschichte, S. 347; Dehn, Grob).
Überzeugender ist hier Pesch II, S. 495, wonach V. 35f in den Zusammenhang der Spottszenen gehört. Die Wachmannschaften hatten den Messiasspott der Juden mitangehört. Zum Messias gehörte aber nach allgemeinem Volksglauben das Auftreten des Elia. Blödeleien mit Wortspielen unterhalten gelangweilte Soldaten. So verzerrten sie Elohi zu Elija und hänselten damit den Sterbenden, quälten ihn zum Trinken. Es erfüllte sich Ps 69,21–22 (vgl. Mt 27,34).

Wuppertaler Studienbibel

Halte ich mich, egal wie ernst die Lage zu sein scheint – ja selbst, wenn es so scheint, als hätte Gott mich verlassen – ja halte ich mich in JEDER Lage an den himmlischen Vater? Oder versuche ich selbst aus der Lage herauszukommen, mich selbst zu befreien??

ein neuer Bund für wen?

Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen denselben; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dieses ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird.
Elberfelder 1871 – Mk 14,23–24

Danach nahm er noch ein Glas mit Wein drin. Er betete dadrüber und reichte das Teil dann auch an seine Freunde weiter. Einer nach dem anderen trank dann daraus. Und Jesus sagte dazu dann: „Das ist jetzt wie mein Blut. Damit besiegeln wir einen neuen Vertrag zwischen den Menschen und Gott. Dieses Blut muss fließen, damit der ganze Mist vergeben wird, den alle Menschen machen.
VolxBibel – Markus 14:23–24

Dann nahm er den Becher.
Er sprach das Dankgebet,
gab ihn seinen Jüngern
und sie tranken alle daraus.
Und Jesus sagte zu ihnen:
»Das ist mein Blut.
Es steht für den Bund,
den Gott mit den Menschen schließt.
Mein Blut wird für die vielen vergossen werden.
BasisBibel – Markus 14:23–24

Mk 14,23 λαβών wie V. 22. ποτήριον Becher, Kelch; v. den während des jüd. Passamahls herumgereichten vier Bechern handelt es sich hier wohl um den dritten, den zum Hauptmahl gehörenden „Segensbecher“ (GBL 1, S. 4; DJG, S. 448). εὐ-χαριστήσας Aor. Ptz. -χαριστέω danken, danksagen; dankbar sein, hier das Dankgebet sprechen, Gott danken (vgl. B 2); temp. (A291,1 Anm. 1). ἔ-δωκεν erg. τοῦτο/αὐτό (A79). ἔ-πιον Aor. πίνω. Mk 14,24 δια-θήκη Testament; im NT meist: Heilsverfügung, -setzung, Bund; τὸ αἷμά μου τῆς διαθήκης τὸ ἐκχυννόμενον ὑπὲρ πολλῶν mein Blut des Bundes (Anspielung auf Ex 24,8), das für viele (Anspielung auf Jes 53,12) vergossen wird, d. h. durch meinen gewaltsamen Tod („mein Blut“), meine stellvertretende Lebenshingabe, die Sühne wirkt, richtet Gott seine neue Heilsordnung auf. ἐκ-χυννόμενον Ptz. Pass. -χέω/χύννω ausgießen; (Blut) vergießen;

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Und wieder einmal kopiere ich hier aus der Joseph-Smith-Übersetzung, deren Autor ja behauptet, in einer Vision zu Änderungen an der King-James-Bibel aufgefordert worden zu sein:

Und er nahm den Kelch, und nachdem er Dank dargebracht hatte, gab er ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dies ist zum Gedächtnis meines Blutes, das für viele vergossen wird, und des neuen Bundes, den ich euch gebe; denn von mir sollt ihr aller Welt Zeugnis geben.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – Auszüge aus der Joseph Smith Übersetzung

