Und du, Herr, weißt, was ich sagen möchte, noch bevor ich es ausspreche.

Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von ferne.
Du sichtest mein Wandeln und mein Liegen und bist vertraut mit allen meinen Wegen
Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge, siehe, Jehova, du weißt es ganz.
Elberfelder 1871 – Psalm 139,2–4

DU,
du erforschest mich und du kennst,
du selber kennst mein Sitzen, mein Stehn,
du merkst auf mein Denken von fern,
meinen Pfad und meine Rast sichtest du,
in all meinen Wegen bist du bewandert.
Ja, kein Raunen ist mir auf der Zunge,
da, schon erkannt, DU, hast dus allsamt.
Buber& Rosenzweig – Psalm 139:1–4

Ewiger, du erforschst mich und kennst mich. Du weißt, wann ich sitze oder stehe, du verstehst meine Gedanken schon von fern. – Mein Wandeln und mein Lagern bemisst du und bist vertraut mit allen meinen Wegen. Es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, Ewiger, nicht genau kennst. –
Die Philippson-Bibel - Psalm 139,1-4

Psalm 139 Vers 1, Vers 5 , Vers 13, Vers 13&14, Vers 14. und noch einmal Vers 14 , Vers 17&18

Dieser Psalm zeigt uns einen Menschen, welcher sich der Allgegenwart Gottes bewusst ist. Doch obschon er weiss, dass dieser Gott ihn ganz und immer durchschaut, versucht er nicht, sich Ihm zu entziehen. Wie ganz anders ist es bei den Menschen, die Gott nicht kennen! Sie können das Licht nicht ertragen. sie „haben die Finsternis mehr geliebt als das Licht, denn ihre Werke waren böse“ (Johannes 3, 19). Sie weisen den Gedanken an einen gerechten Gott von sich, weil sie sich von Ihm verurteilt wissen. Sie können sich nicht vorstellen, dass man in Seiner Nähe glücklich sein kann, und bemitleiden diejenigen, die sich von den weltlichen Vergnügungen absondern.
Wie kommt es nun, dass David mit glücklichem Herzen sagen konnte: „Jehova! Du hast mich erforscht und erkannt“? Durch Gottes Gnade angezogen, war er zur seligen Gewissheit gekommen, dass dieser Gott nicht als Feind des Sünders auftritt, sondern ihm vielmehr in Barmherzigkeit begegnen will. Und in dieser Erkenntnis freute er sich in Seinem Licht. Wohl wurde er eingeengt, aber es geschah durch einen Gott, der Liebe ist.
Die Anfangsverse dieses Psalmes sind wohl dazu angetan, uns in Bezug auf uns selbst zu prüfen. „Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Gedanken von ferne.“ All unser Beginnen ist vor Gott offenbar. Wir denken wohl zu wenig daran, wenn wir am Morgen aufstehen. Der Herr sieht, wie wir den Tag anfangen; ob es in Hast und mit flüchtigem Gebet geschieht, oder indem wir uns genügend Zeit nehmen, um die Gemeinschaft mit Ihm zu pflegen. Er nimmt die Gedanken wahr, mit welchen wir an die Arbeit gehen, und ist zum voraus vertraut mit allen unsern Wegen. Nichts entgeht Ihm. Ist uns diese Tatsache kostbar, oder beunruhigt es uns, dass Er um Dinge weiss, die wir sorgfältig vor den Menschen verbergen möchten? Für David war diese Kenntnis seines Gottes wertvoll, lebte er doch in dem glücklichen Verhältnis des Vertrauens zu Ihm. Dasselbe steht auch uns zur Verfügung, und zwar in einem noch innigeren und höheren Mass, denn wir kennen Gott als unsern Vater durch Jesus Christus.

