Monat: März 2021

Wer ist ER?

Denn durch ihn (W. in ihm, d. h. in der Kraft seiner Person) sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen.
Elberfelder 1871 – Kolosser 1,16

Denn in ihm ist alles erschaffen worden,
was im Himmel und auf der Erde lebt,
die sichtbaren Geschöpfe auf der Erde
und die unsichtbaren im Himmel –
die Thronenden, die Herrschenden,
die Mächte, die Gewalten. ( Die Ausleger sind sich weitgehend einig, dass Paulus in den Versen 15–20 ein altes Christuslied zitiert. Durch einzelne Zwischenbemerkungen (eingerückte Zeilen) setzt er es in Beziehung zu Themen, die ihm im Blick auf die Gemeinde in Kolossä besonders wichtig sind. Zu der Zwischenbemerkung in Vers 16 vgl. 2,10. 15. 18. 23 und Sacherklärung »Mächte«; zu der in Vers 18 vgl. 1,24; 2,19 (ursprünglich ist an den Kosmos als »Leib« gedacht); zu der in Vers 20 vgl. 1,22; 2,13–14 sowie Röm 5,1–10; 2Kor 5,14–21.)
Alles hat Gott durch ihn geschaffen,
und alles findet in ihm sein letztes Ziel.
Gute Nachricht Bibel – Kol 1,16

Durch Jesus ist sogar alles entstanden, was auf der Erde und im Himmel existiert! Alles, was man sehen kann, und alles, was man nicht sehen kann, alle Regierungen, jede Partei, jeder Regierungschef, jede Macht auf der Welt ist durch ihn und für ihn gemacht worden.
VolxBibel – Kolosser 1,16

 Denn in ihm (als der Grundlage (ohne ihn keine Schöpfung)) ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare: Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten (hier sind Ordnungen o. Stufen in der Engelwelt gemeint.); alles ist durch ihn und für ihn geschaffen- Eph 1,10.21.22a; Joh 1,3.
Ludwig Albrecht – Kol 1,16

ἐν αὐτῷ bez. hier wohl persönl. Tätigkeit Christi (BDR § 2191) durch ihn, von ihm. ἐ-κτίσθη Aor. Pass. κτίζω103 (er)schaffen. ὁρατός sichtbar. εἴτε … εἴτε ob … oder; hier seien es … oder. θρόνος Thron; übertr. Herrschaft. κυριότης3 ητος ἡ Herrschaft, Herrschergewalt; konkret: Herrscher. ἀρχή hier Herrschaft, Macht. εἰς αὐτόν auf ihn hin (als Ziel) bzw. für ihn (zu seiner Verherrlichung). ἔ-κτισται Pf. Pass. (A242) sie sind geschaffen (u. existieren jetzt).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

»Denn in ihm ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch ihn und zu ihm hin geschaffen.«

Der Christus ist nicht Teil der Schöpfung; er ist der Schöpfungsmittler: »In ihm ist alles geschaffen«. Christus wird als der Urheber aller Schöpfung vorgestellt. Der Vater hat nichts ohne den Sohn getan. Die übliche Teilung, die den Vater »Schöpfer« nennt, den Sohn »Erlöser« und die dem Heiligen Geist die Kirche zuordnet, ist zwar hilfreich, aber nicht im Sinne einer Ausschließlichkeit zu verstehen. Der Vater schafft mit dem Sohn: »in ihm« meint die dem Christus innewohnende Macht, die aller Schöpfung Gestalt gibt (vgl. auch Joh 1,3 und 1Kor 8,6). Es »ist alles geschaffen worden«; wieder weist die Zeitform auf einen abgeschlossenen geschichtlichen Vorgang hin. Schon in diesem Wortgebrauch liegt ein deutliches biblisches Nein gegen alle Evolutionstheorien. »Was im Himmel und auf Erden ist« fasst die ganze Schöpfung zusammen. Wenn wir unter »Schöpfung« nur diese Erde verstehen, denken wir biblisch zu kurz: »Am Anfang schuf Gott – und wir setzen jetzt mit dem Kolosserbrief hinzu: »in Christus« – Himmel und Erde«. (1Mose 1,1). Beide gehören zueinander, sind die eine Wirklichkeit, was mit den Begiffen »sichtbar« und »unsichtbar« festgehalten wird. Himmel und Erde waren nicht auf Trennung angelegt. Der Riss, die »tiefe Kluft« (vgl. Lk 16,26), kam durch den Sündenfall in die vollkommene, ganze Schöpfung. Im Paradiesgarten ging Gott in der Abendkühle durch den Garten (vgl. 1Mose 3,8), und das beschreibt Wirklichkeit und ist nicht bildhafte Rede.

Edition C

Deshalb wird auch die Neuschöpfung den »neuen Himmel und die neue Erde« umfassen (vgl. Jes 65,17; 66,22; 2Petr 3,13; Offb 21,1). Uns ist jetzt »der Himmel« unsichtbar. Wir können die Wirklichkeit des Himmels Gottes, seiner Herrlichkeit mit unseren »Todes -Sinnen« nicht mehr erfassen. Bei der Wiederkunft Jesu aber, bei der Vollendung der Neuschöpfung wird wieder ein Ganzes sein. Das Reich Gottes wird neuer Himmel und neue Erde sein.

Weil Christus der Schöpfungsmittler ist, weil »in ihm« alles geschaffen ist, darum steht er über allem: über allen »Thronen« (damit sind wohl Engelmächte gemeint. vgl. Ps 122,5), über allen »Herrschaften« (eigentlich »Hoheiten«) und über allen »Mächten« und »Gewalten«. Diese Aufzählung beschreibt wohl »Ordnungen« und Stellungen in der Engelwelt. Gegen alle Irrlehren (vgl. Kol 2,18), die Verehrung der Engel fordern, betont der Apostel die alles überbietende Stellung und Macht Jesu Christi. Er ist die Macht über alle »Mächte« (vgl. Eph 1,21; auch Röm 8,38: 1Kor 15,24; Eph 3,10; 6,12; Kol 2,10.15).

Alles ist »durch ihn»geschaffen. Er ist nicht passives Werkzeug gewesen, sondern in dem Eins -Sein mit dem Vater ist er der Schöpfer, der aktiv Wirkende, dessen Macht und Kraft ins Sein bringt. Betont »in ihm« mehr die umfassende Macht des Christus, so legt »durch ihn« den Nachdruck auf sein wirkendes Tun. »Zu ihm« hin bringt schließlich das Schöpfungsziel in den Blick. So wie der Christus zu dem Seher Johannes sagt: »Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende« (Offb 22,13; vgl. auch 1Kor 15,45; Oftb 1,8; Offb 1,17; 2,8; 21,6). In Christus liegt das Ziel, die Erfüllung, die Vollendung alles Geschaffenen. So sind wir Christen, die wir »in Christus« am Ziel sind, und leben in der Erfüllung. Dorthin wird Gott alles bringen. Er hat dem Sohn alles übergeben und wird dieses Herrlichkeitsziel vollenden. Alles läuft auf den Christus zu: Das ist biblische Zukunftsansage, dort wird alles »am Ende« sein.

Edition C

in der Wendung » denn durch ihn sind alle Dinge erschaffen worden « wird hoti (denn, weil) verwendet, um den Grund anzugeben, warum Christus dieser Titel, Erstgeborener aller Schöpfung, gegeben wird. Er ist nicht nur jedem Geschöpf überlegen, sondern Er ist Selbst der Wirkende in aller Schöpfung. Sechsmal sagt Paulus » alle Dinge « (V. 16-20), was damals der Ausdruck für das Universum war. Das ist auch zweifelsohne der Sinn des Ausdrucks, obwohl das lateinische Wort Universum im NT nicht vorkommt.
ektisthä (wurde erschaffen) ist ein passiver Aorist Indikativ von kti zo, » erschaffen « . In Christus fand die Schöpfung statt als eindeutiges historisches Ereignis. Das deckt sich mit der Wahrheit, die in Johannes 1,3 über das Wort gesagt wird. » Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist « (vgl. 1.Kor 8,6). Dem Ausdruck » Durch ihn « sind zwei weitere präpositionale Ausdrücke in diesem Vers zugeordnet. Es Sind Ausdrücken die in übereinstimmender Weise die Schöpfungsgewalt und den Vorrang Christi offenbaren.
    1. In Ihm (Rev. Elbf. so müßte das erste » durch Ihn « wörtlich übersetzt werden): Christus wird als der Urheber aller Schöpfung bezeugt. Seine Ihm innewohnende Macht gibt allem Geschaffenen Charakter, Sinn und Geschlossenheit. Die Schöpfung besteht Seiner Ihm innewohnenden Macht wegen.
    2. Durch Ihn: Nicht als ein bloßes passives Werkzeug, sondern als der göttliche Wirkende ist Er der Erhalter aller Schöpfung. Ihr Fortbestand beruht auf Seiner erhaltenden Kraft.
    3. Für Ihn: Das Ziel aller Schöpfung ist Christus. Zu Seinem Zweck ist alles geschaffen. Wie er der Anfang, so muß Er auch das Ende der Schöpfung sein (Off 22,13).
    In den Worten » die in den Hirnmein und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren « beachten wir die chiastische (d.h. über Kreuz angelegte Symmetrie) Struktur, denn das » Sichtbare « ist der Erde, das » Unsichtbare « dem Himmel zugeordnet. Von welcher Seite man auch die Sache betrachtet, bleibt die herrliche Tatsache bestehen: Alles Sein hängt vom Sohn Gottes ab.
    » Es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten « sind die von Paulus verwendeten Bezeichnungen für die unsichtbare, die himmlische Welt. Im entsprechenden Abschnitt im Epheserbrief (1,21) fehlt der Ausdruck » Throne « . Dort sagt Paulus, daß Gott den Sohn erhöht hat. Hier in unserem Vers fehlt hingegen das Wort » Kraft « (Eph 1,21). Es ist das charakteristische Merkmal dieses Briefes, daß alle Gewalt, irdische und anderweitige, gänzlich der Autorität des Sohnes unterstellt ist. Eine absteigende Folge mag in der Aufzählung des Paulus zufällig sein, aber sie laßt sich dennoch ausmachen. Wahrend sie im Epheserbrief aufsteigend ist, woraus ersichtlich werden soll, daß Er, Christus, erhöht worden ist weit über alle Gewalt und Herrschaft. Sollte jemand so töricht sein und auch das Höchste dieser geschaffenen Wesen zum Mittler zwischen Gott und dem Menschen erwählen, würde Paulus das als eine krasse Leugnung der höchsten Würde des Sohnes ansehen. Wenn sie überhaupt Existenz besitzen, dann verdanken sie alles Ihm; daher sind sie Seiner Autorität unterworfen. Das Thema des Briefes und auch die Tatsache, daß diese Worte nach aorata (unsichtbare) verwendet werden, unterstreicht, daß hier himmlische Wesen, nicht irdische Gewaltige gemeint sind.
    In der Wendung » alle Dinge sind durch ihn und für ihn geschaffen « wechselt in auffälliger Weise das Tempus; es wird der Indikativ des Perfekt Passiv von ktizo verwendet, während am Anfang des Verses der Aorist stand. Was ist die Bedeutung dieses Wechsels? Paulus hebt im ersten Teil des Verses hervor, daß die bloße Existenz der Schöpfung auf das schöpferische Wirken Christi zurückgeht. Jetzt verwendet er das Perfekt, um damit die weiterwirkende Tatsache zu unterstreichen, daß der Erhalt, die Entfaltung und das Ziel der Schöpfung auf Christus ruht. Die Schöpfung existiert Seinetwegen; aber sie hat gleichenfalls Seinetwegen Bestand. Diese Wahrheit wird wunderschön in der Worten vorn Hebräer 1,2 ausgedrückt: » alle Dinge tragend durch das Wort seiner Macht. «

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Alles ist durch Ihn und zu Ihm hin geschaffen.“ Wissen wir das eigentlich? Bedenken wir es? Wenn wir nachts in den Weltraum hinausblicken und Ozeane von Sonnen über uns sehen – durch Jesus und für Jesus ziehen diese ungeheuren Glutbälle ihre Bahn. Aber auch die kleine Blume im Wald, die niemand sieht und beachtet – durch Jesus und für Jesus blüht sie. So groß ist Jesus! Denken wir daran, wenn wir betend den Namen Jesu nennen, daß wir nun zu Dem reden, in dem „alles in den Himmeln und auf der Erde geschaffen wurde, das Sichtbare und das Unsichtbare“? Wird nicht zugleich diese uns oft so unheimliche Welt vertrauter und heimischer für uns, weil wir es nun wissen dürfen, daß wir uns im schöpfungsmäßigen Eigentum unseres herrlichen Heilands bewegen? Und hat nicht deshalb jener Matrose recht, der sagte: „Das Meer, in das mein Leib versinkt, ist auch nur die hohle Hand meines Heilandes, aus der mich nichts reißen kann“? (Gorch Fock.)