Bundesschlüsse wurden mit dem Blut von Opfertieren besiegelt; so hatte Gott sein Volk durch das Blut des Passahlammes aus Ägypten befreit. Die Wendung »für viele« ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Jes 53 (s. die Ausführungen zu Mk 10,45 ). Der Becher im Passahmahl war zwar ein Symbol, aber keinesfalls ein Symbol für Blut, da die Vorstellung des Trinkens von Blut – vor allem von Menschenblut – nach jüdischem Gesetz und jüdischem Empfinden ein Gräuel war.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Dann erklärte Jesus den Jüngern die Bedeutung des Kelchs: Das (der Wein) ist (stellt dar) mein Blut (d. h. die feierliche Einführung) des Bundes, das (das Blut) für (hyper; „wegen, statt“) viele vergossen wird – ein Hinweis auf seinen stellvertretenden Opfertod für die Menschheit (vgl. Mk 10,45). Ebenso wie das Opferblut den alten (mosaischen) Bund am Sinai besiegelte (vgl. 2Mo 24,6-8), so beschloß Jesu auf Golgatha vergossenes Blut den Neuen Bund (Jer 31,31-34). Er verheißt Vergebung der Sünden und Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen Geist, der in allen Menschen wohnt, die durch den Glauben an Jesus zu Gott kommen.
Der Begriff diathEkE (Bund) bezeichnet kein Übereinkommen zwischen zwei gleichen Partnern (das hieße synthEkE), sondern ein Arrangement, das von einer Partei, in diesem Falle von Gott, getroffen wurde. Die andere Partei – die Menschen – hat keinen Einfluß darauf; sie kann nur akzeptieren oder ablehnen. Der neue Bund ist Gottes neue Ordnung im Umgang mit den Menschen, deren Grundlage der Tod Christi ist (vgl. Hebräer 8,6-13). Die geistlichen Segnungen, die Israel in den letzten Tagen von Gott erwartete, sind nun durch Christi Tod allen Glaubenden zugänglich. Die konkreten Wohltaten, die Israel verheißen wurden, haben sich dagegen bis jetzt noch nicht erfüllt. Sie werden erst dann Wirklichkeit werden, wenn Christus zurückkehrt und sein tausendjähriges Reich errichtet, in dem Israel sein Land zurückerhalten wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das AT erschließt auch hier das Verständnis. Denn wir lesen in 2 Mo 24,8

»Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.« Wie der Mose des Alten Bundes wollte Jesus als der zweite Mose, der Mose des Neuen Bundes, den »Bund« mit »Blut« begründen. Aber er nahm dafür nicht das »Blut« von Tieren, sondern sein eigenes (Hebr 9,18ff.). Mit diesem eigenen »Blut« will er geistlich alle »besprengen«, die zu ihm kommen (vgl. Hebr 12,24).

Diese im Glauben zu Jesus Kommenden sind die »vielen«, »für« die sein Blut »vergossen« wird. Hier ist jedes Wort wichtig: »für« bedeutet »zugunsten«; »viele« bedeutet eine unbestimmbar große Zahl, ist aber nicht gleichbedeutend mit »alle« (vgl. Mk 10,45); »vergossen« hat Jesus sein Blut bei der Geißelung und Kreuzigung (Joh 19,1ff.; Joh 19,18ff.; Joh 19,34). Wieder also erklärt Jesus, dass er sich selbst als sühnendes Opfer für alle diejenigen hingibt, die durch ihn erlöst sein wollen (vgl. Joh 6,51ff.). Sowohl der neue »Bund« als auch der stellvertretende Sühnetod Jesu sind im AT geweissagt (vgl. Jes 53,10ff.; Jer 31,31ff.; Hes 37,26; Sach 9,11; 12,10).