P. Grobéty – Was sagen uns die Psalmen?

Das Verb „suchen“ bedeutet „mit Mühe und Sorgfalt untersuchen“. Das jüdische Volk benutzte dieses Wort, um zu beschreiben, wie man tief in einer Mine gräbt, ein Land erkundet und einen Rechtsfall untersucht. Unsere Freunde sehen das Äußere, aber Gott sieht das Herz, und wir können ihn nicht täuschen. Adam und Eva haben es versucht (1. Mose 3,7-24), Kain hat es versucht (1. Mose 4,1-15), und sogar David hat es versucht (2. Sam. 11-12), und sie alle haben entdeckt, dass Gott alles über sie wusste. „Verstehen“ in Vers 2 bedeutet „mit Einsicht unterscheiden und erkennen“ und nicht nur Rohdaten sammeln. „Kompass“ in Vers 3 ist ein Bild für das Aussortieren von Getreide, und „prüfen“ in Vers 23 bedeutet „Metall prüfen“. Die Tatsache, dass Gott uns ganz genau und umfassend kennt, wird in den Versen 1, 2, 4, 14, und 23. Er kennt unser Handeln, unseren Standort, unsere Gedanken und Worte, unsere Wege und unsere Motive. „Alles ist nackt und offen vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft ablegen müssen“ (Heb 4,13, NKJV). Aber mehr noch: Er weiß, was das Beste für uns ist, und tut alles, was er kann, um uns auf diesen Weg zu führen. Er umschließt uns hinten und vorne und legt seine Hand auf uns, um uns zu beruhigen und zu leiten. Das Wort, das mit „umzingelt“ (KJV) oder „eingeschlossen“ (NASB) übersetzt wird, bedeutet „einen wertvollen Gegenstand bewachen“, so dass Gottes Wissen und Führung zu unserem Schutz dienen. Wie sollte unsere Reaktion darauf aussehen? Wir sollten überwältigt sein von der Höhe und Tiefe von Gottes Wissen und dankbar sein, dass er uns vollkommen kennt. „Ich bin dem nicht gewachsen!“ rief David aus.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

»Du erforschst mich«: David weiß, dass er Gott und seine Gedanken nicht ausloten kann (V. 6), aber dass Gott ihn vollständig durchleuchtet. Darum versucht er nicht mehr, Dinge vor den Menschen zu verbergen, wie er einst getan hatte. Wer ein Knecht des HERRN ist wie David, steht und wandelt unter Gottes Augen und vor Gottes Angesicht, wie es auch ein Abraham (1Mo 17,1) und ein Elia (1Kö 17,1) taten. Das unterscheidet die wahren Knechte des HERRN von denen, die den Namen und das Gesetz Gottes im Mund führen, um die Leute zu täuschen (V. 20).
Der Gott, von dem David sagt, dass er ihn erforscht, von dem bekennt er: »und du erkennst«. Auffälligerweise fügt er nicht wie beim ersten Verb hinzu »mich«. Er will offenkundig sagen, dass Gott alles erkennt, dass er »ein Gott des Wissens« (1Sam 2,3) ist. Von V. 2 an führt David im Einzelnen aus, was Gott erkennt: »Du erkennst mein Sitzen …« – ob wir sitzen, weil unser Gewissen vor Gott zur Ruhe gekommen ist, oder ob wir wie Babylon sitzen und uns selbst einreden müssen, alles sei gut mit uns (Offb 18,7) – »… und mein Aufstehen«, d. h. alles, was mich antreibt, aufzustehen und mich ans Werk zu machen (siehe Jes 37,28).
»Du hast Einsicht in mein Wollen von fern«: Lange, bevor ich selbst einen Entschluss gefasst habe, weiß Gott es. Und er weiß alles von uns, obwohl er hoch oben über uns Menschen thront (Ps 113,5). Die Gottlosen mögen denken, er nehme nicht wahr, was auf der Erde geschieht, doch er erkennt sie auch aus der Ferne (Ps 138,6; siehe Hi 22,12.13).
Und schließlich ist Gott »vertraut mit allen meinen Wegen«. Er zählt einen jeden Schritt, den wir gehen (Hi 31,4); er weiß, welches Ziel wir erreichen wollen, und auch, ob wir es erreichen. Er wägt meine Wege, ob sie gut seien oder nicht. Weil David weiß, wie sehr wir uns täuschen können (vgl. Spr 14,12), betet er am Schluss: »Sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf dem ewigen Weg!« Das zeigt, dass David nicht allein theologisches Wissen besitzt, sondern dass seine Gotteserkenntnis dazu führt, dass er nach Gottes Willen leben will. Der Puritaner William Ames (1576–1633) schrieb in seiner systematischen Theologie »The Marrow of Theology« (auf Deutsch so viel wie »Das Mark der Theologie«) als ersten Satz: »Theologie ist die Lehre darüber, wie man Gott lebt. Römer 6,11: ›Haltet euch dafür …, dass ihr Gott lebt.‹ «