Jesu Schaffen endet nicht bei dem „Sichtbaren“, bei dem, was „auf der Erde“ ist. Er schuf auch „das Unsichtbare“ und belebte auch „die Himmel“ mit unzähligen Geschöpfen, für die wir den Namen „Engel“ brauchen. Freilich, diese Engel sind etwas sehr anderes als die lieblichen Kinder-, Mädchen- und Frauengestalten, die uns von unsern Malern vor Augen gestellt wurden. Wo immer in der Bibel Menschen einen Engel sehen, da erschrecken sie und fürchten sich. Dieser Engel gibt es „vieltausendmal tausend“ (Offb 5,11;Da 7,10 ). Welch eine |181| Welt von Leben, Kraft und Licht! Wie alles in Gottes Schöpfung mannigfaltig und geordnet zugleich ist, so gibt es offenbar auch in der unsichtbaren Geisterwelt große Ordnungen und Gruppierungen, auf die die Ausdrücke „Throne“, „Herrschaften“, „Mächte“, „Gewalten“ hier wie auch an andern Stellen des Neuen Testaments hinweisen. A Sind diese majestätischen Wesen und Mächte nicht äußerst wichtig für den Menschen? Greifen sie in sein Leben, ja selbst in die Geschichte der Völker nicht wirksam ein? (Da 10,13. ) Können sie nicht sehr hilfreich oder sehr gefährlich sein? Muß man nicht zu ihnen ein Verhältnis zu gewinnen suchen, ja ihnen gar Anbetung zukommen lassen? Solche Fragen waren auch unter den Christen in Kolossä laut geworden. Also nicht mehr „Jesus allein“, sondern „Jesus und die Engel“? Wurde das Christentum nicht erst dadurch weit und vollkommen, daß man die geheimnisvollen kosmischen Mächte mit hineinnahm? Nein! Wie gewaltig diese unsichtbare Welt immer sein mag, auch sie ist durch Jesus und zu Jesus hin geschaffen. Auch zwischen dem herrlichsten und mächtigsten Engel und Jesus liegt die ganze Kluft, die das Geschöpf vom Schöpfer trennt. „Vor dem die Seraphim anbetend niederknien, um den die Engel dienen“, das ist Jesus. So groß ist Jesus! Darum gibt es kein „Jesus und die Engel“. Es gilt auch im Blick auf die unsichtbare Welt mit all ihren Geheimnissen: „Drum auch, Jesu, Du alleine sollst mein ein und alles sein.“

A) Anm. Für Paulus wie für alle seine Zeitgenossen war das Bestehen und die Wirksamkeit dieser unsichtbaren Mächte in der Welt ganz anders gewiß und bekannt als für uns. Die nur kurz genannten Namen sagen daher ihm und den Lesern des Briefes viel mehr als uns. Für uns bleiben viele Fragen offen. Vielleicht hat Paulus „Throne“ und „Herrschaften“ als Gott dienende Engelbereiche von den „Mächten“ und „Gewalten“ unterschieden, die, in die satanische Revolution mit hineingezogen (vgl. 1 Ko 6,3;2 Petr 2,4;Jud 1,6 ), nun in angemaßter Selbständigkeit ihr Regiment in der Schöpfung Gottes ausüben. Denn da, wo er von der Beseitigung dieses Regimentes der Engel redet, nennt er nur die „Mächte“ (archai) und „Gewalten“ (exousiai): 1 Ko 15,24;Eph 6,12;Kol 2,15 in 1 Ko 2,8 spricht er von den „archontes“ dieser Welt; Röm 8,38 von „angeloi“ und „archai“. Eph 3,10 ist wieder von „archai“ und „exousiai“ die Rede, aber es ist an dieser Stelle fraglich, ob gottwidrige Mächte damit gemeint sind. An unserer Stelle aber betont Paulus in der Form der Aussage: „einerlei ob es nun Throne' oderHerrschaften‘ oder Mächte' oderGewalten‘ sind …“, daß diese Unterscheidungen in der Engelwelt, die den Kolossern als wesentliche und notwendige Lehren hingestellt wurden, vor der Größe Jesu belanglos werden.

Jesus, der Schöpfer über aller Kreatur – ahnen wir nun, was in den Wundertaten Jesu während Seines Erdenwandels vor sich geht? Der rührt die kranken, entstellten Leiber an, durch den der Menschenleib geschaffen wurde. Der vermehrt das Brot und verwandelt das Wasser, durch den Gott Korn und Wein ins Dasein rief. Willig trägt das Meer den Erstgeborenen aller Schöpfung, und Wind und Wellen verstummen vor dem, der ihr Herr ist! Und daß die großen Geistermächte des Kosmos tatsächlich Seiner einzigartigen Hoheit zu Füßen liegen, das zeigt der willige Dienst der Engel (Lk 2,9-14;Mt 4,11; Jo 1,51;Mt 26,53 ) ebenso wie das Zittern der Dämonen (Mk 1,23-27 u. a).

Von allen Geschöpfen das wichtigste aber ist der Mensch. Und nun dürfen wir es auf den Menschen, auf uns selbst anwenden: „durch Jesus und zu Jesus geschaffen!“ Wie wichtig ist das für alle Mission |182| und Evangelisation. Wenn wir Menschen zu Jesus rufen, so rufen wir sie nicht zu einem Fremden. Wenn wir ihnen Jesus bezeugen, drängen wir ihnen nicht künstlich eine fremde Gestalt auf. Wir rufen sie zu Dem, dem sie schon von Schöpfungs und Rechtes wegen gehören, und bringen ihnen Den, der als Ursprung und Ziel ihres Daseins schon längst ihre eigentliche Heimat ist. Über die Ablehnung Jesu steht darum immer wieder das Wort: „Er kam in Sein Eigentum, und die Seine nahmen Ihn nicht auf“ (Jo 1,11 ). Wohl spricht dies Wort zuerst und in besonderer Weise von Israel. Aber da der Prolog des Johannesevangeliums ebenso weltumfassend ist wie des Paulus Darlegung hier und von dem ewigen Wort des Vaters als dem Licht und Leben „der Menschen“ redet, wird in der Schuld Israels die Schuld der gesamten Menschheitswelt offenbar. Jeder von uns muß im Rückblick auf sein eigenes Leben bekennen: „Er kam zu mir, der ich Ihm doch vom Ursprung her gehörte, und ich – wies Ihn ab!“ Gerade so erst wird die Sünde (die Sünde, „daß sie nicht glauben an Mich“ Jo 16,9 ) in ihrer ganzen Unbegreiflichkeit und Unentschuldbarkeit deutlich. Die Bekehrung zu Jesus aber ist für jeden von uns bei aller dadurch geschenkten Neuheit des Lebens ein wunderbares Nach-Hause-Kommen. Umgekehrt: Die Tatsache, daß Menschen aller Rassen und Entwicklungsstufen Jesus erkennen und sich von Herzen Ihm anvertrauen konnten, bestätigt und bezeugt, daß Er der ist, durch den und zu dem wir alle geschaffen sind. Paulus gibt uns hier bei allem Eingehen auf Fragestellungen und Begriffe der zeitgenössischen Philosophie doch nicht Theoretische Gedankengespinste über Jesus. Er bleibt im festen Zusammenhang mit der lebendigen Glaubenserfahrung und zeigt uns die Größe Jesu so, wie wir sie für unsern eigenen Glauben und für unsern Dienst an andern kennen müssen.

Es wird uns durch diese Erkenntnis Jesu auch eine Sorge abgenommen, die vielen Menschen den Zugang zu Jesus erschwert. Wenn ich mich in einer redlichen Bekehrung ganz Jesus ausliefere, wird dann mein Leben nicht arm, eng und einseitig? Wäre Jesus nur eine kleine religiöse Einzelgestalt, dann könnten wir mit dieser Befürchtung recht haben. Aber wenn wir uns Dem anvertrauen, durch den und zu dem alles geschaffen ist, können wir dann irgend etwas verlieren und um irgend etwas kommen? Gewinne ich dann nicht notwendig mit Jesus – alles? Umfassender und vollständiger kann mein Besitz und Reichtum doch gar nicht werden, als wenn der Schöpfer und Herrscher aller Welt mich zu Seinem geliebten Eigentum annimmt. So hat es der Apostel Paulus mit kühner Freude gesehen: „Es sei Paulus oder Apollos oder Kephas, es sei Welt oder Leben oder Tod, es sei Gegenwärtiges oder Zukünftiges: Alles ist euer, ihr aber Christi, Christus aber Gottes“ (1 Ko 3,22.23 ) und „Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi …“ (Röm 8,17 ).

Wuppertaler Studienbibel

Sprechen oder Beeinflussen?

Habe gestern eine Broschüre gelesen, in der gesagt wird:

Natürlich sind alle Gebete gut, aber die Art von Gebet, die wirklich die Hand Gottes bewegt und die Situation verändert, muss aus einer tiefen Identifikation mit dem, für wen wir beten, kommen. Ich bin sicher, dass Ihr mir zustimmt, dass, wenn wir für eine persönliche Sache beten oder für etwas, was uns sehr nahe liegt, dann beten wir anders, als wenn wir für einen Fremden beten.

Da ist es wieder – die Frage, ob wir unseren Gott mit unseren Gebeten beeinflussen können. Echt Leute, denkt ihr, ihr könnt Jehovah so beeinflussen, wie euren Ehepartner, indem ihr ihm immer und immer wieder das selbe sagt, bis er genervt das tut, was ihr möchtet? Oder könnt ihr IHN gar mit euren Worten „verführen“ und „bezirzen“?

Nun habe ich heute einmal in den Nachschlagewerken nachgeschaut, was GEBET eigentlich ist – und ob das biblische Gebet etwas mit Magie und Beeinflussung zu tun hat. Ich würde ja einfach behaupten, dass unsere Gebete in erster Linie MEIN Denken auf Gottes Linie bringen sollte….
Aber schauen wir einmal was die üblichen deutschen Wörterbücher dazu sagen.

Beten
B. ist das Gegenteil aller Künste. B. können kommt nicht von religiösen Übungen
Beten ist nicht eine Kunst; man bedarf dazu nicht einer inneren Steigerung oder besonderer Übungen. Beten kann man erst, wenn man alle Künste abgelegt hat und zum Vater im Himmel spricht. „Wenn ihr betet, sollt ihr sprechen“ (Luk. 11, 2). Welcher menschliche Vater würde es dulden, daß sein Sohn, wenn er ein Anliegen an ihn hat, sich hinstellte und eine wohlgesetzte, tönende Rede hielte, statt einfach und natürlich mitzuteilen, was ihm nottut? Wie soll der Allmächtige es anhören, wenn Menschen mit verstellten Gebärden, mit gewählten Worten vor ihn treten? Alles religiöse Pathos, alle wohlgesetzten Wendungen beim Beten sind vom Übel, ein heidnischer Unfug (Matth. 6, 7). Um beten zu können, muß man nicht aufsteigen zu irgendeiner religiösen Höhenlage, sondern es gilt herabzusteigen von den Stelzen und da zu stehen, wo das kleinste Kind steht (Matth. 18, 3). Beten heißt: so, wie man ist und wie einem zumute ist, vor Gott stehen und zu ihm sprechen.
B. ist Menschenrecht
Das Recht zum Beten liegt in der göttlichen Abstammung des Menschen. „Sprecht: Unser Vater.“ Das heißt nicht, wir sollen es so ansehen, daß Gott für uns sorgt, als ob er unser Vater wäre. Jesus lehrt uns kein Als ob. Er erinnert uns daran, daß wir göttlichen Geschlechts, daß wir im Himmel zu Hause sind: denn unser Geist stammt aus dem Odem Gottes, unser Wesen ist dem seinen ähnlich. Es ist das Natürlichste von der Welt, daß wir uns dahin wenden, wo unsere Heimat ist, daß wir den anrufen, der uns das Leben gab.
Das echte B. sucht nicht Gaben, sondern den Geber
Es geht im Gebet zuletzt nicht um Gaben, sondern darum, daß wir dem Geber selbst nahe kommen. Die Gegenwart Gottes, das Hereinbrechen seines Lebens in unseres, das ist Sinn und Ziel allen Betens. Darum sagt Jesus: Beten sei so viel als Suchen (Luk. 11, 9. 10). Das klingt an das alte Wort an: „Ihr sollt mein Antlitz suchen.“ Antlitz steht in der Bibel oft für Person. Wer ernstlich die persönliche Berührung mit dem Vater im Himmel sucht, der soll sie finden. Ein Kind sein und seinen Vater nie sehen, ist ein unhaltbarer Zustand, mit dem niemand sich abfinden sollte.
B. ist unbeirrbares Pochen an verschlossene Türen
Sucht man einen Ausweg aus diesem Zustand, so kann man freilich auf verschlossene Türen stoßen. Die Jünger sollten sich dadurch nicht abschrecken lassen, daß die Türen, die sie und ihre Zeitgenossen von der oberen Welt absperrten, seit Jahrhunderten verriegelt und eingerostet waren; sie sollten dennoch getrost und nachdrücklich an diese Türen pochen und nicht aufhören, bis sie einmal geöffnet würden. Das wird und muß geschehen – sagt Jesus, wenn nur die Ausdauer unbeirrbar bleibt, wenn die Betenden nur immer daran festhalten, daß das Öffnen jener Türen schlechthin notwendig ist (Luk. 11, 5-13).

