Schlagwort: Gott

„du bist würdig“ – II

HErr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.
Luther 1545 – Offenbarung 4,11

„Du bist es wert, dass man dir Respekt gibt, dass man dich lobt und zu dir betet. Denn du hast das Sagen über alles, was es gibt! Du hast alles gemacht, alles kommt von dir. So wie du es geplant hast, ist diese Welt entstanden und auch alles, was auf dieser Welt lebt!“
VolxBibel – Offenbarung 4:11

Luther schrieb hier HErr – und zeigte damit an, dass er der Meinung war, dass hier Jesus gemeint sei. Dass auch in der hebräischen Übersetzung nicht Jehovah geschrieben wird – aber wohl der Vater gemeint sein kann – siehe mein Blog zu diesem Vers 2020.

Offenbarung 4,9–11 Gott huldigend und lobpreisend stimmen die Ältesten in einen unaufhörlichen Wechselgesang ein. Proskynese und Niederlegen der Kränze sind auch Elemente des Kaiserzeremoniells, gebühren aber allein „dem, der auf dem Thron sitzt und in alle Ewigkeit lebt“ (vgl. Jes 6,1; Dan 6,27; 12,7), dem Herrn der Schöpfung und Geschichte. Außer ihm darf kein anderer „unser Herr und Gott“ genannt werden, auch der römische Kaiser (Domitian) nicht.

Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

Der Chor der vier lebenden Wesen schwillt an, während die vierundzwanzig Ältesten niederfallen und ihre Kronen vor den Thron werfen, um Gott anzubeten und seine Unterwerfung unter seine Autorität zum Ausdruck zu bringen. Die Ältesten preisen Gott als dreifach würdig (Herrlichkeit, Ehre, Macht), weil er seinen souveränen Willen bei der Erschaffung und Erhaltung aller Dinge ausübt. Gott erhält „Macht“, nicht in dem Sinne, dass ein allmächtiges Wesen stärker werden kann, sondern in dem Sinne, dass die Kraft seiner Geschöpfe genutzt wird, um ihn zu ehren. Diese Lobpreisungen Gottes für seine ewige Vollkommenheit und schöpferische Leistung sind der Auftakt zu einem „neuen Lied“, in dem Gott und das Lamm für die Erlösung gepriesen werden, der Höhepunkt ihrer göttlichen Würdigkeit (5:9-10).

Die ESV Studienbibel

Du bist würdig: Dieser Satz wird im Alten Testament nie auf Gott bezogen, wurde aber in Rom häufig bei der Anbetung der Kaiser verwendet. Wie hier betont wird, verdient nur Gott die Anbetung. – Du hast alle Dinge erschaffen: Viele Menschen in der Antike glaubten, dass die Götter zu beschäftigt seien, um sich um die Menschen zu kümmern. Aber Gott ist nicht nur im philosophischen Sinne allmächtig; er ist als Schöpfer und Herr beteiligt. In der Offenbarung bekräftigt die Schöpfung, dass Gott die Welt souverän beherrscht (siehe 3,14; 10,6; 14,7; 21,1). – sie existieren, weil du geschaffen hast, was dir gefiel: Gott hatte einen Zweck für alles, was er geschaffen hat.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

unser Herr und Gott Domitian (der von 81-96 n. Chr. regierte), der während Johannes‘ Exil auf Patmos römischer Kaiser gewesen sein könnte, verlangte von seinen Untertanen, dass sie ihn „unser Herr und Gott“ nennen. Johannes stellt einen klaren Gegensatz zwischen dem wahren König und demjenigen, dessen Herrschaft schließlich abgeschafft wird.

Faithlife Studienbibel

Das ist der Grund für unsere Existenz auf der Erde. Die gesamte Schöpfung wurde zum Vergnügen Gottes geschaffen. Das bedeutet nicht, dass wir „Gottes Spielzeug“ sind, wie manche meinen. So wie ein Vater erfreut ist, wenn er sieht, dass seine Kinder Freude haben, so ist unsere Freude Gottes Freude. Diejenigen, die Gott lieben, werden „ewiges Vergnügen“ haben (Psalm 16,11).

Die Evidenzbibel: Unwiderlegbare Beweise für den denkenden Verstand

Die Herrlichkeit des Königs auf dem Thron ruft Engel und Menschen dazu auf, ihn für sein Wesen und seine Werke anzubeten. Die himmlische Anbetung, die ein Vorbild für die irdische Anbetung ist, besteht darin, (a) Gott ununterbrochen und unaufhörlich zu preisen (sie ruhen nicht Tag und Nacht); (b) Gottes absolute Heiligkeit zu preisen, einschließlich seiner souveränen Macht (Herr, Gott, der Allmächtige; siehe Anmerkung in 1:8) und seines ewigen Wesens (der war und ist und kommt; siehe Anmerkung in 1:4; der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit); (c) sich vor Gottes Thron zu demütigen und zu unterwerfen (vor ihm niederfallen; siehe 7: 11; 11:16; 19:4) und ihn für ihre Rettung und ihren Sieg verherrlichen (ihre Kronen vor den Thron werfen; siehe Anmerkung bei 2:10); (d) Gott seine Rechte als universeller Herrscher zugestehen (der römische Kaiser wurde mit den Worten „Du bist würdig“ begrüßt), weil er alle Dinge erschaffen hat und sie ihre vergangene und andauernde Existenz seinem Willen verdanken (zu deinem Wohlgefallen; Spr. 16:4). Vor einem solchen Gott sind alle Menschen wie nichts (Jes 40,17).

Die Reformation Heritage KJV Studienbibel

Es bleibt also „kein Platz“ für die „Anbetung“ oder „das Preisen“ von „geistigen/geistlichen Leitern“!

Diese Doxologie (Verherrlichung Gottes) ist typisch für viele in der Apokalypse. Sie richtet sich an den Vater und an Christus. Doxologien sind ein wichtiger Aspekt der orthodoxen Liturgie, die Gott Ruhm, Ehre und Macht zuschreibt.

Die orthodoxe Studienbibel

»Herr, unser Gott, du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft« (V. 11): »Du bist würdig«, so haben sich damals die römischen Kaiser ehren lassen, insbesondere der zeitgenössische Kaiser Domitian. Und wie viele von ihnen haben sich ihrer Ehre und Macht als unwürdig erwiesen! Und wie viele haben sich auch inzwischen ihrer Ehre und Stellung unwürdig erwiesen! Wie tröstlich und gewissmachend war und ist es dagegen für die Christen jener und unserer Zeit, zu hören und zu wissen: »Herr, du bist würdig!« Wir haben einen Herrn, der uns nie enttäuscht.
bb) »Denn du hast alle Dinge geschaffen und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen«: Was haben demgegenüber schon menschliche Größen vorzuweisen? Keiner hat etwas, was er nicht zuvor empfangen hätte, von Gott und Menschen. Von Gott dagegen kommt die ganze wundervolle, vielgestaltige Schöpfung, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und er schafft nach seinem Heilsplan im Zuge seiner Heilsgeschichte nach der Katastrophe der satanischen Rebellion und der menschlichen Sünde auch das große Neue, schließlich den neuen Himmel und die neue Erde, ja überhaupt »alles« neu (2 Kor 5,17; Offb 21,1.5). Auf der Seite dieses Herrn dürfen wir stehen. An seinem Thron, in seiner Gemeinschaft dürfen wir jetzt schon und einmal enthüllt in Ewigkeit leben. Und an diesen Thron und in die Gemeinschaft mit diesem Herrn dürfen wir andere Menschen führen.

Edition C

Die Lesart, der sich RV, JND, Elberf, Rev. Elberf angeschlossen haben, lautet: »Du bist würdig, o unser Herr und unser Gott«. Sie ist persönlicher als die Lesart von AV und Luther -12 (»Herr, du bist würdig…«) und hebt sich dadurch von der Anbetung der vier lebendigen Wesen ab. Das Lob beginnt mit »würdig« (siehe 5,9) und zeigt ihre Anerkennung Gottes als des Urhebers und Erhalters aller Dinge. Die Ältesten wiederholen die Anbetung der lebendigen Wesen, ersetzen aber das Wort »Danksagung« durch »Macht«. Das Wort »Macht«, dynamis, bezieht sich hier auf das Recht des Schöpfers, innerhalb der Geschichte so zu handeln, dass Sein Vorsatz mit ihr verwirklicht wird. Das Wort kratos aus der Doxologie von 5,13 hingegen bezieht sich auf die Macht Gottes, Seinen souveränen Willen auf der Erde auszuführen. Elberf und Rev. Elberf und Menge übersetzen das auch mit »Macht«, Luther und Schlachter mit »Gewalt«. Der Aorist ektisas im Bekenntnis »du hast alle Dinge erschaffen« hebt den Zeitpunkt der Erschaffung hervor, als Gott sprach und alles ward. »Alle Dinge« ist ein biblischer Terminus für das Universum (Kol 1,16-17); er umfasst alles, was Gott in den sechs Tagen der Schöpfung ins Dasein rief. Die Ursache für das Dasein überhaupt liegt im Willen Gottes. Das Imperfekt »waren«, esan, definiert ihre gegenwärtige Existenz

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

andere Charaktereigenschaften? – II

Der Geist Gottes dagegen lässt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, 23 Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. Gegen all dies hat das Gesetz nichts einzuwenden.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Gal 5,22–23

Die Frucht des Heiligen Geistes jedoch besteht aus Hingabe, Freude, Friede, Weitherzigkeit, Güte, Wohltätigkeit, Treue, Sanftheit und Selbstbeherrschung. Gegen Derartiges gibt es kein Gesetz.
Gottes Agenda - Galater 5,22–23

Die Frucht, die der Geist hervorbringt, dagegen ist Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Glaube, Milde, Selbstbeherrschung. So etwas verbietet kein Gesetz.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Galater 5:22–23

Den Vers hatten wir 2022 schon – deshalb heute „nur Ergänzungen“.

SEIT undenklichen Zeiten hat sich der Mensch sehr für die Selbstentwicklung seines Ichs in jeder Hinsicht — körperlich, geistig und moralisch — interessiert. Zufolge der Unvollkommenheit haben seine Bemühungen hierin oft des Gleichgewichts ermangelt, und dazu kam noch die Neigung, ins Extrem zu gehen. Zum Beispiel gibt es Menschen, die mit großem Stolz ihre Muskeln entwickeln oder Athletenstücke leisten, welche Bewunderung und Beifall eintragen. Doch wird wenig erkannt, daß dies häufig auf Kosten einer guten Gesundheit geht, die im späteren Leben vermißt wird, und oft bedeutet es die Vernachlässigung feinerer, wenn auch nicht greifbarer Dinge, die mit Herz und Sinn zu tun haben. So sagt es der Apostel: „Denn körperliche Übung ist zu wenigem nützlich, aber Gottergebenheit ist nützlich zu allen Dingen, da sie eine Verheißung auf jetziges und kommendes Leben in sich birgt.“ — 1 Timotheus 4:8, NW.
Dieser Mangel an Gleichgewicht und diese Neigung zu Übertreibung sind auch zutage getreten, als sich die Menschen geistig und moralisch zu entwickeln und zu bessern suchten, indem sie oft großen Stolz über ihre Leistungen empfanden, seien es nun wirkliche oder eingebildete. Oft ist dies unter dem Einfluß und der Leitung einer der vielen Religionen geschehen, die zum gegenwärtigen System der Dinge gehören und behaupten, daß, wer sich strikt an den vorgeschriebenen Lauf halte, gewisse Verdienste und Wohltaten erlange, die sowohl sein gegenwärtiges wie auch sein künftiges Leben berühren. Auch sind selbst die Religionen, die sich zu dem einen wahren Gott bekennen, dieser Schlinge nicht entgangen. Wie kam Paulus denn dazu, in seinem Briefe an die Galater „die Frucht des Geistes“ in Gegensatz zu stellen zu den „Werken des Fleisches“? Geschah dies nicht gerade zufolge dieser Frage, die einige aufgeworfen hatten, die immer noch am System des Judaismus festhielten durch ihre Behauptung, daß Gerechtigkeit im Fleische durch „Gesetzeswerke“ erlangt werden könne, und dies „gemäß jüdischem Brauche“? Paulus wußte nur zu gut, welcher Schwierigkeit er gegenüberstand, denn, wie er in bezug auf seinen früheren Wandel sagt, machte er ‚im Judaismus größeren Fortschritt als viele seiner Altersgenossen in seinem Geschlecht‘. So schreibt er, im Innersten erregt: „Seid ihr so unverständig? Nachdem ihr im Geiste begonnen habt, wollt ihr jetzt im Fleische vollenden?“ — Galater 5:19, 22; 2:14, 16; 1:14; 3:3, NW.

Wachtturm Studienausgaben – 1.1.1955

Wer Gottes Regelbuch, die Bibel, studiert, erfährt, dass der Ehebund zwischen einem Mann und einer Frau, die dem Herrn ergeben sind, höchst heilig und bindend ist. Das wichtigste Erfordernis für irgendeine Ehe ist nach Gottes unfehlbarem Wort der Wahrheit die Liebe. Ohne Liebe wird keine Ehe erfolgreich sein. Mit Liebe wird keine Ehe scheitern. Ausser der Definition des Wörterbuches heisst es, dass Liebe „der vollkommene Ausdruck der Selbstlosigkeit“ sei. Doch ist dies nicht bloss ein kaltes, abstraktes und lebloses Prinzip oder eine Wahrheit. Liebe kommt im Handeln zum Ausdruck. Wo wahre Liebe vorhanden ist, da gibt es zwischen Mann und Frau eine warme Äusserung selbstloser Hingabe und Zuneigung. Liebe ist eine göttliche Eigenschaft, die „Frucht“ des Geistes Gottes, denn Jehova selbst ist die personifizierte Liebe. — Galater 5:22; 1 Johannes 4:8.