Von diesen Deuteworten beim Abendmahl führt eine beeindruckende Linie hinüber zu der Botschaft der Apostel (vgl. Röm 3,24ff.; 1 Kor 1,30; 2 Kor 5,19ff.; Gal 1,4; Eph 1,7; Kol 1,20; 1 Petrus 1,18ff.; 1 Petrus 2,24; 1 Joh 1,7; Hebr 8-9; 12,18ff.)Der Abendmahlsbericht schließt bei Markus (übrigens auch bei Matthäus) einem endzeitlichen Ausblick. Mit dem feierlichen »Amen« eingeleitet, sagt Jesus zu seinen Jüngern: »Ich werde nicht mehr trinken vom Gewächs des Weinstocks bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes« (Mk 14, 25). Vermutlich hat sich dieses Wort an den vierten Becher Wein angeschlossen, den Jesus nach der jüdischen Passaliturgie trank (vgl. im obigen Schema [n]). Es war also auf Erden wirklich das letzte Mal, dass er »vom Gewächs des Weinstocks«- also vom Wein – trank (vgl. Mt 27,34). Sein baldiger Tod steht ja fest. Aber in Hoffnung und Vertrauen schaut er hinaus auf den »Tag, an dem« er »von neuem« Wein trinken wird »im Reich Gottes«. Dieser Tag kommt so gewiss wie sein Todestag. Er selbst wird Glauben halten und »im Reich Gottes« dabei sein.