Ralf Luther — Neutestamentliches Wörterbuch

schöner Gedanke: wir suchen im Gebet Jehovah! und nicht unsere Wünsche

Gebet

(ahd. beitten = bitten, auch zwängen, drängen, fordern) in allen Religionen Ausdruck der Hinwendung des Menschen zu Gott, indem der Mensch Gott anspricht: bittend, lobend, dankend, klagend. Das Gebet kann frei formuliert sein, aber auch Psalmen und Lieder verstehen sich als Gebete. Vorformulierte Gebete (z. B. das → Vaterunser) helfen, die eigenen Wünsche und Ängste in Worte zu fassen.

Kleines Lexikon zum Christentum

Gebet

Beten als Sprechen zu Gott und mit Gott ist ein religiöser Grundakt. Er setzt den Glauben an einen persönlichen Gott voraus: an Gott, der mich sieht und hört, der mich anspricht und mir antwortet und mit dem ich infolgedessen ins Gespräch kommen kann. Das ist beim Gott der Bibel der Fall. Er hat sich offenbart und seinen Namen kundgetan, damit der Mensch ihn anrufen und ansprechen kann (vgl. Ex 3,14 f mit Ex 20,24). Gebet im weiteren Sinn des Wortes ist jedes Sprechen mit Gott, auch das Loben und Danken; im engeren Sinn besteht das Gebet aus Klagen und Bitten. Die Bibel, für die der betende Mensch eine Selbstverständlichkeit ist und die in all ihren Teilen (nicht nur in den ➛ Psalmen) verschiedenartigste Gebete enthält, gebraucht dafür eine Vielzahl von Wörtern, die dem zwischenmenschlichen Bereich entnommen sind: bitten, flehen, fragen, klagen, rufen, schreien usw. Daneben begegnet im Hebräischen ein spezifisch religiöser Begriff für Gebet: tepilla. Das dazugehörige Tätigkeitswort hitpallel bedeutet an sich „eine Entscheidung fordern für“, „eintreten zugunsten von jemand“. Das weist auf einen wichtigen Sachverhalt: Das Gebet schlechthin war urspr. die ➛ Fürbitte, die eine dazu bes. befähigte und ermächtigte Mittlergestalt (v.a. der Prophet: Mose, Samuel, Jeremia; aber schon Abraham und dann auch der König) Gott vortrug. Dieses Gebet des Mittlers bildet gleichsam die Brücke zwischen den individuellen und den kollektiven Gebeten, je nachdem ob das betende Subjekt ein Ich oder ein Wir ist. Vor allem die individuellen Klage- und Bittgebete zeigen, worin das Wesen bibl. Betens besteht. Es vollzieht sich in drei Phasen:
Beten als Sich-Aussprechen vor Gott: Der Betende legt das, was ihn bedrängt und bedrückt, vertrauensvoll seinem Gott vor (vgl. 2 Kön 19,14–19); er schüttet vor ihm sein Herz und seine Sorgen aus (vgl. Ps 102,1).
Beten als Sich-Auseinandersetzen mit Gott: Der Betende ringt mit Gott, von dem er sich oft verlassen und verraten fühlt, um eine befreiende, Heil und Segen spendende Zuwendung (vgl. den nächtlichen Kampf Jakobs in Gen 32,23–33). So kann im NT „kämpfen“ geradezu zu einem Ausdruck für beten werden (im griech. Original in Röm 15,30; Kol 4,12; vgl. 2 Kor 10,4 und die „Agonie“ Jesu in Getsemani: Mt 26,36–46).
Beten als Sich-Ausliefern an Gott: Das Sich-Aussprechen vor Gott und das Sich-Auseinandersetzen mit ihm werden im Prozess des Gebets zum Sich-Ausliefern an Gott: Man ergibt sich ihm, sagt Ja zu dem, von dem man sich grundsätzlich als bejaht erfährt. So führen die bibl. Gebete aus der Klage zum Vertrauen und münden dann nicht selten in die Danksagung und den Lobpreis, der – im neu gewonnenen Glauben an Gottes Macht, Weisheit und Liebe – die Errettung, wie immer sie geschehen mag, als gewiss vorwegnimmt.

Beten ist demnach ein personaler Vollzug, in dem das Innerste des/der Betenden zur Sprache kommt. Doch aufgrund des bibl. Ganzheitsdenkens ist der ganze Mensch, also auch sein Körper, mitbeteiligt. Dabei gibt es verschiedene typische Gebetshaltungen: Man steht vor Gott (1 Sam 1,26), breitet die Hände aus (1 Kön 8,38.54; Jes 1,15) oder erhebt sie zum Himmel (Ps 141,2; vgl. 1 Tim 2,8); man demütigt sich, indem man niederkniet (1 Kön 8,54; Ps 95,6; Dan 6,11; vgl. Apg 9,40; 21,5) oder sich zu Boden wirft (Esra 10,1; vgl. Mk 14,35; ➛ Anbetung). Zum ganzheitlichen Vollzug gehört auch, dass das Gebet oft vom ➛ Fasten begleitet ist (Esra 8,23; Neh 1,4; Joël 1,14; 2,12–17; vgl. Lk 2,37; Apg 13,2 f; 14,23).

Grundsätzlich kann man überall beten, doch gibt es privilegierte Gebetsstätten. Dazu gehörte v.a. der Jerusalemer Tempel als der Ort, den JHWH sich erwählt hatte und wo sich der Einzelne in der Gemeinschaft des zum Gottesdienst versammelten Volkes aufgenommen wissen konnte (1 Kön 8,29 f.35.42.44.48; vgl. u.a. Apg 2,46). Er sollte zum „Haus des Gebets für alle Völker“ werden (Jes 56,7). In der Ferne pflegte man sich beim Beten Jerusalem zuzuwenden (1 Kön 8,48; Dan 6,11).
Wie man überall beten kann, so kann und soll man prinzipiell auch jederzeit beten. Doch zeigt bereits das AT, dass sich allmählich bestimmte Gebetszeiten herauskristallisierten, die dann auch für das christl. Stundengebet maßgebend werden sollten. Die Hauptgebetszeiten sind der Morgen und der Abend, d.h. die Zeit, in der im Tempel das tägliche Morgen- und Abendopfer dargebracht wurde, wodurch auch die anderweitig begrenzte Verbindung zwischen Gebet und Opfer hergestellt ist – eine Verbindung, die so weit ging, dass das Gebet geradezu an die Stelle des Opfers treten konnte (vgl. Ps 141,2). Neben dem zweimaligen ist auch das dreimalige Beten belegt: morgens, mittags und abends (Ps 55,18; Dan 6,11; vgl. Apg 10,9 sowie 3,1; 10,3.30: Gebet zur sechsten und neunten Stunde, d.h. mittags und am späten Nachmittag zur Zeit des Abendopfers). Dazu kommt, dass man gegebenenfalls auch des Nachts betete (Ps 119,62; vgl. Apg 16,25).
Als Juden haben Jesus und seine ersten Jünger diese Gebetsgepflogenheiten übernommen. Was Jesus selbst betrifft, steht nach dem Zeugnis der Evangelien fest, dass er ein großer Beter war. Besonders das Lukas evangelium betont dieses Faktum. Immer wieder zog er sich nachts oder frühmorgens an einen einsamen Ort zurück, um zu beten (Lk 5,16; 6,12; Mk 1,35; 6,46 par). Er betete vor wichtigen Entscheidungen (Lk 6,12–14; Mk 14,35 f par), und es war während des Gebets bei der Taufe im Jordan und bei der Verklärung auf dem Berg, als sich der Himmel öffnete und die Stimme des Vaters sich kundtat (Lk 3,21 und 9,29). Er betete für sich selbst in Getsemani und am Kreuz (vgl. neben den Evangelien Hebr 5,7), er betete aber auch für seine Apostel und Jünger (Lk 22,31 f; Joh 17). Dieses sein Gebet für uns setzt er als der Verherrlichte fort. Er ist und bleibt als unser „Hohepriester“ unser Fürsprecher beim Vater (Hebr 7,25 f; vgl. Röm 8,34 und 1 Joh 2,1).
Es war das beispielgebende Beten Jesu, das seine Jünger veranlasste, ihn zu bitten, er möge sie beten lehren (Lk 11,1). Jesus entsprach dieser Bitte, indem er ihnen das ➛ Vaterunser vorsprach, das die zentralen Gebetsanliegen enthält. Außerdem gab Jesus vom NT verschiedenenorts aufgegriffene und ausgeweitete Anweisungen, wie man beten soll. Sie gelten für alle Christen, ganz bes. aber für die Apostel, deren eigentliche und unteilbare Aufgabe das Ausharren „beim Gebet und beim Dienst am Wort“ ist (Apg 6,4). Vor allem soll das Gebet beständig und beharrlich sein. Es gilt, dass man „allezeit beten und darin nicht nachlassen“ soll (Lk 18,1; vgl. Lk 21,36), d.h. „ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17), „jederzeit“ (Eph 6,18), „Tag und Nacht“ (1 Tim 5,5). Der Verwirklichung des Ideals des unablässigen Betens dienten bestimmte, teilweise vom Judentum übernommene Gebetszeiten, aus denen allmählich das kirchliche Stundengebet erwuchs. Man soll vertrauensvoll beten, d.h. im festen Glauben, um erhört zu werden (Mk 11,24 par sowie Jak 1,5–8; vgl. Mt 7,7 f par sowie 1 Joh 3,21 f; 5,14 f und Joh 14,13 f; 15,7; 16,23). Wie schon im Judentum die Bitten immer vom Lobpreis (beraka) eingerahmt sind, soll auch das christl. Gebet stets von der Danksagung (griech. eucharistia) getragen und bestimmt sein (vgl. Phil 4,6 sowie 1 Thess 5,17 f; 1 Tim 2,1). Obwohl der Einzelne sehr wohl „in seiner Kammer“ beten kann, kommt dem einmütigen Gebet in der Gemeinschaft doch bes. Wirkkraft zu (Mt 18,19; vgl. Apg 1,14). Das christl. Beten ist geistgewirkt (Röm 8,15 f.26; Gal 4,6; vgl. Eph 6,18): Es ist der Geist Christi, der uns befähigt und veranlasst, gleich ihm Gott mit ➛ Abba anzusprechen und anzurufen. Zum Gebet, das durch Christus im Heiligen Geist an den Vater gerichtet wird, trat schon in der frühen Christenheit das Gebet zu Jesus: Man bittet nicht nur in seinem Namen, sondern ihn selbst; und er ist es, der das Erbetene gewährt (Joh 14,13 f). Dieselbe Bitte, die Jesus am Kreuz an den Vater richtet, richtet Stephanus an den Herrn Jesus (vgl. Apg 7,59 mit Lk 23,46). Die Christen können geradezu „definiert“ werden als diejenigen, „die den Namen Jesu Christi, unseres Herrn, überall anrufen“ (1 Kor 1,2; vgl. Apg 9,14), und die prophetische Verheißung, die im AT auf JHWH bezogen war, wird nun auf Christus gedeutet: „Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet“ (Apg 2,21; Röm 10,13; vgl. Joël 3,5). So mündet nicht nur die frühchristliche Liturgie, sondern das ganze NT (und mit ihm die ganze Bibel) in den (wie die Gebetsanrede Abba) in der aram. Sprache überlieferten flehentlichen Bittruf: Marana tha („Unser Herr, komm“: 1 Kor 16,22; Offb 22,20). nf