Wachtturm – 1.Juni1952

Und die Hauptbotschaft dieses Kapitels lautet, dass der Schlüssel zu dieser Priorität die geistliche Freundschaft ist. Bei so vielen Eheschließungen kommt der Gedanke der Reise zu Gott nur unter „ferner liefen“. Viele Christen beglückwünschen sich dazu, einen „gläubigen“ Mann bzw. Frau bekommen zu haben, aber der Glaube ist für sie nur ein Faktor unter vielen, die den anderen zum „richtigen“ Partner machen, auf einer Ebene mit gemeinsamen Interessen und Hobbys. Geistliche Freundschaft ist etwas ganz anderes. Sie bedeutet, dass man einander voller Eifer hilft, Gott immer tiefer und besser kennenzulernen, zu dienen, zu lieben und ihm ähnlicher zu werden.
Eine Frau aus unserer Gemeinde hörte einmal eine Predigt von mir über Epheser 5, wo Paulus schreibt, dass der Sinn der Ehe darin besteht, uns zu „heiligen“. Sie sagte: „Ich dachte, die Ehe ist dafür da, dass man glücklich wird! So wie Sie das sagen, klingt das ja nach Schwerarbeit.“ Sie hatte recht – die Ehe ist Schwerarbeit –, aber es war falsch von ihr, zu denken, dass man deswegen nicht glücklich wird. Paulus sagt, dass einer der Hauptzwecke der Ehe darin besteht, uns zu „heiligen“ (Epheser 5,26, ELB) und uns „schön und makellos, ohne Flecken und Falten oder einen anderen Fehler“ zu machen (V. 27). Was heißt das? Es heißt, dass das Wesen Jesu in uns reproduziert wird durch die „Frucht des Geistes“ – Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Besonnenheit und Selbstbeherrschung (vgl. Galater 5,22-25). Wenn die Liebe von Jesus und seine Weisheit und Größe in uns Gestalt gewinnen, in jedem mit seinen eigenen Gaben und Aufgaben, werden wir unser „wirkliches Ich“, die Person, die Gott meinte, als er uns schuf. Jede Seite der Bibel schreit es förmlich hinaus, dass man die Reise zu diesem Ziel nicht alleine schaffen kann. Wir müssen sie zusammen mit Brüdern und Schwestern, mit Freunden unseres Herzens machen. Und die beste menschliche Freundschaft, die für dieses Abenteuer möglich ist, ist die mit dem Geliebten und Freund, der unser Ehepartner ist.
Ist dies Arbeit? O ja, jede Menge! Aber es ist die Arbeit, zu der Gott uns geschaffen hat. Heißt dies, dass es in der Ehe nicht darum geht, glücklich zu werden, sondern heilig? Ja und nein. Wie schon gesagt: Dies ist ein falscher Gegensatz. Wer einmal begriffen hat, was Heiligkeit ist, der erkennt: Echtes Glück ist nicht etwas, das wir erleben müssten, bevor wir uns entscheiden, uns auf den Weg zur Heiligkeit zu machen. Echtes Glück erleben wir, wenn wir diesen Weg gehen! Unsere Heiligung gibt uns neue Wünsche und Begierden und zügelt die alten. Wenn wir also in der Ehe glücklich werden wollen, werden wir Ja dazu sagen, dass die Ehe uns heilig machen soll. Wie C. S. Lewis es ausdrückt:
Er [Gott] schenkt die Glückseligkeit, die es gibt, nicht die Glückseligkeit, die es nicht gibt. Entweder Gott sein; oder Gott ähnlich sein und an Seiner Gutheit in geschöpflicher Antwort teilhaben; oder unglückselig sein – das sind die drei einzigen Möglichkeiten, die es gibt. Wenn wir nicht lernen wollen, die einzige Nahrung zu essen, die das Weltall hervorbringt, die einzige Nahrung, die irgendein denkbares Weltall irgendwann hervorbringen kann – dann müssen wir auf ewig Hunger leiden.

Und jetzt können wir konkreter werden. Wie können Ehepartner einander konkret helfen auf dieser Reise zu Gott? Die Antworten finden Sie im nächsten Kapitel.

Timothy und Kathy Keller – Ehe – Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens

Gott übt auf seine Auserwählten einen anregenden Einfluss oder eine Kraft aus.
Der Apostel betete zu Gott für die Heiligen in Ephesus, dass die Augen ihres Verstandes erleuchtet werden, damit sie unter anderem erkennen, „wie groß seine Macht über uns, die wir glauben, ist“ (Eph 1,19), und dass sie „durch seinen Geist im Innern des Menschen gestärkt werden“ (3,16). Auf diese Weise werden die Kinder Gottes befähigt, den guten Kampf des Glaubens zu führen und gegen die feindlichen Kräfte anzukämpfen, die ständig gegen sie kämpfen. In sich selbst haben sie keine Kraft: Sie sind nur „Schafe“, und Schafe gehören zu den wehrlosesten Tieren, die es gibt; aber die Verheißung ist sicher: „Er gibt den Müden Kraft, und denen, die keine Macht haben, gibt er Stärke“ (Jes 40,29).

Es ist diese energetische Kraft, die Gott auf und in den Gerechten ausübt, die sie befähigt, ihm annehmbar zu dienen. Der alte Prophet sagte: „Ich aber bin voll Kraft durch den Geist des Herrn“ (Micha 3,8). Und unser Herr sagte zu seinen Aposteln: „Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist“ (Apg 1,8), und so war es auch, denn von diesen Männern lesen wir später: „Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus; und große Gnade war über ihnen allen“ (Apg 4,33). So war es auch bei dem Apostel Paulus: „Und meine Rede und meine Predigt war nicht mit verlockenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in der Erweisung des Geistes und der Kraft“ (1 Kor 2,4). Aber der Umfang dieser Kraft ist nicht auf den Dienst beschränkt, denn wir lesen in 2 Petrus 1,3: „Wie seine göttliche Kraft uns alles gegeben hat, was zum Leben und zur Gottseligkeit gehört, durch die Erkenntnis dessen, der uns zur Herrlichkeit und zur Tugend berufen hat.“ Daher werden die verschiedenen Gnaden des christlichen Charakters, „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Sanftmut, Güte, Glaube, Sanftmut, Mäßigung“, direkt Gott selbst zugeschrieben und als „Frucht des Geistes“ bezeichnet (Gal 5,22-23). Vergleiche Epheser 5,9.

A.W. Pink – Die Souveränität Gottes

Nachdem er all diese Dinge aufgezählt hat, weist er darauf hin, dass Menschen, die solche Dinge praktizieren, nicht in das Reich Gottes kommen werden, weil dies Werke sind, die von Menschen zeugen, die unerlöst sind. Ungerettete Menschen werden natürlich nicht in das Reich Gottes kommen.

Offensichtlich sind Gläubige manchmal dieser Sünden schuldig. Was er damit sagen will, ist, dass ein wahrer Gläubiger nicht immer durch all diese Dinge gekennzeichnet sein wird. Er befasst sich mit dem, was gewohnheitsmäßige Praxis ist, im Gegensatz zu dem, in das ein Gläubiger einfach gelegentlich verfällt. Alle diese Handlungen sind Beweise für Menschen in einem unerlösten Zustand, und unerlöste Menschen werden nicht in das Reich Gottes kommen. Diese Werke bei Gläubigen bedeuten nicht, dass sie nicht in das Reich Gottes kommen werden, aber es bedeutet, dass sie nicht auf der Grundlage des neugeborenen menschlichen Geistes wandeln. Gläubige können in der Tat in diese Sünden fallen, aber wenn sie wahre Gläubige sind, werden sie von Gott so behandelt, dass sie entweder Buße tun oder durch göttliche Zucht vorzeitig in den Himmel gebracht werden. Diejenigen, die diese Dinge gewohnheitsmäßig praktizieren, zeigen, dass sie sich in einem unerlösten Zustand befinden. Nochmals, Menschen in einem unerlösten Zustand werden einfach niemals in das Königreich eingehen können.

Nach der Aufzählung dieser verschiedenen Ergebnisse des Wirkens auf der Grundlage der alten Natur, erwähnt er dann in den Versen 22-23 die Ergebnisse des Wandelns auf der Grundlage der neuen Natur, des neugeborenen menschlichen Geistes: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung; gegen solche ist kein Gesetz.
Er erwähnt neun Dinge, die gewöhnlich als die Frucht des Geistes bezeichnet werden. Aber noch einmal, diese sind nicht die Frucht des Heiligen Geistes, sie sind die Frucht des neugeborenen menschlichen Geistes. Natürlich ist der neugeborene menschliche Geist neugeboren, weil er durch den Heiligen Geist regeneriert wurde, also ist der Heilige Geist letztendlich verantwortlich.

Was jedoch eine direkte Ursache-Wirkungs-Beziehung angeht, so haben wir es hier mit dem neugeborenen menschlichen Geist zu tun. Diese neun Ergebnisse sind: Liebe, Freude, Friede, Langmut [Geduld], Freundlichkeit [Betonung einer Haltung oder eines Geistes der Freundlichkeit], Güte [gute Taten], Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. Dies sind die neun Ergebnisse des neugeborenen menschlichen Geistes, und sie wirken den in den Versen 19-21 genannten Ergebnissen des alten Fleisches entgegen.
Die fünfte Antwort wird in Vers 24 gegeben: „Die aber aus Christus Jesus sind, haben das Fleisch gekreuzigt mit seinen Leidenschaften und Begierden.
Die fünfte Antwort darauf, wie wir das geistliche Leben leben, ist, das Fleisch als ein für alle Mal tot zu betrachten. Positionell gesprochen, auf der Grundlage der positionellen Wahrheit, sollen wir das Fleisch als tot betrachten. Von der Position her ist das Fleisch tot, aber erfahrungsmäßig gibt es einen Kampf zwischen den beiden Fähigkeiten, wie er in Vers 17 und auch in Römer 6,6 betont. In Römer 7,15-25 beschreibt er diesen Kampf im Detail. Von der Position her ist das Fleisch tot, aber erfahrungsgemäß gibt es einen Kampf zwischen den beiden Fähigkeiten.

Diejenigen, die in Jeschua dem Messias sind, haben das Fleisch gekreuzigt. Daher hat der Gläubige, im Gegensatz zum Ungläubigen, die Kraft und die Fähigkeit, auf der Grundlage des neugeborenen menschlichen Geistes zu handeln und zu wandeln. Der Ungläubige hat keine Wahl; nur der Gläubige hat sie. Da er eine solche Wahl hat, lautet die Ermahnung: Lasst uns auf der Grundlage des neugeborenen menschlichen Geistes wandeln und lasst uns die neunfache Frucht dieses neugeborenen menschlichen Geistes in unserem täglichen Leben hervorbringen.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch der Galater

Die Frucht … die der Geist Gottes hervorbringt In Römer 6,22, Epheser 5,9 und Philipper 1,11 gebraucht Paulus auch das Bild von der Frucht, um die rechte Verhaltensweise des Glaubenden zu beschreiben. Ebenso fordert Johannes der Täufer, dass echte Umkehr auch die „Frucht“ des korrekten ethischen Verhaltens hervorbringen müsse (Mt 3,8; Lk 3,8), und auch Jesus verheißt, dass Glaubende – die Leben von ihm empfangen haben, weil sie wie Reben mit dem Weinstock verbunden sind – Frucht hervorbringen werden, die seinen Vater verherrlichen wird (Joh 15,1–8). Die Liebe, die der Geist hervorruft, ist wie die Liebe Christi; sie geht weit über jede Zurschaustellung gesetzlicher Selbstgerechtigkeit hinaus (Lk 10,25–37).

Reformations-Studien-Bibel

Der christliche Charakter besteht nicht nur in moralischer und gesetzlicher Korrektheit, sondern in dem Besitz und in der Auswirkung der Tugenden, die in den Versen 22 und 23 genannt sind. Zusammengenommen stellen sie ein Charakterbild Christi dar; sie können auch als Erklärung des Apostels seiner Aussage in 2,20 verstanden werden: »nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir«. Die Reihe dieser Tugenden ist außerdem eine Begriffserklärung für »Frucht« in Joh 15,1–8. Ein solcherart geprägter Charakter des Gläubigen ist möglich, weil dieser in lebendiger Vereinigung mit Christus steht (Joh 15,5; 1Kor 12,12.13) und weil die neue Gesinnung Frucht des Geistes ist. »Frucht« (Einzahl), im Gegensatz zu »Werken« (Mehrzahl, V. 19), zeigt an, dass das Leben des Gläubigen im Geist in Ziel und Richtung einheitlich ist – im Gegensatz zum Leben im Fleisch mit allen inneren Konflikten und Enttäuschungen.

Scofield-Bibel

Anders als das Befolgen der sündigen Natur (5,19-21) führt das Befolgen des Heiligen Geistes (5,16) zu einem gottgefälligen Leben, was menschliche Anstrengung und das Gesetz nicht leisten können (vgl. Johannes 15,1-8). – Diese Tugenden richten sich direkt gegen die Auseinandersetzungen in der Gemeinde in Galatien. – Liebe: Die größte christliche Tugend umfasst alle anderen (1 Kor 13,4-7). Nur der Geist Gottes kann in uns Liebe zu denen erzeugen, die uns hassen (Mt 5,43-48; Lk 6,35-36). – Die Freude, die der Geist hervorbringt, hängt nicht von den Umständen ab (Röm 15,13; 2 Kor 6,10; 8,2; 1 Thess 1,6). – Frieden mit Gott schafft inneres Wohlbefinden (Röm 5,1; Kol 1,20; Eph 2,15; Phil 4,6-7), das sich auf unsere Beziehungen zu anderen auswirkt, so dass wir zu Friedensstiftern werden (Mt 5,9; Röm 8,6; 12,18; 14,17-19; 2 Kor 13,11; Eph 4,3; 6,15). – Geduld (oder Toleranz oder Langmut) gibt uns Nachsicht gegenüber anderen Menschen und Ausdauer unter ungünstigen Umständen (Eph 4,2; 2 Tim 4,2; Jak 5,10-11). Gott ist geduldig mit uns (2. Mose 34,6; Ps 103,8; Röm 2,4; 9,22; 1. Tim 1,16; 2. Petr 3,15) und verspricht seine Gegenwart bei denen, die geduldig mit anderen sind (Jes 57,15). – Freundlichkeit bedeutet Großzügigkeit, einen gebenden Geist, der widerspiegelt, wie Gott mit uns umgeht (Röm 2,4; 11,22; Titus 3,4-6). – Güte: Vgl. Röm 15,14; Eph 5,9; 2 Thess 1,11. – Treue (oder Glaube) bedeutet, dass wir in unseren Beziehungen guten Glauben und Treue üben, so wie Gott es mit uns tut (1. Kor 1,9; 10,13; 2. Thess 3,3).
Sanftmut steht im Gegensatz zu den Lastern aus 5:20 und erfordert Stärke (siehe Spr 15:1, 4; Mt 11:28-29; Eph 4:2). – Selbstbeherrschung: Der Heilige Geist gibt keine moralische Lizenz, sondern befähigt die Menschen, Sünde zu vermeiden (vgl. 5,13; Röm 6,14-18; 1 Thess 4,3-7; 1 Petr 2,16; siehe auch Apg 24,25; Titus 1,8). – Es gibt kein Gesetz gegen diese Dinge! Paulus stellt das Offensichtliche fest, macht aber auch deutlich, dass diejenigen, die durch den Geist tugendhaft sind, kein Gesetz brauchen, um sie zu regieren.

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Geist: Es stellt sich die Frage, ob Paulus hier speziell die Werke meint, die der wiedergeborene menschliche Geist einer Person vollbringt, oder die Werke, die der Heilige Geist selbst im Leben der Gläubigen vollbringt. Die Analogie mit den Früchten erinnert an die Lehre Jesu über den Weinstock, die Reben und die fruchtbare Ernte (siehe Johannes 15,1-5).
5:24 Christen sind geistlich „mit Christus gekreuzigt“ (2:20). Sie müssen nicht mehr den Werten oder Wünschen der Welt folgen (6:14). Allerdings fällt es Christen schwer, diese geistliche Realität auf die Leidenschaften (Zuneigungen) und Begierden (Lüste) des Fleisches anzuwenden (V. 16). Diejenigen, die diese sündigen Begierden gemeistert haben, sind diejenigen, die ihren Fokus auf Gott gerichtet haben (siehe Jer. 9:23, 24; Dan. 11:32; Joh. 17:3; Hebr. 12:1-3).