Edition C

Noch während der Becher kreiste, ertönte wieder ein Deutewort: Und er sagte ihnen: Dieses da ist mein Blut, (nämlich das) des Bundes, das vergossen wird für viele. Das »ist« behauptet nicht, daß der Rotwein nun geheimnisvoll, aber wesenhaft Blut Christi sei (vgl. zu V. 22). Sonst hätten die Jünger bei diesem Wort den Becher erschrocken abgesetzt. Bluttrinken galt Juden als unaussprechlich schauderhaft.
Die Verknüpfung des kreisenden Bechers mit dem Blut Jesu sagte das gleiche Opfer an wie die Verknüpfung des verteilten Brotes mit dem Leib Jesu. Aber diesmal blieb es nicht bei der einfachen Ansage, sondern es folgt ein Zusatz, in dessen Mittelpunkt »Bund« steht. Ein Bund Gottes mit Menschen ist in jedem Fall Gnadenbund, denn wir Menschen haben mit Gott nur Gemeinschaft, wenn er sie will. Er will sie, auf seine Kosten und zu seinen Lasten. Gott seinen Willen zu lassen, sich völlig bei Gottes Zusage zu beruhigen – das nennt die Bibel »glauben«. So glaubte Abraham Gott und war Gott recht (1Mo 15,6; Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23). Israel glaubte Gott immer wieder nicht, endgültig nicht vor seinem Messias. Es wollte in sich selbst etwas sein und bleiben, etwas haben und können (Röm 10,3). Es kündigte diesen Bund. Darauf antwortete Gott nicht mit Gegenkündigung, sondern mit der Verheißung des »neuen Bundes« in Jer 31,33–34. Das Adjektiv »neu« bedeutet hier nicht, daß das alte noch einmal neu beginnen sollte, sondern daß Gott sich zu einer unvergleichlich andersartigen, schöpferischen Initiative entschloß, die zu einem Umbau Israels führen sollte bis ins Herz hinein. In der Jeremia-Verheißung überstürzt sich geradezu ein eifriger Gott: Ich will, ich will, ich will! Diese im AT einsame Stelle vom »neuen Bund« wurde von Jesus im Blick auf seinen bevorstehenden Tod ergriffen und millionenfach vervielfältigt, indem sie mit den Einsetzungsworten in allen Sprachen in alle Welt ging. Der volle Ausdruck »neuer Bund« findet sich 1Kor 11,25. Opfertod und Auferstehung Jesu ist diese ureigene, eifrige Einmischung Gottes zugunsten seines verlorenen Volkes. Sie wird, wie sogleich gesagt werden wird, Heilungszentrum auch der Völkerwelt und der gestörten Schöpfung (Offb 21,1–22,5).
Die Rede vom vergossenen Blut geht hier natürlich nicht auf einen Mord, ohne jede sakrale Opferbedeutung. Der wörtliche Anklang an 2Mo 24,8, wo Mose im gottesdienstlichen Rahmen durch eine Blutzeremonie den Sinai-Bund in Kraft setzte, zeigt deutlich den Sinn. Jesu Tod wird Sühne sein, und zwar eine universale Sühne, die die Zahl der Betroffenen geheimnisvoll ausweitet: für viele. Dieser Ausdruck aus Jes 53 – und ohne dieses große Kapitel sind die Abendmahlsworte nicht zu erklären – wurde zu 10,45 ausführlich behandelt. Der universale Zuschnitt der Gottesknechtslieder (Jes 42,1.4.6; 45,6.22f; 49,6f.26; 51,4.5; 52,10) bestärkt, an die Letzten, Fernsten, Übersehenen und bisher nicht Erwählten zu denken (anders Pesch II, S. 360). »Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst« (2Kor 5,19). Karfreitag öffnete allen die Tür zu Gottes Fest. Dementsprechend wird auch Jes 53 vom Staunen der Geretteten durchzogen. Sie wissen sich im Bereich eines äußersten Wunders.
Rückblickend vergleichen wir die beiden Deuteworte. Verdoppeln sie nur den gleichen Gedanken, haben wir eine Doppelgleichnishandlung vor uns, oder tragen sie unterschiedliche Akzente? Es fällt z.B. auf, daß der Wein im Unterschied zum Brot nicht selber benannt wird und statt dessen immer vom Kelch die Rede ist. Aber darin mag sich einfach widerspiegeln, daß Brot ohne Behälter gereicht wurde, was beim Wein nicht möglich war. So darf man aus dem Trinken des Bechers statt Trinken des Weines nichts herauslesen (vgl. auch 10,38f). Etwas anderes verdient jedoch Beachtung. Beim erhobenen Becher öffnet sich vor der lauschenden Versammlung der Mund zu feierlicher Rede. Ein Beispiel bietet gerade der Toda-Psalm 116 in seinen Versen 13 und 14: »Ich will den Becher der Heilstaten erheben, ich will den Namen Jahwes ausrufen … vor all seinem ganzen Volk …« Bezeichnenderweise ist auch das Becherwort Jesu angereichert durch Verkündigungsinhalte. Deswegen ist es nicht wichtiger als das Brotwort, und dieses ist nicht weniger auf das Opfer Jesu bezogen als das Becherwort, sondern das zweite Wort dient eben der erläuternden Rede beim Mahl. Das Brotwort liefert die grundlegende Deutung, das Becherwort ist darauf aufbauend dem Verkündigungsgeschehen zugeordnet. Das Brotwort gibt Tiefe, das Becherwort Weite.

Wuppertaler Studienbibel

Die Formulierung „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ ist der Schlüssel. Wenn Gläubige an Jeschua das Brot und den Kelch teilen, sollen sie sich an den Tod und die Auferstehung des Messias erinnern und auf seine glorreiche Wiederkunft in der Zukunft schauen. Es ist keine Transsubstantiation, wie sie im Katholizismus gelehrt wird. Die Elemente verwandeln sich nicht in den tatsächlichen Leib und das Blut des Messias. Es ist auch nicht die Konsubstantiation, wie sie im Luthertum gelehrt wird. Die Elemente enthalten nicht den eigentlichen Leib und das Blut des Messias:

Das Essen und Trinken von Jesu Körper und Blut könnte eine Art von Kannibalismus suggerieren und Christen wurden gelegentlich dessen beschuldigt. Für ein jüdisches Ohr des ersten Jahrhunderts deuten Essen und Trinken in einem zeremoniellen Kontext jedoch auf eine Opferung im Tempel und das anschließende Mahl hin, bei dem die Anbeter einen Teil des Opfers im Haus Gottes aßen. Hier spricht Jesus kurz vor dem Passahfest im Frühjahr, und seine Worte verbinden Opfer, Brot und Leben mit Gott und dem, den Gott gesandt hat, mit sich selbst. All diese Themen finden sich im Exodus in der Geschichte des ersten Passahs und im Passah-Ritual der Zeit Jesu. Johannes konstruiert einfach einen Diskurs, der all diese Themen und Konnotationen einfängt, um die Botschaft Jesu über seine Beziehung zum Vater, sein Werk auf der Erde und die Antwort, die wir geben sollten, zu vermitteln.