Herders Neues Bibellexikon

Beten, Gebet. 1) Das Gebet ist der unmittelbare Verkehr der Seele mit Gott und bildet daher den Höhepunkt unseres religiösen Lebens. Gewöhnlich hat es die Form des Redens mit Gott (Ps. 19, 15), doch gibt es gerade bei dem innigsten Gebetsleben Berührungen der Seele mit Gott, die, vom Geiste Gottes selbst hervorgerufen, sich nicht in menschliche Worte fassen lassen (Rö. 8, 26). Die innere Bedingung oder „die wirkliche und tätliche Ursache des Gebets ist allein der Glaube an ihm selbst“ (Luther). Der Unglaube betet nicht. Denn das Gebet setzt nicht nur ein Wissen von Gott voraus, sondern auch eine herzliche Bejahung des Grundverbältnisses der Abhängigkeit, in welches uns Gott zu sich selbst gestellt hat und in welchem wir ganz auf seine Lebensfülle angewiesen sind — also zum mindesten Erkenntnis und Anerkenntnis Gottes (Hbr. 11, 6). Das vollkommene Gebet aber hat zur Voraussetzung das durch Christum vermittelte Kindschaftsverhältnis (Joh. 16, 26. 27; Rö. 5, 2; 8, 15). — 2) Ist nun das Gebet ein solches Reden des Glaubens mit Gott, so muß auch sein Inhalt zunächst auf Gott selbst sich beziehen. „Der wahre Beter bittet vor allem um Gott selber“ (Martensen). Unsere Huldigung, unser Dank, unsere Bitte beschäftigt sich mit dem, was zur Gründung, Bewahrung, Förderung und Vollendung unserer Gemeinschaft mit Gott von ihm bisher getan worden ist und noch geschehen soll (Mt. 6, 9 ff. 33; Lu. 11, 13; Joh. 14, 16; Eph. 1, 17 ff.; 1 Kor. 15, 57; 1 Tim. 1, 12–17). Die geistlichen Lebensgüter sind der Natur der Sache nach ohne Gebet gar nicht zu gewinnen. Was zum äußeren Leben dient, gibt Gottes Güte und Langmut auch wohl ohne unser Gebet (Mt. 5, 45; Rö. 2, 4). Aber daß Gott auch hiefür gebeten sein will, zeigt die vierte Bitte im Gebet des Herrn. Mit allen Anliegen dürfen und sollen wir vor Gott kommen (Mt. 6, 25 ff.; 10, 30.31; Eph. 6, 18; Phi. 4, 6). Niemals aber können wir etwas erbitten, was mit dem Namen Jesu Christi, d. h. mit seiner Person, mit seinem Wort und Geiste streitet (Joh. 14, 13; 15, 7, vgl. Kol. 3, 17). — 3) Die Hauptformen, in welchen das Gespräch unseres Herzens mit Gott zum Ausdruck kommt, sind nach 1 Tim. 2, 1: Bittgebet, Lobgebet Fürbitte, Danksagung. Selten steht eine dieser Formeln für sich allein. Beispiele von Bitten um Rettung aus äußerer Not sind Ps. 3.4.5.7.42.54.70; Jes. 38, 10–20; Mt. 26, 39; 2 Kor. 12, 8; Jak. 5, 18. Bitten um Vergebung Ps. 6. 32. 38. 51. 102. 130. 143; Lu. 18, 13. Bitte um Grfüllung der Verheißungen 2 Sa. 7, 18 ff., um Weisheit 1 Kö. 3, 5–12, um seligen Hingang Ap. 7, 58, vgl. Lu. 23, 46. Aufforderungen zur Fürbitte stehen Mt. 5, 44; 9, 38; Rö. 15, 30; Eph. 6, 18.19; 2 Kor. 1, 11; Kol. 4, 3; 2 Th. 3, 1; Jak. 5, 14–16. Hervorragende Beispiele von Fürbitten sind im A. T. 1 Mo. 18, 23–32; 2 Mo. 17, 11; 32, 32; 33, 12. 13; 4 Mo. 14, 13–19; 1 Kö. 8; Jes. 37, 14 ff.; Da. 9; Esra 9. Beispiele von Fürbitten Jesu sind Mk. 7, 34; Lu. 22, 32; 23, 34, namentlich aber das Gebet des Herrn, Mt. 6, 9 ff., und das „hohepriesterliche“ Gebet um seine und seiner Jünger Verklärung, Job. 17. Seine fortwährende Fürbitte: Rö. 8, 34; 1 Joh. 2, 1; Hbr. 7, 25. Menschliche Fürbitte: Ap. 4, 24–30; 7, 59; 9, 40; 12, 5; 20, 32. 36; Rö. 10, 1; Eph. 1, 16 ff.; 3, 13 ff. Das Dankgebet, in welchem Gott für bestimmte Wohltaten gepriesen wird, geht häufig über in das Lobgebet, welches dem Wesen und Walten Gottes im allgemeinen gilt. Ps. 8. 9. 30. 33. 34. 65. 92. 100. 103. 104. 107. 118. 144–150; 2 Mo. 15; Ri. 5; Jes. 14, 25; Lu. 1, 46–55. 68–79; 2, 13.14; Mt. 11, 25; 14, 19; 26, 26. 30; Joh. 11, 41; Ap. 27, 35; Rö. 1, 8; 1 Kor. 1, 4; 2 Kor. 9, 11–15; Kol. 1, 12; 1 Tim. 1, 12. 17; 4, 4; 1 Pe. 1, 3. (Über das Beten mit Zungen, 1 Kor. 14, 13 ff. sieche Zungenreden.) — 4) Wie soll man beten? Bor allem warnt Jesus vor dem heuchlerischen Gebet, welches die Öffentlichkeit aufsucht, nur um den Schein großer Frömmigkeit zu erwecken, Mt. 6, 5; 23, 14. Ebenso verwirst er jene heidnische Geschwätzigkeit des Betens, welche durch die Menge der Worte Gott erst von unseren Nöten benachrichtigen u. durch Ermüdung ihn zur Erhörung zwingen zu müssen glaubt, Mt. 6, 7 f. Damit es ein Beten im Geist und in der Wahrheit sei (Joh. 4, 24) und nicht ein bloßes Werk der Lippen (Mt. 15, 8), tut äußere und innere Nüchternheit not, Lu. 21, 34; 1 Pe. 3, 7; 4, 8. Dazu dient das Fasten (Mt. 17, 21; vgl. 4, 2; Ap. 13, 2; 14, 23, vgl. 1 Kor. 7, 5) und die Einsamkeit (Mt. 6, 6; 14, 23; Mk. 1, 25; Lu. 6, 12; 9, 18). Angesichts der Majestät dessen, zu dem wir reden, muß das Gebet demütig sein (1 Mo. 18, 27; Mt. 8, 8; 26, 39). Dem Heiligen steht der Betende bußfertig gegenüber, mit entschiedener innerer und äußerer Abkehr von der Sünde (Ps. 66, 18; Jes. 1, 15; 59, 1–3; Lu. 18, 13; 1 Pe. 3, 12; 1 Tim. 2, 8; Jak. 4, 3; 5, 16). Die Liebe Gottes fordert Vertrauen (Ps. 55, 23; Mt. 8, 13; 17, 20; 21, 22; Lu. 5, 12; Jak. 1, 5–7). Wenn aber Gott mit der Antwort zu zögern scheint, so steigert sich die Bitte zum Ringen mit Gott in anhaltendem und dringendem Flehen (1 Mo. 32, 26; Mt. 7, 7; 15, 22–28; Mk. 10, 42; Lu. 11, 8; 18, 1–8; Rö. 12, 12; 2 Kor. 12, 8; 1 Tim. 5, 5, vgl. den Gebetskämpf Jesu in Gethsemane, Mt. 26, 44; Lu. 22, 44; Hbr. 5, 7). Das vollkommenste Gebet ist dasjenige, welches in dem Namen Jesu geschieht, d. h. nicht etwa nur mit äußerlicher Berufung auf ihn oder nach seinem Borbild oder auf seinen Befehl, sondern in innigster Einigung des Gläubigen mit dem erhöhten Christus. Dieses Gebet, welches nur die Verherrlichung des Vaters im Sohne bezweckt, ist der Erhörung unbedingt gewiß, ja, es bedarf sogar der Fürbitte Christi nicht mehr, weil der Geist Jesu Christi selbst es ist, der in uns betet (Joh. 14, 13–20; 15, 7; 1 Joh. 5, 14), besonders wichtig ist hiefür Joh. 16, 23–27, vgl. mit 16, 7.–5) Über die äußeren Umstände des Gebets sind weder im A. noch im N. T. bestimmte Vorschristen gegeben. Die das Gebet begleitenden Gebärden sind der sinnbildliche Ausdruck des Verhältnisses der Betenden zu ihrem Gott. Man betet stehend (1 Sa. 1, 9 u. 26; Lu. 18, 13) zum Zeichen der Dienstbereitschaft; knieend (1 Kö. 8, 54; Da. 6, 10; Ap. 20, 36; Eph. 3, 14; Phi. 2, 10) zum Zeichen der Demut, fällt wohl auch im tiefsten Gefühl der Unterwürfigkeit nieder zum Gebet (Ps. 95, 6, vgl. Mt. 4, 9; 26, 39; Off. 4, 10). Die Hände werden zum Himmel erhoben und ausgebreitet, wie zum Empfang der göttlichen Gaben bereit (2 Mo. 9, 29; 1 Kö. 8, 22; Ps. 123, 1; Jes. 1, 15; 1 Tim. 2, 8). Der Zöllner schlägt an seine Brust im Schmerz der Selbstanklage, er hebt seine Augen nicht auf aus Scham über seine Sünden (Lu. 18, 13). Das Händefalten kommt in der Bibel noch nicht vor, es ist die Gebärde der Huldigung gegenüber dem Sieger und hat sich erst seit der Bekehrung der germanischen Stämme in der christlichen Kirche eingebürgert. Als Ort des Gebets ist im A. T. der Tempel zu Jerusalem bevorzugt. David betet in der Richtung zum Hause des Herrn (Ps. 5, 8; 18, 7), zum Allerheiligsten als der Offenbarungsstätte Gottes (Ps. 28, 2, vgl. Ps. 121, 1, das Aufheben der Augen zu den Bergen Zions als zu dem Wohnsitz Gottes, von welchem aus die Hilfe kommt, Ps. 3, 5; 19, 7). Hiskia betet im Hause des Herrn (Jes. 37, 14). Daniel hat nach 1 Kö. 8, 38. 44. 48 offene Fenster gegen Jerusalem. Pharisäer und Zöllner beten im Tempelvorhof (Lu. 18, 10). Christus hat beim Gebet die Augen zum Himmel erhoben (Mk. 6, 41; 7, 34; Joh. 11, 41; 17, 1, vgl. Jak. 1, 17). Doch sind die Christen an keinen Gebetsort, an keine Gebetsrichtung gebunden (Joh. 4, 21. 23). Petrus und Johannes gehen noch in freiem Anschluß an die herrschende Sitte zum Gebet in den Tempel (Ap. 3, 1, vgl. 2, 46), aber schon vor Pfingsten hatten sich die Apostel im Söller (Obergemach) eines Privathauses zu gemeinsamem Gebet versammelt (Ap. 1, 13), das Haus der Maria ist als Vereinigungsort genannt, Ap. 12, 12. In Joppe betet Petrus aus dem Söller (Ap. 10, 9), um jeder Störung auszuweichen, wie Jesus die einsame Wüste aufgesucht hat (Mk. 1, 35) und die Bergeshöhe (Mt. 14, 23). Die gewöhnlichen Gebetszeiten sind der Morgen (Ps. 5, 4), der Mittag (Ap. 10, 9), der Abend (Ps. 4, 9; Esra 9, 5; Ap. 3, 1; Ps. 55, 18; Da. 6, 10). Jesus bleibt auch die Nacht über im Gebet (Lu. 6, 12, vgl. Ps. 6, 7). Die Mahnung, ohne Unterlaß zu beten (1 Th. 5, 17, vgl. Kol. 3, 17), zeigt, daß der Apostel das Gebetsleben nicht auf gewisse Stunden eingedämmt wissen will. — 6) Den Gebeten ist Erhörung verheißen (Ps. 50, 15; 145, 18; Jes. 55, 6; Jer. 29, 12; Mt. 7, 7 ff.). Jn Mt. 18, 19 ist es aber nicht die Zahl der Beter, welche das Gebet erhörlich macht, sondern nach 18, 20 der Name Jesu, auf den sie versammelt sind und zu welchem die gemeinsam Betenden einander hinleiten. Mk. 11, 24 ist nicht dem willkürlichen, möglicherweise recht fleischlichen, wenn auch noch so steifen Glauben die Erhörung zugesagt, sondern dem auf Jesu Namen begründeten und in ihm begrenzten Glaubensgebet (Joh. 14, 13). Da wir aber hinsichtlich dessen, was gut für uns ist, im einzelnen oft irren (Mt. 20, 22), so kann Gott unsere Gebetswünsche nicht immer buchstäblich erfüllen, sondern gewährt uns nur das, was nach seinem Rat gut für uns ist (Mt. 7, 11; Rö. 10, 13; 2 Kor. 12, 9; Jak. 1, 5. 17). Gegen die Möglichkeit der Erhörung ist eingewendet worden, es streite gegen die Würde Gottes, durch menschliche Einwirkung im Gebet sich irgendwie bestimmen zu lassen. Allein es ist Gottes anbetungswürdige freie Gnade, daß er den Handlungen der Menschen überhaupt, und ihren Gebeten insbesondere, einen gewissen Einfluß auf die Weltregierung gestatten will. Er hat ein gewisses Maß von menschlicher Freiheit von Anfang an in seinen Weltplan aufgenommen, und die Menschen bleiben ihm dafür verantwortlich, welchen Gebrauch sie von ihrer Freiheit machen wollen. Tun sie es, namentlich auch im Gebet, in der rechten Einigung mit dem Willen Gottes (vgl. oben 4) „im Namen Jesu“, so kann dies nicht zur Beeinträchtigung, Sondern nur zur Verherrlichung der göttl. Majestät gereichen. Wenn man ferner eingewendet hat, eine Gebetserhörung sei, wie jedes Wunder, unstatthaft, weil es eine Aufhebung des gesetzmäßigen Zusammenhangs der Natur in sich schließen würde, so stellen wir diesem Aberglauben an Unabänderlichkeit des Naturznsammenhangs gegenüber den Glauben an einen lebendigen Gott, welcher, nachdem er die Welt geschaffen hat, sich nicht dazu verurteilen läßt, ein müßiger Zuschauer des Naturlaufs und der Geschichte zu sein. Vielmehr hat er es seiner Weisheit und Macht Vorbehalten, teils mit neuen Schöpfungen, teils durch unmittelbares Einwirken auf schon Geschaffenes in den Lauf der Welt so einzugreifen, wie es zur Vollendung seines Weltplanes, zur Verherrlichung seines Namens, zum Kommen seines Reiches am dienlichsten ist. Beispiele von Gebetserhörungen sind: 2 Mo. 15, 25; 17, 11; 32, 14; 33, 17; 1 Sa. 1, 26–28; Ps. 34, 7; 65, 3; 118, 5; 1 Kö. 3, 11. 12; 18, 37. 38; Jes. 37, 15 ff.; 38, 5; Mk. 7, 34; Mt. 14, 19; Joh. 11, 41; 12, 28; Ap. 4, 31; 9, 40; 10, 31; 12, 5 u. 7; Jak. 5, 17. 18. Vgl. 2 Kor. 12, 8. 9; Lu. 22, 42. 43; Hbr. 5, 7.