Die Nelson Studienbibel

Die Frucht des Geistes. Die Frucht entsteht nicht durch Anstrengung (durch gesetzeskonformes Verhalten), sondern wächst auf natürliche Weise (aus Vertrauen). „Ein Baum wird nach seinen Früchten beurteilt“, sagte Jeschua (Mt. 12:33-37). Argumente für die objektive Wahrheit der Guten Nachricht sind notwendig, aber was es braucht, ist die Frucht der Ruach HaKodesh im Leben des Gläubigen.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen (H. Adam, d. i. von der Erde; adama= Erdboden) machen in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis; und sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über das Gevögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, (Eig sich Regendes) das sich auf der Erde regt!
Elberfelder 1871 – Genesis 1,26

Gott sprach:
Machen wir den Menschen in unserem Bild nach unserem Gleichnis!
Sie sollen schalten über das Fischvolk des Meeres, den Vogel des Himmels, das Getier, die Erde all, und alles Gerege, das auf Erden sich regt.
Buber & Rosenzweig – Genesis 1:26

Gott sprach: Wir wollen einen Adam (Stellvertreter) machen in einer unser würdigen Hülle wie es unserm Ebenbilde entspricht, und sie sollen ihre Herrschaft üben an dem Fische des Meeres und an dem Vogel des Himmels und an dem Viehe und an der ganzen Erde und an allem Gewürm, das dahinschreitet auf der Erde.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – 1.Mose 1,26

und sprach: Lasset uns (- Rede der drei göttlichen Personen. (Euph., Iren., Basil., Greg. Nyss., Cyr. Alex.) – Alles übrige schafft Gott durch ein bloßes Gebot, hier tritt die heilige Dreifaltigkeit gleichsam zuvor in Beratung mit sich selbst. (Greg. Nyss.) Erst aus der Offenbarung des Neuen Testamentes kann erkannt werden, wie dem einen Gott die Mehrzahl der Personen zukommen kann.-) den Menschen machen nach unserem Bilde und unserer Ähnlichkeit,(- Vorbild und Ähnlichkeit. Diese beiden Worte sind fachlich nicht verschieden, wie der folgende Vers zeigt, wo der Mensch nach Gottes Bilde geschaffen heißt und nach [1Mose 5,3] wo die beiden Substantive in umgekehrter Reihenfolge stehen. Die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott besteht darin, dass seine Wesensform die geistige, unsterbliche Seele ist, deren Wirken sich als selbstbewusstes Empfinden, Erkennen und freies Wollen äußert. (Natürliches Ebenbild.) Indem Gott den ersten Menschen mit der Gnade ausstattete, erhob er dieses Bild zur vollkommenen Ähnlichkeit, welche besonders durch die Übung der Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zum Ausdruck gebracht und vollendet wird. Der Leib ist kein Bild Gottes, sondern der Beweis und das Zeichen des (natürlichen) Bildes Gottes in uns, insofern seine aufrechte Haltung Gottes Majestät nachahmt und die Gabe der Rede die Dolmetscherin des Verstandes und Willens ist, wie auch das äußere Gebahren die inneren Tugenden verrät. Unser: Das Bild dessen, was den drei göttlichen Personen gemeinsam ist. -) und er herrsche (- Vergl. [1Mose 9,2] -) über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels, und über alles kriechende Getier, das sich auf Erden regt. (-Sechs Vorzüge werden hier dem Menschen zuerteilt. Seine Erschaffung wird zuletzt berichtet, er wird als über den Tieren stehend bezeichnet, er wird durch besonderen göttlichen Ratschluss erschaffen, nach Gottes Bild und Ähnlichkeit. Ihm wird die Herrschaft über Tiere und Pflanzen verliehen, nach seiner Erschaffung ruht Gott von seinem Werke. In Kap. 2 kommt hinzu die Erschaffung seiner Seele aus Nichts durch Gott. -) [1Mose 5,1, 1Mose 9,6, 1Kor 11,7]
Allioli Bibel – 1.Mose 1:26

Weiterhin sprach Gott: Ich will (Wir wollen/werden, Lasst uns) ( Es gibt verschiedene Theorien, warum Gott hier im Plural spricht; die meisten werden gut von Clines 1968 wiederlegt. Eine gute Übersicht über die Positionen gibt Westermann 1983, S. 200f. Am meisten Anhänger hat heute wohl die Position, die im Plural einen plural deliberationis sieht (vergleichbar dem deutschen „Dann wollen wir mal X tun“ der Selbstermunterung; im Deutschen aber wahrscheinlich mehr der Umgangssprache zuzuordnen als im Hebräischen, daher keine gute Übersetzung. Übersetze: „Ich will“); vgl. Cassuto 2005, S. 55; Clines 1968, S. 68 (mit Einschränkung); JM §114; Junker 1953, S. 13; Koehler 1969, S. 9; König 1919, S. 154f.; Scharbert 1990, S. 44; Westermann 1983, S. 201. Ähnlich schon BerR: „Nach R. Ami berieth sich Gott mit seinem Herzen.“ (Üs. nach Wünsche 1881, S. 31) -) Menschen (die Menschheit, Adam) (- Das im Hebräischen häufige Wort für Mensch ist zugleich der Name des ersten Menschen Adam (אָדָם), hier wird es aber vermutlich nicht als Personenname, sondern als Gattungsbezeichnung verwendet, da im Folgevers mit Artikel auf das Wort Bezug genommen wird. אָדָם ist von dem Wort אֲדָמָה („Erdboden“) abgeleitet, das etwa in V. 25 verwendet wurde („Boden“). S.a. NET. -) als mir (uns) ähnliches (- W. auf den ersten Blick: „als unsere Statue als unsere Ähnlichkeit“ (zu den Präpositionen vergleiche gut Clines 1968, S. 75f.; dass beide Präpositionen die selbe Bedeutung haben ist heute die Mehrheitsmeinung); meist wird das zweite Glied כִּדְמוּתֵנוּ „als unsere Ähnlichkeit“ so aufgefasst, dass es das erste Glied בְּצַלְמֵנוּ „als unsere Statue“ näher bestimmt; daher „uns ähnliches“ – vgl. Clines 1968, S. 70; Koehler 1969, S. 7f.; König 1919, S. 156; Schellenberg 2011, S. 82f.; Wenham 1987. -)  Bildnis (Stellvertreter, Widerpart) (- Bildnis wird in der Bibel v.a. dann verwendet, wenn von einer Statue nicht als bloßer Statue, sondern als wirkmächtiger Entität die Rede ist – v.a. im Zhg. mit Götzenbildern, die ein Götze sich als „Körper“ auserkoren hat. Entsprechend muss es dann wohl auch hier gedeutet werden; das Wort stellt den Menschen in eine Relation zu Gott: Der Mensch ist insofern צֶּלֶם Gottes, als Gott in ihm und durch ihn auf Erden wirkt (so z.B. auch Clines 1968, S. 88: „According to Genesis 1:26f. man is set on earth in order to be the representative there of the absent God who is nevertheless present by His image.“). So wird das Motiv dann ja auch im Neuen Testament aufgegriffen: Jesus ist „als Ebenbild des unsichtbaren Gottes die Erscheinung, die Sichtbarwerdung Gottes selbst.“ (Schlink 1969, S. 97). Gen 1 greift damit auf ein Motiv zurück, das man v.a. im Zhg. mit dem ägyptischen und babylonischen Königtum kennt: Dort ist es der König, der als „Bild Gottes“ auf Erden regieren soll. Die übliche Übersetzung mit „Bildnis“ macht das nicht klar; die am leichtesten verständliche Entsprechung dazu wäre wohl das alte „Stellvertreter Gottes“. Wenn darauf folgend auch noch betont wird, dass der Mensch nicht nur Stellvertreter Gottes, sondern sogar ein Gott ähnlicher Stellvertreter Gottes ist, stellt dies nur noch eine Steigerung der mit צֶּלֶם ausgedrückten, ohnehin schon engen Mensch-Gott-Relation dar.Für andere Übersetzungs- und Deutungsweisen vgl. Westermann 1983, der dazu einen elfseitigen Überblick über die Forschungsgeschichte bringt. -)  machen! (Damit) (- Ob das Herrschen Sinn und Inhalt der Gottesebenbildlichkeit ist oder ob es sich nur sozusagen nebenbei daraus ergibt ist in der Forschung umstritten; „… machen, damit sie herrschen“ oder „… machen. Sie sollen herrschen“ ist beides gleich wahrscheinlich. -) Sie sollen über die Fische {des Meers} und über die Vögel {des Himmels} (- Die Kollokationen „Fische des Meeres“ und „Vögel des Himmels“ bezeichnen einfach nur „Fische“ und „Vögel“; „des Meeres/Himmels“ kann in der Übersetzung ausgespart werden -) und über das Vieh und über die ganze Erde (alle wilden Tiere) (- Textkritik: „über die ganze Erde“ fügt sich hier recht schlecht in den Textzusammenhang; viele (z.B. Drouot et al. 2000, S. 369; Speiser 1964, S. 7 und Westermann 1983, S. 110) ergänzen daher הית, so dass der Text „Tiere des Feldes“ lauten würde. Alternativ könnte man deuten als Anakoluth und das Waw als Waw emphaticum lesen: „über die Fische, über die Vögel, über das Vieh – ja!, über die ganze Erde! – und über alle Reptilien, die auf der Erde kriechen.“ Von diesen beiden Möglichkeiten ist aber entschieden Variante 1 vorzuziehen. -) und über alle auf der Erde kriechenden Reptilien (kriechenden Tiere) herrschen (knechten). (- Die genaue Bedeutung von רדה herrschen ist umstritten. Es scheint einige Kognate (->Etymologie) mit der Bedeutung „gehen, treten“ zu haben; daraus wird häufig die Grundbedeutung „niedertreten“ => „gewaltsam beherrschen“ abgeleitet. Ingressiv hat es wohl die Bedeutung „unterjochen“ (s. z.B. Zorell 758); durativ listen die meisten Lexika schlicht „herrschen“ fügen dann aber hinzu, dass es auch dann den „Nebensinn des Unterdrückens“ (so z.B. KBL3, S. 1110) habe (vgl. ähnlich z.B. Alter 1996, S. 5; Westermann 1983, S. 222). Einige Exegeten wollen demgegenüber רדה sogar eine besonders sanfte Art des Leitens bedeuten lassen, so z.B. Zenger 1983, S. 91: „Das Wort bezeichnet eigentlich das Umherziehen des Hirten mit seiner Herde, der seine Herde auf gute Weide führt, der die Tiere gegen alle Gefahren schützt, sie vor Raubtieren verteidigt und die schwachen Tiere seiner Herde gegen die starken schützt und dafür sorgt, daß auch sie genügend Wasser und Nahrung finden.“ Gegen eine solche „sanfte“ Interpretation wendet aber neuerdings wieder überzeugend Schellenberg 2011 ein: „Gegen eine zu friedliche Interpretation spricht vorab das im gleichen Kontext gebrauchte Verb כבש, das – trotz gegenteiliger Beteuerungen v.a. von Lohfink und Koch – klar gewalttätig konnotiert ist […]. Im Deutschen trifft man die Konnotation all der verschiedenen Verwendungszusammenhänge von כבש wohl am besten mit der Übersetzung »unterwerfen.« Dass hinter den Herrschaftsaussagen von 1,26.28 nicht ein besonders friedliches Bild des Mensch-Tier-Verhältnisses stehen kann, zeigt auch die Reihe der dabei genannten Tiere: Sie umschliesst neben dem Vieh auch die Fische, die Vögel, das Kriechgetier und die wilden Tiere, die der Mensch weder »hüten« noch »domestizieren« kann.“ (S. 54f.)  Vor diesem Hintergrund scheint uns die Bedeutung „knechten“ eigentlich wahrscheinlicher als das allgemeine „herrschens“. Dies noch mehr, da die Priesterschrift (zu der auch Gen 1 gehört) Gott darstellt als transzendenten und „absoluten Herrscher“ – sogar so sehr, dass er zwei Kapitel später sozusagen einfach mal die ganze Erde vernichten kann, weil ihm nicht passt, wie sie sich entwickelt hat. Wenn richtig ist, was wir eben zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen geschrieben haben, legt sich רדה als ein Ausdruck einer absoluten (Gewalt-)Herrschaft gleich noch mal so nahe. Wir haben dennoch „herrschen“ als primäre Alternative angegeben, da diese Übersetzung am ehesten beiden Lagern gerecht werden kann.-)
offene Bibel – Genesis 1,26

Die Verse 27 und 28 hatten wir ja im Laufe der Jahre schon…

Die Bibel ist der Schlüssel, der das Geheimnis des alten Menschen lüftet. Sie stellt den Menschen als ein Geschöpf dar, das nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde – mit enormer Intelligenz und der Fähigkeit, große Leistungen zu vollbringen. Die Bibel beschreibt den Menschen der Antike als einen Menschen, der dem heutigen Menschen an Wissen überlegen ist (Prediger 1,9 LB). Vergiss nicht, dass Wissenschaft und Technologie eine Erweiterung des Christentums sind. Sie sind ein Ergebnis der Reformation – einer Zeit des großen Erwachens zu Gott und seinem Wort, die den Weg für den Fortschritt der Wissenschaften öffnete. Der Mensch war in Kontakt mit der Realität, mit seinem Schöpfergott und seiner Schöpfung, statt mit Satan durch heidnische Anbetung, Aberglauben und Mythen.

Dennis Gordon Lindsay – Das ABC der Evolutionstheorie

Lasst uns … unserem … uns Der Gebrauch des Plurals wird hier unterschiedlich ausgelegt. Einige sehen dies als einen Hinweis auf eine Pluralität innerhalb der göttlichen Einheit, die auf die spätere Offenbarung des einen Gottes im Neuen Testament als Vater, Sohn und Heiliger Geist hindeutet. Andere erklären diesen Gebrauch grammatikalisch – entweder als pluralis majestatis (# 1,1) oder als pluralis deliberationis (bei dem Gott die Aussage an sich selbst richtet). Schließlich argumentieren einige dafür, dass Gott und sein himmlischer Hofstaat mit den Engeln im Blick sind (# Jes 6,8).

Bild … uns ähnlich In einigen Kulturen des Alten Orients wurde der menschliche König als das Abbild einer Gottheit betrachtet; als solcher regierte er im Auftrag der Gottheit. Indem er die Menschen in seinem Bild schafft, gewährt ihnen Gott die Autoriät, als seine Vizeregenten über die Erde zu herrschen. Dies wird durch die Bezugnahme auf das Ausüben von Herrschaft über alle anderen Geschöpfe in Vers 26 und 28 bekräftigt. Während Gott vorsieht, dass die Menschen so regieren, wie er regieren würde, verraten Adam und Eva Gott, indem sie es versäumen, Autorität über die Schlange auszuüben (3,1–7). Obgleich die Menschen danach ihre gottgegebene Fähigkeit zu herrschen behalten, tun sie dies nicht länger als Gottes Vizeregenten. Das gewalttätige Verhalten von Menschen in den ersten Kapiteln von 1.Mose legt Zeugnis von ihrem verfehlten Gebrauch von Macht ab. Nur in Jesus Christus begegnen wir zum ersten Mal jemandem, der als Gottes wahrer Vizeregent herrscht, dem Einen, der auch die Vizeregentschaft seines Volkes wiederherstellt.

Mittelalterliche Theologen unterschieden sehr zwischen „Bild“ und „Abbild“, wobei „Bild“ als eine Bezugnahme auf die natürliche Vernunft gesehen wurde und „Abbild“ als ein Bezug auf die ursprüngliche Gerechtigkeit, die beim Sündenfall verloren ging. Neuere Forschungen kommen zum Ergebnis, dass die beiden hebräischen Ausdrücke in der Bibel synonym gebraucht werden (V. 27; 5,1.3; 9,6).