Die Zeremonie ist einfach eine Gedenkfeier, ganz im Sinne des jüdischen Pessach-Motivs. Jeder Teil des Passahfestes soll die Teilnehmer an etwas erinnern. Dieses Erinnerungsmotiv wird den Elementen des Abendmahls zugeschrieben, und diejenigen, die an dem Brot und dem Kelch teilnehmen, sollen es im Gedenken an Ihn tun. Das ist die Bedeutung des Abendmahls in seinem jüdischen Bezugsrahmen, und es soll getan werden, bis Er wiederkommt.

Jeschua sagte auch, sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt (1. Korinther 11,26), was die Frage aufwirft: Wie oft ist „oft“? Das Passahfest wurde einmal im Jahr gefeiert, was besagt, dass jede Gemeinde mindestens einmal im Jahr das Abendmahl feiern sollte. Darüber hinaus ist die Häufigkeit eine Frage der Vorliebe. Einige Gemeinden feiern das Abendmahl wöchentlich, andere monatlich und wieder andere feiern es regelmäßig, drei- oder viermal im Jahr. Biblisch gesehen sind alle Optionen gleichermaßen gültig.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

War der „alte Bund“ nur für Mose und die Priester? Oder auch für die Leviten? Wie sah es mit dem „Rest des Volkes“ aus? Durften diese bei dem „alten Bund“ teilnehmen? Warum dann die heutige Sicht einiger „Christen“, dass nur eine kleine Gruppe vom Wein nehmen darf? Schau dir einen katholischen Gottesdienst an – und dann frage dich: Warum? Wenn du die Antwort gefunden hast, wirst du auch verstehen, warum einige heute zu „einer kleinen Herde“ gehören wollen, und allen anderen die Teilnahme verweigern – und den Schwerpunkt für die anderen auf „verkündigt Jesu Namen“ legen.

Fürchtet euch nicht – dort kommt…

Ruft den verzagten Herzen zu:
»Fasst wieder Mut! Habt keine Angst!
Dort kommt euer Gott!
Er selber kommt, er will euch befreien;
er übt Vergeltung an euren Feinden.«
Dann können die Blinden wieder sehen
und die Tauben wieder hören.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jesaja 35,4-5

Sprecht zu den übereiligen Herzen: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt zur Rache, zur Vergeltung (Erwiderung) Gottes; Er kommt und rettet euch. Jes 45,17; Ps 94,1; Hos 1,7; Röm 12,19. Dann werden aufgetan der Blinden Augen und die Ohren der Tauben geöffnet. Jes 29,18; Mt 11,5f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 35:4-5

Den Vers hatten wir schon, deshalb heute nur ergänzende Gedanken:

Wie die Schwachen und Mutlosen ermutigt werden (Vers 3–4). Gottes Propheten und geistliche Leiter werden aufgrund ihres Amtes beauftragt, „die schlaff gewordenen Hände“ zu stärken und diejenigen zu ermutigen, die Schwierigkeiten damit haben, sich von der Angst zu erholen, in die sie durch die assyrische Armee geraten sind. Sie müssen sie mit der Gewissheit ermutigen, dass Gott sich ihnen jetzt gnädig zuwenden wird. Das ist das Ziel des Evangeliums:
3.1 Diejenigen zu stärken, die schwach sind, und sie zu bestätigen. Es gibt unter echten Christen viele, die schlaffe Hände und strauchelnde Knie haben, die immer noch nur Unmündige in Christus sind (1.Kor 3,1), doch es ist unsere Pflicht (Lk 22,32), die Schwachen nicht nur zu tragen, sondern auch alles in unserer Macht Stehende zu tun, um ihnen Kraft zu geben (Röm 15,1; 1.Thess 5,14). Es ist auch unsere Pflicht, uns selbst zu stärken (Hebr 12,12), das Äußerste aus der Kraft zu machen, die Gott uns gegeben hat.
3.2 Diejenigen zu ermutigen, die Angst haben und entmutigt sind: „ ‚Sagt zu denen, die ein verzagtes Herz haben‘ (Vers 4), die, wörtlich, ‚eilig‘ sind, die beim ersten Anzeichen der Gefahr umkehren und fliehen möchten, die in ihrer Eile sagen: ‚Wir sind verstoßen und ruiniert‘ “ (Ps 31,23), dass es im Evangelium genug gibt, um diese Ängste zum Schweigen zu bringen. Er, der zu uns sagt, „sei stark“, hat uns durch einen Mächtigen Hilfe gegeben.
Wie die Zusicherung gegeben wird, dass ein Erlöser kommen wird: „ ‚Seht, da ist euer Gott! Die Rache kommt‘ (Vers 4). Gott wird euch gegen eure Feinde helfen. Er wird ihr Unrecht und auch eure Verluste vergelten.“ Diejenigen, deren Herz um die Lade Gottes bangt (1.Sam 4,13) und die sich um Gottes Gemeinde in der Welt sorgen, können ihre Ängste mit der Gewissheit zum Schweigen bringen, dass Gott das Werk in seine eigenen Hände nehmen wird.

Vers 5–10
„Dann, wenn euer Gott kommt, Christus selbst, dann erwartet große Dinge.“
Es wird Wunder in dem Reich der Natur und auch dem Reich der Gnade geben.
1.1 Es werden Wunder an den Leibern von Menschen geschehen (Vers 5–6): „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan.“ Das geschieht oft bei unserem Herrn Jesus, als er auf der Erde ist (Mt 9,27; 12,22; 20,30; Joh 9,6). Durch seine Macht werden auch die Ohren der Tauben mit einem Wort geöffnet: „Ephata!“ (Mk 7,34). Viele, die lahm sind, können wieder ihre Glieder benutzen (Apg 3,8). Die Stummen können wieder sprechen (Mt 9,32–33). Christus vollbringt diese Wunder, um zu beweisen, dass er von Gott gesandt ist (Joh 3,2). Indem er die Wunder in seinem eigenen Namen vollbringt, beweist er in der Tat, dass er selbst Gott ist, der gleiche Gott, der ursprünglich den Mund des Menschen, das hörende Ohr und das sehende Auge geschaffen hat (Spr 20,12).
1.2 An den Seelen von Menschen werden Wunder, ja, noch größere Wunder geschehen. Durch das Wort und den Geist Christi werden diejenigen erleuchtet, die geistlich blind sind (Apg 26,18); diejenigen, die für Gottes Rufen taub waren, werden dazu gebracht, es bereitwillig zu hören, wie Lydia, welcher der Herr das Herz auftut, sodass sie aufmerksam achtgibt (Apg 16,14). Bei dem, der stumm ist und nicht weiß, wie er von Gott oder zu Gott sprechen soll, wird das Verständnis geöffnet werden, dass er ihn erkennt, und seine Lippen, dass er sein Lob verkündet (Ps 51,17).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