Calwer Bibellexikon

Besonders spannend finde ich die Aussage in dem Ratgeber „Alles anders, aber wie?“, indem gezeigt wird, dass meine Gebete ganz viel über mich aussagen:

Wofür beten Sie regelmäßig? Welche Art von „Bedürfnissen“ beherrschen Ihre Gebete? Wie beten Sie für das, was sein könnte, während Sie sich mit dem beschäftigen, was ist? Ihre Gebete enthüllen Ihre Träume. lm Gebet sagen wir Gott, was wir nötig zu haben meinen. Wir bitten um das, was wir wollen.

Alles anders – aber wie?

Einen Gott, den ich mit vielen Worten beeinflussen müsste, ja sogar auf meine Seite ziehen könnte, ja sogar „seine Hand bewegen könnte“ – den mag es ja geben : aber dieser ist eben nicht der allmächtige Schöpfer Jehovah.

Urteil aufgehoben?

Denn die Liebe des Christus drängt uns, indem wir also geurteilt haben, daß einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind. (O. gestorben waren, d. h. im Tode lagen)
Elberfelder 1871 – 2 Kor 5,14

Was immer wir tun, tun wir, weil die Liebe Christi uns bewegt. Weil wir glauben, dass Christus für alle gestorben ist, glauben wir auch, dass unser altes Leben vorüber ist, das wir früher führten.
Neues Leben – Bibel 2006 – 2 Korinther 5,14

Alles, was wir an Start bringen, machen wir nur, weil die Liebe von Jesus Christus uns dazu treibt. Ich will nie vergessen, dass einer für alle gestorben ist. Und weil Jesus stellvertretend für alle gehandelt hat, sind auch alle gestorben.
VolxBibel – 2 Kor 5,14

Die Verwerfung dieses Satzes ist jedoch für den hierin dargelegten „Plan“ nicht wesentlich; denn „die anderen Toten“, die Welt im großen und ganzen werden in dem vollkommenen Sinn, in dem Adam lebte, ehe er sündigte und unter den Urteilsspruch kam, „sterbend wirst du sterben“, nicht wieder lebendig werden, bis tausend Jahre um sind. Vollkommenes Leben ohne Schwachheit oder Sterben ist der einzige Sinn, in welchem Gott das Wort Leben anerkennt. Von seinem Standpunkte aus hat die ganze Welt schon das Leben verloren, ist im Sterben begriffen und könnte jetzt eher als tot denn als lebendig bezeichnet werden. – 2 Korinther 5:14; Matthäus 8:22

Charles Taze Russell im Jahr 1886 – Der göttliche Plan der Zeitalter

Paulus sagt klar und deutlich: Sie tun es aus Liebe (V. 16). Es gab leider andere, die Christus aus falschen Beweggründen heraus verkündigten. Sie hatten zwar das Wort Gottes als Grundlage, sie redeten auch von Christus, aber ihre Beweggründe waren nicht lauter. Ihre Motive waren schlecht. Paulus schreibt: „Einige zwar predigen den Christus auch aus Neid und Streit … jene verkündigen den Christus aus Streitsucht, nicht lauter.“ Es kommt nicht nur darauf an, was wir tun, sondern auch wie und warum wir es tun. Die Beweggründe und Motive sind nicht ohne Bedeutung. Wir wollen uns prüfen, ob wir wirklich von der Liebe durchdrungen sind, oder ob es andere Motivatoren in unserem Leben gibt. Wie leicht können wir neidisch werden auf andere Diener des Herrn und uns dadurch veranlasst sehen, selbst aktiv zu werden. So sollte es nicht sein.
In 2 Korinther 5,14 schreibt Paulus: „Denn die Liebe des Christus drängt uns“. Es ist die Liebe Gottes, die in unsere Herzen ausgegossen ist und die uns treiben sollte. Es ist die Liebe zu unserem Herrn, durch die wir uns motivieren lassen wollen. Es ist die Liebe zu den Verlorenen, die uns immer wieder drängt, ihnen die Botschaft vom Kreuz zu sagen. Es ist die Liebe zu unseren Glaubensgeschwistern, die uns zu jedem Dienst veranlassen sollte. In 1 Korinther 13 macht Paulus deutlich, dass ein Dienst ohne Liebe für uns selbst keinen Wert hat.
Die Menschen, mit denen wir zu tun haben, werden in den meisten Fällen sehr bald merken, welche Motive uns im Dienst leiten. Aber noch mehr sieht es der Herr. Ihm können wir gar nichts vormachen.
Die Liebe ist nicht alles. Aber ohne Liebe ist alles nichts.
Das Beispiel derer, von denen Paulus damals den Philippern schrieb, soll uns bis heute anspornen, es ebenso zu machen. Nehmen wir Gottes Wort als Grundlage jedes Zeugnisses und Dienstes, reden wir von Christus und lassen wir uns von der Liebe motivieren. Dann wird Gott unser Zeugnis und unseren Dienst segnen können und der Name des Herrn Jesus wird verherrlicht werden.

Im Glauben leben 2016 – Ernst-August Bremicker

συν-έχω zusammenhalten; festhalten, in Schranken halten; drängen, antreiben; beherrschen. κρίναντας Aor. Ptz. κρίνω hier urteilen = zur Überzeugung gelangen; kaus.; κρίναντας τοῦτο, ὅτι (ὅτι App. zu τοῦτο; A353) weil wir zu folgender Überzeugung gelangt sind: bzw. weil wir zur Überzeugung gelangt sind, dass. ὑπέρ hier (stellvertretend) für (vgl. B 1c). ἀπ-έ-θανεν Aor. ἀπο-θνῄσκω

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Die ganze Menschheit war bereits geistlich tot (Vers 14) und wurde wegen Sünde zum physischen und ewigen Tod verurteilt. Yeshuas Tod hob das Urteil auf und verwandelte den geistigen Tod durch eine neue Schöpfung in geistliches Leben (Vers 17). Und all dies hat einen in Vers 15 genannten Zweck. Gott… hat uns durch den Messias mit sich selbst versöhnt, eine Einigung erzielt und uns gemäß Vers 15 die Arbeit gegeben, diese Versöhnung bekannt zu machen (Vers 18), die in Vers 19 und in Vers 19 erklärt wurde Berufung von vv. 20b – 21. Versöhnung ist das Werk von Diplomaten, daher ist es angebracht, dass die Verkündiger der Guten Nachricht Botschafter des Messias genannt werden. Dieses hohe Amt erhält in 6: 1, Gottes Kollegen, einen noch höheren Titel.

Kommentar zum jüdischen Neuen Testament: ein Begleitband zum jüdischen Neuen Testament

Gottes Liebe

Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.
Elberfelder 1871 – Johannes 3,16

 Denn so sehr hat Gott die Welt (die ganze von ihm abgefallene und ihm feindlich gesinnte Menschheit) geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe.
Ludwig Albrecht – Joh 3,16

Gott liebte die Menschen ohne Ende, dass er sogar bereit war, seinen einzigen Sohn für sie wegzugeben, damit sie nicht vor die Hunde gehen. Jeder, der ihm vertraut, hat es geschafft: er bekommt ein neues Leben bei meinem Papa, das er nie wieder abgeben muss.
VolxBibel – Joh 3,16

οὕτως … ὥστε so sehr/in solcher Weise … dass (kons., H-S § 279b). ἠγάπησεν Aor. ἀγαπάω. μονο-γενής7 (< γένος Geschlecht, Art) einziges (Kind); einzigartig. ἔ-δωκεν Aor. δίδωμι. πιστεύων V. 15. ἀπ-όληται Aor. Konj. Med. -όλλυμαι.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Jesu Reichsgottesbotschaft ist welterlösend in ihren Zielen. Der große Anbruch einer Neuschöpfung ist da, das Königtum der Himmel ist mitten unter uns getreten. Es hat im Auferstandenen und durch die Energien seines Geistes fort und fort seine erlösenden und heiligenden Kräfte geoffenbart. Mitten im großen Sterben der Welt ist die Kirche Christi mit ihren Gliedern nicht untergegangen. Sie hat zwar die Leiden ihres Hauptes im Laufe der Jahrhunderte geteilt. Ihre Tränensaat bereitete jedoch neue Ernten vor. Ihr Sterben führte zur Auferstehung vieler.
Jesu Reichsgottesbotschaft ist jedoch Welterlösung. Diese schaut die Gemeinde noch nicht“ Noch herrscht Christus nicht über die Welt und ihre Völker. Noch ringt die Kirche mit ihrer eignen Knechtsgestalt. Noch verleugnet und versagt der einzelne Jünger.
Wie oft hat daher die Jüngergemeinde in den Katastrophen und Stürmen der Welt gezittert, dass das Reich Gottes untergehen werde.
Wir zittern im Blick auf uns selbst, Uns bangt um den Bestand der Kirche, wir sind besorgt um die Endvollendung der Gottesherrschaft auf Erden. Wie berechtigt wären unsere Sorgen, wäre Jesu Reichsgottesbotschaft nicht welterlösend in ihren Zielen. Sie weist prophetisch über das unvollendete Heute hinaus auf das vollendete Morgen. Sie spricht zu dem in Gefahr stehenden Petrus: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre!“ Sie ruft den erschrockenen Jüngern zu: „Bis dass Ich es neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich“.“ Sie tröstet die bangende Gemeinde mit dem großen Wort: „Sei ohne Furcht, du kleine Herde! Es hat eurem Vater gefallen, euch das Königtum zu geben.“
So weist jeder Glaubensanfang innerhalb des in die Geschichte getretenen Reiches Gottes auf eine Glaubensvollendung. Jeder Anbruch des Lichts kündet die nahende Herrschaft des Tages. Jeder Kampf lässt uns aus den vollen Sieg Gottes über die Welt warten. Denn im angebrochenen Reiche Gottes kündet alles Erlebte und Empfangene jenen kommenden Tag des Endtriumphes an, an welchem wir den neuen Psalm der Anbetung singen werden: „Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen. Denn du hast dich schlachten lassen, und (Menschen) für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und Sprachen, aus allen Völkern und Nationen erkauft, und hast sie für unsern Gott zu Königen und zu Priestern gemacht, und sie werden als Könige herrschen auf Erden!“