DIE MENSCHEN, GESCHAFFEN IM BILD GOTTES
In der Kunst ist das Erschaffen von Bildnissen eine Sache von Schönheit. Malerei, Bildhauerei und dergleichen sind oft eine Abbildung von realen Dingen. Damit stellen wir Objekte dar, die dem wirklichen Leben entnommen sind.
Der perfekte Künstler ist Gott. Er gestaltete das Universum. Er hinterließ seine Handschrift in solch einer Weise, dass die Himmel die Herrlichkeit Gottes erzählen und das Firmament sein Meisterwerk zur Schau stellt.
Als Gott die Geschöpfe erschuf, welche die Erde und das Meer erfüllten, schuf er ein Geschöpf, das einzigartig als sein Ebenbild erschaffen wurde. 1.Mose 1,26–27 erklärt:
„Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich; die sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde, auch über alles Gewürm, das auf der Erde kriecht! Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.“
Dass die Bibel sagt, dass wir im Bild Gottes und ihm ähnlich erschaffen sind, hat einige zu der Schlussfolgerung geführt, dass es einen Unterschied zwischen „nach dem Bild Gottes“ und „Gott ähnlich“ gibt. Aber die Struktur der biblischen Sprache zeigt an, dass „Bild“ und „Ähnlichkeit“ die gleiche Sache bezeichnen. Wir sind Abbilder Gottes, Geschöpfe, die mit einer einzigartigen Fähigkeit geschaffen wurden, den Charakter Gottes widerzuspiegeln und wiederzugeben.
Im Bild Gottes geschaffen zu sein, wird gewöhnlich so verstanden, dass wir im gewissen Sinne wie Gott sind. Obwohl er der Schöpfer ist und wir die Geschöpfe sind und obwohl Gott uns hinsichtlich seines Seins, seiner Macht und seiner Herrlichkeit übertrifft, sind wir ihm trotzdem in gewissem Sinne gleich. Zwischen Gott und uns besteht eine gewisse Analogie. Gott ist ein intelligentes und moralisches Wesen. Auch wir sind moralisch Handelnde, die mit einem Verstand, einem Herzen und einem Willen ausgestattet sind. Diese Fähigkeiten ermöglichen es uns, Gottes Heiligkeit widerzuspiegeln, was unsere ursprüngliche Berufung ist.
Wenn der Begriff „Mensch“ in Bibelstellen wie „Gott schuf den Menschen in seinem Bild“ gebraucht wird, bedeutet er „Menschheit“. Sowohl Männer als auch Frauen der menschlichen Gattung sind nach dem Bild Gottes geschaffen. Ein Teil der Ebenbildlichkeit besteht in der Berufung der Menschheit, die Erde zu regieren, die Herrschaft über sie auszuüben. Als Gottes Vizeregenten sind wir berufen, die Erde zu gestalten, zu füllen und zu bewahren. Hierbei sind wir dazu aufgerufen, den Charakter von Gottes gerechter Regentschaft über das Universum widerzuspiegeln. Niemals zerstört er das, was er verwaltet, niemals beutet er es aus, sondern regiert vielmehr in Gerechtigkeit und Freundlichkeit.
Beim Sündenfall der Menschheit geschah etwas Entsetzliches. Das Ebenbild Gottes wurde stark verwischt. Unsere Fähigkeit, seine Heiligkeit widerzuspiegeln, wurde stark beeinträchtigt, sodass der Spiegel nun beschlagen ist.
Der Sündenfall hat jedoch nicht unser Menschsein zerstört. Obwohl unsere Fähigkeit, Gottes Heiligkeit widerzuspiegeln, beim Sündenfall verloren ging, sind wir immer noch menschlich. Wir haben immer noch einen Verstand, ein Herz und einen Willen. Wir tragen immer noch die Handschrift unseres Schöpfers. Die Wiederherstellung der vollständigen Ebenbildlichkeit Gottes in den Menschen wird durch Christus erreicht. Er ist, wie der Autor des Hebräerbriefs erklärt, „die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens“ (Hebr 1,3).

sollen herrschen Gott gibt den Menschen den Kulturauftrag, um als wohlgesonnene Könige die Schöpfung zu regieren (9,2; Ps 8,6–9; Hebr 2,5–9). Gott hat vorgesehen, dass die Menschen über andere Lebewesen herrschen (V. 28), aber sie können nicht über die himmlischen Mächte, insbesondere über Satan, regieren (Kap. 3; Eph 6,10–12). Nur der letzte Adam, das genaue Ebenbild der Person Gottes (Kol 1,15; Hebr 1,3), sowie diejenigen, die mit ihm vereint sind, können dies tun (3,15; Mt 4,1–11; Kol 3,10).

Reformations-Studien-Bibel

Mensch. 1Mo 1,26.27 gibt den allgemeinen Bericht von der Erschaffung des Menschen und 1Mo 2,7.21–23 die Einzelheiten. Die offenbarten Tatsachen sind folgende:

(1) Der Mensch wurde geschaffen,er entwickelte sich nicht. Dies wird ausdrücklich festgestellt und von Christus bestätigt (Mt 19,4; Mk 10,6); es wird auch bestätigt durch die unüberbrückbare Kluft zwischen Mensch und Tier; das höchststehende Tier hat kein Gottesbewusstsein (religiöse Natur).
(2) Der Mensch wurde »nach dem Bild und der Gleichheit« Gottes gemacht. Dieses Bild findet sich vor allem in der Tatsache, dass der Mensch ein persönliches, vernünftiges und moralisches Wesen ist. Wenn auch Gott unendlich ist, der Mensch aber endlich, so besitzt der Mensch doch die Elemente der Persönlichkeit, die denen der göttlichen Person gleichartig sind: Denken (1Mo 2,19.20; 3,8); Fühlen (1Mo 3,6); Wollen (1Mo 3,6.7). Dass der Mensch eine moralische Natur hat, wird aus dem Bericht klar und ferner bezeugt durch die Darstellung des NT (Eph 4,23.24; Kol 3,10). Der Mensch ist auch nach 1Thes 5,23 (vgl. Fußnote)eine Dreiheit; er ist Leib, Seele und Geist; aber weil »Gott Geist ist« (Joh 4,24), darf diese dreigeteilte Natur des Menschen nicht verwechselt werden mit dem ursprünglichen »Bild und (der) Gleichheit« Gottes, die geistlich ist und sich auf die Elemente der Persönlichkeit bezieht.

[1,26] Herrschaft. Die Bibel ist eine Einheit, und das Ziel Gottes ist eines. Dem Menschen, der nach Gottes Bild (V. 26.27) geschaffen ist, wurde die Herrschaft über die Erde (V. 28–30) gegeben, er wurde mit Herrlichkeit und Pracht gekrönt (Ps 8,6–9), aber Gott, seinem Schöpfer, unterstellt (1Mo 2,15–17). Die göttliche Absicht war und ist, dass der Mensch Gemeinschaft mit Gott im Gehorsam haben sollte. Die Sünde kam, deren Wesen Auflehnung gegen den Willen Gottes ist, und der Mensch wurde von Gott getrennt (1Mo 3,8–10); er verlor die Herrschaft über die Erde (1Mo 3,17–19). Das Ziel Gottes ist, den sündigen Menschen zur Gleichheit, zur Gemeinschaft und zur Herrschaft mit ihm wiederherzustellen (Röm 8,29; Offb 20,6; 21,3; 22,5). »Aber jetzt sehen wir ihm noch nicht alles unterworfen, aber wir sehen Jesus … gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre« in Vorausnahme der Tatsache, dass viele Söhne seine Gemeinschaft und Herrschaft teilen werden (Hebr 2,8–10; Röm 8,17–19). Das stimmt mit der ersten Verheißung der Erlösung überein (1Mo 3,15). Inzwischen warten wir in geduldiger Gewissheit auf Gottes vollständigen Sieg auf der Erde (Röm 8,19–25; 1Kor 15,24–28; Offb 11,15–18). Für die Auswirkung der göttlichen Absicht einer völligen Erlösung siehe Fußnoteüber die Heilszeiten bei 1,28.

Fußnote [5,23] Wenn auch die Wörter »Seele« und »Geist« in der Schrift manchmal ohne Unterschied gebraucht werden, wenn sie sich auf den Menschen beziehen (Hi 7,11; 1Kor 5,5; Hebr 10,39), so wird doch der Unterschied an vielen Stellen klar hervorgehoben. Es wird gesagt, dass sie voneinander getrennt werden können (Hebr 4,12), und sie werden auch unterschieden, wenn vom Begräbnis und der Auferstehung des menschlichen Leibes die Rede ist. Der Leib wird als ein natürlicher Leib begraben (griech. sôma psychikón, d.h. seelischer bzw. natürlicher Leib), aber auferweckt als geistlicher Leib (griech. sôma pneumatikón; 1Kor 15,44). Der Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken scheint darin zu liegen, dass es der Geist ist, der die Fähigkeit zu wissen hat (1Kor 2,11) und der imstande ist, das Bewusstsein von Gott und die Gemeinschaft mit Gott zu haben (Hi 32,8; Spr 20,27; vgl. Ps 18,29), während die Seele der Sitz der Gefühle, der Wünsche, der Bewegungen und des Willens des Menschen ist (Mt 11,29; 26,38; Joh 12,27). Das Wort für Seele im NT (griech. psychē) entspricht dem Wort, das im AT für Seele steht (hebräisch näfäsch; z.B. 5Mo 6,5; 14,26; 1Sam 18,1; 20,4.17; Hi 14,22; Ps 42,7; 84,3). Ebenso hat das Wort im NT für Geist (griech. pneûma) dieselbe Bedeutung wie das Wort für Geist im AT (hebräisch ruach; z.B. 1. Mose 41,8; 1Kor 5,5). Siehe 1Mo 1,26, Fußnote.

Scofield-Bibel

Lasst uns den Menschen nach unserem Bild machen. Aus dem Text geht nicht hervor, wer das „wir“ ist, das hier erwähnt wird. Einige haben die Vermutung geäußert, dass Gott sich an die Mitglieder seines Hofstaates wendet, die im Alten Testament als „Söhne Gottes“ (z. B. Hiob 1,6) und im Neuen Testament als „Engel“ bezeichnet werden, aber ein wichtiger Einwand ist, dass der Mensch nicht nach dem Bild der Engel geschaffen wurde und es auch keinen Hinweis darauf gibt, dass Engel an der Erschaffung des Menschen beteiligt waren. Viele Christen und einige Juden haben „uns“ für Gott gehalten, der zu sich selbst spricht, da Gott allein in Gen 1,27 die Schöpfung vornimmt (vgl. 5,1); das wäre der erste Hinweis auf die Dreieinigkeit in der Bibel (vgl. 1,2).
1:26 Der göttliche Sohn ist „das Abbild des unsichtbaren Gottes“ (Kol. 1:15). Der Mensch wurde so geschaffen, dass er die abbildende Beziehung zwischen den Personen der Dreifaltigkeit widerspiegelt. Die Erlösung des Menschen vom Sündenfall und der Sünde schließt die Neuschöpfung ein (2. Korinther 5,17), seine „Erschaffung nach dem Ebenbild Gottes in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit“, nach dem Bild Christi (Eph. 4,24).

Die ESV Studienbibel

Let us make ist persönlicher als das entfernte „Let there be“ (z. B. 1:3, 6). – Für den Plural „wir“ gibt es mehrere Erklärungen: (1) die Dreieinigkeit, (2) der Plural als Bezeichnung für die Majestät, (3) ein Plural, der zeigt, dass Gott mit sich selbst spricht, und (4) Gott, der mit seinem himmlischen Hofstaat aus Engeln spricht. Das Konzept der Dreieinigkeit – ein einziger wahrer Gott, der ewig in drei verschiedenen Personen existiert – wurde erst in einer späteren Phase der Erlösungsgeschichte offenbart, so dass es unwahrscheinlich ist, dass der menschliche Autor dies hier beabsichtigte. Hebräischwissenschaftler lehnen die Ansicht, dass der Plural der Majestät gemeint ist, im Allgemeinen ab, weil die Grammatik sie nicht eindeutig stützt (der Plural der Majestät wird nachweislich nicht nur durch ein Pluralverb ausgedrückt). Auch für den Plural der Selbstbestimmung gibt es keine Belege; die einzigen eindeutigen Beispiele beziehen sich auf Israel als gemeinsame Einheit (z. B. 2 Sam 24,14). Dass Gott mit dem himmlischen Hof spricht, ist jedoch im AT gut belegt (siehe 3,22; 11,7; 1 Kön 22,19-22; Hiob 1,6-12; 2,1-6; 38,7; Ps 89,5-6; Jes 6,1-8; Dan 10,12-13). – Menschen: Oder Mensch; im Hebräischen heißt es ʾadam. – Die Bezeichnungen in unserem Bild und wie wir sind im Hebräischen fast synonym. Die Menschen haben eine einzigartige Beziehung zu Gott. – Sie werden herrschen: Die Menschen repräsentieren den Schöpfer als seine Botschafter, Stellvertreter und Verwalter auf der Erde.

New Living Translation Study Bible

Let Us Make ist emphatisch. Er unterstreicht die Majestät des Sprechers. Außerdem trägt die Verwendung des Plurals für Gott der späteren Offenbarung der Dreieinigkeit Rechnung (siehe 11,7; Mt 28,19). Das Wir kann sich nicht auf die Engel beziehen, die bei Gott anwesend sind, denn der Mensch ist allein nach dem Bild Gottes geschaffen, nicht auch nach dem der Engel. nach unserem Bild: Was ist das Ebenbild Gottes im Menschen? Die traditionelle Sichtweise besagt, dass das Ebenbild Gottes bestimmte moralische, ethische und intellektuelle Fähigkeiten sind. Eine neuere Sichtweise, die sich auf die hebräische Grammatik und die Kenntnisse des Alten Orients stützt, interpretiert den Satz so, dass er bedeutet: „Lasst uns den Menschen zu unserem Bilde machen“ (die hebräische Präposition in diesem Satz kann mit übersetzt werden). In der Antike konnte ein Kaiser anordnen, dass Statuen von ihm in entlegenen Teilen seines Reiches aufgestellt werden. Diese Symbole sollten verdeutlichen, dass diese Gebiete unter seiner Macht und Herrschaft standen. So stellte Gott die Menschen als lebende Symbole seiner selbst auf die Erde, um seine Herrschaft zu repräsentieren. Diese Interpretation passt gut zu dem darauf folgenden Gebot, über alles zu herrschen, was Gott geschaffen hat. nach unserem Bilde: Dieser Satz lenkt die Aufmerksamkeit auf die vorangegangene Redewendung. Da Gott Geist ist (Johannes 4,24), kann es kein „Bild“ oder „Gleichnis“ von ihm im normalen Sinne dieser Worte geben. In der Tat wurde das Anfertigen von Bildern später streng verboten, weil es eindeutig mit Götzendienst verbunden ist (siehe Ex 20,4-6). Wir dürfen uns keine Bilder von Gott machen, denn er hat es bereits getan! Wir sind seine Ebenbilder; wir sind es, die ihm ähnlich sind. Das ist der Grund, warum Gott die Menschen so sehr schätzt: Wir sind dazu geschaffen, seine Majestät auf Erden widerzuspiegeln. herrschen: Herrsche als Gottes Regent. Das heißt, die Menschen sollen so herrschen, wie Gott es tun würde – weise und umsichtig – über alles, was Gott geschaffen hat (Fische, Vögel, Vieh und so weiter).