Der HERR kennt jedes Wort, bevor wir es ausgesprochen haben. Dieses Wissen band David die Zunge (Ps 39,3) und ließ ihn beten: »Setze, HERR, meinem Mund eine Wache, behüte die Tür meiner Lippen!« (Ps 141,3). Damit bewies er, dass er ein wahrer Theologe war. Was er glaubte, formte sein Denken und sein Handeln. Alle Theologie, die das nicht bewirkt, ist nichtig, Gott ein Gräuel und den Menschen ein Ärgernis.

Benedikt Bielefeld – Die Psalmen

Gott ist dem Verfasser nicht etwa nur Gegenstand oder Person einer objektiven Betrachtung. Er steht nicht etwa sinnend und forschend vor Gott wie angenommen ein Deutscher vor der Größe eines Cäsar oder eines Napoleon stehen kann, Gott steht zu ihm in einem ganz persönlichen Verhältnis. Was ihm an Erkenntnis Gottes aufgegangen, ist ihm nicht etwa nur ein objektiver Erkenntnisbesitz. Die Erkenntnis bestimmt sein Leben, gibt demselben einen entsprechenden Inhalt und eine in Gott fundierte Glaubenshaltung.

HErr, du erforschest und erkennest mich,
du weißt um mein Sitzen und Stehen, was ich denke, verstehst du von ferne.
So ist Gott dem Psalmisten zum Herzenskündiger geworden. Er lebt nicht in dem Wahn, als ob man sich mit seinem Denken, Reden und Handeln Gott entziehen könnte. Liegt es doch im Charakter jeder Sünde und Schuld, dass sie den Menschen glauben machen möchte, als ob er sich den alles erforschenden Blicken Gottes entziehen könne. Die ersten Eltern im Paradiese flohen und versteckten sich, als sie das Gebot ihres Schöpfers übertreten hatten. Indem sie sich der Gegenwart Gottes zu entziehen suchten, glaubten sie, dass ihre Übertretung vor Gott verborgen bleiben könne. Gott aber steht jenseits von Raum und Zeit. Ihn binden weder Zeitalter noch Entfernungen. Diese tiefe Erkenntnis war dem Sänger aufgegangen. Er lebte nicht mehr in der Täuschung, als ob ihn niemand in seiner Gedankenwelt kontrollieren könnte. Er wusste, Gott ergründet mich auch in den verborgensten Regungen meines Herzens. Es ist aber ungeahnte Gnade, dass Gott den Menschen bis in die geheimsten Falten seines Herzens kennt. Gott in seiner Barmherzigkeit zieht ans Licht, was der Mensch zu seinem dauernden Unheil verborgen halten würde.
Er will ihn nach Leib, Seele und Geist heiligen. Selbst des Menschen Gedankenwelt will Gott in die Zucht seines Geistes stellen. Denn eine befleckte Gedankenwelt befleckt sehr bald auch die Gesinnung und das Handeln des Menschen. Sie soll jedoch durch Gnade ein Heiligtum werden, in dem der HErr mit seinem Worte Zelten will.
Mein Wandern und mein Ruhen ermissest du, vertraut bist du mit all meinen Wegen.
Bevor noch ein Wort meine Zunge spricht, sieh’, HErr, du kennst es im Voraus genau.
Aus dem menschlichen Sinnen und Denken fließt ein entsprechendes Reden und Handeln. Kann nun der Mensch sich in seiner Gedankenwelt nicht vor Gott verbergen, wieviel weniger kann er es mit dem eigentlichen Inhalt seines Lebens. Der Psalmist fasst sein gesamtes Leben sehr anschaulich in drei Begriffe: es ist ein Wandern, Ruhen und Reden. Im Wandern drückt er die ganze Tätigkeit des Menschen aus. Ob der König regiert oder der Straßenfeger die Straße kehrt, ob der Professor doziert oder der Landmann seinen Acker pflügt, ob die Tänzerin auf der Bühne steht oder die Mutter ihr Kindlein wiegt, es sind Tätigkeiten, die des Menschen Zeit und Leben ausfüllen.
Dem Wandern entspricht das Ruhen. Es kann ganz verschieden und mannigfaltig fein: es schließt sowohl das körperliche Ausruhen als auch alles Suchen nach seelischer Entspannung in sich. Worin aber auch der Mensch sein Ruhen finden mag, Gott sichtet sein Wandern und sein Ruhen. Er stellt fest, wie weit der Mensch von dem Heil abweicht, zu dem Gott ihn berufen hat. Durch sein Wort und seinen Geist beunruhigt er das Innerste des Menschen, sobald derselbe den Weg des Todes anstatt den des Lebens geht. So wird Gottes Wissen Gnade.
Dasselbe gilt auch von dem Reden. Ob der Mund flucht oder Segnet, lügt oder die Wahrheit spricht, verführt oder die Gnade preist – Gott weiß alles, bevor es die Lippen aussprechen. Fragten in jenen alten Zeiten auch Spötter und Ungläubige: Wie kann Gott wissen. . . ? (Hiob 22,13).