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Die Liebe des Vaters zu ihm.
1.1 Der Vater liebte ihn: „Gleichwie mich der Vater liebt“ (Vers 9). Er war der Sohn seiner Liebe (s. Kol 1,13). Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen Sohn für uns alle gab (s. Joh 3,16). Wen Gott als Vater liebt, der kann den Hass der ganzen Welt verachten.
1.2 Er blieb immer noch in der Liebe seines Vaters. Weil er seinen Vater weiterhin liebte, ging er frohen Sinnes durch sein Leiden, und deshalb liebte ihn sein Vater weiterhin.
1.3 Er blieb in der Liebe seines Vaters, weil er das Gesetz seines Vaters beachtete: „… gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe“ und deshalb „in seiner Liebe geblieben bin“. Christus schuf für uns Sühne, indem er dem Gesetz der Erlösung gehorchte, und so blieb er in Gottes Liebe und stellte uns für sie wieder her.
Seine eigene Liebe für seine Jünger. Obwohl er sie verließ, liebte er sie doch. Beachten Sie hier:
2.1 Das Vorbild dieser Liebe: „Gleichwie mich der Vater liebt, so liebe ich euch.“ Gleichwie der Vater ihn liebte, der absolut würdig war, so liebte er sie, die absolut unwürdig waren. Der Vater liebte Christus als seinen Sohn und Christus liebte sie als seine Kinder. Der Vater hatte Gefallen an ihm, sodass er an uns in ihm Gefallen haben konnte, und der Vater liebte ihn, sodass er uns in ihm, „in dem Geliebten“, begnadigt hat (Eph 1,6).
2.2 Die Beweise und Ergebnisse seiner Liebe. Wir wissen, dass:
Christus seine Jünger liebte, indem er sein Leben für sie ließ: „Größere Liebe hat niemand als die, dass einer sein Leben lässt für seine Freunde“ (Vers 13). Das ist die Liebe, mit der Christus uns geliebt hat (s. Joh 17,26). Betrachten Sie das Ausmaß der Liebe von Menschen füreinander. Der höchste Beweis dafür ist, das Leben für einen Freund zu lassen, um dessen Leben zu retten. Das ist Liebe auf dem höchsten Niveau, die stark ist wie der Tod (s. Hld 8,6). Betrachten Sie die Vorzüglichkeit der Liebe Christi. Er ist der meist beachteten Liebe nicht nur gleichgekommen, sondern ist über sie hinausgegangen. Andere haben ihr Leben für ihre Freunde gelassen, doch Christus ließ seines für uns, „als wir noch Feinde waren“ (Röm 5,8.10). „Herzen, die nicht durch eine so unvergleichliche Süße göttlicher Liebe weich gemacht werden, müssen härter sein als Eisen oder Stein“ (Calvin).
Christus liebte seine Jünger, indem er einen Freundschaftsbund mit ihnen einging (s. Vers 14–15). Die Nachfolger Christi sind die Freunde Christi. Diejenigen, welche die Pflicht als seine Diener erfüllen, werden zu den Ehren seiner Freunde zugelassen und befördert. Alle Diener Christi haben diese Ehre. Christus nimmt Gläubige, damit sie seine Freunde sind. Obwohl sie oft unfreundlich ihm gegenüber sind, ist er ein Freund, der zu jeder Zeit liebt (s. Spr 17,17). Er will sie nicht Knechte nennen, er will sie seine Freunde nennen. Er wird sie nicht nur lieben, sondern wird sie dies wissen lassen. Obwohl Christus sie seine Freunde nennt, nannten sie sich selbst seine Knechte: „Paulus, Knecht Jesu Christi“ (Röm 1,1); auch Jakobus (s. Jak 1,1). Je mehr Ehre Christus uns gibt, umso mehr sollten wir bestrebt sein, ihm Ehre zu geben; je höher wir in seinen Augen stehen mögen, umso geringer sollen wir in unseren eigenen sein.
Christus liebte seine Jünger, indem er ihnen freimütig sein Herz öffnete: „… weil ich euch alles verkündet habe, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Vers 15). Jesus Christus hat uns treu das übergeben, was er von dem Vater empfing (s. Joh 1,18; Mt 11,27). Christus machte seinen Jünger die großen Dinge über die Erlösung der Menschen bekannt, damit sie sie anderen bekannt machen konnten.

Der Neue Matthew Henry Kommentar


μονογενής, eingeboren (= einziggeboren, einzig) als Prädikat Israels.
Ps Sal 18, 4: Deine Züchtigung (ergebt) über uns wie über einen erstgeborenen πρωτότοκον, eingeborenen μονογενῆ Sohn. ‖ 4 Esra 6, 58: Wir aber, dein Volk, das du Erstgeborenen, Eingeborenen, teuersten Freund genannt hast — wir sind in ihre (der Völker) Hände gegeben. ‖ Als Erstgeborener wird der Messias einmal neben Jakob gestellt. ExR 19 (81d): Heilige mir alles Erstgeborene Ex 13, 2. R. Nathan (um 160) sagte: Gott sprach zu Mose: Wie ich Jakob zum Erstgeborenen gemacht habe, s. Ex 4, 22: Mein erstgeborener Sohn ist Israel (= Jakob): so werde ich den König, den Messias, zum Erstgeborenen machen, s. Ps 89, 28: Ich will ihn zum Erstgeborenen setzen.

Jüdische Polemik gegen den Joh 3, 16 ausgesprochenen Gedanken.Midr Qoh 4, 8 (23b): „Da ist einer u. kein zweiter“ Qoh 4, 8. „Da ist einer“, das ist Gott, s. Dt 6, 4: Jahve unser Gott ist ein Jahve. „Und kein Zweiter“, denn er hat keinen Genossen שֻׁתָּף (Teilhaber, Sozius) in seiner Welt. „Auch Sohn u. Bruder hat er nicht“ Qoh 4, 8; einen Bruder hat er nicht, woher מֵאַיִן sollte er einen Sohn haben? Vielmehr weil Gott die Israeliten liebhat, nennt er sie Söhne (Kinder), s.: Söhne seid ihr Jahve eurem Gott Dt 14, 1, u. nennt er sie Brüder, s.: Um meiner Brüder u. Freunde willen Ps 122, 8. ‖ Aggad Beresch (in Beth ha-Midr 4, 46): R. Abun (um 370) hat im Namen des R. Chilqijja (um 320) gesagt: Dumm ist das Herz der Lügner, die sagen: Gott hat einen Sohn. Wenn er es, als Abraham im Begriff war, seinen Sohn zu schlachten, vor Schmerz nicht ansehen konnte, sondern sofort rief: „Lege deine Hand nicht an den Knaben!“ — würde er wohl, wenn er einen Sohn hätte, ihn hingegeben haben u. nicht (vielmehr) die Welt umgestürzt u. sie zur Öde u. Leere gemacht haben? — In Aggad Beresch ed. Warschau 1876 fehlt der Ausspruch des R. Chilqijja.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

„Da Gott die Welt so liebte.“ Jeschua wusste, dass er einzigartig Gottes Sohn war und als Gottes eigenes Opfer sterben würde. Das Schicksal eines Menschen, der auf Jeschua vertraut, ist ein ewiges Leben, nicht nur in der Zukunft, sondern jetzt; nicht nur das Überleben jenseits des Grabes (Joh 5: 28–29; Offb 20: 4–5, 12–15), sondern das Leben „im“ Messias Jeschua (Joh 1: 4; 11: 25–26).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notizen

Und wie reagiere ich auf diese Liebe des Vaters und des Sohnes?

Seine Herrlichkeit

Vater, ich möchte, dass die, die du mir gegeben hast, bei mir sind, damit sie meine Herrlichkeit sehen können. Du hast mir die Herrlichkeit geschenkt, weil du mich schon vor Erschaffung der Welt geliebt hast!
Neues Leben – Bibel 2006 – Johannes 17,24

Vater, mein Verlangen ist, daß alle, die du mir gegeben hast, dort mit mir weilen, wo ich bin, damit sie schauen meine Herrlichkeit- (und zwar als wirkliche Teilnehmer (Röm 8,17.29; 2 Tim 2,12)), die ich von dir empfangen; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
Ludwig Albrecht – Joh 17,24

Vater, ich will, daß die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, (W. Vater, die (nach and. Les : was) du mir gegeben hast, -ich will, wo ich bin, auch jene bei mir seien) auf daß sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.
Elberfelder 1871 – Johannes 17,24

Wenn Jesus spricht: „Ich will!,“ verliert er die Demut des Sohnes nicht und hört nicht auf, der Bittende zu sein; er hält aber dem Vater seinen festen, klaren Willen in der Gewissheit vor, dass, was er will, auch vom Vater gewollt und getan wird. Darum hat er auch oben nicht nur gesagt: Ich möchte ihnen meine Herrlichkeit geben, sondern: Ich habe sie ihnen gegeben (V 33). Jesus will alle, die durch das Wort der Apostel an ihn glauben, bei sich haben und ihnen seine eigene Herrlichkeit sichtbar machen, die aus der ewigen Liebe Gottes zum Sohn fließt. Das ist der Grund seines Ewigkeitsbewusstseins. Die ewige Liebe Gottes ist ihm gegeben, und es ist seine Freude, dass alle, die an ihn glauben, sehen, was ihm die Liebe Gottes gibt.

Mit dem letzten, dankbaren, Gott preisenden Wort umfasst Jesus alle seine Jünger, die gegenwärtigen und die künftigen, wie immer sie zum Glauben kommen.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Jesus betet für die künftigen Jünger
Die Einheit von Vater und Sohn ist Vorbild für die Einheit, die das Volk, in dem sie Wohnung nehmen werden, erfahren soll. Israels Gott ist »Einer«, und diese Einheit spiegelt sich in der Solidarität des Volkes gegenüber den anderen Völkern in einer ihm feindlich gesonnenen Welt. Um genau die gleiche Vorstellung geht es auch in der vorliegenden Passage, allerdings wird hier stärker der Gedanke von der persönlichen Einwohnung Gottes betont, der bereits in Kap. 14 eingeführt wurde (s. vor allem die Ausführungen zu 14,23-24 ). Als Beispiel für das Übergehen der Herrlichkeit auf ein Volk, in dem der Herr verherrlicht wird, siehe Jes 46,13 ; auch die Orte, an denen er wohnte, verherrlichte Gott mit seiner Gegenwart ( 2.Mose 29,43 ). Die Betonung der Einheit war sehr wichtig für die Leser des Johannesevangeliums, die unter ständigen Auseinandersetzungen mit ihren Gegnern in den Synagogen und vielleicht auch mit Abweichlern aus den eigenen Reihen (s. die Einführung zum 1. Johannesbrief) zu leiden hatten; möglicherweise ist hier auch an die ethnische oder kulturelle Einheit – vielleicht unter den (emigrierten) galiläischen und den in Kleinasien ansässigen Lesern des Johannesevangeliums (s. die Einführung ins Johannesevangelium) – gedacht ( 10,16; 11,52; 12,20-23 ). Ganz deutlich arbeitet Johannes den Gedanken der Völkerversöhnung in Christus in Kap. 4 heraus (am Beispiel der Samaritaner). Die Anhänger Christi bilden jedoch auf alle Fälle nur eine Minderheit in einer ihnen feindlich gegenüberstehenden Welt und brauchen einander, um zu überleben. Zur Sorge für kommende Generationen vgl. z. B. Ps 78,3-7 .

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Hier kommt das letzte Mal „die, welche du mir gegeben hast“ in diesem Gebet vor. Es ist zudem das einzige Mal, daß der Ausdruck in diesem Abschnitt vorkommt, wo der Herr in Gedanken bei allen nachmaligen Bekehrten ist. Es heißt nicht mehr „ich in ihnen“ wie in V.23 (in diesem gegenwärtigen Leben), sondern es geht darum, daß die Gläubigen „da seien, wo ich bin“ (im zukünftigen Leben im Himmel). Mit anderen Worten, die Verheißung „wo ich bin“ (14,3) bezog sich nicht bloß auf die Apostel, sondern auf alle Bekehrten. Die Worte des Paulus stimmen mit dieser Wahrheit überein: „So werden wir allezeit bei dem Herrn sein“ (1Thes4,17). Es wird in mehreren Versen von der Herrlichkeit in der Höhe gesprochen, beispielsweise „in der Offenbarung seiner Herrlichkeit“ (1 Petrus 4,13); „vor seiner Herrlichkeit“ (Judas 1,24). Seine Herrlichkeit (Ihm gegeben gemäß V.22, und zugleich eine Herrlichkeit, die Er von Ewigkeit her besaß, V.5) zu schauen, wird unser ewiges Vorrecht sein. Natürlich wird Er auch eine Herrlichkeit besitzen, die sich in seinem kommenden Reich offenbaren wird. Diese durften die drei Apostel auf dem Berg der Verklärung im voraus sehen (Mt 16,28-17,9; 2 Petrus 1,16-18). Zudem hatten die Apostel während Seines Erdenlebens sowohl Seine sittliche Herrlichkeit und Seine durch die Zeichen manifestierte Herrlichkeit gesehen (1,14; 2,11). Man beachte, wie das Erscheinen der Herrlichkeit des Herrn den geweihten Priestern im AT angekündigt wurde (3Mo 9,4.6.23).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

In der Aussage „du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“ müssen wir das Wort „vor“ gut beachten; es bedeutet, daß auf die Periode vor der Schöpfung, auf den zurückliegenden ewigen Zustand hingewiesen wird. Das Lamm war „zuvorerkannt vor Grundlegung der Welt“ (1 Petrus 1,20), und wir sind in Ihm auserwählt worden „
vor Grundlegung der Welt“ (Eph 1,4). Die Errettung der Glieder der Gemeinde ist daher in den ewigen Ratschlüssen Gottes verankert. Aber Segnungen des kommenden Reiches sind mehr mit der Schöpfung auf der Erde verbunden, weshalb dort das Vorwort von […] an gebraucht wird statt vor: „das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an“

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Worte: »Vater, ich will« (V. 24) drücken ein besonders intensives Verlangen aus. Das »Will« wäre eine Anmaßung, wenn nicht der Wille des Sohnes identisch wäre mit dem Willen des Vaters. Auf dieser Basis tritt kein Widerspruch zum Gethsemanegeschehen ein. Auch dort hat Jesus in schwerster Anfechtung daran festgehalten: »wie du willst, Vater!« (Mt 26,39).