Wort Fokus
Gott
(Heb. pl. ˒elohim) (1:1, 26; Deut. 7:9; Jes. 45:18) Strong’s : Der hebräische Standardbegriff für Gott. Dieses Wort ist mit ähnlichen Wörtern für Gottheit verwandt, die in fast allen semitischen Sprachen vorkommen. Die Grundbedeutung ist wahrscheinlich „der Mächtige“ oder „der Allmächtige“. Im Hebräischen kommt dieses Wort oft in einer Form vor, die „Plural der Majestät“ oder „Plural der Intensität“ genannt wird. Im Gegensatz zu einem normalen Plural (d.h. „Götter“, wie die falschen Götter in 1. Kön. 19,2) bedeutet dieser Plural im Hebräischen „die Fülle der Gottheit“ oder „Gott – sehr Gott!“ Viele Christen weisen darauf hin, dass die Pluralform dieses Wortes die plurale Natur Gottes offenbart. Gott ist einer, aber er ist auch drei verschiedene Personen: der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Die Nelson Studienbibel

Das zweite Werk steht in den Versen 26–27, wobei das Werk selbst in Vers 26 genannt wird. Auch dieser Abschnitt beginnt mit den Worten Und Gott sprach. Er enthält nämlich die Fortsetzung der Arbeit des sechsten Tages: die Erschaffung des Menschen – den Höhe- und Schlusspunkt der ganzen Schöpfung. Hier verkündete Gott: Lasst uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich. Die drei Worte lasst uns … machen sind im Hebräischen nur ein Wort (naaseh) – eine Abwechslung von der Befehlsform »Es werde« zur Aufforderungsform Lasst uns. Dieser Wechsel von der Befehls zur Aufforderungsform zeigt: Was jetzt gleich beschrieben werden soll, ist wahrhaftig ein Augenblick größter Bedeutung. Außerdem wird die Form Lasst uns in der Mehrzahl gebraucht; das öffnet wieder die Tür für eine Mehrzahl innerhalb Gottes, wie es schon auf das Wort Elohim zutraf. Die rabbinische Theologie behauptet zwar, Gott habe hier zu Engeln gesprochen; dafür gibt es jedoch im Text keinerlei Andeutung. Die Worte könnten sich auch gar nicht auf Engel beziehen, weil Gott das Schöpfungswerk allein tat. Nirgends in diesem Kontext werden Engel erwähnt; außerdem wurde der Mensch nicht im Ebenbild von Engeln, sondern einzig und allein im Ebenbild Gottes geschaffen. Die Worte Lasst uns … machen sind keine Beratung mit dem Engel-Hofstaat; denn hätte Gott sich mit ihnen beraten, würde der Text das sagen – genau wie in 1 Könige 22,19–23 (dort befragte Gott den himmlischen Hofstaat über eine Sache). Hier jedoch existiert kein derartiges Bild. Hier heißt es: Lasst uns Menschen machen. Das hebräische Wort lautet adam. Das wurde auch der Name des ersten Menschen – Adam. Hier allerdings ist es ein artenmäßiger Begriff und bedeutet »Menschheit«. Die Menschheit soll in unserem Bild geschaffen werden. Auch diese drei Worte sind im Hebräischen wieder nur ein Wort (betzalmeynu). Die Wurzel ist tzalam; sie bezieht sich auf das Urbild oder die Nachahmung. Dasselbe Wort wird auch für Götzenbilder gebraucht: 4 Mose 33,52; 1 Samuel 6,5.11; 2 Könige 11,18; 2. Chronik 23,17; Hesekiel 7,20; 16,17; 23,14; Amos 5,26. Es findet auch für weniger konkrete Elemente Verwendung. Beispielsweise wird das Wort in Psalm 39,7 für ein Schattenbild als Parallele zur Eitelkeit gebraucht. In Psalm 73,20 wird es als Parallele zu Träumen verwendet. Darum ist es ein Wort, das zwar oft für das Bild Gottes gebraucht wird – aber auch für die Bilder der Götzendiener. Auch hier findet sich das Personalpronomen im Plural: in unserem Bild; ein zweiter Hinweis auf die Mehrheit innerhalb Gottes nach den Worten Lasst uns.

Darum wurde der Mensch laut 1,26 im Bild Gottes geschaffen. Was aber ist das Bild Gottes? Es beinhaltet sowohl äußere als auch innere Elemente. Zum äußeren Bild Gottes gehören folgende Aspekte: der Mensch kann anhaltend nach oben blicken; das menschliche Gesicht besitzt Ausdrucksfähigkeit; der Mensch hat Schamgefühl und kann erröten; er kann sprechen; und er kann Herrschaft ausüben. Zum inneren Bild Gottes gehören Unsterblichkeit, Intellekt, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit zur Vernunft, Emotionen, Wille, Moral und Geistlichkeit. Zusätzlich zu den Worten in unserem Bild sagt Gott als nächstes: uns ähnlich. Die beiden deutschen Worte fassen einen hebräischen Begriff zusammen (kidmuteinu). Das stammt vom hebräischen Wort dmut; das bezeichnet »ein Modell« oder »eine Kopie«. Genau dasselbe Wort ist Hesekiels Lieblingsbegriff zur Beschreibung der Theophanie im Buch Hesekiel (1,5.13.16.22.26.28; 8,2; 10,21.22). Auch hier deutet das Personalpronomen in der Mehrzahl wieder auf eine Pluralität innerhalb der Gottheit hin. Der Satz uns ähnlich betont die Einzigartigkeit des Menschen in der Schöpfung; das wird auch von Psalm 8,4–6 hervorgehoben.

Die Rabbiner versuchen angestrengt, das Offensichtliche zu umgehen; Raschi lehrte:
Der Mensch wurde im Bild der Engel geschaffen. Obwohl die Engel Gott bei der Schöpfung nicht halfen, sandte er uns, um uns gute Manieren und Demut zu lehren, indem der Größere den Geringeren um Erlaubnis bat.

Das ist nur ein Beispiel dafür, in welchem Maße man mit dem Text spielen muss, um die Dreieinigkeit Gottes zu vermeiden. Ein weiteres Beispiel:
Rabbi Samuel Ben Nachman sagte den Namen von Rabbi Jonathan. Als Mose mit dem Niederschreiben der Torah beschäftigt war, musste er das Werk eines jeden Tages aufschreiben. Als er zu einem Vers kam, der lautete: Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, usw., sagte er: »Meister des Universums, warum hast du den Ketzern eine Ausrede gegeben?« Gott sprach: »Schreibe. Wer irren möchte, den lass irren.

Kern dieser rabbinischen Interpretation von 1 Mose 1,26 ist, Mose habe den Worten Gottes Lasst uns widersprochen; das werde Ketzern (nämlich jüdischen Gläubigen an Jesus) einen Anlass geben, eine Mehrzahl innerhalb Gottes zu lehren. (- Der Begriff Ketzer lautet im Original minim; das war ein rabbinischer Begriff, der ausdrücklich für jüdische Gläubige an Jesus gebraucht wurde. -) Doch Mose bekam einfach mitgeteilt, was er zu schreiben habe. Midrasch Rabba 9,9 sagt:
Die Ketzer fragten Rabbi Simlai: »Wie viele Gottheiten haben die Welt geschaffen?« Er antwortete: »Wenn ihr müsst, so forscht nach dem ersten Tag; denn es steht geschrieben: Denn frage doch nach den früheren Tagen (5Mo 4,32). Hier steht nicht, dass die Taggötter den Menschen schufen (baru), sondern dass Gott schuf – bara.« Dann fragten sie ihn ein zweites Mal: »Warum steht geschrieben: Im Anfang schuf Elohim?« Er antwortete: Im Anfang baru Elohim steht hier nicht, sondern bara Elohim die Himmel und die Erde.« Rabbi Simlai sagte: Wo immer man eine Aussage findet, welche die Ketzer unterstützt, findet man an ihrer Seite auch die Widerlegung. Sie fragten ihn wieder: »Was ist gemeint mit ›Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen?‹« Er antwortete: »Lest, was folgt: Nicht: Und Götter schufen (va-yirebreju) steht hier geschrieben, sondern ›und Gott schuf‹, va-yibra.«

Das befasst sich mit einer Diskussion zwischen jüdischen Gläubigen und dem Rabbiner. Die Judenchristen fragten, warum denn in Vers 26 diese Pronomen in der Mehrzahl gebraucht würden. Die Reaktion des Rabbis: Es liege keine Mehrzahl vor, weil das folgende Tätigkeitswort immer in der Einzahl und nicht in der Mehrzahl stehe. Nachfolgend ein weiteres Beispiel:
Dies muss erklärt werden, da die Wortwahl sehr verblüfft. Ungläubige argumentieren, es gäbe eine mehrgeteilte Gottheit; sie versuchen, diesen Vers als Beweis für ihre Behauptung zu verwenden, da er in der Mehrzahl sagt: »Lasst uns Menschen machen.« Warum also gebrauchte die Torah die Pluralform – lasst uns Menschen machen? Einige sagen, der Mensch ähnle den Engeln, und diese wollten sofort die Erschaffung des Menschen sehen. Gott sprach zu ihnen: »Lasst uns Menschen machen.« Kommt und freut euch, denn ich werde gleich den Menschen schaffen.

Das entspricht der Sichtweise Raschis zu Vers 26, die bereits erwähnt worden ist. Ein weiteres Beispiel ist Rabbi Nachmanides. Er behauptet, der Plural bezeichne Gott und die Erde. Der Leib sei aus der Erde gekommen; und der Geist oder die Seele stamme von Gott.

Genesis 1,26 nennt nun die Absicht bei der Erschaffung des Menschen: Sie sollen herrschen. Das ist nicht der Inhalt des Bildes, sondern eine Folge des Bildes. Weil der Mensch im Ebenbild Gottes geschaffen wurde, soll er herrschen. Der Mensch soll jetzt den Satan als Herrscher über die Erde ersetzen. Gott gab dem Menschen Herrschaft über die Erde, wie in Psalm 8,7–9 und Hebräer 2,5–9 geschrieben steht. Die spezifischen Herrschaftsbereiche beinhalten das Tierreich: … über die Fische des Meeres; über die Vögel des Himmels; über das Vieh; und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen. Auch die Erde selbst gehörte dazu: und über die ganze Erde.

Arnold Fruchtenbaum - Das 1. Buch Mose

Vielleicht waren Gideons unmittelbare Gefühle nicht so herzlich, aber er beherrschte sich und behandelte seine Brüder mit Freundlichkeit

Die Männer von Efraim aber sprachen zu ihm: «Was hast du uns da getan, daß du uns nicht riefst, als du auszogst, gegen Midjan zu kämpfen?» Und sie zankten heftig mit ihm. Da sprach er zu ihnen: «Was habe ich denn schon gleich euch getan? Ist nicht die Nachlese Efraims besser als die Ernte Abiësers?  In eure Hand hat Gott die Fürsten Midjans gegeben, Oreb und Seeb. Und was vermochte ich gleich euch zu tun?» Da legte sich ihr Zorn gegen ihn, als er solches redete.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – Richter 8,1–3

Die Mannschaft Efrajims, die sprachen zu ihm:
Was ist das für eine Sache, die du uns angetan hast,
uns ungerufen zu lassen, als du gingst, Midjan zu bekriegen!
Sie haderten heftig mit ihm.
Er sprach zu ihnen:
Was habe ich nun schon im Vergleich mit euch getan?
ist nicht Efrajims Nachlese besser als Abiesers Ernte?
in eure Hand hat Gott Midjans Fürsten, Rabe und Wolf, gegeben,
was vermochte ich denn im Vergleich mit euch zu tun!
Alsdann ließ ihr Aufbrausen von ihm ab, da er solche Rede redete.
Buber & Rosenzweig - Richter 8:1–3

Der Familienstamm Efraim ist sauer
Die Soldaten vom Familienstamm Efraim waren leicht angesäuert. Sie fragten Gideon: „Was sollte das denn bitte? Warum hast du uns nicht vorher Bescheid gesagt, dass du gegen die Midianiter in den Krieg ziehen willst? Jetzt denken doch alle, wir wären voll die Schisser!“ Sie waren richtig sauer auf ihn.
Aber er erklärte ihnen die Sache: „Hört zu, dieser Sieg, den ich hier an Land gezogen hab, ist doch ein Witz, wenn man das mit eurer Leistung vergleicht. Ihr kennt doch bestimmt diesen Spruch: „Das Resteessen von den Efraimleuten schmeckt viel besser als der Hauptgang von Abieser“!?
Gott hat euch die Chefs von den Midianitern übergeben, das ist viel krasser als mein kleiner Sieg!“ Als sie das Ganze von dieser Blickrichtung aus betrachteten, entspannten sich die Soldaten von den Efraim-Leuten etwas.
VolxBibel – Richter 8:1–3

Der Konflikt hier zwischen Ephraim und Gideon gleicht dem Konflikt zwischen Ephraim und Jephtah (12,1–6). Gideon gehört zum Stamm Manasse (6,15). Die Ephraimiter ärgern sich über Gideons Sieg, weil sie sich selbst als den Stamm ansehen, der die Israeliten führen sollte.

Reformations-Studien-Bibel

Ephraim, der dominierende Stamm im nördlichen Bergland, stellte nur einen kleinen Richter, Tola (10,1). Die Ephraimiten ärgerten sich darüber, dass sie bei der Schlacht nicht dabei waren, und sei es nur, weil sie sich einen Anteil an der Beute erhofften. Als sie gerufen wurden, erledigten sie die anstehende Aufgabe. Gideon gab eine gnädige und demütige Antwort, die Ephraims Zorn ablenkte (siehe Spr 15,1; vgl. Jephthah, 12,1-4). Gideons und Ephraims Siege über Oreb und Zeeb und ihre Heere wurden zum Stoff der Legende (vgl. Ps 83,11-12; Jes 10,26).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

Darauf kritisierten die Ephraimiter Gideon scharf, weil er sie nicht aufgefordert hatte, in der Anfangsschlacht am Hügel More teilzunehmen ( Ri 7,1 ). Die „höfliche Antwort“ Gideons (vgl. Sprüche 15,1 ) demonstriert seine taktvolle Diplomatie gegenüber dem ephraimitischen Neid und verhinderte Streitigkeiten unter den Stämmen (vgl. Ri 12,1-6 ,wo Jeftah gegenüber dem ephraimitischen Neid mit Feindseligkeit reagiert). In Gideons Gleichnis scheint sich die volle Weinernte AbiÙsers auf den ersten Sieg im Lager Midians (Gideon war Abiesriter, Ri 6,11 ) und die Nachlese Ephraims (als ein größerer Sieg dargestellt) auf das „Zusammenkehren“ zu beziehen, zu dem auch die Hinrichtung der beiden midianitischen Anführer gehörte.