Der Dichter gibt sich bewusst Rechenschaft darüber, dass auch alle seine Worte Gott bewusst sind und unter dessen Gericht oder Segen stehen. Welch eine gewissenschärfende Erkenntnis!

Jakob Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

    meine Absichten erkennst du Damit ist Gottes Allwissenheit gemeint. Die Gedanken mögen zwar zu den persönlichsten Bereichen des menschlichen Lebens zählen, aber man kann sie nicht vor dem Herrn verbergen (1.Chr. 28,9; Jer 17,10; Joh 2,25).

    139,3 Ob ich gehe oder liege, du siehst es Wörtl. „Du hast mein Gehen und mein Liegen geprüft“. Dies ist ein Merismus, der hier für die Vollständigkeit von Gottes Wissen steht (# 49,3).

    139,4 ehe mir ein Wort über die Lippen kommt Gott kennt die Gedanken Davids, bevor er sie ausspricht. Dies ist auch der Grund dafür, warum Gläubige mittels ihrer Gedanken still zu Gott beten können (S. theol. Komm.: Die Allwissenheit Gottes; Spr 15).

    Reformations-Studien-Bibel

    Gottes Anwesenheit. Die Gottlosen sind sich der unmittelbaren Gegenwart eines heiligen Schöpfers nicht bewusst. Sie denken, dass Gott irgendwie gegenwärtig wird, wenn wir unser Haupt im Gebet beugen oder ehrfürchtig in eine hohe Kathedrale gehen. In Wahrheit ist unser Schöpfer allgegenwärtig. Er weiß, wann wir uns hinsetzen und wann wir aufstehen (V. 2-12). Er durchforscht unser Herz und sieht unsere geheimsten Gedanken. Er kennt jedes Detail unseres Lebens, auch jedes geflüsterte Wort.
    Das Wissen, dass ein heiliger Gott jeden Gedanken und jede Tat sieht, ist beunruhigend für den Schuldigen, aber wunderbar tröstlich für die vergebene und gerettete Seele (siehe V. 17). Mit dieser Erkenntnis sollten wir regelmäßig mit dem Psalmisten rufen: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken; sieh, ob ein böser Weg in mir ist, und führe mich auf den ewigen Weg“ (V. 23-24).

    Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand

    139:1-24 MENSCHLICHKEIT, Leben – Sowohl unsere emotionale als auch unsere physische Natur sind das Ergebnis von Gottes schöpferischer Tätigkeit. Der gesamte Prozess des Lebens von der Empfängnis an geschieht durch Gottes schöpferische Kraft und Weisheit. In seiner Fürsorge und Sorge weiß er alles über uns. Wir können Gottes Aufmerksamkeit nie entgehen. Wie reagieren wir auf ein Leben, das vollständig unter Gottes Kontrolle steht? Wir können mit Angst reagieren, weil wir gesündigt haben. Wir können wegen Gottes Macht resignieren und aufhören, es zu versuchen. Der Psalmist hat einen anderen Weg aufgezeigt. Wir können Gott für seine Größe loben, weil er uns treu durchs Leben führt, weil er uns so gut gemacht hat, weil er sich für jeden unserer Tage interessiert, weil wir unsere Beschwerden zu ihm bringen können und weil er unsere Sünde aufdeckt und uns von ihr wegführt.