Worauf richtet sich Jesu Sehnsucht? Dass die Jünger »auch dort bei mir sind, wo ich bin«. Er will in Ewigkeit mit ihnen zusammensein. Das war sein Wunsch auch in Joh 12,26.32; 14,3. Der »Himmel« ist für uns Christen in erster Linie nicht ein Ort mit viel Pracht und Glück, sondern das Zusammensein mit Jesus (»bei mir«) und dem Vater. Man könnte fast sagen: Der »Himmel« ist da, wo Jesus ist (»wo ich bin«). Allerdings hat auch dieses Zusammensein einen bestimmten Platz (»dort« – »wo«), selbst wenn wir vom irdischen Standpunkt aus noch nicht sagen können, wie er beschaffen ist.

Es handelt sich also um die Aufnahme in die ewige Gottesgemeinschaft. Was dort geschehen wird, deutet die zweite Hälfte von V. 24 an: »damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich vor Grundlegung der Welt geliebt hast«. Das Schlüsselwort heißt hier »sehen«. Es meint ebenso wenig wie in Joh 3,3 eine Zuschauerrolle, sondern ein aktives Miterleben und Dabeisein. Es tritt also ein, was 1 Joh 3,2 ankündigt: »Wir werden ihn sehen, wie er ist«. Jesus spricht von der »Herrlichkeit, die du mir gegeben hast«. Keine selbsterrungene Herrlichkeit also! Auch nicht, dass sich der Sohn »etwas verdient« hätte durch Gehorsam und Sterben. Sondern seine Herrlichkeit ist eine freie Gabe des Vaters. Das steckt schon in dem Ausdruck »gegeben«. Das wird noch stärker hervorgehoben durch die Bemerkung: »weil du mich vor Grundlegung der Welt geliebt hast«. Also noch vor seinem Opfergang nach Golgatha! Liebe enthüllt sich wie in Joh 14,21ff.und Joh 3,35; 5,20; 10,17; 15,9; 17,23 als das Grundverhältnis von Vater und Sohn. Sie reicht in die »Zeit« vor der Schöpfung zurück (»vor Grundlegung der Welt«). Vgl. Joh 17,5 und die Erklärung dort. Von Joh 17,5 und Joh 17,24 her wird es übrigens deutlich, dass das »Wir« in 1 Mo 1,26 (»Lasset uns Menschen machen« usw.) das »Wir« der Dreieinigkeit ist, ein Gespräch über die Schöpfung zwischen Vater und Sohn. »Herrlichkeit« haben wir in V. 22 als Gottesgemeinschaft erklärt. Auch jetzt können wir in dieser Spur bleiben.
Gerade dieser Gedanke der Gottesgemeinschaft bestimmt die beiden letzten Verse.

Gerhard Maier Edition C

Das ist nichts absolut Neues für die Jünger Jesu! Schon für ihr jetziges Leben gilt 1,14 „Wir schauten seine Herrlichkeit“. Aber was jetzt nur Anfang sein konnte, wird dann volle Erfüllung. Dabei ist die Herrlichkeit Jesu nicht nur ein unbestimmter, strahlender Glanz. Jesus zur Rechten Gottes auf dem Thron der Welt sitzend, Jesus wiederkommend, um seine Gemeinde zu entrücken und zu vollenden (1 Thess 4,13-17), Jesus die antichristliche Weltmacht mit dem Hauch seines Mundes stürzend (2 Thess 2,8;Offb 19,11-16), Jesus mit den Seinen priesterlich regierend (Offb 20,4-6), Jesus das Weltgericht haltend (Offb 20,11-15), Jesus nach der Vollendung seines Werkes dem Vater eine erlöste Schöpfung übergebend (1 Kor 15,28), das alles müssen wir vor Augen haben, wenn Jesus sagt „Meine Herrlichkeit“ A.
A) Vom „Sehen seiner Herrlichkeit“ hatte Gott durch den Propheten Jes in 40,5;66,18 f gesprochen. Der „Ich bin“ („Jahwe“), der durch Jesaja redet, und der „Ich bin“, der in Jesus spricht, ist der eine und selbe Gott.
Doch auch der Sohn hat diese seine Herrlichkeit nicht in sich selbst als eigenen Besitz und will sie so nicht haben. Er hat sie nur als solche, „die du mir gegeben hast“. Der Grund aber für dieses Geben des Vaters liegt in der eigenen Liebe des Vaters: „weil du mich geliebt hast vor Grundlegung der Welt.“ In diesem letzten Gespräch mit dem Vater reicht das Denken des Sohnes zurück bis zu jenem „Anfang“, mit dem das Evangelium in 1,1 selber begann A. In dieser Liebe ist er auch dann noch geborgen, wenn der Schrei der Gottverlassenheit für uns Sünder aus seinem Herzen brechen muss.
A) Wer das als „mythologisch“ ablehnt, muss aufhören, überhaupt noch von Gott zu reden. Die bloße Vokabel „Gott“ sagt nichts. Sie füllt sich mit Inhalt nur durch das, was Gott tut. Die neutestamentlichen Botschaft bezeugt es in aller Klarheit: Gott hat von Anfang an geliebt! Wen? Nicht zuerst die „Welt“, die noch nicht da ist, sondern den Sohn. Und dass dieser Sohn uns liebte, zu uns kam, für uns starb, uns für ewig mit sich verbindet und uns an der Herrlichkeit seines Geliebt- und Beschenktseins teilgibt, das ist Evangelium „nach Johannes“.

Wuppertaler Studienbibel

Das Gebet des Messias über alle Gläubigen – Johannes 17: 20-26 In der dritten Abteilung des Hohepriestergebetes betete Jeschua für alle Gläubigen. In Johannes 17:20 heißt es: Ich bete nicht nur für diese, sondern auch für diejenigen, die durch ihr Wort an mich glauben; … Dies sind nur die elf Apostel, für die er in den Versen 9–14 gebetet hat. Er betete jetzt für diejenigen, die aufgrund des Zeugnisses der elf Apostel glauben würden. Beim Beten für alle Gläubigen betete er speziell für zwei Dinge: für ihre Einheit in den Versen 21–23 und für ihre Verherrlichung in den Versen 24–26. A. Ihre Einheit – Johannes 17: 21-23 … Damit sie alle eins sind; So wie du, Vater, in mir und ich in dir bist, damit sie auch in uns sind: damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben; damit sie eins sind, so wie wir eins sind; Ich in ihnen und du in mir, damit sie zu einem vervollkommnet werden; damit die Welt weiß, dass du mich gesandt und geliebt hast, so wie du mich geliebt hast. 1. Die Anfrage Die erste Bitte, die Jesus an alle Gläubigen richtete, betraf ihre Einheit. Er machte am Ende von Vers 11 eine ähnliche Bitte an die elf Apostel. In Bezug auf die Apostel wurde dieses Gebet beantwortet. Leider wurde dieses Gebet in Bezug auf alle Gläubigen nicht immer beantwortet. In gewisser Hinsicht sind alle Gläubigen im Leib des Messias vereint. In diesem Sinne wurde das Gebet Jeschuas beantwortet, weil jeder Gläubige ein Mitglied des Leibes des Messias ist. Diese Passage geht jedoch über die bloße Einheit der Position hinaus, die alle Gläubigen im Körper haben. Dieses Gebet war auch für eine Einheit der Gemeinschaft unter allen Gläubigen. Leider ist dies nicht immer so gut gelaufen, wie es hätte sein können. In dieser ersten Bitte betete Jesus für die Einheit aller Gläubigen. Einigkeit ist möglich, weil alle Gläubigen vom Heiligen Geist bewohnt sind. Aufgrund dieser Innewohnung ist Einheit möglich. Wenn wir dem Geist gehorchen, der uns innewohnt, werden wir einander lieben. Wir werden Einheit unter uns haben, und diese Einheit wird den Ungläubigen anziehen und ihn zum Herrn bringen. 2. Der Grund für die Anfrage Jesus gab auch einen Grund für diese Bitte an: Durch diese Einheit unter den Gläubigen wird die Welt wissen, dass Jeschua tatsächlich vom Vater gesandt wurde, „damit die Welt glaubt, dass Sie mich gesandt haben“. Zu den größeren Stolpersteinen für Menschen, die kommen, um Jesus als ihren Herrn, Retter und Messias anzuerkennen, gehörten die Uneinigkeit und die Kämpfe unter den Gläubigen sowie die unangemessene und unfaire Kritik, die die Gläubigen gegeneinander haben. Nicht dass jede Kritik falsch wäre. Insbesondere in den Bereichen der kirchlichen Disziplin ist eine gewisse Kritik unbedingt erforderlich. Viele Kritikpunkte sind jedoch nur geringfügige Kritikpunkte, die auf Charakter, Persönlichkeitskonflikten, persönlichen Vorlieben und der mangelnden Bereitschaft beruhen, einen Glaubensgenossen aufgrund seiner Rasse oder seines sozialen Status in der Gesellschaft zu akzeptieren. Jede solche Uneinigkeit ist ein Vorwurf an den Namen Jeschuas, des Messias. Wenn Gläubige eine Einheit in der Gemeinschaft zeigen, kommen die Menschen zum Herrn, weil Ungläubige beeindruckt sind, wenn Gläubige Liebe zueinander zeigen. Aber wenn es Uneinigkeit gegeben hat, hat dies dem Namen Jesu, des Messias, Vorwürfe gemacht und Ungläubige davon abgehalten, sich der Frage des Messias von Jeschua zu stellen. B. Ihre Verherrlichung – Johannes 17: 24-26 Vater, ich wünsche mir, dass auch diejenigen, die du mir gegeben hast, bei mir sind, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast: denn du hast mich geliebt, bevor die Welt gegründet wurde. O gerechter Vater, die Welt kannte dich nicht, aber ich kannte dich; und diese wussten, dass du mich geschickt hast; und ich machte ihnen deinen Namen bekannt und werde ihn bekannt machen; damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen und ich in ihnen sei. Das zweite, wofür Jeschua in Bezug auf alle Gläubigen gebetet hat, ist, dass letztendlich alle Gläubigen dort sein können, wo er ist. Jesus ist jetzt in Herrlichkeit im Himmel. Sein Gebet ist, dass wir auch in Herrlichkeit im Himmel mit ihm sein werden, und dieses Gebet wird eines Tages beantwortet werden. Wenn wir in Herrlichkeit sind, werden wir auch in der Lage sein, seine Herrlichkeit zu sehen, die der Vater ihm wiederhergestellt hat. Während wir alle mit dem Messias in Herrlichkeit sein werden, wird es einen Gradunterschied zwischen unserer Herrlichkeit und der Herrlichkeit des Messias geben. Die Herrlichkeit, die die Gläubigen haben werden, wird eine reflektierte Herrlichkeit sein; aber die Herrlichkeit, die Jeschua haben wird, wird eine angeborene Herrlichkeit sein, die zu Recht Seine ist. Ein Beispiel dafür ist die Beziehung zwischen Sonne und Mond. Sowohl die Sonne als auch der Mond geben Licht ab. Die Sonne hat jedoch von Natur aus Licht in sich. Der Mond hat auch Licht, aber es ist kein Licht, das von sich selbst stammt. Der Mond reflektiert lediglich das Licht der Sonne. Jesus ist das Licht, und das Licht, das wir in der Herrlichkeit im Himmel haben werden, wird reflektiertes Herrlichkeitslicht sein; Wir werden die Herrlichkeit Jeschuas widerspiegeln (2. Korinther 3:18). Jesus betete für unsere endgültige Verherrlichung, und andere Schriften machen sehr deutlich, dass dieses Gebet beantwortet wird.

Fruchtenbaum – messianische Studien

Schatten in unserem Leben?

Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir; dein Stecken und dein Stab, sie trösten mich.
Elberfelder 1871 – Psalm 23,4

Auch wenn ich gehn muß
durch die Todschattenschlucht,
fürchte ich nicht Böses,
denn du bist bei mir,
dein Stab, deine Stütze –
die trösten mich.
Buber Psalm 23,4

Und wenn ich mal keinen Ausweg sehe, mich die Depression packtwie ’ne dunkle Wolke, hab ich dennoch keine Angst. Denn ganz egal, wie verfahren die Situation auch ist, vertrau ich ihm, weil er mich sicher wieder herauszieht. //Und die Krönung ist, er setzt sogar noch einen drauf:
VolxBibel – Psalm 23,4

Auch wenn ich durch (in) das Tal des Todesschattens (das von tödlicher Gefahr überschattete Tal, das extrem finstere Tal) gehe (gehen werde/muss/sollte, gerate ),
fürchte (werde ich fürchten) ich keine Gefahr (Unheil, Übel, Unglück, nichts Böses, das Böse nicht, den Bösen nicht ),
denn du [bist] bei mir.
Deine Keule (Rute, Knüppel, Stock) und dein Stabl {sie} geben mir Zuversicht (trösten/beruhigen mich, werden mir Zuversicht geben) .
Psalm 23,4

Leben wir gerade in einem „finsteren Tal“ – weil wir durch „Covid 19“ eingeschränkt sind? Wohin sind unsere Augen gerichtet? Zu irgendeinem Doctor, Professor, der unserer persönlichen Meinung nach, die Wahrheit gefunden hat? Oder ist unser Auge – unsere Hoffnung auf den allmächtigen Gott gerichtet?