Walvoord Bibelkommentar

Und die Leute von Ephraim, Stammesverwandte Gideons (6,11), beschweren sich, weil offensichtlich ihr Stolz gekränkt ist, da sie bei dem Kampf gegen Midian keine Führungsrolle bekamen. Nach dem Krieg möchte man gerne mit von der Partie der Sieger sein. Am Erfolg wollen viele als Väter beteiligt sein. Im Mißerfolg gibt es nur einen Sündenbock. Manche Ausleger sehen hier weder Ehrgeiz noch Beutegier, sondern den festen Willen, als Glied an der Volksfamilie in »gesamtisraelitischer Verantwortung« am Befreiungskampf mitgewirkt zu haben. Aber der Zusammenhang sieht die »Hilfe« als überflüssig. Gott wollte die Hilfe gar nicht, weil er die Ehre nicht mit Menschen teilt. Genau das ist aber der wunde Punkt. Sie stritten heftig mit ihm. Aus dem Ungehorsam gegen Gottes Gebot erwächst Unfriede. Auch ohne die Helfer vom »Berg Ephraim« wäre Israel der Sieg über die Midianiter geschenkt worden. Sie wurden ja erst gegen Ende »zu Hilfe gerufen«, als die Schlacht längst entschieden war. Und ihre Hilfe war wahrhaftig bescheiden. Denn kurze Zeit später greifen die Midianiter schon wieder an (V. 5!).
[2] Geschickt windet sich Gideon heraus, indem er die Tat der Ephraimiter groß herausstellt und als Nachlese bezeichnet, während er seine Tat als Lese bezeichnet und gering einstuft. Damit setzt er Gottes Leistung herab. Kann das gut gehen? Abiëser ist Gideons Stammvater (6,11). Sein Name, in diesem Zusammenhang genannt, verhöhnt Gottes Hilfe! Denn Abiëser heißt: »Mein Vater ist Hilfe« – und diese Hilfe ist die gering einzuschätzende!
[3] Zwar besänftigt das schlaue Wort Menschen, so daß sich ihr Zorn legte. Aber gerade dieses Wort erregt Gottes Zorn.

Wuppertaler Studienbibel

Gideon hatte mit dreihundert Mann (also weniger als einem Prozent der ursprünglichen zweiunddreißigtausend Mann!) das Lager der Midianiter in die Flucht geschlagen (Ri 7,19-22). Gottes Mittel dazu waren die Posaunen, die leeren Krüge und die Fackeln in den Krügen. Die Krüge mußten zerbrochen werden, bevor die Fackeln frei leuchten konnten: Sind wir nicht leer von uns selbst und zerbrochen in unserem natürlichen Selbstvertrauen, wird die Wahrheit Gottes nie aus uns herausleuchten. Die dreihundert Mann brauchten wirklich Glauben und Gehorsam, um ohne Waffen in der Dunkelheit „jeder an seiner Stelle“ festzustehen und zu tun, was Gideon angeordnet hatte. Die Posaunen sagen uns: Gottes Wort muß verkündigt werden! Die Fackeln: Gottes Wort muß durch unser Verhalten dargestellt werden (Phil 2,15)! Vers 24 zeigt, daß der Stamm Ephraim hier nicht bereit war zum Kampf, er mußte gerufen werden.
Ephraim hatte (mit Manasse) durch Rubens Sünde einen bevorzugten Platz innerhalb der Stämme Israels erhalten (1. Chr 5,1. 2), und obwohl Ephraim nicht der Erstgeborene Josephs war, empfing er den Segen des Erstgeburtsrechts (1 Mose 48). Gewiß dachte er, er sei zum Herrschen berufen, aber die Herrschaft sollte Juda gehören. Eine geistliche Lektion hieraus: Werke, Fruchtbarkeit („Ephraim“) können nie führen; sie sollen folgen. Lobpreis („Juda“), gegründet auf den Genuß der Wahrheit und der Größe Gottes, muß die Führung haben! Denken wir an den Vorwurf, den Mar-tha der Maria machte (Lk 10), und die Antwort des Herrn! Immer wieder finden wir bei Ephraim Eifersucht. Als dieser Stamm sein Erbteil erhielt, war er damit nicht zufrieden (Jos 17,14…). Jerobeam, der bei der Teilung Israels eine entscheidende Rolle spielte, stammte aus Ephraim. Noch heute ist der Neid Ephraims wirksam. Doch Gottes Gnade wird die zwölf Stämme wieder zusammenführen. „Und der Neid Ephraims wird weichen, und die Bedränger Judas werden ausgerottet werden; Ephraim wird Juda nicht beneiden, und Juda wird Ephraim nicht bedrängen“ (Jes 11,13). Diesen gesegneten Zustand wird der Herr Jesus selbst, von dem Jesaja 11 so deutlich redet, herbeiführen.
In Richter 8,1 sehen wir, wie Ephraim sich übergangen fühlt, wie es neidisch ist auf den Mann des Glaubens. Sind wir eifersüchtig auf Brüder, beneiden wir sie wegen ihrer geistlichen Kraft, so kann Gott uns nicht benutzen. Dann haben wir nötig, uns im Selbstgericht vor dem Herrn zu beugen. Ephraim leitete aus dem, was Gott ihm in Gnade geschenkt hatte, Rechte für sich selbst her. Wie leicht kommt das auch unter uns vor!
Der Sieg, den Gideon hier in seiner Reaktion auf die ungerechtfertigten Vorwürfe Ephraims erringt, ist fast noch größer als sein Sieg über Midian. „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab“ (Spr 15,1. 4), und „eine gelinde Zunge zerbricht Knochen“ (Spr 25,15b). Wie ganz anders reagierte Jephtha auf die Eifersucht Ephraims, und wie verheerend waren die Folgen (Ri 12,1-6)!
Gideon hätte sagen können: „Ich habe euch gerufen, aber ihr seid ja nicht gekommen! Der Feind ist doch unser aller Feind; warum habt ihr ihn nicht überwunden? Gott hat mich berufen, und ich habe mit Seiner Hilfe den Feind vertrieben.“ Hätte Gideon so empfunden und geredet, so wäre unweigerlich ein Bruderstreit ausgebrochen. Nein, Gideon steht im Bewußtsein der Gnade Gottes; er antwortet in wunderbarer Weisheit und Demut: „Was habe ich nun getan im Vergleich mit euch? Ist nicht die Nachlese Ephraims besser als die Weinlese Abiesers? In eure Hand hat Gott die Fürsten von Midian, Oreb und Seeb, gegeben; und was habe ich tun können im Vergleich mit euch?“ „Da ließ ihr Zorn von ihm ab, als er dieses Wort redete“ (Ri 8,2. 3). Gideon sieht in Ephraim seine Brüder und stellt sich nicht über sie, sondern unter sie. Der Feind war noch nicht restlos besiegt. Gideon wollte ihn nicht durch nutzlose Diskussionen entfliehen lassen. Durch seine Demut gewann er seine Brüder. Was er ihnen sagte, waren nicht etwa Komplimente mit Schmeichelei und Diplomatie, sondern es entsprach durchaus der Wahrheit. Allerdings verschwieg Gideon in seiner Demut, daß er die Initiative ergriffen und die Hauptlast des Kampfes und der Gefahr getragen hatte (Jak 3,17; Phil 2,3; 1 Mose 13,8). Wie leicht schätzen wir nur das hoch, was wir selbst getan haben, und suchen unser Recht! Paulus konnte sich freuen über das, was andere taten (Phil 1,15-18). Es ist manchmal wie eine Krankheit unter uns Brüdern, daß wir uns nicht freuen können über das, was Gott durch andere tut (Gal 6,3; 1 Korinther 4,7)! Ein fünfundneunzigjähriger Bruder hat einmal gesagt: „Wer gering und niedrig von sich denkt, dem wird Lieben niemals schwer!“
Hüten wir uns vor kränkenden Bemerkungen! (Gal 5,15). Milde ist keine Schwäche, sondern Stärke. Unsere Demut wird da am deutlichsten gesehen, wo wir persönlich angegriffen werden. Möchten wir aus dieser Begebenheit etwas von der Gesinnung unseres Herrn Jesus lernen (Phil 2)!

Hilfe und Nahrung – 1985

Die Ephraimiten waren ein großer und wichtiger Stamm, der nach Juda der zweitgrößte war, und sie waren ein stolzes Volk. Gideon stammte aus Manasse, dem „Bruderstamm“ von Ephraim, (- Manasse und Ephraim waren beide Söhne Josephs und Enkel Jakobs. Manasse war der Erstgeborene, aber Jakob kehrte die Reihenfolge ihrer Geburt um, als er sie segnete (1. Mose 41,50-52; 48,1ff). Tatsächlich „adoptierte“ er die beiden Söhne als Ersatz für Ruben und Simeon (1. Mose 48,5; 49,4), was Ephraim eine herausragende Stellung in Israel einbrachte. -) und Ephraim war beleidigt, weil er sie nicht zum Kampf aufrief. Aber warum sollte ein so bedeutender Stamm einem Bauern in die Schlacht folgen wollen? Sie hatten Ehud (3:26-29) und Debora und Barak (5:13-14) geholfen, aber das war keine Garantie dafür, dass sie Gideon helfen würden.

Wenn man bedenkt, wie der Angriff auf Midian ablief, war es klug von Gideon, dass er keine Freiwilligen aus Ephraim angefordert hatte. Dieser stolze Stamm wäre verärgert gewesen, wenn Gideon den verängstigten Männern gesagt hätte, sie sollten nach Hause gehen, und seine Freiwilligen hätten es nicht toleriert, dass er die Reihen auf nur 300 Soldaten ausdünnte! Hätte Gideon sie einberufen und dann die meisten von ihnen zurückgeschickt, hätten sie vor der Schlacht ein weitaus größeres Problem geschaffen, als sie es nach der Schlacht hatten. Ephraim war zur Stelle, um bei den „Aufräumarbeiten“ zu helfen, und das war es, was wirklich zählte.

Ephraim verpasste es jedoch, wertvolle Kriegsbeute von über 100 000 Soldaten zu erlangen, und das mag sie irritiert haben. (Wenn Menschen etwas kritisieren, was man getan hat, gibt es normalerweise einen persönlichen Grund für ihre Kritik; und man findet vielleicht nie heraus, was der wahre Grund war.) Da Davids selbstloses Gesetz über die Aufteilung der Kriegsbeute noch nicht in Kraft war (1. Sam. 30:21-25), hatten diejenigen, die nicht an der Schlacht teilgenommen hatten, keinen Anteil an der Beute. Als die Männer von Ephraim Gideon für die Befreiung des Landes hätten danken sollen, kritisierten sie ihn und machten ihm das Leben schwer.

Als siegreicher General, Nationalheld und erste Wahl des Volkes für das Amt des Königs hätte Gideon seine Autorität und Popularität nutzen können, um den Stamm Ephraim in die Schranken zu weisen, aber er entschied sich für einen besseren Weg. „Eine sanfte Antwort wendet den Zorn ab, aber ein hartes Wort erregt den Zorn“ (Spr 15:1, NKJV). Vielleicht waren Gideons unmittelbare Gefühle nicht so herzlich, aber er beherrschte sich und behandelte seine Brüder mit Freundlichkeit. „Wer langsam zornig ist, ist besser als die Mächtigen, und wer seinen Geist beherrscht, ist besser als der, der eine Stadt einnimmt“ (16:32, NKJV). Gideon bewies, dass er nicht nur eine Armee, sondern auch sein Temperament und seine Zunge beherrschen konnte.

Es ist traurig, wenn Brüder einander den Krieg erklären, nachdem sie zusammengestanden haben, um den Feind zu besiegen. „Siehe, wie gut und wie angenehm ist es, wenn Brüder einmütig beieinander wohnen!“ (Ps. 133:1) Es kostete Gideon nicht viel, seinen Stolz herunterzuschlucken und den Männern von Ephraim ein Kompliment zu machen. Er sagte ihnen, dass ihre Gefangennahme von Oreb und Seeb eine größere Leistung war als alles, was die Männer aus seiner Heimatstadt Abieser vollbracht hatten. Der Frieden war wiederhergestellt, und Gideon widmete sich wieder den wichtigeren Aufgaben, die vor ihm lagen.

Warren W. Wiersbe - Sei Commentary Series

Laut Vers 1 waren die Ephraimiten über drei Dinge verärgert: Erstens wurden sie bei der ursprünglichen Aufforderung in 6:35 nicht aufgerufen; zweitens waren sie nicht an der ersten Niederwerfung der Midianiter beteiligt; und drittens wurden sie in letzter Minute hinzugezogen, als es offensichtlich war, dass die Midianiter durch ihr Gebiet entkommen könnten. Diese Aktionen wurden als persönliche Brüskierung des Stammes Ephraim interpretiert, weshalb sie sich so heftig beschwerten.

In den Versen 2 bis 3a gab Gideon eine sanfte Antwort: Was habe ich denn im Vergleich zu dir getan? Ist nicht die Nachlese der Trauben Ephraims besser als die Weinlese Abiesers? Hier wird der Kontrast zwischen der vollen Weinlese und der Nachlese der Trauben Ephraims deutlich. Die volle Weinlese war der erste Sieg im Lager von Midian. Die Nachlese von Ephraims Trauben bedeutete die Aufräumarbeiten und die Ermordung der beiden Midianiterfürsten. Der Punkt war folgender: Das Beste, was Abieser hervorbringen kann, ist weniger als die Reste von Ephraims Tisch. Die Rolle Ephraims war zwar weniger spektakulär als der anfängliche Sieg Abiesers, aber von entscheidender Bedeutung für den letztendlichen Erfolg des Feldzugs, denn wenn die Furten des Jordans nicht rechtzeitig eingenommen worden wären, wären die Früchte des anfänglichen Erfolgs verloren gegangen. Sie sorgten nicht nur dafür, dass der Feldzug erfolgreich endete, sondern sie waren es auch, die die beiden wichtigsten Fürsten der Midianiter gefangen nahmen und nicht Gideon.

In Vers 3b wird ihre Reaktion beschrieben: Als er das gesagt hatte, verringerte sich ihr Zorn über ihn. Dies ist ein gutes Beispiel für Sprüche 15,1, die lehren: Eine sanfte Antwort wendet den Zorn ab. Die Ironie der Gideon-Geschichte ist diese: Einige sind so ängstlich, dass sie lieber nicht kämpfen wollen, während andere beleidigt sind, weil sie nicht zum Kampf aufgerufen wurden.

Das Problem mit Ephraim wird in Richter 12,1-6 wieder auftauchen, aber dann mit weitaus tragischeren Folgen. Im Buch der Richter werden die Ephraimiten als egozentrisch, streitsüchtig, leicht beleidigt und mit einer überzogenen Einschätzung ihrer eigenen Bedeutung innerhalb der Nation selbst dargestellt.

Arnold Fruchtenbaum – Richter & Ruth

Sind wir nicht manchmal auch „zu stolz“? Glauben wir, dass wir die richtige Religion haben? Und deshalb haben wir dann „das Recht“ alle, die die Bibel anders auslegen, als „irregeführt“ oder „falsche Religion“ zu bezeichnen? Ähnelt unser eigener Stolz uns nicht doch oft, offen die Meinung anderer Christen zu beachten und zu hören und dann zu durchdenken?
Persönlich kann ich nur sagen: es war von Vorteil, die unterschiedlichen Meinungen und Auslegungen zu lesen – und dann Gebetsvoll darüber nachzudenken – und vor allem die Bibel immer wieder im Zusammenhang zu lesen – und dabei die unterschiedlichen Meinungen im Hinterkopf zu haben. Es gibt keine Einzelperson, keine religiöse Gruppe, die die gesamte Wahrheit über Jehovah herausgefunden hat – sondern es ist wie ein Pussel – jeder hat nur ein paar Teile. Nur Jesus Christus konnte das Bild vom Vater perfekt zeigen – nur Jesus kannte seinen Vater perfekt – nur Jesus ist die Wahrheit.

Durch den Christus nun haben wir solche Zuversicht gegenüber Gott.