    CSB Jüngerstudienbibel

    Gott kennt uns ganz persönlich
    Psalm 139 lehrt uns über die Allwissenheit Gottes. Und obwohl David hier in erster Linie das gegenwärtige Wissen Gottes über einzelne Menschen betont, spricht er auch von Gottes Vorsehung. Ich bin sicher, dass David über die Vorstellung entsetzt wäre, dass Gott eine Einzelheit unserer Zukunft unbekannt sein könnte.
    Gott kennt uns völlig
    »Herr, du hast mich erforscht und erkannt« beginnt David. »Du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen, du verstehst meine Absicht von fern. Mein Wandeln und mein Liegen – du prüfst es. Mit allen meinen Wegen bist du vertraut« (Ps 139,1-3). Können Sie mir sagen, wie oft Sie sich gestern setzten und wieder aufstanden? Ich kann es nicht. Doch die ganze Zeit war Gott da. Kann ich mich grob daran erinnern, was ich gestern dachte? Nicht besonders gut, und keinesfalls könnte ich das exakt wiedergeben. Und doch weiß Gott all dies mit vollkommener Genauigkeit. Was gestern geschah, weiß er genauso exakt wie das, was vor zwanzig Jahren geschehen ist. Ihm ist alles gegenwärtig.
    David wendet sich nun von seinem Tun und Denken zu seinen Worten:
    »Denn das Wort ist noch nicht auf meiner Zunge – siehe, Herr, du weißt es genau« (V. 4). Selbst wenn ich nicht weiß, was ich sagen werde, selbst wenn ich keine Vorstellung davon habe, was ich am nächsten Donnerstag Nachmittag denken oder sagen werde – Gott weiß es. Meine noch ungedachten Gedanken und ungesprochenen Worte sind wie Samen – ihre Frucht ist dem Hüter der Herzen schon vorher bekannt. Er kennt schon meine zukünftigen Gedanken und Taten.
    »Von hinten und von vorn hast du mich umschlossen, du hast deine Hand auf mich gelegt« (V. 5). David denkt über die Tatsache nach, dass Gottes Wissen ihn umgibt. Er kann schlafen und Gott vergessen, doch der Allmächtige schläft nicht. David sagt letztlich: »Dein Blick ist immer auf mir.« Ein Gefangener berichtete, wie er sich fühlte, als er ständig von Wachen beobachtet wurde, Tag und Nacht. Ganz gleich wann er aufblickte, durch das Gitter starrte ihn ein Paar Augen an. Wir fühlen uns unwohl, wenn uns ein Mensch beobachtet, weil wir seine Absichten nicht kennen, doch wenn Gott uns sieht, kann uns diese Tatsache erschrecken oder trösten.
    Wenn Sie schon einmal missverstanden wurden, oder jemand Sie übervorteilte, dann seien Sie versichert – Gott es weiß. Vielleicht werden wir in die Ecke gedrängt und meinen, dass wir niemandem in der Welt vertrauen können, dass wir keinen haben, der uns und unsere Geschichte wirklich versteht. Wir können uns mit der Gewissheit trösten, dass Gott alle Fakten kennt.
    Kein Wunder, dass David fortfährt: »Zu wunderbar ist die Erkenntnis für mich, zu hoch: Ich vermag sie nicht zu erfassen« (V. 6). Wir können uns gar nicht vorstellen, welche Fülle von Informationen dem Allmächtigen ständig vor Augen steht. Wir können nur versuchen darüber nachzudenken, aber wir können es nie wirklich verstehen.

    Erwin Lutzer – 10 Lügen über Gott

    Schreibe einen Kommentar

    Nur Personen in meinem Netzwerk können kommentieren.