So meint auch dieses Prophetenwort mehrere Generationen und nicht nur eine. Denn wer stark wird, weil er die Herrlichkeit Gottes im Glauben schaut, bedarf ebenfalls – wie Gott selbst! – des Zeugen, d.h., er braucht den anderen, der die Erneuerung bestätigt, er braucht den anderen, der mitmacht! Darum erwächst aus der eigenen Stärkung das aufmuntemde Wort, das die Glieder der Volksgemeinde wechselseitig sich zusprechen: Sagt den verzagten Herzen: Seid stark, fürchtet euch nicht! Trost kommt also aus dem Anschauen der Herrlichkeit Gottesc. Stärke wird Ereignis, wenn die Blickrichtung auf den sich offenbarenden Gott beibehalten wird: Seht da, euer Gott! Es bleibt also dabei: die Stärke ist nicht ruhende Qualität im frommen Menschen, sie ist fremde, zugeeignete Stärke, die aus der Hinwendung zu Gott kommt. Doch wenn Gott zum Heil kommt, dann kommt seine Rache und Vergeltung mit. Gott wendet sich seinem Volke zu, indem er sich dessen Feinden richtend zuwendet, wie er sich zuvor auch seinem Eigentumsvolk richtend zugewandt hat. Er nimmt Rache an den selbstherrlichen Gerichtswerkzeugen, damit er sich ihnen wieder erbarmend zuwenden kann: »Jedenfalls liegt das Gewicht nicht auf der Abrechnung mit den Feinden, sondern auf der Zuwendung zu Israel« (Wildberger)d.
[5–7] Die Erneuerung Israels, das nunmehr allein an seinem Gott seine Stärke findet, bringt zugleich die Erneuerung der Sinne und des Wahrnehmungsvermögens; denn die Augen der Blinden werden geöffnet, und die Ohren der Tauben gehen auf. Wie schon gelegentlich früher angedeutet, so wird jetzt endgültig – was sich aber erst viel später voll erfüllen wird! – der Verstockungsauftrag Jesajas rückgängig gemacht. Erst wenn Gott Augen und Ohren auftut, vermag der Mensch zu sehen und zu hören, wer Gott ist und was er vorhat. Die Begegnung mit der sich in Kürze offenbarenden Herrlichkeit Gottes ist so stark, daß die menschlichen Sinne davon nicht unberührt bleiben können. Sehend und hörend wird das Volk nicht für dies und das, was es letztlich wieder von Gott entfernen würde, sondern allein dieses bringt das Wachwerden der Sinne, daß Israel »für Jahwes Werk … hellsichtig und hellhörig« wird (Wildberger). Der Mensch wird von Gott und seiner Herrlichkeit erleuchtet, um ihn und sein Tun erkennen zu könnene. – Von den Sinnen und dem geistlichen Wahrnehmungsvermögen her geht die Kraft der Erneuerung bis in den körperlichen Bereich hinein. In 33, 24 war angekündigt worden, daß niemand mehr körperlich krank sein würde, weil Gott Vergebung aller Schuld schenkt. Gott erbarmt sich der am Herzen Kranken, der Blinden und der Stummen, die sein Werk nicht wahmehmen können, aber zugleich auch des Blinden, Stummen und Lahmen, der infolge der Verstockung, die Gott verhängt hatte, nicht zu einem normalen menschlichen Leben fähig war. Geistiges und Körperliches gehören eng zusammen. Aber es ist wiederum zu sehen, daß die Gesundung des ganzen Menschen eingebettet ist in die Gesundung und Erneuerung der gesamten Kreatur: So wie der Lahme springt, wird der dürre Boden zum Wasser-Teich, und wie die Zunge des Stummen jubelt, so wird das dürstende (Land) zu Wasserquellen. Dann hat das Unheimliche und Chaotische ein Ende; die Schakale als Vertreter des Schrecklichen haben keinen Platz mehr.

Wuppertaler Studienbibel

Als Jesus hier auf der Erde war, konnten die Menschen einen kleinen Einblick auf das erhaschen, was ER in Zukunft noch tun will! Einfach auf IHN vertrauen! Dann gibt es keine Blinden und Tauben – weil alle IHN sehen können! Denn Jesus Christus kommt wieder hier auf die Erde, und jedes Auge wird IHN sehen – und wir können dann den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.