Solches Vertrauen aber haben wir durch Christum (O. durch den Christus) zu Gott: nicht daß wir von uns selbst aus tüchtig sind, etwas zu denken, als aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit ist von Gott,
Elberfelder 1871 – 2.Korinther 3,4–5

Aber ein solches Vertrauen haben wir durch Christus zu Gott: Nicht daß wir aus uns selbst tüchtig (- Joh 15,5; 2 Kor 2,16.-) sind, etwas aus uns selbst zu erwägen, sondern unsre Tüchtigkeit (- 1 Kor 15,10; Phil 2,13. -) ist aus Gott,…
Abraham Meister – 2.Korinther 3:4–5

Dieses Vertrauen {aber} haben wir durch {den} Christus zu {dem} Gott.
Nicht, dass von uns selbst imstande (tüchtig, geeignet, fähig, hinreichend) sind, etwas [anderes] als [etwas] aus uns zu begreifen (anzurechnen, überlegen, anzuerkennen) sondern die Tüchtigkeit (- Dieses Wort ist die substantivierte Form (ἱκανότης) des ersten Adjektivs (ἱκανός) dieses Verses: tüchtig -> Tüchtigkeit, fähig -> Fähigkeit … -) ist von (aus) {dem} Gott.
offene Bibel – 2.Korinther 3,4–5

mit solchem Selbstbewusstsein Paulus ist zuversichtlich vor Gott, dass sein Dienst echt ist und dass die Korinther ein „Empfehlungsbrief“ sind, der das bestätigt. Die Zuversicht des Paulus liegt aber nicht in ihm selbst, sondern „auf Christus“.
Aus eigener Kraft sind wir dieser Aufgabe nicht gewachsen Paulus beantwortet damit die Frage von 2,16 („Gibt es … irgendjemand, der der Aufgabe … gewachsen ist?“). Früher hatte er noch jede Abhängigkeit von bloßen menschlichen Fähigkeiten geleugnet (1.Kor 2,1–5; vgl. 2.Kor 1,8–10). Leider bewerteten seine Widersacher aber weltliche Fähigkeiten höher als die Befähigung, die von Gott allein kommt.
unsere Befähigung verdanken wir Gott Dies ist ein Hauptthema im zweiten Korintherbrief. Jede Befähigung und Kraft im Dienst kommt von Gott, nicht aus uns selbst. Gott legt seinen Schatz in menschliche, „zerbrechliche Gefäße“ (4,7), wodurch er gerade seine Kraft in unserer Schwachheit demonstriert (12,1–10).

Reformations-Studien-Bibel

Paulus‘ Befähigung kommt von Gott, nicht von ihm selbst, genau wie bei Mose. Paulus‘ Genügsamkeit als Apostel erinnert an das Muster, das sich in der Berufung der alttestamentlichen Propheten zeigt: Der Prophet genügt nicht sich selbst, sondern wird durch Gottes Gnade genügen gelassen (siehe Judg. 6:11-24; Jes. 6:1-8; Jer. 1:4-10; Hes. 1:1-3:11).

Die ESV Studienbibel

Es ist eine atemberaubende Aussage: Gott benützt mich als sein Werkzeug. Ich baue sein Reich. Ihr seid der Erweis dafür. Ihr, die Gemeinde Gottes in Korinth, der vor aller Augen sichtbare Brief Christi: Mein Empfehlungsschreiben, die Bestätigung meines Apostelamtes. Es ist keine Selbstüberheblichkeit, sondern der Apostel schreibt das im »Vertrauen zu Gott durch Christus«. Das alles gilt, weil Christus ihn berufen hat, ihn zu seinem Apostel gemacht und ihn zum Dienst bevollmächtigt hat (vgl. Apg 9,15; 22,14 f.; 26,16 ff.). Christus hat ihn berufen, ist ihm begegnet – und damit Gott, denn der Sohn ist eins mit dem Vater. Das ist die Quelle, aus der das Selbst- und Sendungsbewußtsein des Apostels gespeist wird.

»Daß wir tüchtig sind, ist von Gott«: Das ist der entscheidende, alles Selbstlob ausschließende Grund-Satz. Das »wir« schließt die Mitarbeiter des Apostels mit ein. »Tüchtig« (wieder im Sinn von: »fähig, geeignet«) hat Gott den Apostel gemacht. Von sich aus ist er zu diesem Dienst und Amt gewiß nicht »tüchtig« (vgl. auch 1 Kor 15,8–10; Gal 1,13f.; Phil 3,4–8). Der Apostel kann sich »nicht etwas selber zurechnen als aus sich selber« (wörtlich: »etwas als aus uns selbst zuschätzen«; wohl mit »sich zurechnen, sich zuschreiben« zutreffend wiedergegeben). Alles, auch die in Korinth gewordene Gemeinde, kann und will der Apostel nicht sich zurechnen, nicht auf seine Arbeit und sein Können zurückführen; es ist und bleibt gewirktes Werk, durch Christus ermöglichte Frucht. So selbstbewußt kann nur einer reden, der sich völlig des Christus bewußt ist. Dann aber auch muß und kann das unerschrocken bezeugt und festgehalten werden: »Er hat uns tüchtig gemacht« – gegen alle Angriffe und Verdrehungen. So spricht die Demut.
So wir dieses Christusbewußtsein in falscher Demut verlieren, so verlieren wir Vollmacht und Dienstbrauchbarkeit. Was vielen »Gegnern« als Hochmut, Intoleranz und Überheblichkeit erscheint, ist doch echte Demut des Christusergriffenen. Er ist »tüchtig gemacht«: das erhöht die Ehre und das Lob seines Herrn.

Edition C Bibelkommentar

Die Verteidigung seiner Apostelschaft mag wie ein Zeugnis aussehen, das man über sich selbst ausstellt, doch hier bestreitet er das. Er sagt, dass er Zuversicht »zu Gott« hat. Dies bedeutet, dass er mit Zuversicht der Überprüfung seines Werkes durch Gott entgegensah: Es würde vor ihm bestehen. Er vertraut nicht auf sich selbst oder seine Fähigkeiten, doch »durch Christus« und durch das Werk Christi, das Gott im Leben der Korinther getan hat, findet er den Beweis für die Echtheit seines Dienstes. Der bemerkenswerte Wandel im Leben der Korinther war eine Empfehlung für den Apostel.
Vers 5 Hier bestreitet Paulus nun wieder, dass er selbst irgendwie »tüchtig« wäre und durch diese Tüchtigkeit in der Lage wäre, sich selbst als Apostel Jesu Christi zu bezeichnen. Die Kraft für seinen Dienst erhielt er »nicht … von« innen, sondern von oben. Der Apostel wollte nicht selbst die Anerkennung dafür ernten. Er erkannte, dass er nichts ausgerichtet hätte, wenn nicht Gott selbst ihn für den Dienst ausgerüstet hätte.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Unmittelbar nachdem er vor Gott seiner Zuversicht Ausdruck gegeben hat, beeilt er sich, jeden Gedanken an menschliche Verdienste zu zerstreuen. Alles Gelingen, welches er in seinem Dienst am Evangelium gehabt haben könnte, kam von Gott. Er wurde durch seinen Erfolg nicht aufgeblasen und raubte auch Gott nicht die Ihm allein zustehende Ehre, da Er Seinen Knecht zu einem fähigen Diener gemacht hatte. Die große Botschaft des Evangeliums verlangt Fähigkeiten von denen, die es verkündigen. Gott war nie ohne qualifizierte Instrumente, aber für die Instrumente wäre es undenkbar, sich ihrer eigenen Fähigkeiten zu rühmen, die doch nur von Gott kommen können. In diesem Vers sehen wir eine vollkommene Ausgewogenheit: Paulus bekennt sich nicht zur Unfähigkeit, obwohl er seine Fähigkeit herunterspielt, sondern er hält an seinem Vertrauen in sein eigenes Vermögen fest, gibt aber Gott die Ehre dafür.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Paulus – der Witwer, der Schüler des „großen Gamaliel“ – hätte ja Grund gehabt, Stolz zu sein, auf sein „altes Wissen vom Gesetzesbund“, auf seinem fleißigen Lernen und der vielen Arbeit die er da rein gesteckt hatte. Aber jetzt – als Diener Christi, sieht Paulus alles ganz anders: Paulus sieht: alles ist er nur, weil Christus ihn berufen hat, nur weil Christus ihn durch den heiligen Geist leitet!
Ob Paulus in den Versammlungen, die er besuchte, „besungen“ wurde?
Natürlich nicht, denn Paulus hatte ein gutes persönliches Verhältnis zum himmlischen Vater und zu Jesus Christus, und wußte deshalb das diese zu „besingen“/ zu loben waren!

Nathan & David

Warum hast du das Wort Jehovas verachtet, indem du tatest, was übel ist in seinen Augen? Urija, den Hethiter, hast du mit dem Schwerte erschlagen, und sein Weib hast du dir zum Weibe genommen; ihn selbst hast du ja umgebracht durch das Schwert der Kinder Ammon.
Elberfelder 1871 – 2.Samuel 12,9

Warum hast du das Wort Jehova’s verachtet, und gethan, was böse ist in seinen Augen? Uria, den Hethiter, hast du durch’s Schwert erschlagen; und sein Weib hast du dir zum Weibe genommen, und ihn hast du erwürgt durch das Schwert der Söhne Ammons.
van Ess 1858 - 2.Samuel 12:9

Warum hast du das Wort des Ewigen verachtet, zu tun das Böse in Seinen Augen? Urijah, den Chitti hast du erschlagen durchs Schwert, und seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durch das Schwert der Söhne Ammon.
Zunz 1997 - 2.Samuel 12,9

Warum hast du das Wort Jehovahs verachtet, daß du tatest, was böse in Seinen Augen ist, den Chethiter Urijah hast du mit dem Schwert geschlagen, und sein Weib dir zum Weibe genommen, und ihn mit dem Schwerte der Söhne Ammons erwürgt! 2Sam 11,3.15.27; 1Mo 39,9; 1Sam 15,23; 1Kön 15,5; Ps 51,6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 2.Samuel 12:9

Eigentlich ist es gemein, diesen Vers aus dem Zusammenhang zu reißen, um daraus einen Tagestext zu machen, oder gar eine Theologie zu begründen. Aber so wie bei Samuel & Saul werde ich wohl weitere Stellen im Laufe der Zeit wieder aufgreifen – und so ergänzen….

vor seinen Augen böse Der gleiche Ausdruck steht in 11,25.27.
Urija … hast du … erschlagen Weil David dafür sorgte, dass Urija in der Schlacht stirbt, ist er genauso schuldig, als hätte er ihn mit eigener Hand ermordet.

Reformations-Studien-Bibel

Diese Sünde war gegen den Herrn, wie David durch das Wort des Herrn hätte wissen müssen (vgl. Ps. 51,4). Mit dem Schwert ist ein allgemeiner Ausdruck für einen gewaltsamen Tod, wie in 2 Sam. 11:25, nicht unbedingt ein Hinweis auf die konkrete Todesart (vgl. 11:24).

Die ESV Studienbibel

Du hast das Gebot des Herrn verachtet: David hatte das zehnte, das siebte und das sechste Gebot (Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21) gebrochen, also die Gebote über Habgier, Ehebruch und Mord. Das Wort „verachtet“ bedeutet „auf die leichte Schulter nehmen“. Das ist derselbe Begriff, der für Esau verwendet wurde, der sein Erstgeburtsrecht verachtete (1. Mose 25,34). tötete ihn mit dem Schwert des Volkes Ammon: Obwohl Davids eigenes Schwert sauber war, klebte noch Blut an seinen Händen.

Die Nelson Studienbibel

Du bist der Mann: Nathan wechselt abrupt von einem indirekten Ansatz zu einer sehr direkten Aussage gegenüber David. Der König soll sich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, das er selbst für völlig inakzeptabel hält und das den Tod verdient. In einigen Sprachen müssen die Übersetzer vielleicht sagen: „Du bist dieser reiche Mann!“ oder „Du bist die Person, von der ich gesprochen habe!“

So spricht der HERR. Hier verwendet Nathan die übliche prophetische Formel, um eine feierliche Erklärung an den König einzuleiten. Über die Bedeutung dieser Formel im Allgemeinen, siehe 7:5, 8 sowie 1 Sam 10:18 und 15:2. Das eigentliche Wort des HERRN, das folgt, ist in den meisten englischen Versionen ein Zitat innerhalb eines Zitats, was in anderen Sprachen gewisse Probleme bereiten kann. In einigen Fällen können die Probleme dadurch gelöst werden, dass die Worte des HERRN, die bis zum Ende von Vers 12 reichen, eingerückt werden. In anderen Sprachen kann das direkte Zitat der Worte des HERRN indirekt wiedergegeben werden, indem das Pronomen der dritten Person anstelle der ersten Person verwendet wird, beginnend mit „Der HERR, der Gott Israels, sagt, dass er dich zum König von Israel gesalbt hat ….“. Aber wenn möglich, ist es besser, die Kraft und Direktheit der ersten Person beizubehalten.

Er hat dich zum König über Israel gesalbt. Zu dem Verb „gesalbt“ in diesem Zusammenhang, siehe 1 Sam 2:10; 9:16; und 10:1. Siehe auch 1 Sam 15:17wo Samuel denselben Ausdruck verwendet, als er Saul anprangert.

Er hat dich aus der Hand Sauls befreit. Das ist eine Erinnerung an Davids frühere Erfahrung, dass Gott ihn von Saul befreit hat. Hier, wie auch an anderen Stellen, steht das Wort „Hand“ für die Macht von Saul. Siehe 1 Sam 23:12 und 27:1.

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum zweiten Buch Samuel

Gott fasst die Anklageschrift zusammen: David hat Gott verachtet, indem er tat, was in Gottes Augen böse ist (12,9). Das Orakel wiederholt hier die letzte Zeile aus 2. Samuel 11, als David glaubte, dass seine Geschichte mit Batseba glücklich abgeschlossen war, aber der Erzähler uns mitteilte, dass die ganze Angelegenheit „böse in Gottes Augen“ war (11:27). Jetzt erfährt David, dass Gott sich von dem Komplott, Urija zu ermorden, nicht hat täuschen lassen. Die Ammoniter waren nur Instrumente, um Davids Intrige zu vollenden. Die doppelte Anklage des Mordes an Urija – „Du hast Urija, den Hethiter, mit dem Schwert erschlagen“ und „[du] hast ihn getötet“ – umrahmt den Kern des Orakels: „[du] hast dir seine Frau zur Frau genommen“. Gott nennt Batseba nie beim Namen; sie bleibt Urias Frau. Gott lehnt auch den Begriff „sammeln“ (ʾsp) ab, der in 11:27 auftaucht, um Davids Aufnahme von Batseba in den Palasthaushalt in Vorbereitung auf seine Heirat mit ihr zu beschreiben, und zieht stattdessen das Verb „nehmen“ (lqḥ) vor: So wie David Batseba in sein Bett „nahm“ (11:4) und der reiche Mann das Lamm des armen Mannes „nahm“ (12:4), so wirft Gott David vor, Urias Frau „genommen“ zu haben.

Craig E. Morrison - Berit Olam

David erkannte sofort die Gemeinheit und Grausamkeit, um die es in der Geschichte ging, und war entsetzt und wütend, dass so etwas in seinem Königreich passieren konnte. Er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass ein solches Verhalten in Gottes Augen völlig inakzeptabel war. Jeder, der sich so verhalten würde, verdiente die härteste Strafe. In typischer Übertreibung spricht er von der Todesstrafe, obwohl die eigentliche Strafe eine Geldstrafe in Höhe des vierfachen Wertes des Lammes war (für den reichen Mann keine großen Kosten, aber für den armen Mann lebensverändernd). Nathans knappes „Du bist der Mann!“ muss für David ein großer Schock gewesen sein, aber die Geschichte hatte ihn auf die eigentliche Botschaft Gottes vorbereitet. Dass er fast sofort erkannte, wovon Nathan sprach, könnte bedeuten, dass sein Gewissen bereits zu ihm gesprochen hatte. Sind wir genauso bereit, die unangenehme Botschaft zu hören und sie auf uns selbst anzuwenden?