Und wir brauchen vor dem Tod keine Angst zu haben. Im Tal der Todesschatten brauchen wir uns nicht zu fürchten; denn der Hirte ist ganz nah bei uns. Der Stachel des Todes ist die Sünde – die Sünde, die nicht bekannt und vergeben wurde. Aber Christus hat in Bezug auf den Gläubigen dem Tod den Stachel geraubt. Er hat unsere Sünden ein für alle Mal weggenommen. Nun ist das Schlimmste, was uns der Tod antun kann, in Wirklichkeit das Beste für uns! So können wir singen:

O Tod, o Grab, nicht fürcht ’ich eure Macht!
Die Schulden sind gesühnt,
Als Jesus in der finstern Kreuzesnacht
Das trug, war ich verdient.

Margaret L. Carson

Es ist wahr: Christen mögen eine gewisse sorgenvolle Vorahnung von dem Leiden haben, das so oft den Tod begleitet. So hörte jemand, wie ein alter Heiliger sagte: »Mir macht es nichts, wenn der Herr mein Zelt abbricht; aber ich hoffe, er tut es sanft!«
Es ist ebenfalls wahr, dass wir gewöhnlich keine Gnade zum Sterben bekommen, bevor wir sie nötig haben. Doch bleibt die Tatsache, dass der Tod seine Schrecken verloren hat, weil wir wissen: Sterben bedeutet, bei Christus zu sein – und das ist das weitaus Bessere. »Sterben ist Gewinn!«
Der Stecken und der Stab des Hirten sind Quellen des Trostes, des Schutzes und der Führung. Wann immer nötig, kann er den Stecken auch zur Züchtigung verwenden. Die meisten Schafe brauchen diesen Dienst von Zeit zu Zeit.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Die vierte Segnung durch die Führung des Herrn ist die Bewahrung. Wer sich im Tal der Finsternis befindet (oder im Todesschatten ), braucht sich nicht zu fürchten. Der Herr ist mit ihm und wird ihn bewahren. Der Hirte ist mit Stecken und Stab ausgerüstet, um die Schafe in derartigen Situationen zu bewahren. David wurde durch die Gegenwart und die Bewahrung des Herrn getröstet. Gläubige befinden sich niemals in Situationen, die der Herr nicht kennt, denn er verläßt sein Volk nicht ( Hebräer 13,5 ).

Walvoord – Die Bibel erklärt und ausgelegt

Schon ein großer Theologe des vorigen Jahrhunderts hat erkannt, dass „die Zuversicht, die hier ausgesprochen wird, nicht die kindliche ist, nicht die eines solchen, der den Schmerzen und Nöten des Lebens, die er noch nicht erfahren hat, mit heiterer Freudigkeit entgegengeht; sie ist die eines erfahrenen Streiters, eines solchen, der aus vielen Trübsalen kommt, der weiß, was es mit ihnen auf sich hat, und wie der Herr in ihnen tröstet und aus ihnen hilft, reichlich erfuhr. Der Preis der Ruhe, welche der Herr gewährt, lässt uns in dem Sänger einen müden Pilgrim erkennen; der Dank für die Erquickung zeigt uns den Erschöpften; das, wenn ich auch wandle im Tale des Todesdunkels usw. einen solchen, der dunkle Lebenswege schon geführt ist und ihnen noch entgegengeht“ 47.
Wie in Palästina die schönsten Weideplätze oder die Wasser der Ruhe gar oft zwischen wilden Schluchten liegen, wo wilde Tiere und Räuberbanden auf ihre Beute warten, so sind die Segnungen und Höhepunkte des Lebens vielfach eingebettet zwischen Gefahren, Prüfungen, Nöte, die nur von Gott beherrscht werden können. Das Geheimnis aber, dass der Glaubende sich wie Joseph auch im Hause eines Potiphar bewährt (1Mo 39,8ff.), dass Mose auch vor der Sprache eines Pharao nicht erschrickt (2Mo 10, 28ff.), dass Luther auch vor dem Reichstag zu Worms zu erscheinen wagt – ist: „denn du bist bei mir“ ! Gott in seiner Gegenwart war aber stets groß genug, auch Fluch in Segen und Tod in Leben zu verwandeln. Pfade, die auch Glaubenden als Untergang erscheinen mussten, erwiesen sich nachher als Wege, die zu ungeahnten Segnungen und Aufgaben führten, weil Gott sie durch seine Gegenwart beherrschte.
Was mich daher auch angesichts der Todestäler „tröstet“, d. h. ruhig sein lässt, das sind „dein Stecken und dein Stab“ . Das war einst die Waffe des morgenländischen Hirten. Gott hatte zu allen Zeiten Waffen genug, um sich der Welt gegenüber zu behaupten. Er beherrschte noch immer Zeitalter, Völker und Geschichte. Will er Israel aus seiner Gefangenschaft erlösen, beruft er sich einen jungen Cyrus zu seinem Knecht. Will er Luthers [Reformation vor dessen Feinden bewahren, stellt er sie unter die Gunst der Fürsten. Gottes Waffen erschöpfen sich nicht, die der Bewahrung derer dienen müssen, die Ihm vertrauen. Daher konnte sich der Glaube oft bis zu der ganz großen Zuversicht eines Paulus erheben: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?. . . In dem allen überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat“ (Röm 8,35ff.).
Weit mehr noch als Täler des Todes können jedoch Menschen drücken, wenn sie dem Menschen zum Feinde werden. Wie stark jedoch unser Sänger in Gott zur Ruhe gekommen ist, zeigt sich ferner in dem, dass er

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal usw. Wenn auch die Gläubigen sicher unter Gottes Hand wohnen, so sind sie doch von vielen Gefahren umgeben; und auch die allgemeinen Leiden des Lebens legt der Herr ihnen auf, damit sie spüren, wie nötig sie seinen Schutz haben. Darum betont David noch ausdrücklich, dass er auch bei widrigen Zufällen in Gottes Vorsehung ausruhen kann. Er verspricht sich also nicht ununterbrochene Ergötzungen, sondern wappnet sich auch mit Gottes Beistand gegen alles, was da kommen mag, um es tapfer zu erdulden. Auch hier bleibt die Rede im Bilde und vergleicht die Fürsorge, die Gott in der Führung der Gläubigen offenbart, mit dem Stecken und Stab des Hirten: mit diesem Schutz für sein Leben will David zufrieden sein. Wenn ein Schaf durch ein dunkles Tal geht, so gibt die Gegenwart des Hirten ihm allein schon genügende Sicherheit gegen den Angriff wilder Tiere und gegen anderen Schaden. So sagt auch David hier, dass wenn er einmal irgendwie in Gefahr kommen sollte, Gottes Hirtentreue ihm genügenden Schutz gewähren werde. Wir sehen hier, dass er auch in Glück und Glanz niemals vergessen hat, dass er ein Mensch war, sondern dass er schon beizeiten an das Unglück gedacht hat, das ihn vielleicht treffen könnte. Und sicherlich zittern wir deshalb so sehr, wenn Gott uns durchs Kreuz prüft, weil ein jeder, um ruhig zu schlafen, sich in fleischliche Sicherheit einwiegt. Von diesem Schlaf der Starrheit ist die Ruhe des Glaubens sehr verschieden. Ja, da Gott den Glauben durch Unglück prüft, so folgt, dass niemand wahren Glauben hat, der nicht mit unbesiegbarer Standhaftigkeit ausgerüstet ist, um alle Furcht zu besiegen. Doch David rühmt sich nicht, von aller Furcht frei zu sein, sondern nur, dass er allem gewachsen sein werde, sodass er furchtlos überallhin geht, wohin der Hirt ihn führt. Dieses geht aus dem Zusammenhange noch deutlicher hervor. Zuerst sagt er: Ich fürchte kein Unglück. Dann gibt er gleich darauf den Grund hierfür an. Er gesteht offen, dass er sich dadurch von seiner Furcht zu heilen sucht, dass er auf den Stab des Hirten blickt. Denn wozu hätte er Trost nötig, wenn die Furcht ihn nicht beunruhigte? Es ist also festzuhalten, dass David, da er an die Leiden denkt, die ihn treffen können, nur dadurch dieser Versuchung Herr wird, dass er sich der Fürsorge Gottes übergibt. Dies hat er schon vorher, wenn auch dunkler, durch die Worte ausgedrückt: Du bist bei mir. Denn wenn er von Furcht frei gewesen wäre, so hätte er nicht nach Gottes Gegenwart verlangt. Ferner ist zu beachten, dass er den Schutz Gottes nicht nur den gewöhnlichen täglichen Leiden gegenüberstellt, sondern auch solchen Anfechtungen, die durch die Finsternis des Todes den Geist verwirren. David spielt hier auf die dunklen Schlupfwinkel und Höhlen der wilden Tiere an, wo einen jeden gleich beim Eintritt die Todesfurcht überfällt. Da Gott sich uns jetzt in seinem eingeborenen Sohn deutlicher als einst den Vätern unter dem Gesetz als Hirte offenbart hat, so erweisen wir seiner Beschützung nicht die genügende Ehre, wenn wir auf sie nicht unsere Augen richten und so alle Angst mit Füßen treten.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

ab aufs Abstellgleis?

Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters; beim Schwinden meiner Kraft verlaß mich nicht!
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 71,9

Schleudre nimmer fort mich zur Zeit des Alters,
wann meine Kraft dahin ist, verlasse mich nimmer!
Buber – Ps 71,9

Jetzt, wo ich alt geworden bin,
vertreibe mich nicht aus deiner Nähe!
Die Kräfte schwinden mir, verlass mich nicht! (Jesaja 46,3-4)
Gute Nachricht Bibel – Ps 71,9

Jetzt, da ich alt bin und Faltencreme brauch,mich meine Kräfte verlassen und auch mein Lebenshauch:Verlass du mich nicht, sondern bleib bei mir,verstoß du mich nicht, mir geht’s nur gut bei dir.
VolxBibel – Ps 71,9

Wenn das Alter es nicht mehr zuläßt, dass zu tun, was man tun möchte…und dann kommt der Gedanke auf: „ist Gott noch mit mir zufrieden?“ und „mussten nicht die Priester und sogar der Hohepriester ihren Job aufgeben, wenn sie ein bestimmtes Alter hatten?“

Um würdevoll alt zu werden, ist mehr Gnade nötig, als die Natur bieten kann. Das Alter ist eine neue Welt fremdartiger Konflikte und heimlicher Ängste; die Angst, allein gelassen zu werden, die Angst, seinen Lieben eine Last zu werden, die Angst, hilflos und invalide zu werden, die Angst, sich selbst nicht mehr im Griff zu haben, die Angst, deshalb ausgenutzt zu werden. Diese Ängste sind nicht neu. Der Psalmist denkt hier laut darüber nach, um allen Mut zu machen, die im Herbst ihres Lebens stehen .

Daily Notes of the Scripture Union

Verwirf mich nicht in meinem Alter. Weil David bisher etwas davon sagen konnte, dass Gott sein Leben von den ersten Tagen an umfangen, dass er ihn im Knabenalter erhalten und dann während seines ganzen Lebenslaufs gehütet habe, so wirft er sich auch jetzt als ein müder Greis in seinen väterlichen Schoß. Denn je mehr unsere Kräfte schwinden, und also die bittere Notwendigkeit uns treibt, den Herrn zu suchen, umso mehr dürfen wir hoffen, dass er geneigt sein werde, uns zu helfen. Der Hauptinhalt seines Gebets ist der: Herr, der du mich gehalten hast, da ich in der Blüte meiner Kraft war, verlass mich doch jetzt nicht, da ich schon schwach und hinfällig werde; sondern je mehr ich deiner Hilfe bedarf, desto mehr möge mein Mangel dein Erbarmen erregen. Dieser Vers legt die Vermutung nahe, dass der Psalm aus Anlass der Verschwörung Absaloms gedichtet wurde. Welch ein schreckliches und ergreifendes Schauspiel ist es doch, wie nicht bloß das gemeine Volk sondern auch die Vornehmen ihre Augen von David wie von einem Scheusal abwandten, als der Sohn den Vater aus seinem Königtum vertrieben hatte und ihm durch die Wüste nachjagte, um ihm den Tod zu bereiten.

Jean Calvin — Aus dem Psalmenkommentar

Nein – auch wenn die Kraft und der Dienst nachlassen – so bleibt unser Verhältnis zum himmlischen Vater davon unberührt!