David hatte sowohl Ehebruch als auch Mord begangen – es mag schwierig gewesen sein, zu beweisen, dass Urias Tod Mord war, aber David wird nicht in Zweifel gezogen, dass Gott es so sah. Diese Vergehen werden eindeutig verurteilt, aber die Geschichte hilft, die Tatsache zu verdeutlichen, dass der damit verbundene Machtmissbrauch und die verachtenswerte Gemeinheit dessen, was David getan hatte, für Gott ebenso abscheulich waren. Gott hatte David so viel gegeben, und trotzdem dachte er, er hätte das Recht, sich das zu nehmen, was einem anderen gehörte. Indem er das Gesetz brach, verachtete er nicht nur das Wort des Herrn, sondern auch Gott selbst, indem er so tat, als seien die Gaben, die Gott ihm gegeben hatte, nicht ausreichend. Derjenige, dem das Privileg einer besonderen Beziehung zu Jahwe zuteil geworden war, hatte Gott faktisch ins Gesicht gespuckt. Endlich dämmert David das Ausmaß seiner Sünde. Er hat nicht nur gegen Batseba und Urija gesündigt, was schon schlimm genug gewesen wäre, sondern auch gegen den HERRN (13). Er hatte so gehandelt, als ob Gott und sein Wort keine Rolle spielten. Als Konsequenz aus seinem Verhalten wird ihm gesagt, dass das Schwert nie mehr von deinem Haus weichen soll (10). Das Buch der Könige, in dem die Geschichte der Monarchie nach Davids Tod aufgezeichnet wird, könnte als ein Bericht über die anhaltende Spannung zwischen dieser Vorhersage und Gottes Versprechen in 7,15, dass „meine Liebe niemals von ihm weichen wird“, gesehen werden.

Mary J. Evans – Die Botschaft von Samuel – Persönlichkeiten, Potenzial, Politik und Macht

Aus diesen Überlegungen geht klar hervor, dass David Gottes Gunst oder Anerkennung nicht wegen eines sündlosen Lebens erlangte. Obwohl sein Verhalten größtenteils vorbildlich war und sein Mut und seine Fähigkeiten als Anführer unvergleichlich waren, gefiel er Gott nicht wegen dieser Dinge besonders. Vielmehr wurde sein Herz als šālēm (KJV, „vollkommen“; NASB, „ganz und gar hingegeben“; NIV, „voll und ganz hingegeben“) mit Jahwe, seinem Gott, bezeichnet (1. Könige 11:4; 15:3), weil er so sehr an die Macht und Gnade Gottes glaubte. Das Adjektiv šālēm bedeutet im Grunde „vollständig, ganz, gesund, fertig“ oder auch „in Frieden mit [ʿim] jemandem.“ (Das Wort ist verwandt mit šālóm, „Frieden, Wohlergehen“.) Das heißt, Davids Herz war ganz für Gott da, und Gott war der Grund für sein Leben. Viele seiner Psalmen bringen seine tiefe Verbundenheit mit dem Herrn, seine Freude an der Gemeinschaft mit Gott und sein volles Vertrauen in seine erlösende Kraft zum Ausdruck.

Außerdem konnte David nie lange ohne Gemeinschaft mit Gott bleiben. Psalm 32 offenbart, welche unerträglichen Qualen er nach der Affäre mit Batseba durchlebte, bis schließlich der Prophet Nathan zu ihm kam und seine Verbrechen im Namen Jahwes verurteilte (2 Sam. 12:7-10). Ein unbedeutenderer Mann hätte sich gegen diesen kühnen Propheten aufgelehnt und ihn hinrichten lassen. Aber einer der größten Vorzüge von Davids Charakter war seine Fähigkeit, Zurechtweisung anzunehmen, seine völlige Sündhaftigkeit anzuerkennen (vgl. Ps 51,3-5) und sich der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen, der ihm vergibt, ihn reinigt und ihn wieder in die heilige Gemeinschaft einführt.

Der Gläubige, der sich Schuld und Versagen in der Weise stellen kann, wie David es tat, ist in einem tiefen Sinn ein Mann nach Gottes eigenem Herzen – ein Mann, von dem Gott Samuel sagte, dass er nach ihm Ausschau halten würde, nachdem Saul durch seinen Ungehorsam seine Gunst verwirkt hatte (1. Sam. 13,14). David war diese Art von Sohn und Diener des Herrn; er war ein ʾîš kilbābôe („ein Mann nach seinem Herzen“). Als solcher wurde er zum Vorbild für alle Gläubigen, die sich von ganzem Herzen dafür einsetzen, dem Herrn zu gefallen, seinem Wort zu gehorchen und die Sache seines Reiches auf Erden voranzubringen. Gott konnte ihm große Verantwortung und beständige Siege auf dem Schlachtfeld anvertrauen, weil Davids Hauptziel darin bestand, Gott zu verherrlichen, und nicht darin, sich selbst zu verherrlichen oder zu gefallen. Der Apostel Paulus erinnerte an diese vorherrschenden Züge in Davids Leben und lobte ihn vor der Gemeinde in Antiochia Pisidiae mit den Worten: „Und nachdem er ihn [Saul] abgesetzt hatte, erweckte er David zu ihrem König, von dem er auch Zeugnis ablegte und sagte: Ich habe David, den Sohn Isais, gefunden, einen Mann nach meinem Herzen [kata tēn kardian mou], der alles tun wird, was ich will“ (Apostelgeschichte 13:22, NASB).

Die Herrlichkeit Gottes, der Wille Gottes und die liebevolle Gemeinschaft mit ihm waren für König David das Wichtigste, auch wenn es in dieser Beziehung zeitweise Schwankungen gab. Aber selbst nachdem er in Sünde und Versagen gefallen war, wusste David der Gnade und vergebenden Liebe Gottes genug zu vertrauen, um seine Schuld in einer Haltung wahrer Reue zu bekennen und zu verlassen, um auf dem Weg der Heiligkeit wieder mit dem Herrn Schritt zu halten. Ein solcher Gläubiger ist mit Sicherheit ein Mann oder eine Frau nach Gottes eigenem Herzen!

Gleason L. Archer – Neue Internationale Enzyklopädie der Bibelschwierigkeiten

Na klar kann man David auf Grund dieses einen Falls – der nur an einer Stelle der Bibel erwähnt wird – Gier unterstellen. Aber ich würde behaupten, dass der David der Bibel eben nicht auf diesen einen großen schweren Fehler beschränkt werden sollte! Oder möchten die Menschen, die David Gier als Eigenschaft unterstellen, auch auf die gemachten Fehler reduziert werden? Oder sind diese Menschen vielleicht selbst sehr gierig, und wollen dass du als Leser und Hörer ihrer Botschaften ihnen „dein Geld schenkst“ – und auch deine persönliche Beziehung soll nicht mehr direkt, sondern nur noch über diese Personen laufen??   Denken wir bei David immer daran, wie Jehovah das Leben von David zusammenfasst: „ein Mann nach meinem Herzen“!

Ich beeile mich und zögere nicht, deine Gebote zu halten

Ich habe meine Wege überdacht, und meine Füße gekehrt zu deinen Zeugnissen.
Ich habe geeilt und nicht gesäumt, deine Gebote zu halten.
Elberfelder 1871 – Psalm 119,59–60

Ich überdenke alle meine Wege
und lenke meine Schritte zurück zu dem, was du als richtig bezeugst.
Entschlossen und ohne zu zögern bemühe ich mich,
deine Gebote zu halten.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Psalm 119:59–60

Ich denke über alle meine Wege nach und richte sie aus nach deinen Zeugnissen.
Ich beeile mich ohne Zögern, deinen Geboten gehorsam zu sein.
Bruns – Psalm 119,59–60

Ich betrachte meine Wege. Nachdem der Prophet – dies ist in kurzem der Gedanke – über den Sinn seines Lebens nachgedacht, fasst er allein den Vorsatz, der Lehre des Gesetzes zu folgen. Dabei wirft er einen stillen Seitenblick auf die Irrwege der Menschen, die sich jämmerlich hierhin und dorthin umtreiben und in ihrer Gedankenlosigkeit völlig gehen lassen. Zwar hält ein jeder scharfen Ausblick und wendet allen Eifer an, zu erreichen, was ihm gut dünkt; aber eben in dieser Wahl zeigen sich alle blind. Mit geschlossen Augen stürzen sie kopfüber vorwärts oder verlieren sich sorglos in Eitelkeiten. Sicherlich betrachtet niemand klüglich seine Wege. Darum erklärt sich der Prophet mit gutem Grunde für den richtigen Lebensgrundsatz, dass man aus der Gedankenlosigkeit aufwache, seine Wege bedenke und endlich einmal nüchtern erwäge, was es eigentlich heißt, sein Leben richtig zu ordnen. Zweitens lehrt er dann, dass ein Mensch, der ernstlich sein Leben regeln will, nichts Besseres ergreifen kann, als dass er dem Herrn folge, wohin er ihn ruft. Wären die Menschen in ihrer Gedankenlosigkeit nicht stumpf, so würden sie sicherlich um die Wette darnach laufen, Gott allein zum Lebensführer zu erwählen.
V. 60. Ich eile usw. Jetzt berichtet der Prophet, mit welchem Eifer er dem Herrn seinen Gehorsam angeboten hat. Denn dass er eilt, ist ein Ausdruck für einen glühenden Eifer. Erläuternd und erweiternd fügt er hinzu: uns säume nicht. Wie der Hebräer sagt: „Ich rede und schweige nicht“, – um ein offenes und rückhaltloses Reden zu beschreiben, so besagt auch dieser Doppelausdruck: „Ich eile und säume nicht“, – dass David ohne jeden Verzug und Aufenthalt vorwärts strebt. Und wenn wir unsere Trägheit uns vergegenwärtigen und auf der andern Seite alle Hemmungen, die Satan unaufhörlich auf unsern Weg wirft, so werden wir schließen dürfen, dass David diesen Zusatz nicht ohne Grund gemacht hat. Denn wenn man auch wahrhaftig und von Herzen sich der Gerechtigkeit Gottes zur Verfügung zu stellen wünscht, so wissen wir doch, was Paulus sagt (Röm. 7, 15. 18 f.), dass er nicht leisten konnte, was er wollte. Wenn also auch kein äußeres Hindernis uns aufhalten sollte, sind wir doch innerlich in so viele Widerstände verstrickt, dass nichts schwerer ist, als ungesäumt zur Erfüllung des göttlichen Gesetzes zu eilen. Im Übrigen wollen wir festhalten, dass der Prophet hier vergleichsweise redet im Blick auf solche Leute, die während des größten Teils ihres Lebens im Rückstand bleiben und nicht bloß zögernd und langsam dem Herrn nahen, sondern voller Bedenken überhaupt stehen bleiben, oder die durch viel verschlungene Umwege sich am Vorwärtskommen hindern. Der Prophet war also in der Verehrung Gottes nicht etwa eifriger als Paulus, sondern will mit diesen Worten nur dartun, dass er wacker darnach ringt, seinen Lauf unbehindert zu vollenden. Sein Beispiel lehrt, dass es ein hohles Gerede ist, wenn wir unsere Trägheit mit den Hindernissen, welche die Welt uns bereitet, oder mit der eignen Schwachheit entschuldigen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

In Vers 59 spricht der Dichter von einer Selbstprüfung. Als Ergebnis seiner Selbstkritik erwähnt er, dass er seine Füße vermehrt den Zeugnissen des Wortes zugewandt habe. Er möchte die dort vorgegebenen Richtlinien unbedingt einhalten. Nun sollte sich niemand vor der kritischen Prüfung seiner eigenen Wege scheuen. Der Herr möchte, dass man zum Ersten die Überlegungen des eigenen Herzens und zum Zweiten jeden Schritt der täglichen Praxis im Licht des Wortes und vor Seinen Augen überdenkt, wobei das Gewissen in Übung kommen muss (Klgl 3,40; Hag 1,4–7). Um Selbstvorwürfe zu umgehen, könnte man versucht sein, das Schuldbewusstsein infolge eines falschen Weges zu verdrängen. Der Aufrichtige hingegen wird mit dem Bekennen des Verwerflichen vor dem Herrn nicht zögern, damit das Denken und Handeln wieder mit Gottes Willen übereinstimmt. Sonst müsste der Herr, um Schaden abzuwenden, gegebenenfalls züchtigend eingreifen, wie es einst bei dem unentschiedenen Lot geschah (Vers 60; 1 Mose 19,15.16). Der Psalmdichter aber zögerte nicht, sondern beeilte sich, das als richtig Erkannte in die Tat umzusetzen. Er wartete nicht ab, bis die Zeit die Eindrücke seines Gewissens verblassen ließ. Er schob auch keine Hinderungsgründe vor, sondern gehorchte dem Wort sofort. Noch weniger ließ er sich durch Bedrohung seitens der Gottlosen davon abhalten, das zu tun, was Gott wohlgefällig war. Ihr Ränkespiel und ihre Fallen konnten ihn nicht zu unbedachter Gegenwehr veranlassen und erst recht nicht vom Befolgen des Gesetzes ablenken. Er

Karl Mebus – Die Psalmen – Eine Auslegung für die Praxis

»Die große Wende, die im Herzen und im Leben geschehen muss, ist die Abkehr von allen anderen Dingen hin zu Gottes Wort. Die Bekehrung kehrt uns zum Wort Gottes als unserem Prüfstein, der unseren Zustand, unsere Wege, unser Gemüt, unsere Lehre, unseren Gottesdienst und unsere Werke prüft; es ist wie unser Spiegel, damit wir uns gehörig kleiden, Jak 1; wie unsere Richtschnur, nach der wir wandeln und wirken, Gal 6,16; wie das Wasser, mit dem wir uns waschen, Ps 119,9; wie unser Feuer, uns zu erwärmen, Lk 24; wie unsere Speisen, uns zu nähren, Hi 23,12; wie unser Schwert zum Kämpfen, Eph 6; wie unser Erbe, uns reich zu machen« (Philip Henry).

Benedikt Peters – Die Psalmen

Gott ist unser Herr (V. 59-61). Das Land, das die Israeliten geerbt hatten, gehörte eigentlich dem Herrn (Lev 25,23), und er sorgte für es (Dtn 11,8-17). Wenn das Volk den Bedingungen des Bundes gehorchte, würde Gott das Volk und seine Arbeit im Land segnen, aber wenn es sich den Götzen zuwandte, würde er es züchtigen, zuerst im Land und dann in anderen Ländern. Liebevoller Gehorsam war die Voraussetzung für Gottes Segen, so wie es auch heute der Fall ist. Unser Verstand gehört Ihm („Ich habe meine Wege bedacht“) und unsere Füße gehören Ihm („Ich habe meine Schritte gewendet“). Unsere Zeit gehört ihm, und wir dürfen nicht zögern, seinem Willen zu gehorchen (V. 60). In alten Zeiten konnte kein Diener „Nein“ sagen, kein Diener konnte zögern oder den Willen des Herrn aufschieben, und kein Diener konnte sich entschuldigen oder sagen: „Ich habe es vergessen.“ Die Verantwortung des Dieners besteht darin, die Befehle seines Herrn zu hören, sich an sie zu erinnern und ihnen sofort zu gehorchen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary